𝓩weiundfünfzig

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𝓣aehyung

Ich warf Jungkook nun zum hundertsten Mal einen verzweifelten und entschuldigenden Blick zu, doch auch diesen ignorierte er gekonnt. Es war nun bereits Abend und wir saßen zwar gemeinsam auf dem Sofa, doch mit einer gewissen Menge an Abstand zueinander. Immer, wenn ich mich ihm nähern wollte, rückte er ein Stück weiter weg, bis ich es schließlich aufgegeben hatte.

Nachdem ich ihm von meiner Geschäftsreise erzählt hatte, war er eingeschnappt in unser Schlafzimmer gegangen und hatte sich dort eingeschlossen. Ich wusste zum ersten Mal nicht, was in seinem Kopf vorging und ob ihn die Tatsache störte, dass ich es ihm so spät erzählt hatte, oder weil ich überhaupt wegfuhr. Auch wenn ich das Ganze direkt mit ihm klären wollte und das ja nicht machte, um ihn zu ärgern, ließ ich ihm seine Zeit, bis er irgendwann nach Stunden wieder herauskam.

Natürlich lief ich ihm direkt hinterher, ich hatte extra im Wohnzimmer auf ihn gewartet, damit ich es mitbekam, wenn er das Zimmer verließ. Doch er ignorierte mich weiterhin, nahm sich wortlos etwas von den Nudeln, die ich für uns beide bestellt hatte und saß seitdem noch immer schweigend auf dem Sofa. Sein Blick war unentwegt auf den Fernseher gerichtet, den er angeschaltet hatte, vermutlich um die Stille zwischen uns zu übertönen, doch mich ließ es nur mehr verzweifeln.

Ich wollte nicht, dass er so böse war, auch wenn ich ihn ein Stück weit verstehen konnte. Dennoch ließ es mir keine Ruhe, so lange hatte er noch nie nicht mit mir gesprochen und weil es mir irgendwann dann doch zu bunt wurde, stellte ich den Fernseher einfach aus. Als Antwort kam von ihm ein vernichtender Blick und gerade, als er aufstehen wollte, hielt ich ihn an seinem Handgelenk zurück.

"Du gehst jetzt nicht", verlangte ich harsch und spürte sein kaum merkliches Zusammenzucken. Dieser Ton hatte schon immer die gewünschte Wirkung bei ihm erzielt und so war es auch dieses Mal. "Du sagst mir jetzt, warum du nicht mehr mit mir redest und mich mit bösen Blicken strafst."

"Sonst was?", gab er provokant die Augenbraue hochziehend zurück und brachte mich kurzzeitig aus dem Konzept. Normalerweise würde ich ihn nach allen Regeln der Kunst bestrafen, allerdings hatte ich mir wegen der beinahe stattgefundenen Vergewaltigung dieses Vorhaben erst einmal selbst gestrichen. Vermutlich wusste er genau, dass ich im Moment nichts in dieser Richtung tun würde und spielte somit seinen Trumpf aus.

"Ich..." Meine Stimme versagte, einfach, weil mir ein Grund fehlte. Jungkook grinste daraufhin triumphierend und wand sich aus meinem Griff, doch kam mir stattdessen näher, als zu gehen.

"Tae, kannst du das nicht verstehen?"

Fragend runzelte ich die Stirn und legte den Kopf schief. "Wie denn, wenn du nicht mit mir sprichst?"

Mein Freund seufzte leise. "Du sagst mir so kurzfristig, dass ich dich zwei Wochen lang nicht sehen kann." Er berührte ganz leicht mit seinen Fingerspitzen meine Wange. "Dass ich dich zwei Wochen lang nicht berühren kann." Nun legte er ganz leicht seine Lippen auf meine. "Und dass ich dich zwei Wochen lang nicht küssen kann."

Dass ihn das so mitnahm, hätte ich nie gedacht und somit tat mir mein Entschluss, es ihm erst so spät zu sagen, noch viel mehr leid. Deshalb legte ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu mir, damit ich ihn eng umarmen konnte, was er wohlig seufzend erwiderte. Und so saßen wir eine Weile schweigend auf dem Sofa, in den Armen des Anderen, während meine Finger durch sein Haar fuhren und ich seiner ruhigen Atmung lauschte, die ich schmerzlich vermissen würde.

𝐆𝐨𝐨𝐝 𝐨𝐫 𝐋𝐨𝐯𝐞?│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt