Kapitel 37

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Vincent kam die Treppe herunter und stellte die letzte Tasche neben die Haustür. Er strich ein paar schwarze Haarsträhnen aus seinem Gesicht, während er schwer atmend seine Sachen betrachtete. Alles aus seinem Zimmer konnte er dieses Mal nicht mitnehmen, aber es war trotzdem ein großer Haufen an Gegenständen und Klamotten. Beim Versuch seine Haare aus seinem Gesicht zu halten, berührte er aus Versehen eines seiner gereizten Ohren. Vorhin hatte er seine Ohrringe wieder angelegt und da er sie jetzt eine Zeit lang nicht anhatte, war die Haut um die Piercing leicht geschwollen und rot. Das letzte der fünf Ohrlöcher war noch recht frisch gestochen und pochte leicht, aber das konnte Vincent ab. Mit den silbernen Steckern und der Kette um seinen Hals fühlte er sich viel wohler als zufuhr. Es war die Kette, die Elias ihm gestern locker um den Hals gemacht hatte. Auch das silberne Gestell seiner Kette lag auf seiner Nase.

Bei dem Gedanken an die Aktion von seinem Gefährten musste der Omega grinsen. Er musste zugegen, dass das echt süß gewesen ist. Elias war immer noch ein Arschloch, aber eins das Fortschritte macht.

Vincent und die anderen zwei Werwölfe fuhren heute zurück in ihr Rudel. Deswegen hatte er bis gerade gepackt. Jetzt musste er nur noch Elias und Lynn suchen, dann könnten sie aufbrechen, auch wenn er nicht wirklich Lust dazu hatte. Die beiden fand er in der Küche. Sie unterhielten sich mit Liam. Wobei die Beta das Sprechen übernahm und Elias nur zuhörte.

>>Hilfst du mir meine Sachen ins Auto zu tragen? <<, fragte er den Alpha. Vincent war der Meinung, er könne ihm gleich helfen, wenn er so wie so nichts zu dem Gespräch beisteuerte. Elias nickte und stand auf. Zusammen trugen sie alles zum Auto. Dabei blieb Elias so still, wie davor.

>>Ist vorhin irgendetwas passiert? <<, fragte Vincent, der die Ruhe unangenehm war.

>>Nein, warum? <<, antwortete Elias. Er war der Meinung, dass niemand erfahren musste, dass ihm ein Omega zwischen die Beine getreten hatte.

>>Ich hatte vorhin irgendwie ein komisches Gefühl, als wäre etwas Unerwartetes passiert. Hab gedacht das ich etwas von dir durch die Mateverbindung gespürt habe. Ich habe aber schon vermutet das nichts war, schließlich ist unsere Verbindung nicht gerade stark. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet<<, meinte der Omega schulterzuckend. Elias war erstaunt das sein Gefährte so etwas spürte, aber sagte nicht dazu. Schließlich sollte seine Lüge nicht aufliegen.

Später am Tag fuhren die drei jungen Werwölfe in ihr Rudel zurück. Vincent wollte am liebsten hierbleiben. Das er mit seiner Mutter ausgemacht hatte, dass die beiden heute noch Kuchen essen, machte es für ihn etwas leichter sich von Matteo zu verabschieden. Die Fahrt nach Hause verlief wie die Hinfahrt: Vincent und Lynn redeten und der Alpha schwieg. Nach den Stunden im Auto freute er sich richtig Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Obwohl er wieder hier wohnte, sah er sie recht selten, da er seinem Vater aus dem Weg gehen wollte.

>>Mhmm, der ist besser als Sex<<, meinte Vincent zu seiner Mutter, nachdem er den ersten Bissen ihres Kuchens heruntergeschluckt hatte. Es war nur ein einfacher Apfelkuchen mit Zimt, aber er hatte diesen Kuchen seit Jahren nicht mehr gegessen und bei Mama schmeckt es nun Mal immer am besten. Klara musste über die Aussage ihres Sohnes lachen. Für sie war sein neuer Charakter immer noch neu und ungewohnt. Genauso wie sein Aussehen und die Brille.
Solche Aussagen hätte der alte Vincent nie von sich gegeben. Sie freute sich, dass er um einiges ausgelassener wirkte.

Ihr Lächeln verschwand als Vincent sich bewegte und sein Oberteil verrutschte. Sie konnte den Verband an der Halsbeuge ihres Sohnes sehen. Im Rudel wurde schon länger erzählt, dass der Alpha ihn markiert haben soll, aber Werwölfe waren Tratschtanten und Klara hatte den Gerüchten nicht geglaubt. Doch trotzdem hat sie sich Sorgen gemacht und der Verband bestätigt, dass diese nicht unberechtigt waren.

Der Omega bemerkte den Stimmungsumschwung seiner Mutter. Er verstand was los war, da sie immer noch den Rand des Verbandes musterte. Vincent zupfte sein Shirt wieder so hin, dass man ihn nicht sehen konnte. >>Alles gut. Schau bitte nicht so besorgt. Das macht Matteo schon immer. <<
>>Tut es weh? <<, fragte sie.
>>Nicht mehr. Nur wenn ich mich ungeschickt bewege. <<
>>Und als er dich markiert hat? <<, fragte sie weiter.
>>Furchtbar. So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gespürt<<, antwortete der Omega wahrheitsgemäß.

Seine Mutter stand auf und ging um den Tisch. Sie legte ihre Arme von Hinten um ihn und drückte seinen Rücken geben sich.
>>Mein armes Baby, << sagte sie bedrückt.
>>Alles gut Mom. Du kannst dafür nichts. << Vincent wollte sich aus ihrer Umarmungen winden und von dem Stuhl aufstehen, um sie ansehen zu können, doch seine Mutter drückte ihn fester gegen sich.
Er akzeptierte es und genoss die Zuneigung seiner Mutter.
Nach ein paar stillen Momenten sagte Klara: >>Ich hätte damals das Rudel mit dir verlassen sollen, als du auf der Welt warst und ich wusste das du ein Omega bist. Schon damals gab es viele Rudel die Omegas akzeptierten oder wenigstens tolerierten. So hättest du ein schöneres Leben gehabt und nicht diese Schmerzen erleben müssen. <<
Vincent wusste nicht das sie sich deswegen solche Vorwürfe machte. Dieses Mal schaffte er es sich von ihrer Umarmungen zu befreien, um aufzustehen und selbst seine Hände, um sie legen zu können.
Er drückte sie fest an sich. Vincent hat die Tränen in ihren Augen sehen können und das leise Schniefen von ihr zerriss ihm sein Herz. Er wollte nicht das seine Mutter sich wegen ihm so fühlte.
>>Dad hätte bestimmt nie wegen mir das Rudel verlassen und du wolltest deinen Gefährten nicht hinter dir lassen. Ich versteh das und mach dir auch keine Vorwürfe dafür. Du konntest nicht wissen, wie es mir gehen wird. Ich bin der erste Omega in diesem Rudel. << Er versuchte seine Mutter wieder so gut es geht zu beruhigen.

Vincent machte sie nicht für seine Situation schuldig. Vielleicht wäre es ihm besser ergangen, wenn sie anders gehandelt hätte, aber er verstand ihr Handeln. Allein mit einem Baby seinem Gefährten den Rücken zuzudrehen konnte er von niemanden verlangen und schon gar nicht erst von so einer liebevollen Person, wie seiner Mutter.


Seine Mom ist so soft. Ich liebe sich einfach.

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now