Der Dieb über Nacht

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So Leute,

da es mich heute gebissen hat, habe ich schon ein Kapitel fertig.
Ich hoffe, dass es euch gefällt und ihr euch über das Extra-Kapitel freut.

LG Juzo-chan

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Kapitel 19: Der Dieb über Nacht

Mitten in der Nacht werde ich wach. Verwundert richte ich mich in meinem Bett auf und reibe mir über die Augen. Erst als ich ein leises Geräusch von draußen hören kann, werde ich auf einen Schlag wach.
>Was ist das?<, frage ich mich und horche in die Stille hinein. Dieses Geräusch ertönt ein weiteres Mal. Es klingt ein bisschen, wie ein Schaben, so als würde etwas irgendwo entlang gezogen werden. Ich bleibe so sitzen und horche weiter in die Stille hinein. Wartend darauf, dass dieses Geräusch noch einmal ertönt. Das tut es auch, allerdings ist ein weiteres Geräusch zu hören. Dieses klingt, wie ein Klacken. So als würde etwas metallischen auf Stein treffen.
>Was ist das?<, frage ich mich ein weiteres Mal. Es ist zwar leise, aber nicht weit weg, da bin ich mir sicher. Leise stehe ich auf. Die Kerze lasse ich aus. Zum einen würde das Licht mich verraten und zum anderen würde es nur unnötig Zeit kosten. Vorsichtig nähere ich mich dem Fenster, stelle mich aber seitlich daneben statt direkt davor. Mein Blick geht nach draußen auf der Suche nach dem Ursprung dieses Geräusches. Es dauert einen Moment bis ich etwas in der Dunkelheit erkennen kann. Erstaunt stelle ich fest, dass jemand versucht die Außenwand hinauf zu klettern. Es ist eine komplett in Schwarz gekleidete Person, die mit zwei Spitzen Metallwinkeln dabei ist die Wand heraufzuklettern. Das erklärt das klackende Geräusch. Das schabende Geräusch von der Person selbst, die sich Stück für Stück die Hauswand hochzieht.
>Ein Einbrecher.<, denke ich mir, als ich diese Gestalt einen Moment lang anschaue: >Definitiv kein Profi.< Wäre es ein Profi, dann hätte er nicht die Seite gewählt, auf welcher die Zimmer der Bediensteten liegen. Seufzend wende ich mich vom Fenster ab. Auf dem Weg zur Tür, immerhin sollte jemand diesen Dieb aufhalten, greife ich noch ein großes Tuch, welches ich mir über die Schultern lege.
Gerade als ich die Zimmertür öffne und heraustreten will, öffnet sich parallel die Tür gegenüber und Maylene kommt ebenfalls aus ihrem Zimmer heraus. Auch über ihre Schultern liegt ein großes Tuch. Überrascht schauen wir uns an.
„Wieso bist du noch wach?", fragen wir gleichzeitig den jeweils anderen.
„Ähm...", bringe ich nur heraus auf der Suche nach einer plausiblen Ausrede. Diese allerdings nimmt mir der Oberbutler des Hauses ab, als er gerade die Treppen heraufkommt.
„Gut, ihr beiden seid bereits wach.", stellt er dabei fest. Während ich ihn verwirrt anschaue, nickt Maylene mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Maylene, du gehst bitte gleich auf das Dach.", sagt er an das Dienstmädchen gewidmet: „Und Lucia, du wirst Maylene begleiten. Sollte der Einbrecher es wider erwartend schaffen zu entkommen, wirst du ihn verfolgen und in Schacht halten, bis jemand zur Unterstützung kommt." Verstehend nickt Maylene, während ich noch etwas verwundert da stehe und nicht recht weiß, was nun los ist.
„Verstanden.", sagt Maylene und schaut Sebastian mit ernster Miene an. Es ist nichts mehr von dem tollpatschigen Dienstmädchen zu erkennen. Dann greift sie zielstrebig nach meiner Hand und zieht mich an den Butler vorbei.
„Und Maylene, wir brauchen ihn leben.", fügt Sebastian noch hinzu. Maylene nickt wieder nur beim Gehen, den Blick stur nach vorn gerichtet. Ich sehe noch das leichte Grinsen auf seinen Lippen.
„Dann wirst du nun wohl die wahre Aufgabe der Bediensteten des Hauses Phantomhive kennenlernen.", dringt seine Stimme leise an mein Ohr.
>Was meint er?<, frage ich mich irritiert. Allerdings kann ich nicht nachfragen, da wir im nächsten Moment auch schon an ihm vorbei sind.
Erst zieht Maylene mich die Treppe herunter, einen Ganz entlang und dann eine Treppe wieder hinauf. Es dauert nur einige wenige Minuten und schon befinden wir uns auf einem kleinen Dach. Überrascht schaue ich die ganzen Scharfschützengewehre an. Es sind so unglaublich viele. Ohne lange zu warten, nimmt Maylene eines der Gewehre und setzt sich an den Rand hinter der niedrigen Mauer. Als ich mir die Gewehre genauer anschaue, bemerke ich, dass allen das Visier fehlt.
>Wie will sie so treffen?<, frage ich mich: >Auch wenn er an der Hauswand ist, ist es stockdunkel.<
„Keine Angst, hier wird dir nichts passieren.", sagt Maylene und wendet sich lächelnd zu mir. Ihr freundliches Lächeln kann einen wohl nur sämtliche Sorge nehmen... wenn ich diese denn gerade haben würde. Es hat mich nur etwas überrascht, dass hier oben so viele Scharfschützengewehre sind.
„Brauchst du die Visiere nicht?", spreche ich meine Verwunderung aus. Kurz schaue Maylene mich an, lächelt dann aber.
„Nein, die brauch ich nicht. Ich bin sehr weitsichtig, deshalb habe ich kein Problem damit, dass die fehlen.", erklärt sie mir. Verstehend nicke ich, dann wendet Maylene sich wieder dem Einbrecher zu. Aber sie schießt nicht, behält ihn nur im Auge. Ich lasse unterdessen meinen Blick kurz durch die Gegend wandern. Im Garten kann ich Finny und Bard erkennen. Allerdings nur durch ihre blonden Haare, die etwas in der Dunkelheit auffallen. Bard liegt hinter einem kleinen Hügel mit einem Maschinengewehr vor sich. Es wird ja immer verrückter hier. Allerdings toppt Finny gerade wohl alles. Erst beobachte ich ihn verwirrt, dabei wie er auf eine der Statuen zu geht und diese anpackt, als würde er sie hochheben wollen.
>Was macht er da? Das kann er doch gar nicht schaffen.<, frage ich mich. Finny mag sehr viel Kraft besitzen, aber so viel doch mit Sicherheit nicht. Als er aber die Statue anhebt, als wäre es ein Laib Brot, schaue ich ihn entsetzt aus großen Augen an.
„Finny ist wirklich sehr stark, nicht?", kommt es leicht belustigt von Maylene.
„Das kann man wohl sagen.", murmle ich nur vor mich her.
>Ein Dienstmädchen, dass scheinbar eine hervorragende Scharfschützin ist, ein Koch mit seltsamer Vorliebe für Flammenwerfern und Maschinengewehren und ein Gärtner mit ungeheurer Stärke. Hier kann es nicht langweilig werden.<, geht es mir durch den Kopf: >Ich passe hier wohl doch besser herein, als gedacht.<
„Achtung, es geht los.", murmelt Maylene und konzentriert sich nun voll und ganz auf den Einbrecher, welcher schon ein ganzes Stück an der Wand hochgeklettert ist. Er befindet sich gerade vor einem Fenster im dritten Stockwerk und versucht es zu öffnen.
>Der ist ziemlich langsam.<, denke ich mir dabei nur. Ich hätte dieses Fenster längst aufgehabt und wäre im Inneren des Gebäudes.
Es gibt einen lauten Knall als Finny plötzlich die Statue bis knapp vor die Außenwand wirft. Eine riesige Staubwolke entsteht. Nur schemenhaft kann ich sehen, wie der Einbrecher den Halt verliert und in die Tiefe fällt. Doch erst als sich die Staubwolke wieder legt, sehe ich ihn in Richtung der Bäume laufen. Er wird dort wohl Deckung suchen wollen, um sich einen Plan auszudenken.
>Das ist der zweite Fehler. Er hätte längst einen Fluchtplan für den Notfall haben müssen.<, geht es mir durch den Kopf, als ich ihn dort laufen sehe. In dem Moment beginnt Bard auf ihn zu schießen. Es grenzt geradezu an ein Wunder, dass er ihn nicht trifft. Aber irgendwie schafft dieser Einbrecher es wirklich bis zu den Bäumen. Dann hören die Schüsse auf. Entweder, weil Bard nun nicht mehr zuständig ist oder aber weil seine Munition aufgebraucht ist. Es waren auch echt viele Schüsse. Allerdings hat Maylene ihn noch genau im Visier.
>Dann ist sie nun wohl dran.<, geht es mir durch den Kopf und in dem Moment drückt sie auch schon ab. Der Schuss hallt Laut in der Luft wieder.
>Es werden vermutlich sowieso schon alle im Anwesen wach sein.<, denke ich mir. Es sind nur Sekunden und schon ertönt ein unterdrückter Schmerzensschrei. Maylene scheint getroffen zu haben. Der Einbrecher sackt zwar kurz zusammen, richtet sich dann aber schnell wieder auf. Er versucht erneut davonzulaufen, allerdings zieht er sein linkes Bein stark hinterher.
>Sie hat sein Bein getroffen.<, geht es mir durch den Kopf, als ich ihn kurz dabei beobachte, wie er Richtung Außenmauer läuft. Trotz der Schusswunde am Bein ist er noch ziemlich flink unterwegs.
„Dann bin ich jetzt wohl dran.", sage ich leise und gehe auf den Sims zu. Ich nehme Maylenes Blick aus dem Augenwinkel wahr, welche mich verwundert beobachtet. Als ich mit einem Fuß auf den Sims trete und den nächsten hinterher ziehe, scheint sie zu verstehen.
„Lucia, was hast du vor? Wir sind auf dem Dach! Das ist viel zu hoch!", bringt sie erschrocken hervor. Ich drehe mich lächelnd zu ihr um.
„Keine Sorge, das ist für mich ein Klacks.", lächle ich sie beruhigend an: „Ich werde diesen Dieb nur schnell einfangen. Schick bitte Bard und Finny hinterher, ja?" Mit diesen Worten lasse ich mich einfach nach hinten Fall. Ich sehe noch den erschrockenen Gesichtsausdruck von Maylene, wie sie aufspringt und mir hinterher greifen will. Auch spüre ich den Wind in meinem Rücken und Haar und dann ist er plötzlich verschwunden. Einen kurzen Augenblick sehe ich Maylene noch, dann drehe ich mich im Fall um und falle direkt durch eines meiner Portale.
Geschickt komme ich einige Meter vom Dieb entfernt auf dem Boden wieder auf. Ich halte mich geduckt hinter einigen Büschen. Wie ich es erwartet habe, hat er es trotz der Schutzwunde über die Außenmauer geschafft und läuft nun an mir vorbei. Allerdings scheint er mich nicht einmal zu bemerken. Also folge ich ihn ein Stück weiter.
„So ein Mist aber auch.", höre ich ihn dann irgendwann fluchen.
>Na gut, jetzt ist er weit genug gekommen.<, denke ich mir und laufe im Schatten der Bäume an ihm vorbei. Es ist kein Problem ihn nun zu überholen. Er mag vielleicht noch schnell sein, wenn man bedenkt, dass er eine offene Wunde am Bein hat, aber wirklich schnell ist er dennoch nicht. Als ich also ein gutes Stück vor ihm bin, trete ich aus dem Schatten der Bäume heraus.
„Du hast dir das falsche Anwesen ausgesucht.", meine ich nur, als ich ihn mit meinem Blick fixiere. Erschrocken schaut der Dieb mich an, dann breitet sich aber ein Grinsen auf seinen Zügen aus.
>Was ist jetzt los?<, frage ich mich verwundert und schärfte meine Sinne sicherheitshalber weiter. Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis die anderen auch da sind.

SchattendiebWhere stories live. Discover now