Der Dieb auf dem Ball

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Hey Leute,

es hat zwar eine Weile gedauert, aber nun ist es soweit und es gibt ein neues Kapitel. Dabei handelt es sich auch um das letzte Kapitel.
Ich habe mich dafür entschlossen diese FF hier mit einem offnen Ende zu beenden, da sie ohnehin schon länger geworden ist, als sie eigentlich sollte und mir langsam die gute Ideen hierfür ausgegangen sind. Da ich aber keine Inhaltsleeren Kapitel online stellen möchte, die dafür sorgen, dass die FF sich letzlich nur im Kreis dreht oder bei denen ich keine wirkliche Motivation mehr habe, sie zu schreiben, habe ich mich dazu entschlossen

Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal bei allen Lesern bedanken, die dieser Geschichte bis zu diesem Punkt gefolgt.

LG Ju Zo

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Kapitel 91: Der Dieb auf dem Ball

Nervös betrachte ich mich im Spiegel. Heute ist es so weit. In nicht einmal einer Stunde werden wir uns auf den Weg zu dem Ball machen. Wenn ich so zurückdenke, dann kann ich nur sagen, dass die vergangen Wochen wirklich wie im Flug vergangen sind.

Mit einem unguten Gefühl stehe ich etwas abseits. Ob es nur die Nervosität ist, kann ich nicht sagen. Dafür aber kann ich mit Gewissheit sagen, dass ich am liebsten von hier verschwinden würde. Zumindest aber stehe ich nicht allein hier. Auch Ciel hält sich eher am Rande auf. Nur Lizzy befindet sich mitten im Geschehen. Eigentlich wollte Edward heute Abend auch anwesend sein, allerdings ist ihm etwas Wichtiges dazwischen gekommen.
„Bitte, Ciel. Nur dieser eine Tanz.", bittet Lizzy nun zum siebten Mal. Bis jetzt ist Ciel recht standhaft geblieben und hat sich nur zu einem einzigen Tanz recht weit zu Beginn eingelassen. Seitdem hat er entweder hier am Rand gestanden oder sich mit irgendwelchen Leuten unterhalten. In der vergangenen Stunde kam Lizzy ein paar Mal und wollte Ciel überreden, mit ihr zu tanzen, was er aber immer mit einer passenden Ausrede ablehnen konnte. Ein Mal war es ein Gespräch mit einem wichtigen Geschäftspartner, das andere Mal eine Unterhaltung mit einem anderen Adeligen. Jetzt aber hat er keine dieser Ausreden. Nur zu deutlich kann ich sehen, wie Ciel fiebernd nach einem weiteren Grund sucht, nicht tanzen zu müssen. Nach dem, was Lizzy mir erzählt hat, läuft es auf jedem Ball so. Ciel drückt sich immer davor, mit ihr zu tanzen. Nur wenige Male schaffte sie es ihn dazu zu überreden. Laut Sebastian liegt es daran, dass sich Ciel zum einen nicht gerne in der Menge befindet und zum anderen einfach nicht so gut tanzen kann, wie er gerne würde.
Schließlich gibt Ciel dann doch nach und führt Lizzy auf die Tanzfläche zu den anderen Tanzpaaren. Es dauert nur wenige Augenblicke und schon tanzen die beiden im Takt der Musik. Ein wenig überrascht schaue ich ihnen dabei zu. Sie bewegen sich perfekt zur Musik und jeder einzelne Schritt stimmt.
„Wieso denkt Ciel, dass er nicht gut genug tanzen kann?", frage ich Sebastian leise. Fast die gesamte Zeit befindet er sich schon in meiner Nähe. Nur als Ciel einzige Gespräche geführt hat, was Sebastian mit ihm gegangen. Dafür aber habe ich mich mit Lizzy und einigen anderen Damen hier unterhalten. Sie hatten es zwar nicht gesagt, aber ihre Blicke und Andeutungen haben ihre Neugier deutlich gezeigt. Aus ihren Andeutungen konnte ich heraushören, dass viele darüber neugierig waren, wie das wiedergefundene Mitglied der Familie Phantomhive so sein würde. Obwohl es mir ein wenig unangenehm war, waren sie wirklich freundlich. Sie haben nicht nur so getan. Als sie wieder weg waren, erklärte Lizzy mir, dass es gute Bekannte seien.
„Mittlerweile ist diese Überzeugung tatsächlich nicht mehr notwendig.", antwortet Sebastian leise.
„Mittlerweile?", frage ich weiter nach und wende meinen Kopf zu ihm.
„Nun, der junge Herr lernte das Tanzen erst mit etwa 12 Jahren. Also recht spät für einen Adeligen. Außerdem hatte er zu Beginn deutliche Probleme den Rhythmus und die notwendige Körperspannung zu halten.", erklärt Sebastian leise. Verstehend nicke ich.
>Davon sieht man aber nicht mehr viel.<, denke ich mir, als ich die beiden weiter beim Tanzen beobachte.
„Bist du dir sicher, dass die Gerüchte stimmen?", kann ich eine Stimme flüstern hören. Sie ist nicht allzu weit entfernt. Sonst hätte ich sie wohl nicht gehört.
„Wieso sonst sollte der Butler so nah bei ihr stehen? Außerdem habe ich gehört, dass er seinen Dienst als Butler bald beenden wird.", antwortet auch schon eine weitere Stimme. Aus den Augenwinkeln suche ich meine nähere Umgebung ab. Es dauert mich allzu lang und ich habe den Ursprung der Stimmen gehört. Es ist eine kleine Gruppe von Frauen, auch etwas abseits, die sich unterhalten. Jede von ihnen hält einen aufwändig verzierten Fächer in der Hand oder vor das Gesicht. Allesamt tragen Kleider mit breit ausgestellten Röcken. Eine von ihnen trägt ein dunkel lila Kleid mit vielen Rüschen als Verzierung. Eine andere ein dunkelblaues Kleid mit weißen Schleifen. Die dritte trägt ein goldgelbes Kleid, das sowohl mit Rüschen als auch mit schwarzen Schleifen verziert ist. Und die Vierte hat ein hellgrünes Kleid, das ebenfalls mit Rüschen und Schleifen geschmückt wurde.
„Bist du dir sicher, dass Earl Phantomhive und Marquis von Midford das zulassen? Letztlich wäre diese Bindung nicht standesgemäß.", antwortet die in Blau.
„Ich finde es ohnehin sehr suspekt, dass sie nach all den Jahren zurückgekehrt ist. Das Ganze ist sehr mysteriös.", entgegnet die in Gelb.
„Willst du etwa sagen, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt?", fragt die in Grün überrascht.
„Das würde ich nicht wagen. Ich sagte gelegentlich, dass es ungewöhnlich ist.", antwortet die in Gelb. Schweigend folge ich ihrem Gespräch. Obwohl mich dieser indirekte Vorwurf doch etwas trifft, kann ich es durchaus nachvollziehen. Diese gesamte Situation würde wohl auch so manch einen Betrüger locken.
„Und was wird der Butler denn machen, wenn er aus dem Dienst des Earl Phantomhive entlassen wird? Bist du dir sicher, dass er den Dienst beenden wird oder wird er entlassen?", fragt die in Lila nach.
„Soweit ich es gehört habe, wird er den Dienst beenden. Der Earl würde wohl so einen begabten Butler nicht entlassen. Eine Verwandte wird irgendwann das Haus verlassen. Ein Butler aber bleibt oft sein Leben lang im Dienst seines Herrn. Das Problem wäre also nur eine Frage der Zeit.", antwortet die in Blau wieder.
„Ich habe etwas Ähnliches gehört. Es geht das Gerücht, um dass er vom Oberbutler zum Direktor der Firma des Earls wird.", gibt die in Gelb dazu.
„Direktor der Firma? Da stellt sich doch glatt die Frage, ob er diese Position durch seine Fähigkeiten oder durch eine Bindung mit der Cousine des Earls erhält.", kommt es etwas gehässig von der Frau in Grün.
„Hör einfach nicht hin. Auf diesen Veranstaltungen wird gemeinhin unglaublich viel getratscht. Manche dieser Damen scheinen geradezu dafür zu leben.", kann ich Sebastians Stimme hören. Mit einem Lächeln drehe ich mich zu ihm um.
„Das war mir von Beginn an klar. Lizzy hat mich davor gewarnt. Und das unsere Bindung ein Thema wird, war auch klar.", antworte ich ihm.
„Und was stört dich dann daran?", fragt Sebastian mit hochgezogener Augenbraue.
„Dass sie absolut kein Recht für dieses Getratsche haben. Diese Frauen bringen sich nur selbst in Schwierigkeiten, sollte die falsche Person ihre Worte hören.", meine ich nur.
„Und wie kommst du darauf?", fragt Sebastian nun mit einem leichten Lächeln. Es ist dieses typische Lächeln von ihm, das so unglaublich vereinnahmend ist und gleichzeitig teuflisches erahnen lässt.
„Lizzy hat mir vorhin ein paar Leute vorgestellt. Diese vier Damen waren dabei. Ihre Männer sind Geschäftspartner von Onkel Alexis und Ciel.", meine ich nur: „Durch ihre Lästerei haben sie sich bereits einige Feinde gemacht. Vor einigen Jahren haben sie dadurch sogar ihren Ehemännern einige andere Geschäftspanter gekostet."
„Das haben sie in der Tat.", stimmt Sebastian mir zu. Natürlich weiß er das alles.
„Der junge Herr und Marquis Midford haben ihre Geschäftsbeziehung einzig nicht beendet, da sie nicht von ihren Lästereien betroffen waren.", fügt er nach einer kurzen Pause hinzu. Verstehend nicke ich.
„Du siehst blass aus.", sagt Sebastian nach einigen Sekunden der Ruhe. Verwundert schaue ich ihn an. Es ist hier drinnen zwar etwas warm, aber keineswegs stickig oder schlechte Luft. Die Wärme in diesem Raum liegt wohl auch an der Hitzewelle der vergangenen Wochen. Doch ehe ich etwas sagen kann, ergreift Sebastian auch schon meine Hand und führt mich nach draußen. Durch eine weit geöffnete Tür treten wir in den Garten, welcher in nahe gelegenen Bereich ebenfalls mit Lichtern geschmückt wurde. Es wurde also bedacht, dass es einigen im Inneren zu warm werden könnte und daher wurde ein Teil des Gartens ebenfalls vorbereitet. Auch hier laufen die Bediensteten herum und reichen Getränke und kleine Snacks. Aufgrund der Wärme stehen sogar mit Wasser gefüllt Gläser aus den Tabletts anstatt nur Wein, Sekt oder Champagner.
Mit langsamen Schritten gehen die Terrasse herunter und über den Schotterweg. Natürlich ist dieser Garten nicht so groß, wie der im Anwesen, allerdings befinden wir uns hier auch innerhalb von London. So schön es hier auch ist, kann ich dennoch die Blicke der Menschen um uns herum spüren und ihr Getuschel hören.
„Achte einfach nicht darauf. Es liegt in ihrer Natur.", raunt Sebastian mir zu.
„Ich weiß.", meine ich daraufhin nur: „Solange du bei mir bist, werden sie wohl auch über uns reden."
„Dann werden sie wohl niemals aufhören.", entgegnet mir Sebastian und haucht einen Kuss auf meine Finger. Sofort spüre ich die Hitze in meine Wangen steigen.

Noch während wir durch den Garten laufen, schweifen meine Gedanken ab. Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringen wird. Dennoch bin ich mir sicher, dass sie noch einige Überraschungen bereithalten wird. Aber es werden wohl nicht nur schlechte Überraschungen sein. Mit Sicherheit werden auch Gute dabei sein und auf eben diese freue ich mich jetzt schon. Bei allen Hürden, die warten, bin ich mir sicher, dass wir sie schon irgendwie überwinden werden. Und auch meine Kräfte werde ich irgendwann kontrollieren können. Jolene meinte, dass sie Jahrzehnte brauchte, um all ihre Kräfte zu entdecken und diese auch kontrollieren zu können. Aber auch da bin ich mir sicher, dass ich es schaffen werde.

SchattendiebWhere stories live. Discover now