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Zoé Pilar Perez

Nachdem ich meine Einkäufe beendet hatte, war ich wieder zurück zum Café gegangen, über dem praktischerweise in der nächsten Etage unsere Wohnung war, weshalb ich, nachdem ich die Sachen abgegeben hatte, sofort nach oben nach Hause gehen konnte. Als ich schließlich in meinem Zimmer war, war das erste, das ich tat, mir dünnere Sachen anzuziehen. Natürlich war ich die Hitze gewöhnt, aber dennoch bemerkte ich wie es von Tag zu Tag heißer wurde.

Kaum hatte ich mir also ein knielanges, geblümtes Kleid übergestreift, ließ ich mich rücklings auf mein Bett fallen. Auf einmal klingelte mein Handy, das auf meinem Nachttisch lag und das ich mir ohne aufzustehen angelte.

„Zoé Perez?"

„Hallo!", dröhnte mir die Stimme meiner besten Freundin durch die Leitung ins Ohr, wobei sie das „O" besonders in die Länge zog.

„Hey, Noemi."

„Weißt du was?", fragte sie und ich schüttelte unwillkürlich mit dem Kopf.

„Nein, aber ich bin mir sicher, dass du es mir gleich erzählen wirst."

„Heute Abend steigt eine riesige Party und wir werden dort zusammen abfeiern."

Anschließend ratterte sie noch die Adresse runter und schließlich konnte ich gar nicht anders als zuzusagen, besonders als sie mir erzählte, dass vermutlich nicht ein einziger Tourist dort aufkreuzen sollte, da die Party an einem ziemlich abgelegenem und unspektakulärem Fleck Barcelonas stattfinden sollte.

***

„Das wird der Hammer!", lachte Noemi ein paar Stunden später, als wir über eine große Wiese auf ein gigantisches Zelt zuliefen.

Der laute Beat brachte bereits mein Herz dazu schneller zu schlagen, doch es war ungewöhnlich dunkel.

„Noemi, weißt du, warum es hier gar kein Licht gibt?"

„Hier ist ganz viel Licht, du siehst es nur noch nicht.", entgegnete Noemi geheimnistuerisch, während ich irritiert meine Augenbrauen zusammenzog und mich von ihr in das gut gefüllte Zelt führen ließ.

Doch kaum waren wir mitten im Getümmel, registrierte ich, was hier vor sich ging. Alle Leute um uns herum waren mit bunten, leuchtenden Farbkleksen verziert und auch auf Noemi und mich kam eine kleine Spanierin mit einer Farbpalette voller Leuchtfarben entgegen.

„Ich will grün, neongrün!", schrie Noemi sofort begeistert und ich tunkte meine Finger in die Farbe, ehe ich ihr damit ein paar Striche ins Gesicht malte und auch sie sich den Bauch beschmierte.

Kaum leuchtete ihr Körper in der quietschigen Farbe auf, fing auch ich an mich pink anzumalen, wobei ich stetige Unterstützung von Noemi bekam.

Das Mädchen mit der Farbe zauberte auf einmal noch ein paar Drinks hervor und ich ahnte bereits, dass dieser Abend lang werden würde.

Immer mehr Alkohol benebelte meine Sinne, während es zunehmend dunkler wurde und ich kaum noch meine beste Freundin erkennen konnte.

Zusammen bewegten wir uns im Takt der dröhnenden Musik, die Außenwelt existierte praktisch gar nicht mehr. Es war, als würden alle Gedanken und Sorgen ganz weit entfernt sein, es gab nur noch das hier und jetzt.

Auf einmal spürte ich zwei Hände auf meinem Bauch, die genauso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren, und als ich an mir herab sah erblickte ich zwei große, gelbe Handabdrücke. Ich drehte mich um und erblickte einen gelb leuchtenden Mann, dessen Körper außerdem von zahlreichen Fingerabdrücken in allen erdenklichen Farben geschmückt wurde.

„Zoé, bist du's?", lallte genau diese Person und ich fragte zurück:

„Alessandro?"

Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte somit besser sehen zu können, doch außer der leuchtenden Farbe und seinen Umrissen konnte ich einfach nichts erkennen.

Als Antwort lachte der Mann, der sich wirklich ganz klar als Alessandro Valdéz herausstellte, laut auf und nahm mich an den Händen, was ich als Aufforderung zum Tanzen sah.

„Du hast schon ganz schon viele fremde Farben an dir.", schmunzelte ich und fügte seinem Farbspektakel noch ein paar pinke Flecken zu.

