Kapitel 1

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Vincent zuckte zusammen, als Sophia einen weiteren Stapel dreckiger Teller neben ihm abstellte. Er war gerade dabei den Abwasch zu machen und war in Gedanken versunken gewesen, als ihn das klirrende Geräusch wieder in die Realität brachte.

>>Nicht trödeln. Ich will, dass die Küche in einer viertel Stunde sauber ist und danach musst du noch die Wäsche machen<<, meinte die ältere Frau streng. Vincent nickte ihr zu. Sie betrachtete noch das bereits gespülte Geschirr mit einem prüfenden Blick, bevor sie die Küche verließ.

>>Ich will, dass die Küche in einer viertel Stunde fertig ist<<, äffte Vincent sie nach, als er sich sicher war, dass sie ihn trotz ihrem Werwolf-Gehör nicht mehr hören konnte. Sophia hatte ihn schon einmal dabei erwischt und die Prügel die er deswegen von ihrem Mann bekommen hatte, wollte er nicht noch einmal erleben.
Seufzend spülte er weiter. Am Waschbecken hatte er, durch das große Fenster vor sich, eine perfekte Sicht auf den Garten von dem Rudelhaus und auf den kleinen Dorfplatz. Er sah das Sophia herausgegangen ist und sie von ein paar Kindern belagert wurde. Diese hüpfen lachend um sie herum und erzählten ihr irgendetwas. Sophia war eine wirklich liebevolle Luna, wenn es nicht gerade um Vincent geht.
Sie kümmerte sich immer mit einem sanften Lächeln um jegliche Angelegenheit und hat für alle ein offenes Ohr. Für jedes Rudelmitglied, bis auf Vincent. Das Rudel verachtet Omegas und er war nun mal einer. Für sie war er nur eine Laune der Natur, die nichts wert war. Nur als Haushaltshilfe war er zu gebrauchen. Hätte das Rudel ohne ihn kein "Mädchen für alles" wäre er bestimmt schon längst aus dem Rudel verbannt worden oder schlimmeres.

Der Blick des Omegas wanderte weiter zu zwei jüngeren Rudelmitgliedern. Der Sohn der Luna und somit zukünftige Alpha des Rudels dehnte sich gerade und sprach dabei mit seiner Beta. Vermutlich wollten die beiden zusammen joggen.
Schmachtend beobachtete Vincent die Muskeln des Alphas, die man durch das großzügig ausgeschnittenen Tanktop sehr gut sehen konnte. Seit schon über einem Jahr reichte der Anblick von Elias Körper, um den Kopf des Omegas leerzufegen.

Als er an seinen 18 Geburtstag herausfand, dass der Alpha sein Mate ist, war das der bisher schlimmste Tag in Vincent's Leben. Er hatte Monate vor seinem Geburtstag schon angefangen zu beten, dass niemand aus diesem Rudel sein Gefährte sein wird.
Vincent wusste, dass er gegen drei Uhr morgens geboren wurde. In der Nacht seines Geburtstages ist er Stunden lang in seinem Bett gelegen und hatte die Decke angestarrt. Er war den ganzen Tag nicht zur Ruhe gekommen und auch in den letzten Stunden, bevor er volljährig wurde, drehte es sich in seinen Kopf nur noch um seinen zukünftigen Gefährten. Einerseits wollte sein innerer Wolf Milo unbedingt wissen wer es ist, aber die Angst nicht akzeptiert zu werden war erdrückend.
Als er dann genau achtzehn Jahre alt war, spürte er sofort, dass sein Mate in der Nähe war. Er hat damals erst einmal ein paar Minuten gebraucht, bis er realisierte, was das für ihn hieß. Er hatte die Person, der es bestimmt war ihr Leben mit ihm zu verbringen, in dem Rudel gefunden, in dem er von jeden verachtet wurde. Am liebsten hätte er sich irgendwo versteckt, wo er versauern könnte.
Der Omega wollte eigentlich gar nicht wissen, wer sein Mate war, aber seine Neugier war zu groß und auch Milo hatte ihn gedrängt es heraus zu finden. Er war damals aus seinem Zimmer geschlichen und ist dem wundervollen Geruch gefolgt.
Vincent wohnt im Rudelhaus und konnte spüren das sein Gefährte ganz in der Nähe war. Als ihn der Geruch zur Tür von Elias geführt hatte, war er kurz davor eine Panikattacke zu bekommen. Es war schon schlimm genug, dass es jemand aus diesem Rudel war, aber den jungen Alpha als Mate zu bekommen, war für ihn ein Schlag ins Gesicht von der Mondgöttin persönlich.
Der Omega war so schnell wie möglich wieder in sein Zimmer gerannt und hatte dort angefangen zu weinen. Die nächsten Stunden hörten seine Tränen nicht mehr auf zu fließen und immer wieder fing er krampfhaft an zu zittern, während er hysterisch weinte. Am nächsten Tag hat er sein Zimmer nur verlassen, da er Angst hatte was passiert, wenn er seine Pflichten nicht erfüllen würde.

Vincent hatte damals furchtbare Angst was passieren wird, wenn er den Alpha trifft. Doch es passierte nichts. Elias sah ihn genauso abwertend an, wie immer. Der Omega war sich sicher, dass der Alpha die Verbindung nicht spürte. Sonst wäre er bestimmt ausgerastet und hätte ihn sofort abgewiesen. Doch Elias war wie immer zu ihm.
Vincent dachte immer, sobald einer der Gefährten achtzehn war, dass beide die Verbindung spüren konnten. Doch das sprach gegen seine Vermutung, weshalb er in einem Buch über Gefährten nachforschte und tatsächlich fand er etwas. Es kam vor das nur der Ältere der Wölfe ihre Verbindung spüren konnte, bis der Zweite auch achtzehn wurde. Meistens kam das bei Gefährten mit einem großen Altersunterschied vor, aber auch wenn der Ältere das Band durch Wut oder Angst unterdrückte.
Vincent war mittlerweile neunzehn und hatte es geschafft die Verbindung bisher zu unterdrücken, doch das würde bald nicht mehr reichen. Elias wird in ein paar Tagen ebenfalls volljährig. Der Omega hatte sich vorgenommen nicht erleben zu wollen, was dann passierte. Deswegen wird er abhauen.

//Dir läuft gleich der Sabber aus dem Mund//, meinte Vincents innerer Wolf. Der Omega war in Gedanken versunken gewesen und hatte dabei immer noch den jungen Alpha angestarrt.
//Wenn du dich nicht langsam mal fertig wirst, wird uns Sophia Feuer unter dem Hintern machen//, ergänzte Milo.
>>Ich mach ja schon<<, murrte Vincent zu seinem Wolf und spülte weiter.  

So meine Lieben. Eine neue Geschichte und ein neuer Omega. In den nächsten Stunden, werden zwei weitere Kapitel kommen, dass ihr einen besseren Einblick in das Leben von Vincent zu bekommen, ohne Tage zu warten^^

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now