Kapitel 35

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Nachdem Elias den Omega die Treppen nach oben geholfen hatte, hätte Vincent es auch ohne Hilfe in sein Zimmer geschafft, aber Elias nahm trotzdem nicht die stützende Hand von Vincents Schulter. Der Alpha redete sich ein, dass er das nur mache, um seinen Gefährten zu helfen. Neo machte sich über die Selbstlüge lustig, da dieser wusste, dass Elias gerne das Zimmer seines Mates sehen würde. Sein Wolf lachte ihn für sein gespieltes Verhalten aus. Er solle Vincent einfach sagen, dass es ihm interessiert und sich nicht irgendeinen Grund dafür ausdenken.

Elias betrat den Raum und sah sich um, während sich der Omega auf sein Bett setze. Der Alpha staunte nicht schlecht. Er kannte bisher nur den kleinen Raum in seinem Rudelhaus, als Schlafzimmer des Omegas. Dieser war nur mit dem nötigsten eingerichtet und hatte kahl gewirkt. Selbst als Vincent noch bei ihnen gewohnt hatte, sah es nie wirklich aus, als würde dort jemand leben. Als Vincent wegelaufen ist, hat er es sogar geschafft fast alles daraus mitzunehmen und das obwohl er damals noch kein Motorrad oder geschweige denn ein Auto hatte.

Sein jetziges Zimmer schien im Kontrast damit zu stehen. Ein großes Bett stand an der Wand, auf dem Kissen und Decken mit den verschiedensten Farben und Mustern lagen. Auf jeder einmal freien Fläche stand irgendetwas. Kleinigkeiten wie getrocknete Blumen, Mangas, Kristalle oder sogar ein paar leere Schneckenhäuser. Es schien als hätte Vincent alles was er gesehen hatte und ihm gefiel, hierhergebracht und einen Platz gegeben. Obwohl hier so viel herumstand, wirkte es aber nicht wie ein Chaos und sah gut aus. Elias musste schmunzeln, als er an der Decke Plastik-Sterne sah, die im Dunklen leuchten. Am meisten zog seine Aufmerksamkeit ein Regal an. Bis auf eine leere Stelle, an die wohl Vincent Bücher gehörten, war es genau so vollgestopft wie der Rest des Zimmers.

Vincent lag auf seiner Matratze und beobachtete seinen Gefährten, der gerade zu dem Regal ging und sich die Dinge darauf ansah. Vincent störte es nicht, dass sich Elias umsah. Er liebte sein Zimmer hier und offen lag hier nichts herum, was ihm peinlich sein könnte.

Der Alpha sah sich gerade ein paar Rahmen mit Bildern darin an. Auf den meisten waren sein Gefährte allein oder mit Matteo abgebildet. Auf ein paar Bildern war Vincent auch mit Leuten, die Elias nicht kannte. Elias musste bei Betrachten der Fotos lächeln. Sein Gefährte schien so glücklich auf diesen zu wirken. Am meisten gefielen ihm die, auf denen Vincent allein war. Es waren keine einfach Selfies, sondern es schien, als hätte sich sein Gefährte wirklich Mühe dabei gegeben. Die Qualität von diesen Fotos war sehr gut und Vincent sah darauf verdammt gut aus. Er hatte aufeinander abgestimmte Kleidung und Schmuck an und seine Posen wirkten nicht gestellt. Dem Alpha viel auf das Vincent auf fast jeden dieser Fotos eine am Hals anliegende Kette und Ohrringe trug. Auch auf den Bildern, die der Omega in den Letzen Jahren auf Sozialmedia hochgeladen hatte, hatte er die Dinge meistens an, aber in echt hat er ihn noch nie so gesehen.

Sein Blick viel auf zwei Tonschalen. Daneben lag eine Brille mit silbernen Gestell. Verwundert sah er zu Vincent. >>Du hast eine Brille? <<

Bei der Frage verzog der Omega das Gesicht. Er stand von der Matratze auf und stellte sich neben Elias. >>Noch nicht so lange. Sie ist auch nicht sehr stark, aber ich zieh sie so wie so nur selten an. Meistens nur wenn Matteo mich beim Motorrad fahren zwingt <<, erklärte Vincent. Er mochte nicht, wie er mit dem Gestell auf der Nase aussah. Deswegen hatte er sie damals auch absichtlich vergessen, als er die anderen Rudel besuchen wollte.

Elias nahm die Brille und sah durch die Gläser. Die Dioptrien schien wirklich nicht hoch zu sein, da seine Sicht nur ganz leicht verschwamm. Er klappte die Bügel aus und streckte sie Vincent hin. Ihn interessierte es, wie der Omega mit Brille aussah. Augen verdrehend nahm der Omega sie entgegen und setzte die Brille auf.

>>Steht dir<<, meinte Elias. Er fand, dass das Gestell seinem Gefährten sehr gutstand, auch wenn dieser nicht sehr begeistert davon schien. Verlegen lächelte Vincent. Er war sich seines Aussehens bewusst und ein einfaches: „Steht dir" würde ihm normal nicht viel bedeuten, aber das von seinen Gefährten zu hören, fühlte sich gut an.

Elias sah zu den beiden Schalen, neben denen die Brille gelegen ist. In der kleineren lagen ein Haufen Ohrringe und in der anderen ein paar Ketten aus Stoff. Der Alpha nahm eine heraus und fuhr über das samtige Band. >>Warum trägst du die in letzter Zeit nicht? Auf den Bildern hast du die fast immer um dem Hals? <<

Vincent war ein paar Momente still, bis er seufzte. Es schien, als wäre seine heitere Stimmung, die durch den Alkohol entstanden ist, wieder verschwunden. >>Es ist nicht immer toll aufzufallen. Ich bin mein Leben lang wegen meinem Rang aus der Masse herausgestochen. Hier war das anders. Durch Matteo war ich nicht der einzige Omega und das Rudel sieht diesen Rang auch als normal an. Mit meinem Style habe ich mich wieder hervorgehoben, aber da ich es so wollte. Als ich dann vor ein paar Wochen gepackt habe, habe ich die Sachen hiergelassen, da ich wusste, dass ich so wie so wieder durch meinen Omega-Rang auffalle. << Es war das erste Mal, das Elias seinen Gefährten so verunsichert sah. Nicht einmal als er ihn früher schikaniert hatte. Ihm hat man angesehen, dass ihm die Worte wehtaten, aber offen hat er es nie gezeigt. Ihm viel wieder ein, was Liam gesagt hatte. Dass Vincent die Jahre bei ihm im Rudel immer noch belasteten und jetzt hatte er zum ersten Mal das Gefühl, das der andere Alpha damit recht hatte. Seinen Mate so zu sehen, löste Unbehagen in ihm aus.

Der Omega erschrak sich, als Elias um ihn fasste. Er war in Gedanken gewesen und hatte nicht mitbekommen, dass Elias ihm nähergekommen ist. Er zuckte zusammen. Plötzliche Nähe von einem Alpha weckten unschöne Erinnerungen and den Vater seines Gefährten. Der Omega zuckte zusammen und kniff die Augen zu. Als er nur eine leichte Berührung an seinem Hals spürte öffnete er verwundert seine Lieder wieder. Elias stand wieder einen Schritt von ihm entfernt. Vincent fühlte immer noch eine leicht Berührung an seinem Hals. Er fasst zu der Stelle und fand eine seiner Ketten, die um seinen Hals lag. Es war die Kette, die sein Gefährte bis gerade eben in den Händen hatte. Der Verschluss des schwarzen Bandes war so groß wie möglich eingestellt, da Elias Vincent nicht weh tun wollte. Deswegen lag die Kette nicht an seinem Hals an, so wie es vorgesehen war, sondern ganz locker und das Band hatte sich verdreht. Fragend sah Vincent zu seinem Gefährten. Er verstand nicht, warum Elias das gemacht hatte.

>>So ein trauriges Gesicht passt nicht zu dir, aber die Kette schon>>. Meinte Elias und lächelte Vincent an. 


Eigentlich wollte ich nur schnell beschreiben, wie Vincents Zimmer aussieht und jetzt ist das einfach mein bisheriges Lieblings Kapitel.
Die beiden schaffen es zum ersten Mal auf einer Ebene zu reden und scheinen sich endlich Mal ein wenig näher zu kommen.

Ach ja, ich wollte noch etwa klar stellen. Aus den Kommentaren der letzten Wochen habe ich herauslesen, das ein paar denken, Elias hat bei der Markierung Vincent vergewaltigt. Hat er nicht! Ich hätte das schon so ausgeschrieben, wenn er es getan hätte.

Ein Alpha zum DavonlaufenWhere stories live. Discover now