Kapitel 23

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Zusammengekauert lag Vincent in seinem Bett. Als das Adrenalin in seinem Blut wieder abgebaut worden war ist er vor Erschöpfung eingeschlafen. Die Ereignisse haben an seinen Energiereserven gezerrt und er ist irgendwann, während er geweint hatte, weggedriftet. Er wachte einige Stunden später von seinem unruhigen Schlaf auf.

Er setzte sich auf. Seine Augen waren ein wenig verklebt und gereizt. Der Omega rieb über die rote Haut und versuchte seine Wimpern sauber zu bekommen. Er fühlte sich ausgelaugt und überhaupt nicht ausgeruht, obwohl er wohl einige Zeit geschlafen hatte. Er hatte keine Uhr, aber an der Position der Sonne, die er durch sein Fenster sah, konnte er erahnen das es mittlerweile Nachmittag war.

Erst jetzt kamen ihn die Bilder des Morgens wieder in den Sinn. Vincent zog sein Shirt zur Seite und sah zu seiner Halsbeuge. Er erkannte verkrustetes Blut auf seiner geschwollenen Haut. Die Stelle war gerötet und wenn er sich bewegte zog es unangenehm. Er zog eine Augenbrauen nach oben. Im Normalfall sehen Markierungsbisse nicht so aus. Vincent kannte ein paar Paare, die sich vor kurzer Zeit markiert haben und wenn diese nach ein paar Stunden ihr Schlafzimmer wieder verließen und stolz ihr Markierung präsentierten war die Wunde schon längst wieder verschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war schon eine Narbe entstanden und nur noch leicht gerötet. Seine Wunde dagegen hatte eine unschöne Kruste bekommen und während er sich bewegt hat, ist diese aufgeplatzt und etwas Blut lief an seinen Schlüsselbein herunter. Er wischte es mit dem so wie so schön blutigen Shirt weg. Am liebsten würde er jetzt duschen gehen, aber er fühlte sich so ausgelaugt, als würde er es nicht schaffen mehrere Minuten am Stück zu stehen.

Erschöpft legte er sich wieder hin. Vincent war von seinen eigenen Körper überrascht. Als Omega hatte er wenig Kondition, aber mit Training in den letzten Jahren hatte er diese gut steigern können. Obwohl es nicht verwunderlich war, dass er so schlapp ist. Er hatte wegen seinen Omega-Staus schon viel mitmachen müssen, aber solche Schmerzen hatte er noch nie vorher gespürt. Es war nicht mit einen Schlag oder einer Bisswunde zu vergleichen. Es hatte sich angefühlt, als würde sich der Schmerz von seiner Schulter bis in den ganzen Körper von innen zerfressen.

//Und dass, obwohl es unser Gefährte war, der uns gebissen hatte//, warf Milo ein. Für die beiden war es ein Rätsel, warum es so weh getan hatte. Matteo hatte Vincent davon erzählt, dass auch ein Band zwischen Wölfen erzwungen werden kann, die keine Mates sind. Das soll sehr schmerzhaft sein, wenn dadurch ein schon vorhandenes Band zerstört wird, oder einer der Werwölfe sich gegen die Verbindung wehrt.

//Vielleicht sind wir und Elias dich keine Gefährten//, spekulierte Vincent.
//Das kann nicht sein. Wir beide haben die Verbindung gespürt und Elias ebenfalls. Ich kann mir nur vorstellen das es so schmerzhaft war, da wir es nicht wollten und uns dagegen gewehrt haben. Vielleicht sind wir die ersten Mates, die sich ablehnten und keiner weiß, wie sich das anfühlt. // Vincent fand die Vermutung von seinen Wolf einleuchtend. Er kuschelte sich wieder in seine Decke und schloss die Augen. Seinen Körper plagte immer noch diese Schlappheit und er bekam auch Kopfschmerzen. Es war wohl die beste Entscheidung einfach weiter zu schlafen.

Seine Hand legte sich auf die Wunde an seiner Halsbeuge und fuhr diese nach. Er konnte immer noch nicht fassen was passiert ist. Ihm stiegen wieder Tränen in die Augen. Er will das alles nicht. Durch diese Markierung ist er jetzt an Elias gebunden und muss bei ihm bleiben. Dabei will er doch einfach nur zurück in sein richtiges Rudel und dort ein entspanntes Leben ohne den Alpha führen.
Irgendwann schaffte er es wieder einzuschlafen, trotz der Weinkrämpfe, die ihm plagten.

Während Vincent in einen unruhigen Schlaf gefallen ist, saß sein Gefährte auf der Stufe zur Haustüre des Rudelhauses. Er zog an einer Zigarette und atmete den Rauch wieder aus. Seine Hand zitterte leicht, als er den Filter mit den restlichen glühenden Tabak in den überquellendem Aschenbecher drückte.

//Wir können hier nicht sitzen und eine Zigarette nach der anderen rauchen, während es unserem Mate schlecht geht. // Neo redete schon seit Stunden auf seine menschliche Seite ein, doch dieser reagierte nicht.
Elias stützte seine Ellenbogen auf seinen angewinkelten Knien ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Es waren einige Deltas auf dem Deltas unterwegs gewesen, die sich mittlerweile alle verzogen haben. Sie spürte die Stimmung ihres Alphas und mit einem Alpha, der schlechte Laune hatte war nicht zu spaßen.

//Könnest du mich nicht ignorieren? Wir machen es nur schlimmer, wenn wir ihn jetzt allein lassen//, versuchte es sein innerer Wolf ein weiteres Mal. Elias fuhr mit seinen Handflächen von seinen Gesicht zu seinen Haaren und strich durch diese, bevor er zu der Zigarettenpackung neben sich griff. Schwer atmete er aus, als er in der Packung nur noch sein Feuerzeug fand. Er nahm dieses heraus und zerknüllte die Pappe, bevor er in die Küche ging und sie in einen Mülleimer warf.

//Ich meine es ernst. Wenn du nicht sofort nach ihm schaust, übernehme ich dir Kontrolle und werde sie dir nicht so schnell wiedergeben. Du bist im Moment mental schwach, das schaffe ich ohne große Anstrengungen//, drohte ihm Neo jetzt.
//Du gehst mir auf den Sack. Er wird uns so wie so wegschicken. Du hast ihn doch gehört, er hasst mich//, antwortete Elias schnaubend seinen Wolf.
//Wenn er uns anpampt wissen wir wenigstens, dass es ihm wieder besser geht. // Elias hatte keine Lust, dass sein Wolf ihm dir Kontrolle über ihren Körper nahm, deswegen gab er sich geschlagen und ging zum Zimmer des Omegas.

Er wollte die Tür wie immer einfach öffnen, entschied sich aber dann doch gegen das Holz zu klopfen. Hinter der Tür blieb es still.
//Schau, er will uns nicht sehen//
//Jetzt geh schon rein, du willst dich nur drücken//, entgegnete Neo.

Augenverdrehend drückte er die Türklinke nach unten.

Elias Wolf hat heute seinen ersten Auftritt. Da er Elias auf die nerven geht, glaube ich, dass die meisten ihn mögen werden xD

Ein Alpha zum DavonlaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt