Türchen 17

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Ein Jahr zuvor: 

Lynn rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Sie und Elias waren heute bei einem anderen Rudel, doch sie konnte sich einfach nicht auf die Gespräche mit dem fremden Alpha konzentrieren. Sie fühlte sich hibbelig und sie hatte das Gefühl aus dem Büro so schnell es geht raus zu müssen. Auch ihr innerer Wolf fühlte sich so.

>>Alles gut bei dir?<< Elias sah sie fragend an.

>>Ist es okay, wenn ich kurz raus gehe? Irgendwie geht's mir nicht so gut<<, fragte sie.

>>Klar. Wenn was ist, sag über den Rudellink bescheid.<<

Lynn entschuldigte sich und verließ das Alphabüro. Sie war zum ersten Mal in diese Rudel und wusste nicht wo sie hingehen sollte. Die Luna hätte sie in der Küche bestimmt freundlich empfangen, aber sie wollte frische Luft. Sie ging raus und lehnte sich gegen die Mauer des Rudelhauses. Tief atmete sie durch. Er ging es nicht schlecht. Sie fühlte aber eine ungewohnte Unruhe in sich.

Sie atmete ein weiteres Mal tief Luft und schien sich etwas entspannen zu können. Doch ihr viel ein süßlicher Geruch auf. Als würde sie am Weihnachtsmarkt an einem Stand mit gebrannten Mandeln vorbei läuft. Sie wunderte sich, wer im Sommer gebrannte Mandeln macht, als sich ihr innerer Wolf zu Wort meldete: //Gefährte.//

Lynn war ganz verdutzt. //Was? Bist du dir sicher?// 

Ihre Frage wurde von allein beantwortet. Ein Windstoß brachte einen Schwall des wunderbaren Geruchs mit sich. Ein Schauer ging durch ihren Körper und sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Ohne einen weiteren Gedanken lief sie in die Richtung, aus der der Geruch kam. Sie lief an einigen verdutzten Deltas vorbei, die ihr Platz machten und ihr hinterhersahen. In kürzester Zeit hatte sie das Dorf verlassen. Als sie realisierte, dass der Geruch aus der Richtung des Waldes kam, der einige Felder entfernt war, verwandelte sie sich. Das sie zuerst hätte checken müssen, dass kein Mensch sie sah, war ihr in dem Moment egal.

Als brauner Wolf brachte sie die Felder in kürzester Zeit hinter sich und lief in den Wald. Zuerst gab der Geruch nur eine ungefähre Richtung vor, doch jetzt konnte sie einer Fährte folgen. Lynn hatte sich diesem Moment schon tausende Male vorgestellt. Sie hatte gedacht ihr Kopf wird voller Gedanken sein, doch er war leer. Nur die Stimme ihres Wolfes war zu hören, die immer wieder das Wort "Gefährte" wiederholte.

Sie sprintete zwischen den Bäumen durch und verfolgte die Fährte, als plötzlich ein grauer Wolf hinter einer Erhöhung hervor gerannt kam. Beide blieben ruckartig stehen, doch durch ihre immense Geschwindigkeit liefen sie fast gegeneinander. 

Mit pochenden Herzen beobachtete Lynn den Wolf. Er war in etwa so groß wie sie, hatte graues Fell und dunkle Augen. Ihr innerer Wolf drehte bei den Anblick fast durch. Der Wolf kam auf sie zu und beschnupperte sie. Sie tat es ihm gleich und roch wieder diesen wunderbaren Geruch nach gebrannten Mandeln. Als sich der Wolf an sie schmiegte, hatte sie das Gefühl ihr Herz blieb zuerst stehen, um sich danach zu überschlagen. Sie erwiderte die liebevolle Geste.

Die Wölfe verbrachten einige Zeit damit sich zu beschnuppern, sich gegenseitig zu waschen und sich gegen den anderen zu drücken, so dass sie ihren Geruch an den anderen rieben. 

Irgendwann verwandelte sich der graue Wolf und vor Lynn stand ein hübscher junger Mann, der sie schüchtern anlächelte. Sie tat es ihm gleich und wurde zum Menschen. 

>>Hey<<, sagte er schüchtern. 

>>Hi<<, erwiderte sie überrumpelt. Sie wusste nicht das sich eine Stimme so angenehm anhören kann.

Sie standen sich gegenüber und musterten sich gegenseitig. Lynn hatte nicht damit gerechnet ihren Gefährten an einem langweiligen Dienstag Vormittag zu finden und war noch ganz durcheinander.

>>Ich will dir was zeigen<<, sagte ihr Gegenüber und griff nach ihrer Hand. Lynn ganzer Körper spannte sich an und ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken herunter. Ihr Gefährte zog sie tiefer in den Wald, bis sie an einer Felswand ankamen. An dem Felsen lief Wasser von einem Bach herunter, welches unterhalb der Wand weiter floss. An dem Stein wuchs Moss und Farn, an dem das Wasser herunter tropfte. Der Anblick war wunderschön.

Ihr Gefährte setzte sich einfach neben ihr auf dem Boden und sah sie erwartungsvoll an, weshalb sie ihn nachmachte. Sie musterte noch einige Momente die Felswand, bevor sie ihren Kopf zu ihren Gefährten drehte. Dieser sah sie bereits an, was ihr Herzklopfen bereitete.

>>Ich bin Lynn<<, stellte sie sich dann vor, als ihr einfiel, dass sie seinen Namen nicht kannte. 

>>Finn<<, erwiderte er mit dem schönsten Lächeln im Gesicht, dass sie je gesehen hatte. 

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now