Kapitel 56

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Es war endlich Samstag und das hieß für Vincent mehr Freizeit. Heute musste er nicht auf den Welpen-Kindergarten aufpassen. Er musste sich nur um das Essen kümmern und etwas aufräumen.

Das hatte er schon alles erledigt und unterhielt sich gerade mit den Vater der Zwillinge. Den Delta hatte er auf dem Platz vor dem Rudelhaus getroffen. Er war eine sehr angenehme Persönlichkeit und man konnte gut mit ihm reden.

Während sie sich unterhielten, legte sich irgendwann ein Arm um Vincents Schultern. Noch bevor er zur Seite sah, nahm er den Geruch der Person neben sich wahr, wobei sich die Härchen auf seiner Haut aufstellten.

>>Endlich treffe ich dich. Ich war so glücklich, als man mir gesagt hat, dass du wieder im Rudel bist. << Versteift stand der Omega da und sah entsetzt zu der Person neben sich. Sein Vater grinste ihn an. >>Ich bin so stolz auf meinen Sohn. Die Luna des Rudels. <<

Entgeistert starrte Vincent ihn an. Es brauchte ein kurzen Moment, bis er verstand was los war. Er hat ihn Luna genannt. Als er vor ein paar Tagen auf Elias Schoss gesessen ist, kam kurz danach eine Wache in die Küche und hatte gesehen, wie sich küssten. In kürzester Zeit hat sich die Nachricht, dass die beiden jetzt zusammen sind, im Rudel verbreitet. Werwölfe sind Tratschttanten, vor allem wenn es um ihren Alpha geht. Vincent wurde nicht offiziell zum Luna ernannt, doch die meisten Rudelmitglieder sahen ihn jetzt als Rudelführer an. Dass er den Alpha als Gefährten akzeptierte, reichte ihnen als Grund dafür. Deshalb verhielt sich sein Vater auf einmal so. Er hatte jetzt fast den höchsten Rang im Rudel.

Vincent drehte sich aus dem Griff seines Vaters heraus und brachte Abstand zwischen ihnen. >>Ist das dein Scheiß Ernst? << Er fragte so aufgebracht und laut, dass er die Aufmerksamkeit aller Gestalltenwandler um sie herum auf sich zog. Sein Vater lächelte unsicher. Er kannte nur den unterwürfigen und zurückhaltenden Vincent und hatte ihn deswegen in Anwesenheit anderer angesprochen, da er dachte so würde sein Sohn keine Szene machen. Doch das war den neuen Vincent egal. Ihn kümmerte es nicht, was die anderen in diesem Moment über ihn dachten. Der über Jahre angestaute Frust hatte er bisher unterdrückt, doch durch die dreiste Aktion seines Vaters hatte das jetzt ein Ende.

>>Jahre lang hast du mich keines Blickes gewürdigt und jetzt tust du so, als hättest du mich vermisst? Ich bin dein eigener Sohn und die Tatsache, dass ich ein Omega bin, hat gereicht das du mich wie Dreck behandelt hast, wenn du dich überhaupt einmal um mich geschert hast. Dazu hast du deine eigene Gefährtin angeschrien und beschimpft, da sie einen Omega geboren hat. Außerdem bin ich mir sehr sicher das du sie auch geschlagen hast, auch wenn sie es immer abstreitet. Seinen Mate so etwas anzutun ist einfach nur erbärmlich und den Fakt zu ignorieren, das auch deine Gene in mir sind, dumm. Und nur weil ich jetzt Luna bin, suchst du jetzt meine Nähe? Das ich nicht lache. Denkst du wirklich das ich all die Jahre einfach vergesse, nur weil du mir das erste Mal in meinen Leben mir Aufmerksamkeit schenkst? << Vincent sah zu seinen Vater und wartete auf eine Antwort. Doch er bekam keine. Der Delta vermied den Blick seines Sohnes und schwieg.

Fassungslos schüttelte der Omega den Kopf und wand sich ab. >>Erbärmlich<<, sagte er und ging über den Kiesplatz zu dem Rudelhaus. Um ihn herum war Stille. Die Werwölfe, die um sie herumstanden, schwiegen und sahen ihm nach.

Elias stand in der offenen Tür des Rudelhauses. Er hatte seinen Gefährten gehört, als er in seinem Büro mit offenen Fenster gesessen ist. Der Alpha hatte sich nicht eingemischt. Vincent hat seine Hilfe nicht gebraucht. Er machte einen Schritt zur Seite, dass sein Gefährte in das Haus konnte. Dieser stapfte an ihm vorbei ohne Elias zu beachten. Es war noch Knall von Vincents zugeschlagener Zimmertür zu hören.

Elias sah noch kurz zu Vincents Vater, bevor er sich abwand und seinem Gefährten folgte. Er klopft an die gerade erst zugeknallten Tür. Er öffnete sie, als Vincent ja sagte. Dieser saß auch seinem Bett.

>>Alles gut? <<, fragte er und setzte sich neben ihn.

>>Ja. Ich ärger mich nur über ihn. <<

>>Verständlich. Bist du dir sicher das alles gut ist? Was du gesagt hast war doch ziemlich heftig. << Elias hatte das Gefühl, die Situation belastete Vincent mehr, als er selbst denkt.

>>Es ist alles gut<<, bestätigte Vincent noch einmal, >>können wir kuscheln? << Dem Omega war gerade danach. Elias rutschte nach hinten, um sich gegen das Kopfstück vom Bett zu lehnen und breite seine Arme aus, um seinen Gefährten klarzumachen, dass dieser zu ihm kommen soll. Er hatte eigentlich noch etwas zu erledigen, doch das war ihm egal. Vincent der sich an ihn kuschelte, war jetzt wichtiger.

Sie lagen eine Weile zusammen auf dem Bett. Mittlerweile lag Elias auf seinem Rücken und Vincent hatte es sich auf ihm bequem gemacht. Sein Kopf war zur Seite gedreht und auf der Brust des Alphas abgelegt. Während er dem gleichmäßigen Herzschlag seines Gefährten zuhörte, dachte er nach. Immer wieder kam ihm das Gespräch mit seinem Vater in den Sinn und auch Situationen aus der Vergangenheit, in denen er noch jung war. Wie er als kleiner Junge weinend sich unter seiner Bettdecke versteckt hatte und sich die Ohren zuhielt, um nicht mehr hören zu müssen, wie sein Vater seine Mutter anschrie. Trotz den kleinen Händen auf seinen Ohren, konnte er damals hören, wie Klara beschimpft wurde, weil sie Vinzent geboren hatte.

Ein kalter Schauer lief an seinem Rücken herab, wenn er daran dachte, dass er sich in diesem Alter gewünscht hat, nicht geboren worden zu sein.

Elias war still und streichelte ihn über den Rücken oder fuhr ihm durch die Haare. Man sah seinem Gefährten an, dass dieser in seinen Gedanken hing. Es war das beste einfach für ihn da zu sein und nichts zu sagen.

Desto länger Vincent nachdachte, um so mehr zogen seinen Gedanken seine Stimmung herunter. Immer mehr schlechte Erinnerungen spielten sich in seinem Kopf ab. Ohne es zu merken, liefen ihm Tränen über die Wangen. Leise schniefte er und drückte sich gegen seinen Gefährten. Während er weinte, vergrub er sein Gesicht in Elias Shirt. Der Alpha fuhr weiter über Vincents Rücken. Es dauerte lange bis sich der Omega in seinen Armen wieder beruhigte und aufhört zu zittern.

Vincent sah auf. Seine Augen waren gerötete und die Haut darum gereizt. >>Danke. << Ihm hatte es gut getan, dass seine Gefährten für ihn da gewesen ist.

>>Für dich immer. << Elias lächelte ihn an und zog Vincent dann sacht am Hinterkopf zu sich, um einem Kuss auf desen Stirn zu drücken.

Viele haben sich gewünscht, dass es keinen Streit oder Drama zwischen ihnen gibt und sie mal ihr Ruhe haben können. Ganz ohne so etwas geht es in dieser Geschichte natürlich nicht, aber wenigstens ist Elias für ihn da🥺

Wegen den letzten Kapitel denken ja viele, dass Elias Dad bald Stress macht, aber an den von Vincent hat niemand gedacht xD ich hab ihn ja schon ab und an schon erwähnt und man wusste, dass er ein Arsch ist, doch ich hab mir Zeit gelassen ihn richtig einzubinden. Am Anfang der Geschichte hatte es unser Omega schon so schwer genug. Da war es wahrscheinlich das Beste von seinem Vater "nur" ignoriert zu werden.

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now