𝓥ierundsechzig

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𝓙ungkook

Nach dem Essen hatten wir jede Minute ausgekostet, uns berührt und geküsst und schon jetzt vermisste ich ihn zutiefst. Dabei saß er neben mir, wir waren gerade auf dem Weg zum Flughafen und ich lehnte meinen Kopf gegen das Fenster. Ich dachte an seine Berührungen, noch immer spürte ich, wie er über mein Rücken strich oder durch meine Haare wuschelte. Ein angenehmes Kribbeln löste sich an diesen Stellen aus und ich biss mir traurig auf die Unterlippe.
Dann wandte ich meinen Blick von der Außenwelt ab und legte ihn stattdessen auf Taehyung. Konzentriert starrte er auf die Straße, bis er wohl meinen Blick bemerkte und ihn lächelnd erwiderte. Auch meine Mundwinkel zuckten nach oben, doch mein vibrierendes Handy verlangte nach meiner Aufmerksamkeit. Stimmt ja, ich hatte noch eine Nachricht von Jimin.

Jimin
Heute geht Taehyung ja weg, nicht?

Jimin
Jungkookie? Warum antwortest du nicht? Sonst reagierst du doch immer sofort auf meine Nachrichten :c

Jimin
Hallo? Kooks?

Jungkook
Sorry, der Morgen war zu schön ^^'

Jimin
Oka- warte... was? Der Morgen war ZU SCHÖN?!

Jungkook
Ja?

Jimin
Alles klar. Was ist passiert? War Taehyung schon weg?

Jungkook
Wir fahren gerade zum Flughafen

Jimin
Hä? Hast du Fieber oder so? O.O

Jungkook
Och ChimChim... ich erklär es dir später, okay?

Jimin
Also kommst du heute ins Café? Das wollte ich die ganze Zeit wissen

Jungkook
Jaja, mach ich

Jimin
Sehr gut. Und du hast mir wohl einiges zu erklären ._.

Jungkook
Mal schauen

Mit einem leisen Seufzen ließ ich mein Handy wieder in meinen Schoß sinken und lehnte meinen Kopf zurück. Vor uns erstreckte sich bereits der Flughafen und ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Die Minuten waren wie im Flug vergangen und mein Herz klopfte vor Nervosität. Im negativen Sinne versteht sich. Lieber würde ich noch länger mit Taehyung im Auto sitzen, die Ruhe war so angenehm. Ungewohnt, aber angenehm.

"Wir sind da, Kookie", meldete sich Taehyung zu Wort und suchte einen Parkplatz. Ich war froh, selbst einen Führerschein zu besitzen, sonst würde ich die nächsten zwei Wochen wohl ziemlich viel Pech haben und durch Seoul laufen dürfen.

Mit einem Nicken öffnete ich die Autotür, ehe ich mich abschnallte und ausstieg. Taehyung tat es mir gleich, nur dass er noch seinen Koffer aus dem Kofferraum holte. Hand in Hand liefen wir in das große Gebäude und mit jedem Schritt wurde mein Herz schwerer. Warum verdammt wollte ich nicht, dass Taehyung wegging?

"Während des Fluges wirst du mir gar nicht schreiben können", fiel mir plötzlich ein und mit einem schmollenden Gesichtsausdruck sah ich zu Taehyung auf. Er lachte kurz auf, bevor er mir einen Kuss auf die Schläfe drückte und mir ins Ohr wisperte: "Das werden wir überleben. Die paar Stunden sind ganz schnell vorbei."

Zwar wollte ich noch erwidern, dass ich anderer Meinung war, doch mein Freund hatte wohl gerade jemanden entdeckt, den er kannte, denn er wendete seinen Blick ab und lächelte begrüßend. Auch ich blickte wieder nach vorne und verzog augenblicklich das Gesicht, als ich den mürrischen Typ erkannte. Es war anscheinend ein Helfer von Taehyung, den dieser gut kannte und ihm offensichtlich auch stark vertraute, aber ich kannte ihn kaum, auch wenn er vor Kurzem bei der 'Entsorgung' meines Vergewaltigers dabei war. Nur wusste ich, dass er mich schon immer misstrauisch betrachtet hatte und mich offensichtlich nicht leiden konnte.

"Ah, Taehyung, da bist du ja. Jungkook", begrüßte er emotionslos und machte sich nicht einmal die Mühe, mich anzusehen. Empört plusterte ich meine Wangen auf, ohne zu merken, dass Taehyung mich wieder betrachtete und nun wegen mir wieder lachte.

"Du siehst so süß aus, wenn du beleidigt bist", meinte er grinsend und drückte mir einen Kuss auf die Wange, wodurch ich direkt lächeln musste. Das genervte Schnauben unseres Gegenübers jedoch veränderte die ganze Situation.

"Taehyung. Öffentlichkeit", murrte er und verschränkte dabei die dünnen Arme vor seiner Brust. Ich musterte ihn nachdenklich und überlegte, ob es je eine Person geben würde, die in ihm Gefühle auslösen könnte. Aber schien mir das unmöglich, was auch immer er war, Liebe besaß er wohl nicht. "Ach Yoongi, sei doch nicht so ein Miesepeter."

Taehyung seufzte kurz, ehe er sich wieder mir zuwandte.

"Na komm, Kookie. Ich muss zum Flugzeug."

Zu dritt durchliefen wir das große Gebäude, soweit, wie wir zusammen laufen konnten. Wir redeten nicht viel, oder zumindest ich nicht, da dieser Schwarzhaarige meinen Freund über China, sein Reiseziel, informierte. Wo sein Hotel lag, dass er sich ein Taxi nehmen sollte, wann er das Hotel wechseln musste und so weiter. Wäre ich kein Agent und hätte keine Ahnung, was Taehyungs Beruf ist, wäre ich nun wahrscheinlich ziemlich verwirrt.

Schließlich waren wir an dem Punkt angekommen, an dem wir uns trennen mussten. Yoongi blieb bereits ein paar Meter vorher stehen, während ich mich gar nicht von Taehyung lösen wollte. Er stellte seinen Koffer ab und umrahmte mein Gesicht mit seinen Händen, sah mir währenddessen tief in die Augen. Verlangend verringerte ich schon den Abstand, doch ließ er es nicht ganz zu, da er mir erst noch etwas sagen wollte.

"Ich liebe dich, Kookie, vergiss das nicht, ja? Du bist mein Baby und die Zeit ohne dich wird auch für mich nicht leicht werden. Aber ich werde ganz oft an dich denken und mit dir schreiben, in Ordnung? Und telefonieren können wir auch, sogar skypen. Die Zeit wird ganz schnell vergehen", versprach er mir und wartete auf mein zustimmendes Nicken, bevor er sich endlich auf einen Kuss einließ.

Dafür, dass es ein Abschiedskuss war, zeigte er mir seine Gefühle, vor allem seine Liebe und sein Verlangen nach mir. Auch in mir steigerten sich meine Gefühle in ihn hinein, doch war mir klar, dass es nicht auf mehr als ein Kuss hinauslaufen könnte, was wohl der Grund unserer Trennung letztendlich war.

Mit schweren Atemzügen lehnte ich meine Stirn an seine und hielt unentwegt tapfer den Blickkontakt. Auch wenn ich meinem Herz gerade beim Brechen lauschen könnte, wollte ich für ihn stark bleiben und ließ somit keine Tränen zu. Das würde es ihm nur schwerer machen. Meine Hände lagen um seinen Hals und während sein Daumen über mein Wangenknochen strich, entschied ich mich für meine Abschiedsworte, ohne dabei weiter auf Yoongi zu achten, dem das Ganze wohl eindeutig zu viel Liebe war.

"Ich werde dich auch vermissen. Bitte, komm schnell und gesund zurück. Ich liebe dich so sehr, Tae."

Mit einem letzten Lächeln und einem Kuss auf meine Stirn wendete sich Taehyung schließlich ganz ab und ließ mich mit Yoongi zurück. Mein Blick folgte ihm noch so lange, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Erst dann drehte ich mich um und bemerkte den skeptischen Blick des Älteren, der mich beobachtet hatte. Er zog die Augenbrauen zusammen und knurrte dabei Worte, die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagten.

"Ich traue dir nicht. Und ich werde deine Lügen aufdecken."

𝐆𝐨𝐨𝐝 𝐨𝐫 𝐋𝐨𝐯𝐞?│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now