Der Dieb führt eine Diskussion

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Hey Leute,

hier ist das Kapitel für diese Woche.
Es wird etwas... anders als sonst. Ich hoffe, dass es euch dennoch gefällt.
Dann will ich euch jetzt auch nicht länger aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 61: Der Dieb führt eine Diskussion

Nachdenklich sitze ich an dem Schreibtisch auf meinem Zimmer. Mein Blick ist aus dem Fenster in die mittlerweile dunkle Nacht gerichtet. Es ist etwa 23 Uhr. Im Anwesen ist es ruhig, dennoch ist noch niemand zu Bett gegangen. Der junge Herr und seine Gäste befinden sich im Salon und beschäftigen sich mit irgendetwas, während Sebastian und Agni sie mit kleinen Speisen und Getränken versorgen. Finny sollte jetzt seine letzte Runde um das Anwesend machen und Maylene ist gerade auf dem Dach und kontrolliert ihre Gewähre. Pluto liegt im Garten und schläft, allerdings sollte er wohl sofort hellwach sein, sollte jemand unbefugt auf das Anwesen eindringen. Was genau Bard und Tanaka machen, kann ich nicht sagen.
Verwundert wende ich meinen Blick von dem Sternenhimmel ab als ich im Flur etwas hören kann. Es klang wie eine zufallende Tür.
>Maylene müsste eigentlich noch auf dem Dach sein.<, denke ich mir und stehe von dem Stuhl auf. Leise gehe ich auf die Tür zu. Als ich den Griff in der Hand halte, lausche ich einen Moment in die nun herrschende Stille hinein. Vielleicht habe ich es mir eben auch nur eingebildet. Ich will mich gerade umdrehen und mich wieder auf den Stuhl setzen als ich eine Stimme leise fluchen hören kann. Überrascht bleibe ich stehen. Das war mit Sicherheit nicht Maylene. Es war eine männliche Stimme und ich bin mir auch ziemlich sicher, zu wissen wem sie gehört. Gerade deshalb öffne ich nun vorsichtig die Tür und schaue in den Flur hinein. Wieder ist es still. Die Tür zu Maylenes Zimmer ist geschlossen und auch durch den Spalt unter der Tür ist kein Licht zu erkennen. Misstrauisch und auch ein wenig neugierig bleibe ich kurz im Flur stehen und warte einfach ab. Tatsächlich kann ich noch einmal die fluchende Stimme hören. Mit leises Schritten trete ich auf die Tür zu. Kurz zögere ich, dann klopfe ich aber sachte gegen diese. Von innen ist etwas zu hören, so als wäre etwas umgefallen.
„Bard bist du das?", frage ich vorsichtig nach. Wieder ist es kurz still auf der anderen Seite der Tür, dann aber öffnet sie sich und tatsächlich ist der blonde Koche zu sehen. Anders als normalerweise trägt er seine weiße Kochjacke nicht und auch seine Fliegerbrille hängt nicht um seinen Hals. Stattdessen trägt er ein hellgraues kurzärmeliges Shirt und seine übliche Hose. Ein wenig verlegen grinst er mich nun an. Er wirkt beinahe wie ein Junge, den man beim Kirschen klauen ertappt hat.
„Oh... Hey Lucia.", bringt er schließlich verlegen lachend heraus.
„Wartest du auf Maylene?", frage ich direkt weiter. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass Bard sich bei Nacht in Maylenes Zimmer geschlichen hat. Ich freue mich wirklich für die beiden und bin auch froh darüber, dass der junge Herr nichts gegen ihre Beziehung hat. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass es echt amüsant ist die beiden besonders am Morgen zu erwischen. Gerade Maylene wird jedes Mal puterrot und Bard kann vor Verlegenheit nicht aufhören zu lachen oder zu grinsen.
„Ja, sie sollte gleich zurück sein.", antwortet er, während er sich am Hinterkopf kratz. Verstehend nicke ich.
„Was war das eben für ein Krach? Ist dir etwas heruntergefallen?", frage ich weiter.
„Nein, nicht so ganz.", stottert er erst herum, dann seufzt er auf und redet schließlich weiter: „Ich wollte Maylene überraschen und eine romantische Atmosphäre schaffen. Dazu wollte ich einige Kerzen anzünden, die ich neulich gekauft habe. Aber es war zu dunkel und ich bin gegen ihren Nachttisch gelaufen, bevor ich die erste Kerze angezündet habe. Die Kerze ist mitsamt Halter heruntergefallen." Es ist vielleicht ein bisschen gemein, aber ich kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was passiert ist.
„Wenn du möchtest kannst du die erste Kerze an meiner Lampe anzünden. Dann hättest du zumindest eine kleine Lichtquelle im dunklen Zimmer.", biete ich ihm an.
„Das wäre wirklich freundlich von dir.", sagt er mit einem verlegenen Grinsen, scheint aber wirklich erleichtert zu sein. Wer weiß, wie viele blaue Flecken er jetzt schon morgen haben wird und wie viele es noch geworden wären.
„Ach was.", winke ich nur ab: „Ich hole die Lampe schnell, warte kurz." Während ich in mein Zimmer zurückgehe, tritt Bard über den Flur und bleibt in meiner Zimmertür stehen. Schnell schnappe ich mir die Lampe und gehe die paar Schritte auf ihn zu. Vorsichtig öffne ich die kleine Tür, da das Eisen wirklich heiß geworden ist. Schnell zündet Bard die Kerze an.
„Danke.", sagt er noch grinsend und verschwindet dann auch schon wieder in Maylenes Zimmer.
Erst als er wieder in Maylenes Zimmer ist, schließe ich die Tür. Nicht, dass er in der Dunkelheit noch einmal stolpert. Mit einem leichten Lächeln schüttle ich den Kopf. Die beiden sind wirklich zu süß und verdienen sich gegenseitig definitiv. Bei dem Gedanken, wie verliebt die beiden sind, muss ich unweigerlich an Sebastian denken. Ein ein wenig schwermütiger Seufzer entkommt meinem Lippen. Ich kann ja nicht einmal sagen, ob Sebastian auch nur ähnlich empfindet wie ich. Ich weiß ja nicht einmal, ob ein Teufel überhaupt in der Lage ist zu lieben.
„Ihr beiden scheint euch sehr gut zu verstehen.", kann ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir hören. Erschrocken zucke ich zusammen, da ich niemanden bemerkt habe. Als ich mich umdrehe, sehe ich dort Sebastian auf dem Stuhl sitzen. Seine Beine sind übereinander geschlagen, die Arme vor der Brust verschränkt und auf seinem Gesicht ist eine, dabei mag ich mich wirklich täuschen, unzufriedene Miene.
„Sebastian.", bringe ich nur leise heraus und schaue den Butler schweigend an. Irgendetwas sagt mir, dass ich ihn nun lieber nicht reizen sollte. Außerdem bin ich tatsächlich überrascht ihn hier zu sehen. Normalerweise klopft er an, betritt mein Zimmer aber äußerst selten. Er bleibt unverändert auf dem Stuhl sitzen und blickt auch mich unentwegt an. Normalerweise ist mir die Stille nicht unangenehm. Sebastian schweigt oft, aber niemals in einer solch unangenehmen Stille. Jetzt aber wird mir unbehaglich und eine beinahe greifbare Spannung liegt in der Luft. Nur kann ich nicht genau sagen, woran das genau liegt.
„Was machst du hier?", frage ich schließlich vorsichtig, als mir die Stille zu unangenehm wird.
„Eigentlich wollte ich dir mitteilen, dass Lady Midford mich eingeweiht hat bezüglich deiner Aufgabe und ich dir dabei weder in die Quere kommen werde, noch dass ich dir dabei behilflich sein kann.", erklärt er mit ruhiger Stimme. Dabei klingt aber etwas kaltes in seiner Stimme mit, dass es mir nicht nur eiskalt den Rücken herunterläuft, sondern mir auch durchs Herz sticht. Ich verstehe nicht, was er plötzlich hat.
„Okay... Danke.", bringe ich heraus. Ich bin mir nicht sicher, was genau ich sonst sagen sollte. Natürlich ist es eine Erleichterung, dass er sich nicht einmischen wird und mit seiner Hilfe habe ich von Anfang an nicht gerechnet. Als er allerdings weiterhin unberührt auf dem Stuhl sitzen bleibt, frage ich mich ein wenig unsicher, ob ich nach den Grund fragen soll oder nicht.
„Warum hast du schlechte Laune?", überwinde ich mich schließlich zu fragen. Er zieht nur eine Augenbraue hoch, schaut mich aber ansonsten weiterhin schweigend an. Einige Sekunden vergehen bis es mir schließlich reicht.
„Man könnte fast meinen du seist eifersüchtig.", versuche ich die Stimmung etwas zu lockern und hoffe, dass er endlich irgendetwas sagt. Zumindest steht er nun vom Stuhl auf und kommt ein paar Schritte auf mich zu. Knapp vor mir bleibt er schließlich stehen, so dass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss, um ihm ins Gesicht blicken zu können.
„Und woran meinst du, könnte man dies erkennen?", fragt er. Bei seiner Frage läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich kann allerdings nichts sagen, ob es einer der unangenehmen oder angenehmen Sorte ist. Noch immer ist seine Stimme kalt, aber gleichzeitig fühlt sich seine plötzliche Nähe richtig an. Irgendetwas stimmt mit mir doch nicht. Ich müsste mir im Moment wohl doch eher in die Hose machen vor Angst.
„Beispielsweise daran, dass was du eben gesagt hast.", antworte ich ihm mit erstaunlich fester Stimme: „Deine Bemerkung nachdem ich die Tür geschlossen habe."
„Es sollte wohl jeden wundern, dass ein Mann mitten in der Nacht vor der Tür einer Frau steht.", kontert er nur.
„Du weißt genau, dass er mit Maylene in einer glücklichen Beziehung ist.", entgegne ich: „Außerdem solltest du genau wissen, dass er aus Maylenes Zimmer kam und auch dorthin wieder gegangen ist."
„Das ändert nichts an der Situation.", meint er nur.
„Er wollte Maylene überraschen, hatte aber wegen der Dunkelheit dabei Probleme. Ich habe ihm nur meine Hilfe angeboten. Das war alles..", erwidere ich: „Außerdem hast du selbst gesehen, dass er im Türrahmen stehen geblieben ist. Anders als du."
„Was willst du damit sagen?", hakt er nach. Dabei beugt er sich leicht nach vorn und kommt mir so mit seinem Gesicht ein kleines Stück näher. Bedenkt man aber, dass er bereits dicht vor mir steht, sollte es nicht sonderlich verwundern, dass unsere Gesichter nun nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind.
„Bist es nicht du, der mitten in der Nacht in meinem Zimmer auftaucht?", stelle ich eine Gegenfrage. Kurz ist es still zwischen uns, dann macht Sebastian tatsächlich einen Schritt zurück.
„Ich denke, du solltest dich nun deiner Aufgabe widmen.", wechselt der Butler plötzlich das Thema: „Soeben ist auch der letzte Gast zu Bett gegangen. Nur noch der junge Herr ist auf. Da er allerdings ebenfalls über die Aufgabe Bescheid weiß, wird auch er sich nicht einmischen. Der junge Herr erwartet, dass du bestehst." Kurz darauf ist Sebastian dann auch schon wieder einfach verschwunden.

SchattendiebWhere stories live. Discover now