Der Dieb redet mit dem Dienstmädchen

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Der ein oder andere wird bestimmt schon bemerkt haben, was in diesem Kapitel enthüllt wird ^^ (Zumal es auch mindest eine sehr deutliche Anspielung gab)

LG Juzo-chan

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Kapitel 44: Der Dieb redet mit dem Dienstmädchen

Erschrocken wache ich auf, als mir die Luft aus der Lunge gepresst wird. Diese Erschrockenheit wandelt sich aber in Entsetzen, als mir im nächsten Moment etwas Nasses übers Gesicht fährt. Mit großen Augen schaue ich auf den weißen Riesenhund. Dieser schaut mich nun ebenfalls einen Moment lang aufmerksam an, dann beginnt er sich zu freuen.
>Will der mich eigentlich verarschen?<, frage ich mich, als ich kurz aus dem Fenster schaue. Draußen ist es noch stockdunkel und damit definitiv noch nicht Zeit aufzustehen. Seufzend lasse ich mich wieder zurück in die Kissen fallen und schließe meine Augen. Dennoch kann ich spüren, wie Pluto mich anstarrt. Ich versuche ihn einfach zu ignorieren und weiterzuschlafen. Glücklicherweise lässt Pluto dies auch zu. Ich spüre noch, kurz bevor ich wieder eingeschlafen bin, wie er sich eindreht und den Kopf auf mich legt. Fragt mich nur nicht, wie er sich auf dem Bett einrollen konnte in seiner Größe, ohne mich dabei aus dem Bett zu schmeißen oder zu zerquetschen.

