Der Dieb beim Einkaufen

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefällt. Es mag vielleicht nicht allzu viel passieren, aber es läutet dennoch etwas Wichtiges ein ;)

LG Juzo-chan

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Kapitel 87: Der Dieb beim Einkaufen

Direkt vor dem Earl bleibt der Prinz stehen und zeigt voll stolz eine Schleife mit einem dunkelblauen Edelstein darin.
„Oh Ciel, die würde perfekt zu deinem Anzug passen.", kommt es fast augenblicklich von Lizzy, als sie die Schleife sieht. Ein wenig neugierig schaue ich mir die Schleife genauer an. Sie würde wirklich gut zu Ciels Anzug passen. Vermutlich zur Mehrheit seiner Anzüge. Nur scheint er davon nicht ganz so überzeugt.
„Ich habe genügend davon.", sagt er nach einem kurzen Blick.
„Probier sie doch wenigstens an.", bittet Lizzy mit lieblicher Stimme und schaut ihren Verlobten mit großen Augen an. Kurz ist es still, dann seufzt Ciel ergeben und lässt sich die Schleife tatsächlich von Sebastian umbinden. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wende ich mich von ihnen ab und schaue mir selbst den Schmuck genauer an, den Lizzy für mich ausgesucht hat. Ehrlich gesagt, gefällt mir das meiste davon nicht sonderlich. Er ist so auffallend. Aber da komme ich wohl nicht mehr drumherum – zumindest nicht immer. Allerdings gibt es auch ein paar Teile, die mir wirklich gefallen. Eines davon ist eine Halsband aus schwarzem Stoff mit einem Anhänger daran. Es ist ein Medaillon, dessen Vorderseite aus Glas ist. Im Inneren befindet sich genau mittig platziert ein gepresstes Maiglöckchen mit mehreren Blüten.
„Sie sind wahrhaft schön.", kann ich eine Stimme nah an meinem Ohr hören. Es ist niemand anderes als Sebastian. Leicht zucke ich zusammen, da ich ihn nicht näher kommen gehört habe. Als ich mich zu dem Butler umdrehe, sehe ich sein belustigtes Grinsen.
„Und gleichzeitig giftig.", füge ich hinzu. Immerhin sind Maiglöckchen giftig. Sogar so giftig, dass sie in ausreichender Menge auch einen Menschen töten können... Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, reichen dazu 10 Blätter. Besonders gefährlich sind sie dadurch, dass die Blätter des Maiglöckchens den Blättern vom Bärlauch so ähnlich sieht. Man kann die beiden Pflanzen ohne die weißen Blüten schnell verwechseln.
„Wie wahr.", bestätigt Sebastian nur und betrachtet für einen kurzen Augenblick den Anhänger mit den weißen Blüten.
„Meinst du, das ist sie?", kann ich auf einmal eine Stimme in der Ferne hören. Es ist die Stimme einer Frau. Als ich meinen Blick hebe und nach dem Ursprung suche, sehe ich eine Frau. Sie müsste etwa in meinem Alter sein. Außerdem scheint sie mindestens zur reichen Gesellschaft zu gehören, wenn nicht sogar zum Adel. Zumindest lässt ihre Kleidung und ihr Schmuck darauf schließen. Neben ihr steht eine weitere Frau, die ähnlich gekleidet ist. Diese ist in Rot gekleidet, während die andere dunkelblau gekleidet ist. Sie stehen nebeneinander und auch ein wenig zueinander gewandt, aber ihr Blick auf uns. Seltsamerweise scheinen sie nicht bemerkt zu haben, dass ich sie anschaue.
„Ich denke. Sie ist zusammen mit Lady Elisabeth und Earl Phantomhive her. Sie muss es also sein.", antwortet die zweite Frau.
„Der Butler ist ihr aber ganz schön nah. Meinst du nicht auch?", fragt die Zweite plötzlich und ein leises Kichern hinter vorgehaltener Hand ist von ihr zu hören. Auch die andere Frau kichert leise.
„Weißt du etwa nicht, dass ihre Mutter eine Bürgerliche wahr? Sie soll zwar aus gutem Hause gekommen sein, aber gerade einmal wohlhabend gewesen sein.", antwortet die Frau in Blau. Missmut macht sich in mir breit, als ich sie reden hören kann. Ich mag nicht viele Erinnerungen an meine Eltern haben. Aber die, die ich habe, reichen aus, um zu wissen, dass die beiden großartige Menschen waren.
„Ist das wahr?", fragt die Frau in Rot überrascht.
„In der Tat.", bestätigt die andere.
„Vielleicht hat sie diese Eigenschaft von ihrem Vater geerbt.", kichert die Frau in Blau auch schon wieder. Beinahe sofort steigt die andere Frau wieder in das Gekicher ein. Mit aufsteigender Wut beiße ich meine Zähne zusammen und fixiere die beiden mit meinem Blick. Ich bin mir sicher, dass sie meinen Blick bemerkt haben müssen, diesen aber einfach ignorieren.
„Oder sie ist einfach so schamlos, dass sie sich mit dem Butler ihres Cousins einlässt.", kommt es noch immer kichernd von der Frau in Blau.
„Ich kann nicht leugnen, dass dieser Butler durchaus attraktiv ist und so manche Frau von ihm angetan ist. Aber sie könnten es zumindest besser vertuschen.", fügt die Frau in Rot hinzu.
„Ignoriere diese Frauen.", kann ich Sebastian neben mir hören. Als ich zu ihm schaue, steht er mit etwas Abstand zu mir, aber mit einem beruhigendem Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich beruhige ich mich auf der Stelle und nicke ihm entgegen. Kurz schaue ich die beiden Frauen noch mit einem warnenden Blick an, dann drehe ich mich wieder zu Lizzy und Ciel. Widerwillig trägt Ciel die Schleife, worüber Lizzy und auch Prinz Soma sich freuen und Ciel lauter Komplimente machen.
>Er wird sie wohl kaufen müssen. Oder Lizzy kauft sie ihm als Geschenk.<, denke ich mir dabei.

Ein wenig später, nachdem ich alle Kleider anprobiert habe und schließlich wieder in meinem eigenen Kleid im Laden stehe, sind Lizzy und Prinz Soma fleißig dabei den Schmuck durchzuschauen. Eifrig diskutieren sie, welcher Schmuck der schönste ist und welcher wieder zurück auf seinen ursprünglichen Platz kann. Auch wenn sie sich erstaunlich oft einig sind, gibt es doch einige Schmuckstücke, bei denen sie völlig unterschiedlicher Meinung sind. Letztlich kann man aber wohl sagen, dass die beiden sich blendend verstehen und gute Freunde zu sein scheinen.
Stöbernd laufe ich durch den Laden, während Lizzy und Prinz Soma weiter den Schmuck bewerten. Dabei habe ich nichts wirklich im Blick, sondern schaue ich einfach nur etwas um. Die meisten Kleider, die durch Mannequins präsentiert werden, sind für meinen Geschmack viel zu auffallend. Wobei diese Kleider, wenn ich mich nicht täusche, fast ausschließlich Abendkleider sind und diese sind nun einmal meistens recht auffallen.
Verwundert bleibe ich nach einigen Minuten stehen. Mein Blick liegt auf einer Frau. Obwohl sie gekleidet ist, wie die meisten anderen Frauen in diesem Laden, und generell eher unauffällig scheint, kommt mir irgendetwas an ihr seltsam vor. Außerdem kommt sie mir irgendwie gleichzeitig auch bekannt vor. Kurz beobachte ich sie, versuche einen genauen Blick auf sie zu werfen und überlege dabei, woher sie mir bekannt vorkommt. Leider komme ich einfach nicht darauf.
Ich bin so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerke, wie sie auf mich zu kommt. Nur wenig von mir entfernt bleibt sie bei einem Kleid auf einer Anziehpuppe stehen.
„So sieht man sich wieder.", sagt sie, als sie das Kleid genauer betrachtet. Kurz zweifle ich daran, dass sie mit mir spricht. Aber es ist niemand sonst in der Nähe, den sie hätte meinen können.
„Kennen wir uns?", frage ich und schaue mir ebenfalls etwas genauer an... zumindest tue ich so.
„Du hast mich seit einigen Minuten beobachtet und erinnerst dich noch immer nicht? Ich scheine dich überschätzt zu haben.", meint sie nur auf meine Frage. Ich runzle die Stirn und überlege angestrengt, woher ich sie kenne. Ihre Stimme kommt mir ebenfalls bekannt vor.
„Allerdings hast du es tatsächlich geschafft in das Bett eines Meisters zu klettern.", meint sie dann plötzlich. Für einen Augenblick erstarre ich in meiner Bewegung.
>Wenn sie Sebastian an Meister anspricht, heißt das dann, dass sie...<, frage ich mich und schaue sie nun direkt an. Auch sie wendet sich mir zu und grinst mich überlegen an.
„Da trage ich nur ein anderes Kleid und einen Hut und schon erkennst du mich nicht mehr. Oder hast du mich tatsächlich schon vergessen?", fragt sie mit arrogantem Blick und überlegenem Lächeln. Als ich ihre Augen und das Grinsen dazu sehe, fällt es mir wieder ein. Ich habe diese Frau beim Bergfest gesehen. Sie hat versucht sich an Sebastian heranzumachen und wurde von ihm ignoriert. Damals hat sie mich schon ziemlich böse angeschaut. Dabei war da noch nichts zwischen mir und Sebastian... zumindest noch nicht so richtig. Irgendetwas war da schon, aber auch noch nicht so ganz. Ein wenig überrascht schaue ich sie an.
„Nun erinnerst du dich wieder.", meinte sie, als sie meinen Blick bemerkt.
„Wie könnte ich jemanden vergessen, der sich so schamlos aufzudrängen versucht hat.", kontere ich nur. Kurz funkelt sie mich an, dann legt sich aber wieder dieses überlegende Lächeln auf ihre Lippen.
„Große Worte für eine kleine Hexe, die in das Bett eines Teufels geklettert ist. Du solltest nicht allzu mutig werden, das könnte dir nicht bekommen.", meint sie dann nur gedämpfter Stimme.
„Ob du es glaubst oder nicht, nicht jede Hexe muss sich einem Teufel hingeben.", gebe ich nur zurück, ebenfalls mit leiser Stimme. Es muss ja nicht gleich jeder mitbekomme, worüber wir sprechen.
„Warte, du kleine...", kann ich sie zwischen zusammengepressten Zähnen sagen hören: „Der Meister wird deiner schon noch überdrüssig und dann wirst du schon sehen, wie weit du kommst."
„Wo wir bei überdrüssig sind...", beginne und ich schiele aus den Augenwinkeln zu ihr: „Du scheinst einen neuen Meister gefunden zu haben." Ich erinnere mich noch daran, wie Jolene mir sagte, dass sie dringend einen neuen Meister finden müsse, um ihre Kräfte nicht zu verlieren. Da sie noch immer hier steht, scheint sie diesen gefunden zu haben.
„Du...", beginnt sie mit wütender Stimme, verstummt aber plötzlich und schaut mit bleichem Gesicht hinter mir. Verwundert drehe ich mich um und schaue direkt in Sebastians Gesicht. Er sieht alles andere als begeistert aus. Sogar mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, obwohl dieser Blick gewiss nicht mir gilt.
„Ich dachte, ich hätte es deutlich gemacht.", kommt es nur mit ruhiger Stimme von Sebastian. Ohne noch etwas zu sagen, ergreift er meine Hand und zieht mich hinter sich her.

SchattendiebWhere stories live. Discover now