Kapitel 58

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Ein Zucken durchzog Vincents Körper, bevor er aufwachte. Seine Brust hob sich hektisch auf und ab. Einige Momente sah er schwer atmend zur dunklen Zimmerdecke. Diese wurde für eine Sekunde hell erleuchtet und dann war es im Zimmer wieder dunkel. Draußen zog ein Gewitter über sie hinweg. Vincent setzte sich auf und beobachtete die im Wind schwankenden Bäume durch sein Fester. Als es donnerte, versteifte er sich ein wenig. Er hasste Gewitter schon seitdem er klein war. Als Junge hatte er dabei immer richtig Angst und auch jetzt fühlte er sich dabei unwohl. Das er gerade durch einen Albtraum aufgewacht ist, machte es nicht besser. Er wusste nicht mehr, wann er zum ersten Mal diesen Traum gehabt hat. Wenn er schlecht träumte, waren es immer die gleichen Bilder, die ihn aus dem Schlaf rissen. Schon seitdem er jung war.

Ein weiterer Donner durchzog die Stille. Wieder spannte er sich an. Das Gewitter war so nah, dass die Fensterscheiben leicht vibrierte. Als man in dem Haus vor Jahren die alten Fenster durch neue ersetzt hat, hat man aus Kostengründen nur die in den wichtigen Räumen getauscht und Vincents Zimmer gehörte nicht dazu. Die Dichtungen waren spröde geworden. So hatte das Fenster etwas Spiel und klapperte durch die Vibration. Das ließ den Donner schlimmer wirken, als er war. Für den Omega, der so wie so schon Angst vor Gewitter hatte, war das nicht gerade vorteilhaft.

Bei dem nächsten Donner war das Unwetter sehr nah und das Geräusch so laut, dass Vincent die Augen zusammenkniff.

//Du hättest auf mich hören sollen und Elias fragen, ob wir bei ihm schlafen können. Dann könnten wir uns jetzt an ihn kuscheln. // Milo mochte Gewitter genau so wenig, wie seine menschliche Seite.

//Ich konnte ja nicht schmecken, dass es heute gewittert//, entgegnete Vincent seinen Wolf pampig.

//Ist ja nicht so, als gäbe es keinen Wetterbericht. // Der Wolf war ebenfalls gereizt. Ein weiteres Mal wurde das Zimmer von einem Blitz erhellte und dann von dem Donner durchzogen.

//Vielleicht ist er ja auch wach und ich kann ihn jetzt fragen//, meinte Vincent angespannt.

//Bestimmt nicht, der schläft wie ein Stein. // Vor ein paar Tagen war Elias an seinem Schreibtisch eingeschlafen. Vincent hatte ihn gefunden und wollte ihn wecken, schließlich ist ein Bürosessel nicht gerade ein geeignetes Bett. Doch der Alpha hat ein sehr tiefen Schlaf und weder ansprechen noch an ihm rütteln half. Erst als Vincent ihm in die Seite pikste ist der Alpha aufgewacht.

//Ich kann es trotzdem versuchen//, meinte Vincent und stieg aus dem Bett. Er war eigentlich nicht jemand, der viel körperliche Nähe suchte, doch im Moment wollte er in Elias Armen liegen.

Der Omega schlich durch den Flur zu Elias Zimmertür. Auf sein Klopfen bekam er keine Antwort. Trotzdem öffnete er die Tür und spähte in das Zimmer. Der Alpha schlief und lag mit dem Rücken zu Vincent. Kurz überlegte dieser nicht doch zurück in sein Bett zu gehen, doch ein weiterer Donner hielt ihn davon ab. Er schloss die Tür hinter sich und musterte das Bett.

Er fühlte sich wieder, wie ein kleines Kind. Wenn es damals gewittere, hatte er sich immer in das Schlafzimmer seiner Eltern geschlichen. Klara hatte ihn dann auf das Bett geholfen und mit ihm gekuschelt, bis er einschlafen konnte. Das ging nur so lange, bis sein Vater aufgewacht ist und ihn wieder aus dem Zimmer geschickt hatte. Er wollte nicht das sein Sohn in dem Bett schlief. Natürlich ist Vincent trotzdem in der nächsten Nacht, in der es ein Gewitter gab oder er schlecht träumte, wieder unter die Decke neben seiner Mutter gekrochen. Irgendwann hatte sein Vater ihn und seine Mutter deshalb angeschrien. Dabei hatte er den jungen Omega gepackt und aus dem Zimmer geschleift. Es gab dann nur noch eine Nacht, in der Vincent in das Zimmer seiner Eltern gekommen ist. Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als neben seiner Mutter einzuschlafen, aber der Anblick seines schlafendes Vater hatte genügt, dass er das Zimmer ohne ein Geräusch zu machen wieder verlassen hatte.

Tief atmete er durch. Es war sein Gefährte, der im Bett lag und nicht sein Vater. Elias wird ihn nicht wegschicken oder anschreien. Oder vielleicht doch?

//Elias macht das bestimmt nicht//, sagte Milo in seine Gedanken, um ihn zu beruhigen.

Vincent ging um das Bett. Elias schlief nach wie vor. Dieser hatte kein Oberteil an und die Decke bedeckte ihn nur bis zum Bauch. Kurz genoss der Omega die Aussicht, bevor er an dem Arm des Alphas leicht zu rüttelte. Zu seinem Erstaunen wachte Elias tatsächlich davon auf. Heute schlief Elias nicht so tief, wie sonst. Sein Unterbewusstsein hatte durch die Mateverbindung gespürt, dass es dem Omega nicht gut ging und war deswegen auf Alarmbereitschaft.

Etwas verdattert sah Elias seine Gefährten an. >>Was ist los? <<

>>Kann ich bei dir schlafen? <<, fragte Vincent. Er hatte nicht erwartet, dass Elias aufwacht und musste sich zuerst noch zu der Frage überwinden.

Elias antwortete nicht, sondern rutschte ein Stück nach hinten und hob seine Decke nach oben. Noch total verschlafen sah er zu seinen Mate und wartete. Dieser musste bei den Anblick lächeln. Zufrieden legte er sich ihm. Er lag jetzt dort, wo bis vor wenigen Momenten Elias gelegen ist. Die Matratze war angenehm warm.

Nachdem Vincent es sich gemütlich gemacht hat, rutschte der Alpha wieder ein Stückchen vor, sodass er direkte an Vincent Rücken lag. Die gleiche Wärme, wie die die von der Matratze ausging, umschloss den Omega, als Elias seinen Arm um ihn legte und die Decke über ihn zog.

Elias, der schon fast wieder einschlief, drückte seinen Gefährten an sich und schloss zufrieden die Augen. Es dauerte nicht lange bis er eingeschlafen ist.

Vincent blieb noch ein bisschen länger wach. Durch die Anspannung wegen des Gewitters war er hellwach. Doch durch die Körpernahe zu Elias und dessen gleichmäßiges Atmen hinter ihm, entspannte sich sein Körper. Das Gewitter wütete immer noch außerhalb des Hauses und der starke Regen prasselte gegen die Fensterscheibe, doch den Omega störten die Geräusche nicht mehr so wie davor. Wenn es donnerte, kniff er immer noch die Augen zusammen, aber er fühlte sich viel besser und konnte auch wieder einschlafen.

Ich möchte die beiden einfach von allem Bösen auf der Welt beschützen🥺... Das Problem ist: Ich bin das Böse in ihrer Welt😂

Dieses Kapitel ist nicht eins, in dem die beiden eine große Charakterentwicklung haben. Da ist das, in dem sie auf dem Dach sitzen viel wichtiger. Trotzdem finde ich dieses Kapitel zeigt total ihr Entwicklung (auch wenn Elias nur ne Minute wach ist xD) und es macht mich einfach f*cking happy. Ich weiß nicht warum. XD

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now