Als ich das nächste Mal aufwache, liegt Pluto noch immer in meinem Bett und schläft selbst in aller Ruhe. Zwar ist es noch immer dunkel, aber draußen ist bereits die Dämmerung zu sehen. Also ist es Zeit aufzustehen und sich fertig zu machen. Leichter gesagt, als getan mit einem Teufelshund auf einem. Pluto hat sich nämlich so eingerollt, dass ich nicht aufstehen kann. Jedes Mal, wenn ich mich bewege, kuschelt er seinen Kopf nur wieder in das Bett ein und macht jeden Fortschritt damit zunichte.
„Und was jetzt?", frage ich leise und lasse mich wieder nach hinten fallen. Leider will mir nichts einfallen, was ich nun machen könnte und Pluto scheint auch nicht so, als würde er aufstehen wollen. Dann aber kommt mir eine Idee, die vielleicht sogar klappen könnte. Kurz schaue ich den schlafenden Hund an, dann atme ich einmal tief durch.
„Pluto!", mache ich ihn auf mich aufmerksam. Er öffnet zwar seine Augen, bleibt allerdings regungslos liegen.
„Wo ist Sebastian?", frage ich in übertrieben fröhlicher und etwas zu hoher Stimme, beinahe als würde jemand mit einem kleinen Kind reden. Ich selbst rede nicht so mit kleinen Kindern, da ich mir dann immer albern vorkomme. Sofort reagiert der Teufelshund darauf und hebt aufmerksam den Kopf. Sein Blick bleibt auf mich gerichtet.
„Ja, wo ist Sebastian?", frage ich noch einmal und dieses Mal springt Pluto tatsächlich von mir herunter. Jetzt erst fällt mir auf, dass er nur knapp in das Zimmer passt. Seine Ohrspitzen berühren die Decke, wobei er allerdings den Kopf ein bisschen gesenkt hält. Sein Schwanz wedelt fröhlich hin und her und bringt die Seiten eines offenen Buches auf meinem Schreibtisch komplett durcheinander. Aufgeregt tappt er mit den Pfoten herum. Es dürfte wohl auch nicht mehr allzu lange dauern und er würde aufgeregt bellen. Da ich das aber vermeiden möchte, springe ich gerade zu aus dem Bett und öffne die Tür. Irgendwie zwängt er sich dadurch und rennt dann auch schon die Treppe herunter. Ich sehe ihn schon gegen die Wand am Treppenende laufen, da der Flur ziemlich schmal ist, da verschwindet er auch schon einfach. Irritiert bleibe ich stehen. Das hätte er doch auch schon in meinem Zimmer machen können... Oder ich hätte ihm auch so entkommen können. Mein Gefühl sagt mir, dass er auf diesen Weg auch über Nacht hierein gekommen ist.
Durch das Öffnen der gegenüberliegenden Tür werde ich aus meinen Gedanken gerissen. In der Überzeugung dort Maylene zu sehen, welche bereits fertig für die Arbeit ist, schaue ich auf. Ein bisschen überrascht schaue ich die Person, welche gerade aus dem Zimmer gekommen ist, an. Diese Person erwidert den Blick. Wir starren uns einen Moment lang nur schweigend an. Es ist mein Gegenüber, welcher sich zuerst wieder fängt. Verlegen legt er die Hand am Hinterkopf und kratzt sich mit einem verlegenen Lachen.
„Guten Morgen, Lucia.", kommt es schließlich vom blonden Koch. Noch immer etwas baff schaue ich ihn noch kurz schweigend an. Mir sie ist Vertraulichkeit zwischen Bard und Maylene zwar aufgefallen, aber ist es doch etwas überraschend ihn jetzt hier – beim Rausschleichen aus Maylenes Zimmer – zu treffen.
„Guten Morgen, Bard.", antworte ich ihm als ich mich auch wieder gefangen haben. Kurz steht er unschlüssig im Flur, dann aber verschwindet er kurz. Gerade als er den Treppenansatz erreicht hat, kommt Maylene aus dem Zimmer. Sie trägt noch ihr Nachthemd und hält etwas Kleines in der Hand.
„Bard! Du hast deine Uhr vergessen.", ruft sie ihm noch hinterher. Mich scheint sie bisher nicht bemerkt zu haben. Sofort kommt Bard zurück und nimmt ihr die Uhr ab, nur um dann wieder schnell zu verschwinden. Maylene schaut ihn verwirrt und etwas enttäuscht hinterher, so als hätte sie noch etwas erwartet. In mir breitet sich das Gefühl aus, dass Bard die ganze Situation im Moment zu peinlich ist und er deswegen schnell verschwunden ist. Das schlechte Gewissen macht sich in mir breit, da ich nun Maylenes trauriges Gesicht sehe. Als sie mich dann doch noch bemerkt, läuft sie rot an, genauso wie Bard es vorhin getan hat.
„Oh Gott, Lucia. Wie lange stehst du schon da?", fragt sie aufgeregt und legt ihre Hände auf ihre roten Wangen.
„Kurz bevor Bard aus deinem Zimmer gekommen ist.", antworte ich ihr etwas verlegen. Sofort läuft sie noch roter an und verbirgt ihr Gesicht in ihren Händen.
„Das ist ja so peinlich.", murmelt sie leise vor sich hin. Beinahe hätte ich es gar nicht verstanden, so leise redet sie.
„Das muss dir doch nicht peinlich sein.", versuche ich sie zu beruhigen und lege meine Hände auf ihre Schultern: „Es ist doch normal, dass man sich verliebt." Tatsächlich schaut sie nun zu mir auf.
„Aber...", beginnt sie wieder: „Es ziemt sich doch nicht, dass Mann und Frau eine innige Beziehung führen, ohne verheiratet zu sein."
„Das sagst du in einem Anwesen, dessen Hausherr und oberste Butler Dämonen sind?", frage ich sie ein wenig lächelnd. Maylene scheint tatsächlich kurz über meine Worte nachzudenken.
„Aber...", beginnt sie dann wieder aufgebracht.
„Mach dir doch nicht solche Gedanken. Hat der junge Herr etwa etwas gegen eure Beziehung?", frage ich sie vorsichtig. Immerhin könnte das der Ursprung ihrer Reaktion sein. Als sie aber leicht den Kopf schüttelt, spüre ich tatsächlich, wie mir ein Stein vom Herz fällt.
„Na siehst du. Dann gibt es doch kein Problem für euch beiden. Freue dich einfach, dass ihr beide jemanden gefunden habt, den ihr liebt und der eure Liebe auch erwidert.", versuche ich sie wieder zu beruhigen. Zu meinem eigenen Erstaunen, da ich so etwas normalerweise überhaupt nicht kann, scheint es zu funktionieren. Glücklich lächelt Maylene mich an. Als sie mir dann aber um den Hals fällt, überfordert sie mich doch etwas.
„Danke, Lucia.", sagt Maylene, als sie sich wieder von mir löst. Verwirrt schaue ich sie an.
„Wofür?", frage ich nach.
„Viele Menschen würden uns für unsere Beziehung verurteilen. Aber du tust es nicht.", kommt es von dem Dienstmädchen. Kurz schaue ich sie an, ehe ich kurz auflachen muss.
„Ich habe nun wirklich kein Recht dazu, jemanden für das was er tut zu verurteilen.", sage ich dann noch immer leise lachend. Verwundert schaut Maylene mich an.
„Aber du bist doch in keiner Beziehung. Oder etwa doch?", fragt sie und schaut mich zum Ende hin neugierig an.
„Nein, das bin ich nun wirklich nicht.", winke ich schnell aber: „Aber ich habe auch schon so einiges auf meinen Missionen gemacht, was andere nur verurteilen würden."
„Hast du etwa?!", fragt Maylene etwas zu hoch und läuft sofort wieder rot an. Kurz schaue ich sie verwirrt an, dann bemerke ich aber, was sie meint und laufe auch hochrot an.
„Nein, das meinte ich damit nicht!", sage ich schnell: „Ich meine nur, dass ich schön öfters Männern den Kopf verdreht habe, um an Informationen zu kommen. Aber mehr als ein Kuss war da nie." Erleichterung macht sich auf dem Gesicht des Dienstmädchens breit, was mich doch ein bisschen überrascht. Immerhin war sie eben noch erleichtert, dass ich ihre intime Beziehung zu Bard nicht verurteile.
„Oh nein, ich verurteile dich nicht", bringt sie schnell heraus, als sie scheinbar meinen Gesichtsausdruck deutet: „Es wäre wohl nur nicht allzu gut, wenn Sebastian das herausfinden würde." Verwundert schaue ich sie nun an. Was hat Sebastian auch damit zu tun?
„Wieso sollte Sebastian etwas dagegen haben?", frage ich nach: „Er ist zwar stets darum bemüht den Ruf des jungen Herrn zu wahren, aber solange dieser nicht gefährdet ist, sollte es ihm doch egal sein. Und da niemand außer euch weiß, dass ich der Schattendieb war, gibt es diesbezüglich doch kein Problem." Nun ist es Maylene, die mich verwundert anblickt. Dann schüttelt sie den Kopf.
„Du hast es also immer noch nicht bemerkt?", fragt sie dann, geht aber auch auf meinen verwirrten Blick hin nicht weiter darauf ein.
„Was meinst du damit?", frage ich sie. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, da ertönt aber auch schon der Klang der Kirchenglocke aus dem nahegelegenen Ort. Sofort zucken Maylene und ich zusammen und schauen uns entsetzt an.
„Wir kommen zu spät.", kommt es beinahe zeitgleich aus unseren Mündern und jede verschwindet in ihr eigenes Zimmer, um sich schnell fertig zu machen.

SchattendiebWhere stories live. Discover now