„Ich bin halt heißbegehrt."

Wieder lachte er kurz auf und deutete anschließend auf meinen Körper, der bis jetzt nur mein Pink und Alessandros Gelb beinhaltete.

„Lach mich nicht aus, ich bin noch nicht lange hier!"

„Alessandro!", rief auf einmal Noemi, die wieder neben uns aufgetaucht war und prostete ihm zu, ehe sie ihn mit einem Küsschen auf die Wange begrüßte, wobei wieder ein Farbaustausch stattfand.

„Schau mal, Zoé, noch eine neue Farbe!"

„Ich weiß.", meinte ich und überkreuzte die Arme vor der Brust „Aber ich wette, dass ich am Ende der Party mehr neue Farben an mir kleben habe als du!"

Herausfordernd streckte ich ihm meine Hand entgegen, die er schließlich auch ergriff und schüttelte.

„Okay, die Wette gilt."

Und mit diesen Worten verschwand er in der Menge und auch ich fing wieder an mich der Musik hinzugeben. Ich war mich sicher, dass sich später weder er noch ich an unsere kleine Wette erinnern würde.

Mittlerweile war es so dunkel, dass man wirklich nur noch leuchtende Farbe sah und es war so laut, dass man nicht einmal mehr sein eigenes Wort verstand.

Ich suchte nach neongrüner Farbe, die zu Noemi gehörte, aber als ich gleich fünf grüne Körper erblickte gab ich die Hoffnung auf, sie wiederzufinden. Stattdessen konzentrierte ich mich lieber auf einen blauen Menschen direkt vor mich.

Ich bemerkte, wie er sich langsam aber sicher auf mich zubewegte und ich tat es ihm gleich, bis wir direkt voreinander standen. Er begann sich im Rhythmus zu bewegen und seine Hände legten sich um meine Taille. Der Mann war nicht viel größer als ich, aber dennoch fühlte es sich vom Größenunterschied her nicht allzu komisch an, als ich meine Hand auf seine Brust legte.

Mit jeder Sekunde wurde mir wärmer und ich hatte das Gefühl, dass mein Herz immer stärker pochte, als der Mann auf einmal meine Hand in seine nahm und sie zu seinem Mund führte, um einen Kuss darauf zu setzen.

Ein leises Kichern verließ meine Lippen, das allerdings in der Musik unterging, als er mich auf einmal an seine Brust zog und dagegen drückte.

Meine Haare wurden beiseite geschoben und ein feuchter Kuss wurde auf die Haut an meinem Hals platziert. Wie in Trance schlossen sich meine Augen und meine Hände wollten durch seine Haare fahren, doch stattdessen erfühlte ich nur Stoff.

Stoff? Auf dem Kopf?!

Im nächsten Moment waren meine Gedanken wieder wie verschwunden, als ich eine Hand meinen Rücken runterstreichen spürte und sich die weichen Lippen von meinem Hals entfernten.

Heißer Atem, der bestimmt nicht weniger nach Alkohol roch als mein eigener, traf gegen meine Lippen, als der Mann auf einmal an meiner Hand zog und mich zum Rande des Zeltes führte.

Die ersten zwei Meter der hohen Zeltwände waren durch Holzplatten stabilisiert worden, gegen die ich nun gedrückt wurde, und der blaue Körper presste sich gegen meinen. Mein Armband klimperte leise, als es gegen das Holz peitschte, und meine andere Hand fasste schnell danach, aus Angst es zu verlieren, wobei auch seine Hand sich um das Handgelenk legte, doch ich schüttelte sie ab, damit ich schnell das Armband ablegen konnte, und steckte es mir in den Ausschnitt.

Sobald ich meine Hände wieder an seinen Körper legte, spürte ich wieder den wohligen Atem, bis auf einmal große Hände unter meine Oberschenkel fuhren, um diese mit einem Satz hochzuheben. Wie aus Reflex umschlang ich seine Hüften mit meinen Beinen und klammerte mich an seinem Hals fest, um nicht zu Boden zu fallen, wodurch ich enger an ihn gepresst wurde denn je.

Und dann auf einmal trafen seine Lippen auf meine; erst zurückhaltend und zögerlich, dann immer wilder.

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Also, falls das nicht so rübergekommen ist: Auf der Party wurde Farbe verteilt, die im Dunkeln leuchtet und mit der sich alle angemalt haben;)

Itchy FeetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt