Kapitel 52

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Gähnend streckte sich Vincent. Er hat die letzten Stunden auf der Rückbank von Elias Auto geschlafen. Die beiden Gefährten und Lynn waren auf den Weg in ein anderes Rudel. Ihr Rudelhaus war zu klein für das Treffen mit so vielen Alphas, deswegen mussten sie in eines der benachbarten Rudelgebiete. So viel, wie in den letzten Tagen, hatte der Omega noch nie geschlafen. Er genoss es von seinem Gefährten verwöhnt zu werden. Elias hatte ihm jeden Wunsch von den Lippen gelesen und alles getan, dass er seinen Körper schonen konnte, so dass die Wunde ihn nicht plagte.

Es dauerte nicht mehr lange bis sie ankamen. Die drei wurden von dem Alphapaar des Rudels begrüßt. Danach zeigte die Luna ihnen ihre Zimmer. Sie mussten eine Nacht hierbleiben, da sich  die Besprechung vermutlich bis spät in die Nacht ziehen wird.

>>Was ein Klischee. << Vincent musterte das Bett in dem Zimmer. Es war nur logisch, dass die beiden ein Zimmer mit nur einem Bett bekommen haben, schließlich sind sie Gefährten. Die Situation zwischen ihnen war zwar besser, aber sie schliefen bisher immer getrennt.

>>Ich kann nachfragen, ob noch ein Zimmer frei ist <<, meinte Elias.

>>Passt schon. << Vincent wollte dem Alphapaar nicht noch mehr Stress machen. Es muss schon so sehr viel Arbeit sein, wenn man zusätzlich so viele Wölfe unter dem Dach unterbringen muss. Er ließ sich auf das weiche Bett fallen. >>Wann geht es los? <<

>>In einer Stunde. << Die Zeit überbückten sie mit Reden und ihren Handys. Danach machten sie sich fertig. Umso weiter die Zeit vorgeschritten war, desto nervöser wurde Elias. Vincent bemerkte das, aber ließ das unkommentiert. Ihm war bewusst, dass man als junger Alpha viel Druck ausgesetzt war und ein Tag wie heute anstrengend sein muss. Offiziell ging er als Luna des Rudels mit, doch nur weil sein Gefährte ihn darum gebeten hatte. Er musste sich keine Gedanken über all das machen, da er die Rudelführung nicht annehmen wollte. Zu seiner Aufgabe gehörte nur auszusehen, als wäre er Elias Gefährte.

Als Vincent den Raum betrat, in dem die Konferenz standfand, musste er kurz stehen bleiben und sich sammeln. Das ganze Rudelhaus trifte schon regelrecht nach Alpha-Pheromonen, doch hier drin war es noch schlimmer. Die meisten saßen schon an ihren Plätzten. Der Großteil der Alphas hatte nur seinen Beta oder Luna dabei, während neben anderen zusätzlich ihre Kinder saßen. Es war üblich das Kind zu solchen Gesprächen mitzunehmen, welches den Rang des Rudelführers einnimmt. Man sollte diese Rolle schließlich nicht jemanden übergeben, dem man nichts darüber beigebracht hat. Die mit Pheromonen gemischt Luft hatte eine große Wirkung auf den Omega. Sein Rang musste sich jedem anderen unterwerfen, doch besonders Alphas. An Elias und Liam hatte er sich gewöhnt, doch dieser Pheromon-Mix war ein anderes Level. Seine Wolfinstinkte drängten ihn so schnell es nur geht das Weite zu suchen. Nur der Gedanke daran, dass er als Luna hier ist, hielten ihn davon ab. Als Luna-Wolf war sein Rang genau so viel Wert, wie der von seinem Gefährten. Er kämpfte so gut es ging gegen seine Instinkte an, die hier so schnell es ging weg wollten. Wie hielt Matteo das aus?

Nachdem er sich wieder gefangen hatte, setzte er sich mit Elias und Lynn mit an den Tisch. Von diesen standen mehrere in einer U-Form im Raum. Ein Grinsen entstand auf seinen Gesicht, als sein Blick über die Personen im Raum geglitten ist und er einen blonden Alpha gegenüber von sich entdeckte. Dieser lächelte ebenfalls und machte eine kleine Wink-Bewegung. Vincent winkte zurück.

>>Wer ist das? <<, fragte Elias, der die Szene kritisch beobachtet hat.

>>Felix. Das Territorium seiner Mom ist nicht so weit von Liams entfernt, deswegen war der beiden relativ oft auf Besuch <<, erklärte Vincent.

Elias konnte nichts mehr darauf erwidern. Die letzten hatten sich hingesetzt und die Konferenz begann. Zuerst wurden alle von dem Alpha, in dessen Rudelhaus sie sich befanden, begrüßt. Danach erklärte er nochmal allen, was passiert ist.
Sofort brachen wilde Diskussionen aus. Die meisten wollten wissen, wie es sein kann, dass in der heutigen Zeit verwilderte Werwölfe gibt und andere woher sie kamen. Schließlich mussten sie ja von irgendeinem Rudel kommen.

>>Es ist kein Wunder, dass die Wölfe in Elias Rudel aufgetaucht sind. Solche Werwölfe spüren welche Rudel schwach sind und sie am meisten Schaden anrichten können<<, warf ein älterer Alpha ein.
Elias spannte sich neben Vincent auf seinen Stuhl an.

>>Stimmt. Ich bin nach wie vor der Meinung, man hätte das Rudel auflösen sollen, als Adrian abgedankt hat und das Territorium aufteilen sollen. Wäre auch besser für die Rudelmitglieder gewesen<<, stimmte ihn eine andere Alpha zu.

>>Ganz meiner Meinung. Er ist viel zu unerfahrenen für diese Verantwortung. Außerdem wussten wir doch von Anfang an, dass das nichts wird. Ein Alpha dessen Gefährte wegläuft, kann doch keinen guten Job machen <<, erwiderte der Alpha, der zuerst gesprochen hatte.
Während den beiden mehrere zustimmen, wurden Elias und Lynn immer kleiner auf ihren Stühlen, während sich Vincent das Gespräch skeptisch mit hoch gezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen anhörte. Das war ja schlimmer, als im Welpen-Kindergarten.

>>Ist das euer Ernst? <<, fragte der Omega, als sie weiter auf Elias herumhakten. Jetzt verstummte die Runde und alle Augen lagen auf Vincent. >>Ja, Elias hat einiges falsch gemacht, doch er hat immer das beste für sein Rudel gewollt. Obwohl er wenig Geld zu Verfügung hat, verlangt er keine Beiträge von Rentnern oder Eltern, die nicht arbeiten gehen können wegen ihren Kindern. Im Gegenteil: Diese haben sogar noch Zuschüsse von ihm bekommen. Außerdem kennt ihr alle Adrian. Aus einer Person, die von so jemanden erzogen wurde, kann doch nichts werden. Dafür ist er noch einigermaßen gut geraten und bessert sich auch noch. Im Gegenteil zu euren Kindern hat er keine Jahrelange Unterstützung. Obwohl sie zum Teil älter sind als er, sitzen sie nur neben euch und lernen noch, was auch gut so ist. Leider hat er dieses Privileg nicht, aber deswegen müsst ihr ihn nicht fertig machen. Ihr solltet ihm lieber helfen.
Und das ich von ihm weggelaufen bin ist etwas privates und hat nichts mit seiner Fähigkeit als Alpha zu tun.<<

Nach der Ansage war es kurz still im Raum. Die Alphas, die bis vor wenigen Momenten über Elias geschimpft hatten, sahen beschämt auf die Tischplatte vor sich.

>>Vincent hat recht. Wir sollten uns wieder auf die wichtigen Dinge besinnen. << Der Alpha, in dessen Rudelhaus sie sich befanden, versuchte die bedrückende Stimmung  zu überspielen. Andere stimmten ihm zu und fingen wieder an zu diskutieren.

Elias lächelte seine Gefährten von der Seite dankbar an. Vincent grinste zurück.

Vincent will es noch nicht einsehen, aber er wird langsam zu einen Luna xD

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now