Sie haben Angst. Angst, dass etwas passiert, was vielleicht nicht passieren wird. Was vielleicht nicht vorhersehbar ist.

Sie machen sich verrückt. Ich weiß es, weil ich sie kenne.

Momentan sitze ich in meinem Zimmer und beobachte Frida und Janne, welche meine beiden persönlichen Stylisten sind dabei, wie sie alles, was sie für mein Styling benötigen, vorbereiten. Wir führen währenddessen ein lockeres Gespräch.

Sie schaffen es ein wenig meine Anspannung zu senken und mich mental auf alles vorzubereiten.

»Du musst-«, beginnt Janne, wird dann aber vom Aufreißen meiner Zimmertür unterbrochen. Sophie und Lina kommen zum Vorschein. Hinter ihnen vier Stylistinnen. Breit grinsend nehmen meine beiden Freundinnen neben mir Platz und sehen mich aufgeregt an.

»Könnt ihr das nächste Mal meine Zimmertür nicht so aufreißen? Ich möchte nicht noch einmal ohne Tür leben!«, frage ich sie seufzend.

Irritiert schauen mich die beiden an, nicken aber anschließend leicht.

Ich hatte bereits einmal keine Tür mehr und dieses Erlebnis will ich nie wieder erleben müssen. Es war fürchterlich.

»Und wie steht es, wie geht es? Bist du schon aufgeregt? Also wir schon! Ich denke aber, dass du auch aufgeregt bist, denn schließlich ist es dein erstes Mal, dass du auf einer Gala bist! Habt ihr schon angefangen, dich vorzubereiten? Ich hoffe mal nicht, denn wir wollen das unbedingt alle gleichzeitig machen, denn dann können wir dabei ein wenig reden und ...«, sprudelt es aus Sophie heraus.

Sobald sie zu Ende gesprochen hat, muss sie erst einmal tief Luft holen, denn bei ihrer Sprechgeschwindigkeit war dafür kaum Zeit.

Einen kurzen Moment benötige ich, um ihre Worte verarbeiten zu können, dann schüttle ich aber vorsichtig meinen Kopf.

»Ich freue mich so, das wird so toll«, schreit Lina schon fast und schüttelt mich aufgeregt an meinen Schultern. Sophie grinst währenddessen nur und sucht nebenbei ihr Handy.

Sobald sie es gefunden hat, hält sie es aufgeregt in die Luft. Wenige Augenblicke später ertönt aus meinen Musikboxen ein Party-Song nach dem anderen, welcher von uns allen musikalisch unterstützt werden. Selbst unsere Stylistinnen singen mit und drücken uns Haarbürsten als Mikrofone in die Hand.

Knapp drei Stunden, vielen Nerven und zwei Ohren, die kein einziges Wort mehr vertragen können, später, sind wir endlich fertig.

Noch länger hätte ich es zwischen den beiden wirklich nicht ausgehalten. Sie plappern ohne Punkt und Komma, weswegen es nach wenigen Minuten zu einer Qual wurde zwischen Lina und Sophie zu sitzen.

Es hat sich aber gelohnt, denn die Arbeit unserer sechs Helferinnen ist unglaublich. Sie haben wahrlich Kunst auf unseren Köpfen erschaffen. Sie haben mit verschiedenen Blüten, welche passend zu unseren Kleidern abgestimmt wurden, verschiedene Frisuren gezaubert. Professionell wurden sie in unsere Haare eingeflochten und in Szene gebracht. Sie wussten, was sie tun, denn das sieht man. Sie machen ihren Beruf mit Leidenschaft. Make-up haben wir keins drauf, denn schließlich sind wir alle noch ziemlich jung, weswegen unsere Familien bei diesem Thema nicht sonderlich entspannt sind.

Zufrieden und mit steigender Aufregung ziehen wir unsere Kleider und den Schmuck mit GPS an. Mit dem Kleid muss mir geholfen werden, da ich durch meine zitternden Hände kaum den Reißverschluss gegriffen bekomme.

Lächelnd betrachten wir uns alle zu dritt im Spiegel und bewundern uns selbst. Noch nie habe ich mich so wunderschön gefühlt und das Lächeln von meinen beiden Freundinnen bestätigt mir, dass es ihnen auch so geht.

Unterbrochen werden wir aber, als wieder einmal die Tür aufgeht. Zum Vorschein kommen unsere bereits perfekt gestylten Mütter.

Meine Mutter trägt zu meinem Erstaunen sogar eine kleine Krone auf dem Kopf.

Durch ihren Anblick fällt mir auf, dass ich mein Diadem nicht trage. Den anderen ist es auch noch nicht aufgefallen und ich hoffe, dass es so bleibt. Dann hätte ich nämlich schon einmal eine Sorge weniger.

»Ihr seht so toll aus!«, spricht meine Mutter zu uns dreien, ehe sie uns alle mit Tränen in den Augen in eine feste Umarmung schließt.

Dieses Kompliment können wir alle nur zurückgeben.

Sobald meine Mutter sich von uns gelöst hat, werden wir schon direkt in die nächste Umarmung geschlossen.

Ich schätze, dabei geht es jeder Mutter so. Sie werden direkt emotional.

»Bereit?«, fragt uns Linas Mutter und sieht uns dabei alle prüfend in die Augen.

Aufgeregt und mit einem Herzrasen, welches man wahrscheinlich nicht einmal mehr messen kann, treten wir aus meinem Zimmer.

Unsere Mütter und Lina sind schon aus der Tür, als Sophie sich plötzlich löst und zurück in mein Ankleidezimmer rennt. Sofort bleiben Lina und ich stehen und schauen ihr fragend hinterher.

Nach wenigen Sekunden taucht sie aber wieder auf und hält grinsend mein Diadem in die Luft. Stolz setzt sie mir es auf und betrachtet mich einmal kritisch. Prüfend fahren ihre Augen meinen Körper entlang.

Sobald sie sich sicher ist, dass nun nichts mehr fehlt, hält sie grinsend ihre Daumen in die Höhe und hakt sich wieder bei uns beiden ein.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zieht sie uns mit einem Ruck nach vorn und holt schnell unsere Mütter ein, welche grinsend an der Treppe auf uns warten.

Unten stehen bereits alle Männer der Familien und warten gespannt auf uns. Ihr Lachen und ihr Gespräch hört man durch die komplette Eingangshalle. Worauf habe ich mich nur eingelassen?

»Lasst die Party beginnen«, lacht Lina, ehe sie meinen rechten Arm ergreift und mich die Treppe herunterzieht. Sophie nimmt währenddessen meinen linken Arm.

Mit solch einem schweren und langen Kleid ist es gar nicht mal so einfach unten heil anzukommen. Nur aus dem Augenwinkel erkenne, wie die Männer unten scharf die Luft einziehen, als wir den ersten Fuß auf die Treppe setzen.

Es ist augenblicklich mucksmäuschenstill. Man könnte eine Stecknadel fallen lassen und man würde sie auf dem Boden aufkommen hören. Die gesamte Aufmerksamkeit ist auf uns gerichtet.

Sobald wir alle unten ankommen, werde ich direkt in Beschlag von meinem Vater genommen.

»Du siehst unglaublich aus, Prinzessin!«, haucht er und lässt mit offenem Mund seine Augen über meinen Körper schweifen. Ich habe ihn selten so sprachlos gesehen. Ich kann auch hier nur das Kompliment zurückgeben.

Alle Männer haben maßgeschneiderte Anzüge an, womit sie noch muskulöser aussehen, als sie ohnehin schon sind.

Vorsichtig entlässt mein Vater mich aus seinen Armen, allerdings nur, damit ich direkt in die nächste Arme meines ältesten Bruders falle. Zufrieden und entspannt, drückt er mich feste an sich. Dabei strahlt er solch eine Ruhe aus, dass sich diese auf mich überträgt. Für diese Geste bin ich ihm mehr als dankbar, denn er weiß genau, was ich im Moment benötige.

Der Reihe nach werde ich von jedem meiner Brüder in eine feste Umarmung geschlossen und wir genießen die letzten ruhigen Minuten, bevor es losgeht. In den nächsten Stunden werden wir keine Ruhe haben und dem sind sie sich bewusst, weswegen sie es noch einmal ausnutzen.

Sobald die große Eingangstür geöffnet wird, kann man direkt drei Limousinen sehen. In diese teilen wir uns auf, damit alle ausreichend Platz haben. Ich befinde mich zusammen mit meiner Familie in der mittleren der drei Limousinen.

Vor und hinter jeder Limousine sind mehrere Wagen mit Sicherheitsleuten.

Erst als die Türen von unserem Chauffeur zugemacht werden, realisiere ich, dass es jetzt wirklich losgeht! Ich habe es tatsächlich geschafft, an diesem Punkt hier anzukommen. Ich habe es geschafft für meinen Wunsch zu kämpfen und es hat sich ausgezahlt. Ich sitze hier mit meiner Familie und bin gleich auf dem Weg zu einer Gala. Einer meiner größten Träume, so etwas erleben zu dürfen.

Der Weg zum Veranstaltungsort wird ungefähr 30 Minuten betragen, welche sich durch meine Aufregung aber deutlich länger anfühlen, werden.

Nur der Wille zähltTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon