„Und du, hast du eine?“

„Nein.“

„Hätte ich auch nicht erwartet.“, kopierte ich ihn grinsend und musste so einen leichten Schlag auf die Schulter einkassieren, was mich allerdings nicht weiterhin störte.

„Immer diese Briten.“

„Immer diese Spanier.“

Wir schwiegen einander eine Zeit lang an, bis ich unwillkürlich wieder das Wort ergriff.

„Und sie“ ich nickte in die Richtung, in der immer noch Pilar und ihr Vater standen „Hat sie einen Freund?“

„Wieso willst du das wissen?“

Alessandro beäugte mich skeptisch, doch ich wusste selber keine Antwort auf seine Frage. Ich hatte einfach geredet, bevor ich darüber hätte nachdenken könne, weil es mich interessiert hatte.

Ich zuckte also mit den Schultern und Alessandro seufzte kurz, ehe er mit dem Kopf schüttelte.

„Nee, hat sie nicht. Aber rate mal, wer ihr letzter Freund war.“

Er grinste mich an und ich hatte schon eine leise Vorahnung, doch ich wollte sie nicht äußern, weshalb ich letztendlich antwortete:

„Keine Ahnung, ich kenne hier ja noch kaum jemanden.“

„Ach komm schon, ich hab‘ dich extra mit auf eine Party genommen, damit du Leute kennen lernst und nicht nur ständig an meiner Backe hängst. Außerdem kennst du ihren Ex-Freund bereits.“

Ich sagte nichts, um ihn verrückt zu machen, bis Alessandro schließlich selber mit der Sprache rausrückte:

„Ich war mit ihr zusammen!“

„Schön.“, entgegnete ich und biss mir gequält auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen.

„Alter, guck sie dir doch mal an. Ich finde, ich kann schon damit angeben, mal mit ihr zusammen gewesen zu sein.“

„Aber ihr habt euch getrennt.“, erwiderte ich, obwohl er recht hatte.

„Ja, weil wir mehr Geschwistern ähneln als einem verliebten Pärchen. Und es fühlt sich nicht wirklich richtig an mit seiner Schwester rumzuknutschen.“

„Kann ich verstehen, ich wäre auch nicht so scharf darauf.“

„Hast du eine Schwester?“

Ich nickte und ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen bei dem Gedanken an meine große Schwester Gemma.

„Ja, hab‘ ich.“

„Mein Beileid.“, meinte er gespielt mitleidig, doch ich schüttelte nur lachend den Kopf.

„Nein, nein. Sie ist echt cool.“

Alessandro warf mir einen merkwürdigen Blick zu, allerdings kam er nicht mehr dazu mir zu antworten, da in dem Moment Pilar und Onio wieder zu stoßen.

„Hey, Alessandro.“, begrüßte Pilar ihn und umarmte ihn kurz, bevor auch Onio ihm einmal lächelnd zunickte.

Onio lachte herzhaft auf, als Alessandro Pilar neckisch in die Seite kniff und sie daraufhin quietschend zur Seite sprang, während ich mich neben dem älteren Mann ein wenig unwohl fühlte.

„Dad, hast du nicht noch irgendwas zu erledigen?“

Onio blickte seine Tochter verdutzt an, ehe er überrumpelt nickte, seiner Tochter kurz einen Kuss auf den Scheitel drückte und dann verschwand, nicht ohne Alessandro noch einen Klaps auf die Schulter zu verpassen und mich gänzlich zu ignorieren.

„Endlich ist er weg.“, seufzte Pilar leise und fuhr sich anscheinend peinlich berührt durch die Haare, ehe sie Alessandro und mich erwartungsvoll anblickte.

Mein Blick traf auf ihre Hände, als mir auffiel, dass Pilar mit einem Armband, das sie trug, spielte. Ich kannte dieses Armband, da war ich mir hundertprozentig sicher. Die kleine, silberne Sonne, die an ihrer Öse hing und das schwarze Lederarmband – ich hatte es auf jeden Fall schon mal gesehen.

„Schönes Armband.“, murmelte ich und Pilars Blick fuhr nach unten zu ihrem Handgelenk, ehe ihr Blick meinen traf.

„Dankeschön. Ist ein Geschenk von meiner Mutter.“

„Arbeitet sie auch in eurem Café?“

„Nein, sie wohnt nicht mehr in Barcelona. Genauer gesagt wohnt sie eigentlich nirgendswo mehr.“, meinte Pilar leise und starrte gedankenverloren auf den Sand unter ihren Füßen, während sie immer noch den kleinen Sonnenanhänger zwischen ihren Fingern hatte.

„Ist sie…?“ Ich wollte das Wort nicht aussprechen. Tot. Ich war mir sicher, dass Pilar auch so wusste, was ich meinte.

„Was? Nein!“ Pilar lachte hektisch auf, ehe sie einmal tief einatmete und schließlich erzählte: „Es ist schon fast eine Ewigkeit her, seit Mum und Dad sich getrennt haben, und danach ist Mum plötzlich weg gewesen. Barcelona war ihr zu wenig gewesen – sie wollte die ganze Welt sehen. Ich glaube, sie wohnt im Moment in Paris.“

„Leute, ich will euren kleinen Smalltalk ja wirklich nicht stören, aber ich muss weiter die Sachen verteilen.“

Alessandro nahm mir meinen Stapel Visitenkarten ab, verabschiedete sich flüchtig von Pilar und mir und verschwand schließlich wieder irgendwo zwischen Sandburgen und Wellen.

„Ich müsste eigentlich auch mal nach Hause.“, meinte Pilar kaum das er weg war und zeichnete unruhig mit ihren Zehenspitzen Linien in den Sand.

„Ich bringe dich.“

„Nein, das musst du nicht. Ich kann auch alleine gehen.“

„Ich bestehe darauf.“, grinste ich sie an und schließlich willigte sie ein.

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Cliffhanger oops

Was haltet ihr eigentlich von Alessandro?

Wir haben 333 Reads bei Itchy Feet, Schnapszahl yay*-* Danke für jedes einzelne Vote und eure Kommentare, ich freue mich über jeden einzelnen*-* ♥

Ach und ich weiß nicht, ob ihr es bemerkt habt, aber ich suche immer jemanden aus den Kommentaren aus und widme dieser Person dann ganz still und heimlich das nächste Kapitel hehe:-)

Hannah xxx

Itchy FeetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt