Kapitel 5

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Am nächsten Tag was Vincent hundemüde. Er hatte bis spät am Abend seinen Aufgaben nachgehen müssen, da er durch seine Verletzungen nur schleppend voran kam. Nach einer viel zu kurzen Nacht hatte ihn die Luna noch früher als sonst aus dem Bett gescheucht, da er ihr helfen musste alles für Elias Feier vorzubereiten.

Schon seit Stunden war er dabei Zutaten kleinzuschneiden, Salate zu machen und Sophia die Dinge zu bringen, die sie brauchte. Er war froh, dass die Luna am Herd stand, da er so die meisten Arbeiten im Sitzen erledigen konnte. Nur, wenn er saß konnte er eine einigermaßen schmerzfreie Position finden.
Über Nacht haben sich die Stellen, gegen die der Alpha geboxt und getreten hat, unnatürlich verfärbt.

Während er arbeitete, ging er immer wieder den Plan für seine Flucht am Abend durch. Durch seine Verletzungen war er etwas eingeschränkt, aber es sollte trotzdem alles funktionieren. Dem Omega war  bewusst, dass er sich heute keinen Fehler erlauben durfte. Seine Anspannung stieg mit jeder Minute, die verging. Zum Glück lenkte ihm wenigstens die Arbeit in der Küche ab.

>>Bring das hier auch noch nach draußen und dann räumst du auf. Ich fang mit dem Kuchen <<, sagte Sophia und stellte gewürztes Fleisch und ein paar Salate vor ihm. Sie lächelte ihn leicht an und drehte sich dann wieder um. Vincent meinte: >>Mach ich<<, und stand dann auf. Er verzog sein Gesicht, als von den Hämatomen ein starker Schmerz ausging. So schnell es ging, nahm er die Sachen und ging los. Heute war die Luna einigermaßen nett zu ihm und das wollte er sich nicht versauen. Vor allem aus dem Grund das er weniger von ihr im Auge behalten wird, wenn sie gut gelaunt war, aber auch da es sich einfach gut anfühlte von seiner Luna gut behandelt zu werden. Er wusste das jedes andere Rudelmitglied ihr Verhalten gegenüber ihm als freundlich bezeichnen würde, da Sophia im Normalfall viel netter zu allen war. Doch für den Omega war ein nicht abwertendes oder wütendes Verhalten eine willkommene Abwechslung und es lag nun mal in der Natur von Werwölfen von ihrer Luna gemocht werden zu wollen.

Die Luna war das Herz des Rudels. Der Alpha führt dieses und beschützt seine Rudelmitglieder, doch das reicht nicht. Ein Rudel ohne Luna wird krank. Zu ihr kann jeder mit seinen Sorgen und Problemen kommen und sie hat ein offenes Ohr für einen. Sie soll sich um jedes Rudelmitglied wie eine Mutter kümmern. Daher sagen die meisten auch zu männlichen Lunas 'die Luna', da dieser Wolf die Mutterrolle des Rudels übernahm.
Traurig lächelte Vincent. Selbst wenn Elias ihn als Gefährten akzeptieren würde und er Luna wird, würde das Rudel ihn niemals als das ansehen. Niemand würde ihm seine Probleme anvertrauen oder ihm um Hilfe bitten, aber das machte es für den Omega leichter. Er läuft schließlich von seiner Aufgabe davon der Luna des Rudels zu werden. Aber er war der Meinung, wenn ihn sowieso keiner akzeptieren würde ist es egal, ob er sich dem Willen der Mondgöttin widersetzt.

Ihre Göttin ist dafür verantwortlich welche Wölfe Mates werden und welche Ränge sie bekamen. Zumindest glaubten die Werwölfe an diese Geschichte. Vincent war sich sicher, er hat in einem früheren Leben richtig Mist gebaut und die Göttin war sauer auf ihn. Ihm fiel nichts anderes ein, warum sie ihn sonst so ein Schicksal zugewiesen hat. Er schüttelte leicht den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Es bringt jetzt nichts darüber nachzudenken, da er sowieso heute Abend abhauen wird.

Er schlüpfte durch den Eingang des Zeltes, welches auf dem Dorfplatz steht. Bei Werwölfen war der achtzehnte Geburtstag eines Alphas ein wichtiges Ereignis und dementsprechend groß wird gefeiert. Da Elias im Sommer Geburtstag hat, konnte die Party draußen stattfinden und ein weißes Festzelt wurde aufgebaut. Darin standen viele Bierbänke, ein Grill, Tische für das Salatbuffet und eine kleine Bühne, auf dem heute Abend der Alpha eine Rede halten wird. Alles zusammen erinnerte den Omega mehr an ein Dorffest, als an eine Geburtstagsfeier. Vincent sah sich kurz um und ging dann zu dem großen Grill, der in der Ecke stand. Daneben war ein mobiler Kühlschrank, in der er das Essen stellte.

Als er sich umgesehen hatte, hat er Elias und seine Beta entdeckt und wollte deswegen ganz schnell wieder aus dem Zelt. Der Omega hatte schon immer die Gegenwart des Alphas gemieden, aber seit dem, was er gestern zu ihm gesagt hat, war er die letzte Person, in dessen Nähe er sein wollte. Selbst Elias Vater war ihm da lieber. Dieser schlug ihn zwar, aber so etwas von seinen Gefährten zu hören war schlimmer als es ein Schlag oder Tritt je sein könnte.

Gerade als er sich auf den Weg zurück zur Luna machte, kreuzte sich sein Blick mit dem von Elias. Einen Moment betrachtete er die wunderschönen blauen Augen des Alphas. Der Omega musste zugeben dass, das Äußere von Elias mehr als ansehnlich war und da er sein Gefährte war, würde er sich am liebsten dem Werwolf um den Hals werfen. Doch er erinnerte sich wieder daran was für einen miesen Charakter Elias besaß.
Er zwang sich auf den Boden zu schauen und zu gehen. Während der Omega das Zelt verließ lag der Blick von Elias auf ihm.
Vincent hoffte, dass der Alpha wirklich erst herausfindet wer sein Mate ist, wenn er volljährig geworden ist. Er hatte das Gefühl, dass sich Elias anders als sonst verhielt. Im Grunde war er wie immer, aber der Omega hatte an diesem Tag schon öfters den Blick von Elias auf sich gespührt.
Wenn der Alpha zu früh etwas bemerkt, wäre der Plan von dem Omega zunichte gemacht.

Vincent nahm sich von Elias fernzuhalten, um zu verhindern, das der Alpha irgendetwas bemerkte. Er muss das sowieso nur noch ein paar Stunden durchstehen und dann wird er seinen Plan in dir Tat umsetzten.

Heute ist nicht wirklich viel passiert, aber im nächsten Kapitel beginnt Vincents Flucht ;)

Ein Alpha zum DavonlaufenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