Kapitel 20

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Vincent war schon seit einigen Stunden wieder wach. Bisher hatte sich Elias noch nicht blicken lassen und dementsprechend langweilte er sich. Er hatte versucht die Zeit mit Lesen zu überbrücken, doch so gerne er lass, irgendwann hatte er keine Lust mehr darauf.

Jetzt stand der Omega vor seinem Fenster und betrachtete den Eisen-Bolzen, an dem normalerweise der Hebel zum Öffnen des Fensters befestigt sein sollte. Ohne das fehlende Plastikteil und der somit fehlenden Hebelwirkung hatte Vincent keine Chance das Fenster zu öffnen.

Ihm nervte, dass er das Fenster nicht mehr öffnen konnte. Es ging nicht darum das er abhauen wollte, sondern das er lüften sollte. Die Luft im Zimmer war über Nacht stickig geworden.

Es klopfte an der Tür. Vincent war überrascht, da Elias eigentlich immer so hereinkam. Erst jetzt bemerkte er am Geruch das nicht der Alpha, sondern seine Beta vor der Tür stand. Sie war eine willkommene Abwechslung zu seinen Gefährten, weswegen er, »Herein«, rief.

Die Türklinke ging nach unten, aber die Tür öffnete sich nicht. Kurz war es still und dann war das Geräusch des Schlosses zu hören. Lynn kam herein und fragte verwirrt: >>Gibt es einen bestimmten Grund, warum du eingesperrt wirst?<<

>>Frag deinen Alpha<<, meinte Vincent Schulter zuckend dazu. Die Beta nickte verstehen.

Sie legte ein paar Gegenstände, die sie in der Hand hatte, auf die Kommode. >>Ich hab dir vergessen deinen Schlüssel für dein Motorrad zurückzugeben. Elias wollte nicht das du ihn bekommst, aber ich hab dir noch deine Sachen aus dem Sitz mitgebracht.<< Vincent bedankte sich bei ihr. Ihn nervte es das er seinen Schlüssel nicht bekam, aber dafür konnte die Beta nichts.

>>Und, wie geht's dir mit der Situation?<<, fragte sie. Sie hatte sich auf sein Bett gesetzt. Der Omega tat es ihr gleich.
>>Naja, den Umständen entsprechend<<
>>Verständlich. Ich würde mich in deiner Haut auch nicht wohl fühlen.<< Vincent erkannte das sie ihre Worte Ernst meinte.
>>Dafür kannst du nichts. Außerdem wollte ich mich so wie so noch richtig bedanken für damals. Du hast mein Leben hier ein weniger erträglich gemacht und durch dich konnte ich hier weg.<< Verlegen strich er sich durch die Haara und lächelte sie verschwitzt an.
>>Dafür musst du dich nicht bedanken. Jeder rational denkende Wolf hätte so gehandelt.<<
>>Da bist du hier einer der wenigen<<, meinte der Omega lachend.
>>Wenn man es so betrachtet hast du da recht.<< Kurz lachte sie, bevor sie ernst wurde. >>Du darfst Elias sein Verhalten nicht zu übel nehmen. Er ist seit dem er das Rudel übernehmen musste mit Allem überfordert und gestresst. Genau so wie ich. Da trifft man dumme Entscheidungen. Ich möchte jetzt nicht gut reden, was er tut, aber bitte hab etwas Verständnis <<
>>Warum denn das? Adrian kann euch doch helfen.<< verwundert sah er sie an.
>>Hat es dir noch niemand erzählt? <<, fragte Lynn. Vincent sah sie nur verwirrt an.
>>In der Zeit, wo du nicht hier warst, ist viel passiert. Kurz nach Elias Geburtstag wurde bei Sophie Lungenkrebs diagnostiziert. Er bleib lange unentdeckt und es ging schnell Berg ab mit ihr. Sie starb vor 2 Jahren.<< Die Beta wirkte traurig während sie sprach. Vincent verstand das. Sophie war eine gute Luna für das Rudel, abgesehen für den Omega. Zwar hatte sie Vincent ebenfalls nicht gut behandelt, aber sie war um längen nicht so schlimm, wie ihr Mann.

Der Omega mochte sie nicht wirklich, aber so etwas hatte Sophie nicht verdient. Krebs war eine der wenigen Krankheiten, die Werwölfe bekommen können. Eine Grippe oder Magen-Darm-Krankheiten bekämpfte ihr Körper so gut, das Werwölfe davon nichts mitbekommen, aber Krebs war da anders.

>>Wenn ein Rudel seine Luna verliert ist es nie einfach, vor allem wenn die nachfolgende nicht ihren Platz einnimmt.<< Sie sah kurz zu Vincent, schien ihm aber keinen Vorwurf machen zu wollen. >>Unser Rudel hatte seit dem ich denken kann keinen großen Zusammenhalt. Wölfe sind Rudeltiere, die sich im Normalfall gegenseitig schützen und nicht auf den schwächsten einschlagen. So entsteht kein starkes Rudel und als die Luna starb wurden wir immer schwächer. Niemand kümmert sich um die zwischenmenschlichen Probleme oder um die Werwölfe, die im Rudelhaus leben. Dazu kommt noch das Adrian seinen Rang an Elias weiter gegen hat, als seine Frau starb. Das Problem dabei ist, das weder ich noch er darauf vorbereitet wurden. Im Normalfall beginnt das Training für den zukünftigen Alpha und Beta, wenn diese sechzehn werden, aber das war bei uns nicht so. Adrian wollte uns erst später alles beibringen, da er länger Alpha bleiben wollte. Durch sein Verlangen nach Macht und dem Tod der Luna müssen ich und Elias jetzt alleine ein Rudel führen, welches langsam auseinander bröckelt und finanziell den Bach runter geht.<< Vincent war total überfordert mit den ganzen neuen Informationen. Er brauchte einige Momente, um das gesagte zu verarbeiten.

>>Aber Adrian könnte euch doch helfen, auch wenn er seinen Rang weitergeben hat<<, spekulierte der Omega.
>>An sich hast du recht, aber er hat den Tod seiner Mate nicht gut verkraftet. Seine Seenverwandte zu verlieren ist schrecklich und er ist daran zerbrochen. Er lebt jetzt alleine in einen der etwas abgelegeneren Häuser. Ich hab ihn seit Ewigkeit nicht mehr gesehen, so wie jeder andere aus dem Rudel, bis auf Elias. Er bringt seinen Dad ab und zu Einkäufe, aber so viel wie ich mitbekommen habe, ist das auch die einzige Zeit, in der sie sich sehen.<< Lynn viel es nicht leicht über das alles zu reden. Sie sah zu dem Omega, der verständnisvoll nickte.

Sie wusste das Vincent nicht mehr in diesem Rudel Leben wollte, aber die hatte immer insgeheim gehofft er würde wieder zurückkommen. Sie und Elias schaffen das alles nicht alleine. Dieses Rudel braucht ein Luna.

Das Geheimnis, was wo Elias Eltern sind, wurde gelüftet. Es haben schon mehrere gerätselt, wo die beiden sind, aber das hatte keiner erraten xD
Nachdem Lynn erklärt hat, was in den letzten Jahren passiert ist, kann man Elias etwas besser verstehen, auch wenn sein Verhalten nartürlich falsch ist.

Ein Alpha zum DavonlaufenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant