Kapitel 42

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Am Abend klopfte Elias ein weiteres Mal an die Tür seines Gefährten. Er hatte ein Teller mit belegten Brötchen in der Hand. Er verstand, dass Vincent nicht aus seinem Zimmer gehen wollte, aber wenn er nicht langsam Mal was isst, verhungert er noch. Wie schon am Vormittag antwortete niemand. Vermutlich hatte sich der Omega wieder unter seine Decke verzogen.

Er öffnete die Türe. Als der Alpha das leere Bett sah, fiel ihm fast das Teller aus der Hand. Der Anblick des verlassenen Zimmers warf ihn Jahre zurück, zu dem Moment, als er realisiert, das sein eigener Gefährte von ihm geflohen ist. Erstarrt stand er im Türrahmen. Hektisch wanderte sein Blick über das leere Zimmer. Die Anspannung verließ seinen Körper wieder, als er die Silhouette seines Gefährten auf dem Dach der Garage erkannte. Vincent saß im Dunkeln draußen. Einige Schritte vom Fenster entfernt hatte er sich auf dem Dachfirst niedergelassen.

Der Omega sah auf, als Elias ebenfalls aus dem offenstehenden Fenster kletterte. Er balancierte den kleinen Abstand zu ihm und setzte sich neben ihm.

>>Geht's dir wieder besser? <<, fragte Elias und gab Vincent das Teller. Dieser betrachtete Nase rümpfend das Essen. Er hatte keinen Hunger. Der Omega nickte und sah wieder gerade aus. Die Situation war für ihn ein wenig unangenehm. Elias akzeptierte die kurze Antwort seines Mates und sah nach oben. Der Himmel war klar und bespikt von hunderten funkelnden Sternen. Es war im Moment Neumond und durch den fehlenden Mond rabenschwarz um sie herum. Nur in wenigen Häusern im Dorf brannten noch Licht und da die nächste große Stadt ein gutes Stück entfernt war, war die Lichtverschmutzung so gering, dass sich vor den beiden Werwölfe einen wunderschöne Kulisse erstreckte. Jetzt verstand der Alpha, warum Vincent hier saß. Er hatte selten einen so schönen Nachthimmel gesehen.

Elias sah von dem Himmel wieder zu Vincent, der still die Sterne betrachtete. Eine Gesichtshälfte von ihm wurde leicht durch das Licht aus seinem Zimmer beleuchtet. Er musterte seinem Gefährten. Es war das erste Mal, das der Alpha bemerkte, wie hübsch Vincent war. Die schwarzen gelockten Haare passten zu ihm und wenn der Omega lächelte, sah er verdammt süß aus.
Elias hatte nichts gegen Schwule, aber er war immer davon ausgegangen eine Gefährtin zu bekommen und sich nie Gedanken darüber gedacht, ob er Männer anziehend findet. Wenn er drüber nachdachte, traf das nicht zu. Nur bei Vincent hatte er das Gefühl, das es anders war. Was wohl an ihrem Gefährten-Band lag.

Vincent spürte, dass Elias ihn musterte, was ihn etwas verunsichert. So etwas war eigentlich nicht schlimm für ihn, aber heute war er dünnhäutiger als sonst.

>>Es tut mir leid was passiert ist. Ich hätte daran denken sollen, meine Medikamente zu nehmen<<, sagte er zu Elias, um die Stille zu durchbrechen.

Der Alpha wurde aus seinen Gedanken wieder in die Gegenwart geschubst und war ein paar Momente verwirrt, was sein Gefährte meinte. >>Du musst dich nicht entschuldigen. Das du deine Hitze bekommst, ist nicht deine Schuld und das du die Tabletten nicht genommen hast, kann passieren<<, erwiderte Elias. Er machte Vincent keine Vorwürfe deswegen.

>>Ich sollte auf so was aber achten. Dass ich so etwas, wie die Hitze bekomme, ist einfach unnatürlich und meine Medikamente nicht zu nehmen ist dumm. Vor allem seitdem du mich markiert hast <<, meinte Vincent. Er zog seine Beine an und legte seine Arme um seine Knie. Er wirkte wieder viel betrübter.
Elias sah ihn erstaunt an. Das der Omega von sich selbst so dachte, wusste er nicht.

>>Die Hitze ist natürlich, wenn man ein Omega ist<<, erwiderte der Alpha.

>>Ich weiß, aber das ich schwanger werden kann als Mann ist einfach<<, Vincent stockte, weil er nicht wusste, wie er es beschrieben sollte. >>Es ist einfach falsch<<, murmelte er schließlich. Seinen Gefährten so verletzlich zu sehen, löste in Elias ein Gefühl des Unbehagens aus.

>>Es tut mir so leid<<, sagte der Alpha. Vincent sah ihn fragend an.

>>Ich hab dich damals abartig genannt, weil du Kinder bekommen kannst. Du würdest bestimmt nicht so von dir selbst denken, wenn ich und mein Dad damals nicht so dumm gewesen wären. Ich bin so ein Idiot. << Elias fuhr sich durch die Haare und seufzte. Er würde seinem Vergangenheits-Selbst am liebsten in die Fresse schlagen.
>>Ich habe gedacht, dass du dich niemals für diese Aussage entschuldigen wirst<<, erwiderte Vincent wahrheitsgemäß. Elias hatte damals viele schlimme Dinge zu ihm gesagt, aber das war im am meisten im Kopf geblieben. Wahrscheinlich weil er es so kurz vor seinem Geburtstag gesagt hatte und der Omega die Verbindung zwischen ihnen schon so stark gespürt hatte.

>>Ich weiß das ich damals ein Idiot war und es auch noch bin, aber du darfst nicht selbst von dir so denken, wegen den Worten eines unreifen Alphas.<< Elias wollte nicht, das Vincent sich wegen ihm schlecht fühlte. Er hatte viel Scheisse gebaut und hat den Omega genug Gründe dafür gegeben. Doch Elias bereute das.

>>Es ist ja nicht allein deine Schuld<<, murmelte Vincent. Vermutlich würde er auch so denken, wenn er in einem anderen Umfeld aufgewachsen wäre. Sein Rang und vor allem die Hitze waren für ihn immer ein schwieriges Thema und er wird sich wohl nie gut mit ihnen stellen können.

Keiner von den beiden sagte nochmal was zu dem Thema. Sie hingen in ihren Gedanken und musterten wieder den Himmel.
Die betrübte Stimmung von Vincent konnte Elias regelrecht spüren. Alles in ihm schrie danach den Omega zu umarmen und ihm Trost zu spenden. Nach langem Überlegen und der Hilfe von Neo, der ihn dazu drängte, hob er seinen Arm und legte ihn Vincent von Hinten um die Schulter. Eigentlich wollte er leicht von der Seite an sich drücken, aber der Omega in seinem Arm versteifte sich.

Vincent schob die Hand von seiner Schulter und sah Elias mit zusammengepressten Lippen an. Kaum merklich schüttelte er seinen Kopf.
Elias zog seinen Arm zurück. Wie dumm war er? Natürlich wollte der Omega keine Nähe von ihm. Er war an seiner Situation schuld, warum sollte er sich von ihm trösten lassen?

Während Elias sich selber Vorwürfe machte, musterte ihn Vincent. Es hatte sich gut angefühlt und durch die Nähe seines Gefährten hatte er Gänsehaut bekommen, aber er fühlte sich damit einfach noch nicht wohl. Nicht im Moment.
Ihm tat der Alpha leid. Elias sah aus, wie ein Welpe, zu dem man das erste Mal streng "Nein" gesagt hatte.
Er rutschte ein Stück näher zu seinem Gefährten und lehnte sich gegen ihn. Seinen Kopf legte er auf Elias Schulter ab. Dieses Maß an Zuneigung war für ihn heute okay und er hatte das Gefühl, Elias brauchte das auch.

Während der Alpha noch ganz erstaunt von der Aktion war, fing Vincent an die Brötchen zu essen, die Elias ihn mitgebracht hatte. Langsam kam sein Hunger wieder.

Es gibt diesen Witz in der Autoren-Community, das sich jeder insgeheim wünscht, das man der/die nächste J. K. Rowling wird und sein Buch so ein Hit wird, das es verfilmt wird. Ich weiß das dass niemals passieren wird, aber falls doch (was nicht passieren wird, ich weiß xD), ABER FALLS DOCH, möchte ich das diese Szene, also in der sich Vincent gegen ihn lehnt, die letzten Sekunden von Trailer sind. Keine Ahnung, wie ich darauf komme, aber ich will das so haben xD

Ach ja: Magdalena (20) weiß seit heute, das die obere Kante eines Satteldaches Dachfrist heißt. Und da soll einer sagen Wattpad bildet einen nicht weiter xD

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now