Fußball Oneshots (BxB)

Autorstwa xitsxlinax

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Eine Ansammlung an Oneshots, die überwiegend Drama, aber auch viel Romanze und Kitsch, versprechen. Wünsche k... Więcej

>Intro<
Jadon Sancho x Reiss Nelson
>Wünsche<
Nadiem Amiri x Kevin Volland
Łukasz Piszczek x Mats Hummels
Neymar Jr x Marco Verratti
Sergio Ramos x Cristiano Ronaldo
Jadon Sancho x Julian Brandt
Mats Hummels x Mitchell Langerak
Achraf Hakimi x Mahmoud Dahoud
Erling Haaland x Julian Brandt
Philippe Coutinho x Roberto Firmino
Mats Hummels x Giovanni Reyna
Derby [BVB-Schalke]
Jadon Sancho x Giovanni Reyna
Erling Haaland x Giovanni Reyna
>Wünsche<
Sergio Ramos x Gerard Piqué
Jann-Fiete Arp x Leon Dajaku (MPreg)
Julian Brandt x Kai Havertz
Paulo Dybala x Cristiano Ronaldo
>Werbung<
Roman Bürki x Giovanni Reyna
Julian Brandt x Kai Havertz
Kai Havertz x Timo Werner
Mats Hummels x Marcel Schmelzer x Łukasz Piszczek
Aïmen Moueffek x Bilal Benkhedim
Mats Hummels x Giovanni Reyna
Julian Brandt x Erling Haaland
Kylian Mbappé x Antoine Griezmann
Łukasz Piszczek x Julian Brandt
Jack Grealish x Phil Foden (MPreg)
Neymar Jr x Philippe Coutinho
Antoine Griezmann x Lucas Hernández/Theo Hernández
Jack Grealish x Phil Foden
Timo Werner x Mason Mount
Kai Havertz x Mason Mount
Jadon Sancho x Jude Bellingham
Phil Foden x Jadon Sancho
Jack Grealish x Phil Foden
John Stones x Jordan Pickford
Leroy Sané x Jamal Musiala
Pedri x Gavi
Kai Havertz x Trent Alexander-Arnold
Pedri x Gavi
Jack Grealish x Phil Foden
Ben Chilwell x Jude Bellingham
Kai Havertz x Trent Alexander-Arnold
Pedri x Gavi & Nico x Eric
Devid Bouah x Riccardo Calafiori
Jude Bellingham x Giovanni Reyna
Trent Alexander-Arnold x Kostas Tsimikas
Cristiano Ronaldo x Alejandro Garnacho
Lionel Messi x Neymar Jr
Lisandro Martínez x Antony
Cristiano Ronaldo x Alejandro Garnacho
Pedri x Gavi
Trent Alexander-Arnold x Dominik Szoboszlai
Pedri x Gavi/Ferran [1/2]
Pedri x Gavi/Ferran [2/2]
João Félix x Gavi
Gavi x Fermín
Gavi x Vinícius Júnior
Leroy Sané x Jamal Musiala
Vinícius Júnior x Rodrygo [1/2]
Hakim Ziyech x Alejandro Garnacho
Marco Reus x Julian Brandt
Vinícius Júnior x Rodrygo [2/2]
Andrew Robertson x Trent Alexander-Arnold
Ansu Fati x Alejandro Balde
Rafael Leão x Moise Kean
Pedri x Gavi
>Werbung<
Jadon Sancho x Julian Brandt
Eberechi Eze x Michael Olise
Jamal Musiala x Florian Wirtz
Julian Brandt x Karim Adeyemi

Aurélien Tchouaméni x Jules Koundé

444 21 70
Autorstwa xitsxlinax

Für miraynextdoor 🤍

2024, März

„Warte."

Jules hielt abrupt inne, löste, mit einem leisen Schmatzen, seine Lippen von Aurelien seinen.

Mit halb geöffneten Lidern blickte Jules in die dunklen Augen über ihn, welche nur wenige Millimeter von seinen entfernt waren. Sie wirkten wie zwei funkelnde Melanit-Edelsteine, die all das Verlangen und die Leidenschaft ihres Besitzers widerspiegelten.

„Was ist?", raunte Aurelien mit tiefer, lustgetränkter Stimme.

Jules musste sich mit seiner kommenden Frage beeilen, denn lange würde er diesem verführerischen Blick nicht mehr standhalten können.

Eigentlich wollte er diese Frage überhaupt nicht stellen, denn sie ruinierte diesen zauberhaften Moment.

Dennoch schluckte er, öffnete seinen Mund.

„Du hast dich wirklich von ihm getrennt?"

Jules' Pupillen huschten unsicher über Aureliens Gesicht. Von dessen dunklen Augen aus, wanderten sie an seiner breiten Nase vorbei und quer über seinen rechten Wangenknochen, welcher im Schein der Sonne, die durch die halb zugezogenen Vorhänge strahlte, perfekt zum Ausdruck kam. Sie flogen weiter über die hohe Stirn und den exzellent getrimmten Haaransatz, pausierten kurz an der linken, leicht eckigen, Augenbraue, bevor sie ihren Weg fortsetzten und darauf achteten, den direkten Kontakt mit Aureliens Augen zu vermeiden.

Denn Jules' Angst überwog.

Aber vor was hatte er überhaupt Angst? Er kannte doch die Wahrheit.

War es die Angst vor einer Antwort, die ihm das Herz brechen würde? Die Angst davor, von dem Mann, den er schon so lange liebte, enttäuscht zu werden? Die Angst, in diese dunklen, verlockenden Augen zu schauen und weder Liebe noch Zuneigung darin vorzufinden?

Jules verstand seine Bedenken selbst nicht. Er wollte keine Angst haben, denn er vertraute Aurelien. Er vertraute ihm blind und mit vollem Herzen.

Seit ihrer ersten Begegnung in Bordeaux waren die beiden ein unzertrennliches Team gewesen. Sie hatten Spieltag um Spieltag Glanzleistungen performt, hatten ihre Gegner in die Verzweiflung getrieben, waren immer stärker zusammengewachsen. Natürlich hatte auch dieses Kapitel irgendwann ein Ende haben müssen. Jules war als erster in den Süden Spaniens gewechselt, Aurelien hingegen hatte es für zwei Jahre nach Monaco gezogen. Aber wie es der Fußballgott wollte, trafen sich letztendlich beide in derselben Liga wieder. Diesmal allerdings nicht als Teamkollegen, sondern als verbitterte Rivalen.

Na ja, zumindest stand es so auf dem Papier: Jules war nun ein echter Culer, Aurelien war ein stolzer Madridista.

Doch von Rivalität oder Hass war längst nicht die Rede. Denn auch wenn über ihren Herzen nicht mehr dasselbe Vereinswappen prangte, verbanden sie noch immer dieselben Nationalfarben.

Blau. Weiß. Rot.

Drei Farben, die die beiden Fußballer für immer miteinander verbinden würden.

Harmonie. Hoffnung. Leidenschaft.

Drei Emotionen, die die beiden Fußballer für immer gegenseitig spüren würden.

Zumindest hoffte es Jules.

Es war ein gewöhnlicher Frühlingstag hier, im Trainingslager von Clairefontaine, gewesen. Die Mannschaft hatte das letzte Training an diesem Nachmittag beendet und die Spieler hatten sich allesamt in ihren Zimmern verbarrikadiert, um sich dort von der anstrengenden Einheit zu erholen. Auch Jules und Aurelien hatten sich auf ihr gemeinsames Zimmer zurückgezogen, waren glücklich über ein paar Stunden Auszeit gewesen. Während Jules eine Serie über seinen Laptop laufen ließ, hatten sich die beiden Fußballer auf Aureliens Betthälfte eng aneinander geschmiegt. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch den Schlitz der zugezogenen Vorhänge gebahnt, prickelte warm auf ihren Körpern.

Und dann - Jules wusste nicht mehr wie und warum - war es passiert.

Aurelien hatte über ihm gelehnt, beide Arme neben Jules Ohren abgestützt und seine Lippen hart auf die von Jules' gepresst.

Es war ein Gefühl gewesen, welches er nie wieder vergessen würde. Ein Gefühl, welches fest in seinem Gehirn abgespeichert war und ihm mit einer dicken Gänsehaut und heftigem Herzklopfen bescherte, wenn er bloß daran dachte.

In Zeiten, die er nicht mit Aurelien verbringen konnte, sondern in Barcelona in seinem einsamen, trostlosen Appartement schmorte, reflektierte er oft diesen einen Moment.

Natürlich war es nicht nur bei diesem einen Moment geblieben. Besonders während Länderspielpausen oder der Sommerpause hatten sie oft ihre freie Zeit miteinander ausgekostet.

Wie eben auch heute.

Jules' Pupillen blieben an Aureliens Lippen kleben. Sie waren prall und leicht geschwollen, luden zu einem erneuten Kuss ein. Doch dann öffneten sie sich einen Spalt breit.

„Ja."

Aureliens Atem kitzelte auf Jules' sensibler Haut.

Kurz überlegte Jules, was dieses „Ja" zu bedeuten hatte, bis ihm seine Frage, von vor wenigen Sekunden, wieder in den Sinn schoss.

Jules' Mimik war noch immer mit einem Schimmer von Skepsis überzogen.

„Wirklich?", fragte er, traute sich nun doch, in die schmalen, leicht geschwungenen, Augen von Aurelien zu sehen.

Dessen Mund verzerrte sich zu einem Lächeln.

„Ja. Wie oft willst du es denn noch hören?"

Aureliens Stimme war eine Mischung aus Belustigung und Frustration.

Jules selbst kochte zwar beinahe vor Ungeduld, aber bevor er endlich wieder Aureliens Lippen auf seinen eigenen spüren wollte, musste er ein letztes Mal die Wahrheit von diesen hören. Erst dann würde er sich endgültig dem Madridista hingeben.

„So oft, bis ich weiß, dass du es ernst meinst."

Aurelien hob eine seiner eckigen Augenbrauen.

„Du vertraust mir also nicht?"

Verblüfft, und auch irgendwie ertappt, legte Jules seine Stirn in Falten.

„Was? Nein- Doch, natürlich vertraue ich dir-", setzte Jules zu einer hastigen Erklärung an, wurde aber von einem kurzen, sehr intensiven, Kuss überrascht.

Jules' Augenlider flogen zu. Er konzentrierte sich nur noch auf diesen Kuss und auf diese Lippen.

Die Lippen, die er so sehr liebte und brauchte. Die Lippen, nach denen er sich Tag wie Nacht sehnte. Die Lippen, von denen er sich wünschte, sie würden ganz allein ihm gehören.

Laut Aurelien taten sie das. Er hatte Jules in den letzten Stunden und Tagen des Öfteren beigepflichtet, dass er sich endgültig von Eduardo gelöst und die Affäre, die sie seit einigen Monaten miteinander führten, hinter sich gelassen hatte.

Ja, richtig gehört. Eduardo.

Eduardo Camavinga.

Aureliens Teamkollege bei Real Madrid und Jules' Rivale in La Liga.

Er hasste Eduardo nicht. Auf keinen Fall tat er das. Dafür gab es schlichtweg keinen Grund. Eduardo war lediglich dem Charme von Aurelien ausgeliefert und hatte sich davon verführen lassen. Wie Jules auch.

Eher sollte er Aurelien hassen. Er sollte ihn für sein Aussehen hassen. Für sein Charisma. Für seine Persönlichkeit. Und für seine Unwiderstehlichkeit.

Aber Jules tat es nicht. Er hasste Aurelien nicht und würde es auch niemals tun. 

Denn Jules war Hals über Kopf in Aurelien verliebt.

Er liebte alles, wirklich jedes noch so kleinste und versteckte Attribut, an dem stattlichen Franzose. Er liebte sein Aussehen. Sein Charisma. Seine Persönlichkeit. Und vor allem seine Unwiderstehlichkeit.

Er konnte und wollte nichts dagegen tun. Viel zu schön waren die Gefühle, die in Aureliens Nähe erst so richtig aufblühten. Trotz des quälenden Hintergedanken, dass er nicht der einzige Mann in Aureliens Leben war.

„Du denkst zu viel nach, Jules."

Jules öffnete seine Augen nicht, was lediglich zu seinem eigenen Schutz war, da mittlerweile Tränen hinter seinen Lidern drängelten.

Es war nicht das erste Mal, dass ihm diese Gedanken Tränen, Schmerz und Verzweiflung zufügten. Leider kamen sie jetzt im falschen Augenblick, und er betete, dass Aurelien keine Notiz davon nahm.

Zu Jules' Erleichterung tat er es nicht. Stattdessen versuchte er sich auf die warmen, butterweichen Lippen zu konzentrieren, die seinen Hals mit unschuldigen und viel zu liebevollen Küssen bedeckten.

Jules' Atem bebte, als er seinen Mund öffnete und leise seufzte.

„Ich vertraue dir."

~

Wie in Zeitlupe, flatterten Jules' Augen auf. Er blinzelte einige Male, bevor er realisierte, dass es stockdunkel in dem Zimmer war.

Wie spät war es? Wie lange hatte er geschlafen? War es vielleicht schon Mitternacht?

Jules hob seinen Kopf ein Stück von seinem Kissen, um einen flüchtigen Blick nach draußen zu werfen. Durch den schmalen Schlitz der Vorhänge schienen nun keine Sonnenstrahlen mehr. Stattdessen war es der Mond, der, mit einem leicht gräulichen Schein, in den Raum spähte.

Vermutlich hatte er das Abendessen längst verpasst. Doch um endgültig sicher zu gehen, tippte er mit einem Finger auf den Bildschirm seines Smartphones, welches auf Aureliens Nachtisch ruhte, und beäugte die vier weißen Zahlen.

21:55 Uhr.

Putain!

Hätte Aurelien ihn nicht wecken können?

Apropos Aurelien... Wo war er überhaupt?

Jules erinnerte sich, dass er vorhin in Aureliens Armen eingeschlafen war. Er hatte sein Gesicht tief in dessen Schulter vergraben gehabt und war, so erschöpft wie er gewesen war, innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen.

Es war ein wirklich märchenhafter und erholsamer Schlaf gewesen - ein Fakt, den Jules niemals leugnen würde. In der Anwesenheit von Aurelien hatte er sich schon immer, seit Tag eins, sicher und gut bewahrt gefühlt.

Leider war das Gefühl von Sicherheit und gutem Bewahren aktuell verschwunden, denn so weit Jules' Auge reichte - welches lediglich die blassen Konturen der Möbel identifizieren konnte - war kein Aurelien in der Nähe.

Vermutlich war er noch im Speisesaal oder mit den anderen Jungs unten in der Lobby, spielte mit ihnen dort Brettspiele oder Tischkicker.

Also kein Grund zur Sorge.

Als sich Jules' Magen plötzlich bemerkbar machte, stützte er sich in eine sitzende Position. Müde und irgendwie missmutig - Jules wusste selbst nicht, woher diese Melancholie herkam - rutschte er bis zur Bettkante und knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an.

Sogleich wurde das Zimmer in angenehmes Gelb geworfen.

Herzlich gähnte Jules, verharrte noch vier oder fünf Sekunden in seiner buckligen Position.

Danach griff er nach seiner Boxershorts, die mindestens genauso motivationslos auf dem Boden kauerte, wie Jules an der Bettkante, zog sich diese über die Hüfte und sammelte seine restlichen Kleidungsstücke ein.

Fertig gekleidet - er trug lediglich seinen dunkelblauen Trainingsanzug sowie weiße Adiletten - schaltete er das Licht wieder aus, schnappte sich sein Smartphone und trat aus dem Zimmer.

Seine Füße schleppten ihn durch die ruhigen Gänge des Hotels. Obwohl es vielmehr sein knurrender Magen war, der ihm die Richtung vorgab und ihn nach unten in den leeren, gedimmten Essenssaal führte. Um die Tische und Stühle wuselten zwei, drei Servicemitarbeiter, aber daran ließ sich Jules nicht stören.

Eher war er glücklich, dass das Buffet Rund um die Uhr geöffnet hatte, und aus diesem Grund nahm er sich einen Teller und lud sich blind irgendwelche Kostbarkeiten auf, verkrümelte sich damit an einen Tisch neben den Fenstern.

Als er endlich zu Ende gespeist und sein Geschirr weggebracht hatte, machte er sich auf den Weg zurück zu seinem und Aureliens Zimmer.

Von weit entfernt nahm Jules amüsiertes Gelächter und mehrere gellende Stimmen wahr. Er konnte nicht recht zuordnen, wem diese Stimmen gehörten, aber wenn er ehrlich war, war es ihm herzlichst egal. Jules' Körper sehnte sich nach nichts anderem, als nach seinem gemütlichen Bett, in dem er seine Ruhe haben konnte.

Seufzend lehnte er sich an die dunkle Mauer neben dem Fahrstuhl, wartete, bis dieser endlich ankam. Währenddessen scrollte er gelangweilt durch seinen Instagram-Homefeed.

Nachdem ein knappes „Bing" ertönte, stieß sich Jules von der Wand ab, hob für den Bruchteil einer Sekunde seinen Kopf.

„Oh- Jules!"

Erschrocken blickte Jules in die überraschten Augenpaare von Marcus und Ibrahima.

Bonsoir.", murmelte Jules, musste sich ein wehmütiges Stöhnen unterdrücken.

„Bitte lass sie schnell verschwinden.", betete Jules innerlich, spürte schon jetzt das hitzige Kribbeln in seinem Blut.

Er hatte echt keinen Nerv, sich von den beiden jetzt das Ohr abkauen zu lassen. Denn wenn Ibou und Marcus für eine Sache bekannt waren, dann waren es definitiv ihre redefreudigen und geselligen Adern.

Daher schob sich Jules rasch an seinen beiden Teamkameraden vorbei.

„Wohin so eilig?", hielt Ibou ihn auf, woraufhin Jules die Augen rollte und sich höflich zu den beiden umdrehte.

Irritiert musterten sie ihn.

„Nach oben. Auf mein Zimmer. Und ihr?", kam es in halben Brocken aus Jules' Mund. Er hatte keine Lust, sich großartig erklären zu müssen.

„Ein paar der Jungs wollen noch ein Tischtennisturnier starten. Du weißt schon, Anto, Kylian, Warren und so. Lust, mitzuspielen? Die anderen haben bestimmt nichts dagegen.", erklärte Marcus lässig, doch Jules verneinte mit einem Kopfschütteln.

„Nein, danke. Vielleicht morgen, bin schon ziemlich müde."

Entschuldigend lächelte Jules, welches die anderen beiden mit einem einfachen „Okay" tolerierten und ihren Weg fortsetzten.

Jules wollte schon zufrieden in den Lift steigen, da wirbelte er noch einmal um seine eigene Achse.

„Ey?! Habt ihr Aurelien irgendwo gesehen?"

Jules' neugieriger Blick heftete sich auf die Rücken seiner Kollegen. Während Marcus belanglos weiterlief, drehte sich Ibou zu Jules um, welcher einige Schritte rückwärts lief, um mit Marcus Schritt halten zu können.

„Nee, der war nach dem Essen sofort verschwunden."

Demonstrativ zuckte er mit den Achseln, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und Jules unbefriedigt im Rahmen des Fahrstuhls stehen ließ.

Stutzig sah er ihnen nach.

Wo war Aurelien?

Das Abendessen lag knappe zwei Stunden in der Vergangenheit und Aurelien hatte sich nirgends blicken gelassen? Weder in ihrem Zimmer noch bei Marcus und Ibou?

Okay, es war nicht so, dass Jules, Marcus und Ibrahima die einzigen Kollegen vom französischen Team waren, mit denen er seine Zeit verbrachte. Aurelien war ein Mensch, der sich mit jedem auf Anhieb verstand und Späße machte.

Vermutlich trieb er sich in einem anderen Bereich des Trainingszentrums herum. Vielleicht war er ja auch wieder zurück im Zimmer und wartete auf Jules, fragte sich, wo dieser steckte. Vielleicht war er aber auch bei einem anderen Teamkollege auf dem Zimmer, würde dort solange bleiben, bis er müde war und dann wieder gehen. Vielleicht war er ja bei Dayot oder Youssouf oder-

Kurz zuckte Jules zusammen, als die Schiebetür des Aufzugs in seine rechte Schulter rammte. Verärgert beschimpfte er diese, beruhigte sich aber schnell wieder und stieg dann ein, betätigte die leuchtende Ziffer „2" und lehnte sich mit dem Rücken an die verspiegelte Wand.

Warum kümmerte es ihn überhaupt, bei und vor allem mit wem Aurelien seinen Abend verbrachte? Er war ein erwachsener Mann, konnte tun und lassen was er wollte und mit wem er wollte.

Aurelien und Jules waren nichts mehr, als gute Freunde. Okay, vielleicht etwas mehr, als nur Freunde. Freunde mit gewissen Vorzügen. Freunde, die sich gerne vom Zauber des Verlangens - oder vom Zauber des jeweils anderen - verführen ließen. Freunde, die vielleicht etwas mehr, als freundschaftliche Gefühle füreinander empfanden.

So erging es Jules. Von Aureliens Gefühlswelt hatte Jules leider keinen blassen Schimmer. Er wusste nicht, ob das, was täglich über Aureliens wunderschöne Lippen kam, Wahrheiten oder blanke Lügen waren. Er konnte es nicht sagen, selbst wenn er in dessen noch so aufrichtige Augen sah und nach der Wahrheit oder nach einer Lüge suchte. Er fand weder das eine noch das andere. Er fand darin Lust und Leidenschaft, aber er keine Indizien dafür, ob es ernst gemeint war oder nicht.

Schon oft hatte Aurelien ihm versichert, dass Jules der einzige Mann in seinem Leben war und Eduardo in diesem keine Rolle mehr spielen würde. Er hatte es ihm bei jedem einzelnen Wiedersehen mit rauer Stimme ins Ohr geflüstert. Und bei jedem einzelnen Wiedersehen hatte Jules dieser Stimme vertraut.

Ja, er war naiv und ja, er war dumm.

Aber er würde Aurelien immer wieder glauben, und zwar solange, bis sich Aurelien endgültig von Eduardo getrennt hatte. Egal, wie viele Monate, Jahre oder Jahrzehnte er auf diesen einen Moment warten müsste, er würde die Hoffnung nicht aufgeben. Dafür liebte er Aurelien zu sehr und zu lange.

Aber tat es Aurelien ebenfalls? Liebte er Jules? Oder waren seine Lust und seine Leidenschaft für Eduardo stärker?

Der Fahrstuhl stoppte.

Für Jules hatte es sich darin wie eine Ewigkeit angefühlt, dabei waren es höchstens zehn Sekunden gewesen.

Seufzend stieg er aus.

Sein Blick war träge auf den dunkelgrauen Teppich gesenkt, welcher mit filigranen Mustern verziert war.

Vielleicht war Aurelien tatsächlich schon im Zimmer und Jules hatte sich für umsonst Sorgen gemacht.

Müde schüttelte er den Kopf.

Er musste endlich aufhören, seine Gedanken und Gefühle an Aurelien zu verschwenden und diese gefälligst abschalten, sonst würde-

„Kommst du noch mit auf mein Zimmer? Ibou meinte, er wollte nach unten und mit den anderen Tischtennis spielen."

Wie vom Blitz getroffen erstarrte Jules.

Als er Schritte näher kommen hörte, rauschte eine Welle des Adrenalins durch seine Venen.

Jeder normale Mensch wäre vermutlich einfach stehen geblieben oder wäre unbeirrt weitergelaufen.

Jules hingegen nahm seine Beine in die Hände und huschte in eine schmale Nische neben dem Fahrstuhl.

Dort befand sich ein Feuerlöscher, der an der Wand befestigt war, sowie ein Putzeimer, in welchem ein Lappen vor sich hinvegetierte.

Jules hielt die Luft an und presste sich enger an die Wand, so eng, dass er beinahe mit dieser verschmolz.

Allerdings wäre ihm genau das gerade zuliebe gewesen.

Er kannte diese Stimme. Und leider kannte er auch die darauffolgende.

„Nein, ich glaube, ich gehe erstmal wieder auf mein Zimmer."

Aureliens Worte klangen bedrückt und nicht wirklich von sich selbst überzeugt. Total untypisch für den, in der Regel vor Stolz strotzenden, Mann.

Ein Seufzen füllte den Korridor.

„Wegen Jules, huh?", kam es unbeeindruckt von Eduardo.

Aus dem Unterton seiner Stimme war dennoch eine klare Note von Enttäuschung und Eifersucht wahrzunehmen.

„Aurelien-"

Eduardo atmete frustriert aus.

„Warum beendest du nicht einfach das mit Jules?"

Jules sog leise die Luft ein, spürte, wie sich ungewollt sein Magen umdrehte.

Er fühlte sich wie in einem Horrorfilm. So, als würde er, wenn er bloß ausatmen oder blinzeln würde, gehört und sein Versteck aufgedeckt werden.

Natürlich war es nicht richtig, was er hier tat, mucksmäuschenstill eine Konversation zwischen seinen beiden Teamkollegen zu belauschen, obwohl sie ihm nicht einmal etwas anging.

Oh, und wie sie ihm etwas anging.

Offensichtlich war ja Jules derjenige, um den sich die ganze Unterhaltung zu drehen schien.

Er war leider einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder aber zur rechten Zeit am rechten Ort...

Noch immer wartete Jules auf eine plausible Antwort seitens Aurelien.

„Aurelien, sag es mir.", forderte Eduardo, aber Angesprochener schwieg.

Zu gern hätte Jules Aureliens Gesicht gesehen. Vermutlich hing sein siegessicheres Kinn nach unten und seine aufrichtige Maske bröckelte und fiel auf den Boden.

Es war eine außergewöhnliche Vorstellung.

„Warum? Was ist so unglaublich besonders an ihm?"

Jules wurde schlecht.

Niemals hätte er gedacht, dass Eduardo so abfällig über ihn dachte und erst recht nicht in der Anwesenheit von Aurelien.

Ein Gefühl der Enge und Verzweiflung machten sich ihn ihm bemerkbar.

Was wäre, wenn Aurelien genauso über Jules dachte? Was wäre, wenn er Jules tatsächlich nur für seinen Zweck zur Befriedigung ausnutzte? Was wäre, wenn er Jules vorhin, und all die vergangenen Tage, angelogen hatte?

Es wäre natürlich nichts Neues für Jules gewesen. Er war es gewohnt, von ihm angelogen zu werden. Eigentlich hatte er sich mit der Beziehung - wenn man es überhaupt als Beziehung bezeichnen konnte - zu Aurelien längst zufrieden gegeben und sich damit abgefunden, dass er Aurelien niemals sein Eigen nennen könnte.

Dennoch war der letzte Funken Hoffnung nie erloschen. Er hatte immer an eine bessere und friedliche Zukunft mit Aurelien geglaubt. Er hatte immer gehofft, dass Aurelien, ganz tief in seinem Inneren, auch Liebe spürte.

„Ist es sein Äußeres?"

„Nein-"

„Sein Charakter?"

„Nein-"

„Der Sex mit ihm?"

„Was? Nein-"

Eduardo ließ einen erneuten ungeduldigen Laut von sich. Seine Stimme war gereizter, als noch vor wenigen Sekunden.

„Was zur Hölle ist es denn dann? Verdammt, jetzt rede endlich mit mir, Aurelien!"

Jules kaute sich mittlerweile die Innenseite seiner Lippe blutig. Zudem klopfte sein Herz schmerzvoll gegen seine Rippen. Nicht einmal nach einem achtzig Meter Sprint mit einem Gegenspieler hatte sein Herz so heftig geschlagen.

„Können wir das nicht wo-"

Schroff schnitt Eduardo ihm das Wort ab.

„Nein. Wir können das nicht woanders besprechen! Entweder du sagst mir jetzt, was so toll an ihm ist oder ich-"

„Er bedeutet mir nun mal etwas!"

Und dann war es still.

Es war eine eisige Stille. Sie war beinahe so eisig, dass sie sogar den Temperaturen in der Antarktis Konkurrenz gemacht hätte.

Jules war aktuell alles andere als kalt. Sein Kopf glühte und der Schweiß, welcher vermutlich aus einer Mischung aus Angst und Unwohlsein bestand, floss ihm die Wirbelsäule hinab.

Aber was sollte er fühlen?

Erleichterung? Genugtuung? Misstrauen?

Er war überfordert.

Einerseits fühlte er sich, als wäre ihm gerade ein schwerer Felsbrocken vom Herzen gefallen, andererseits war er der Situation nicht ganz geheuer.

„Aha.", kam es bitter von Eduardo.

Jules konnte sich zu gut vorstellen, wie er sich momentan fühlte. Zu oft hatte sich Jules in einer ähnlichen Position befunden.

„Und was ist mit mir? Ich bedeutete dir wohl nichts?", hakte Eduardo nach. Jules konnte bereits die Tränen aus Eduardos Stimme hören.

Auch in Jules Augen schwammen Tränen. Er fühlte sich erbärmlich. Er fühlte sich so, als hätte er gerade eine jahrelange Beziehung zwischen zwei engen Freunden zerstört.

Dabei war es nicht nur ein Gefühl, sondern die Realität.

Jules würde niemals die Beziehung zweier Menschen, vor allem wenn diese auch noch seine eigenen Teamkollegen waren, vernichten. Niemals, wirklich niemals, würde er das tun.

Jules war ein guter Mensch... Oder vielleicht doch nicht?

Eigentlich war es immer das, was er wollte: Dass er ungehindert mit Aurelien zusammen sein konnte und sich nicht von einem ständigen Hintergedanken an dessen Affäre mit Eduardo quälen lassen musste.

„Das habe ich nicht gesagt...", verteidigte sich Aurelien, klang schuldig und reuevoll.

„Aber du hast es so gemeint.", erwiderte Eduardo. Ein leises Schniefen war zu hören.

Was hatte Jules bloß angestellt?

„Nein, Edu, hör auf sowas zu sagen. Du weißt genau, dass du mir auch etwas bedeutest."

Die Folge war ein höhnisches, kurzes Auflachen.

„Ach, ja? Mehr als Jules?"

Jules, welcher still in seinem Versteck kauerte, spannte, wenn sie es nicht schon vorher gewesen waren, all seine Muskeln an. Mit zigtausend Gedanken, die schneller rasten, als sein Herz, wartete er auf eine Antwort.

Auf eine Antwort, die er prophezeit hatte und dennoch so schmerzte, als hätte ihm jemand sein Herz aus der Brust gerissen und dieses, vor Jules' Augen, zerquetscht.

„Viel mehr... Viel mehr als Jules."

Jules Mimik spannte sich an, verzog sich zu einer jämmerlichen Grimasse. Die heißen Tränen stachen in seinen Augenlidern, weshalb er sie schloss und sich darauf konzentrierte, keinen erstickten Schluchzer von sich zu geben.

Was hatte Jules erwartet? Dass er Aurelien mehr wert war, als Eduardo?

Wie lächerlich und dämlich das doch war!

„Wirklich?", wollte sich Eduardo brüchig vergewissern, woraufhin ein zartes Schmatzen die Stille durchbrach. So, als würden zwei Münder aufeinander treffen und sich im Einklang bewegen.

„Wirklich."

Jules brachte seinen rechten Daumen sowie Zeigefinger an seinen oberen Nasenrücken, wo er fest zudrückte und weiterhin die Tränen am Auslaufen hindern wollte. Leider war es schon zu spät, denn sie quollen gnadenlos aus seinen Augen, rollten stumm über sein Gesicht.

„Steht dein Angebot von eben noch?"

Es war nur ein leises, heiseres Raunen, aber für Jules klar zu verstehen.

„Und wie das noch steht."

Dann war ein Türgriff zu hören, welcher prompt hinunter gedrückt wurde und eine schwere Tür, die erst aufgestoßen wurde und anschließend wieder ins Schloss fiel.

Nun brach der Damm endgültig. Während dicke und heiße Tränen aus Jules' zugekniffenen Augen flossen, lief aus seiner Nase der salzige Rotz. Er öffnete seinen Mund, um nach frischer Luft zu schnappen, nur war es in diesem stickigen Korridor kaum möglich, weshalb er sich von der Wand abstieß und eiligen Schrittes sein Zimmer aufsuchte.

Alles tat ihm weh. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick explodieren. Seine Kehle brannte, als hätte jemand darin ein Feuer gelegt. Und sein Herz zerbrach quälend langsam in tausend kleine Einzelteile.

Vor seinem Zimmer angekommen, welches höchstens vier oder fünf Türen von Eduardos Zimmer entfernt war, zückte Jules seine Karte hervor, öffnete die Tür und marschierte schnurstracks zum Bett. Hastig trat er seine Badelatschen von den Füßen, verkrümelte sich unter die dünne Decke, schaltete das Licht aus.

Er hasste sich für seine Gefühle. Er hasste sich für seine Gefühle, die er tagtäglich von einem Mann manipulieren ließ, der nicht einmal im Geringsten so fühlte, wie Jules.

Oder tat er es doch? Vielleicht liebte Aurelien ihn ja wirklich, doch war zu stolz, es sich einzugestehen? Und wenn es so sein sollte, was hinderte ihn daran, es sich einzugestehen?

Die Antwort war klar. Immer wieder kam Jules bei ein und derselben Antwort an, bei ein und derselben Person, bei ein und demselben Namen.

Eduardo.

Es war immer Eduardo. Er war es schon immer gewesen und würde es auch immer sein.

Denn, wie er soeben mit eigenen Ohren erfahren hatte, bedeutete Eduardo Aurelien viel mehr. Und er würde ihm immer viel mehr als Jules bedeuten.

Immer.

Aurelien verbrachte den größten Teil der Saison mit Eduardo. Sie konnten Tag wie Nacht zusammen sein - was sie sicherlich auch taten. Sie konnten gemeinsam Zeit verbringen, ob mit Freunden oder zu zweit war egal, aber sie konnten jeden verdammten Tag beieinander sein. Sie konnten reden. Sie konnten sich ein Bett teilen. Sie konnten sich küssen. Sie konnten gemeinsam Sex haben. Sie konnten alles tun, was man in einer Beziehung tat. Sie konnten alles tun, was Aurelien und Jules nicht tun konnten.

Aurelien und Eduardo konnten sich lieben. Etwas, das Aurelien und Jules niemals in dieser Form tun konnten.

Natürlich wäre es nicht unmöglich gewesen. Es gab etliche Spieler in der Fußballwelt, die ihre Beziehung, über tausende von Kilometern hinweg, standhielten. Bei Aurelien und Jules scheiterte es aber genau daran.

Es war unmöglich. Sie konnten sich nicht lieben. Denn egal, wie nahe sich Aurelien und Jules standen und egal, wie lange sie sich schon kannten, Eduardo würde sich immer zwischen sie beide stellen und Jules in den Schatten rücken.

Leise schluchzte Jules. Es waren erstickte, herzzerreißende Laute, die aus seiner brennenden Kehle drangen und an seinem Kopfkissen abgedämpft wurden.

Jules zog die Decke bis zu seinem Kinn, hielt einen Zipfel dieser fest in seiner Faust umklammert. Die andere Hand lugte schlaff unter der Decke hervor. Und während die Tränen seitlich über sein Gesicht liefen, verlor er sich wieder in der Dunkelheit seiner Gedanken.

Erst, als er das laute Knacken der Tür hörte, landete er zurück im Hier und Jetzt.

Jules war sich nicht ganz sicher, wie viel Zeit vergangen war. Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Zwei?

Es war auch völlig gleichgültig. Das einzige was zählte, war Aurelien, der soeben das Zimmer betreten hatte. Jules konnte ihn zwar nicht sehen, da er mit dem Rücken zum Eingang lag, dennoch hörte er die sanften Schritte, die über das Laminat tappten. Darauf folgte Aureliens Nachttischlampe, die alle vier Wände mit schwachem Gelb illuminierte, und ein Gewicht, welches die Matratze neben Jules nach unten senken ließ.

Jules bewegte sich keinen Zentimeter. Seit, weiß der Geier wie vielen, Minuten oder Stunden, starrte er schon die monströsen Vorhänge, welche die Balkontür bedeckten, an. Mittlerweile hatte er sogar aufgehört zu weinen, jedoch würde ein einziges Wort seitens Aurelien ausreichen, um Jules' gereizte Emotionen abermals zum Überkochen zu bringen.

„Jules?"

Es war nur der Hauch eines Atemzugs, so sanft und so liebevoll.

Jules schluckte einmal. Das Brennen in seinem Hals kehrte zurück, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker.

Er spürte kühlen Atem in seinem Nacken, der durch die Lücken seiner dicken Braids hindurch wehte und an seiner sensiblen Haut abprallte.

„Jules..."

Aurelien hatte sich dicht an Jules' Rücken geschmiegt, hatte sich mit einem Unterarm auf der Matratze abgestützt, fuhr mit der anderen Hand durch Jules' schwarze Braids, strich ihm diese aus seinem Gesicht.

Warme Lippen legten sich an die Stellen von Jules' Hals, an denen er eben noch Aureliens Finger gespürt hatte. Sie beförderten zärtliche Küsse in seinen Nacken, wanderten weiter über seine Halsschlagader und hinauf zu seiner Ohrmuschel.

Während seine Augenlider langsam zu fielen, nahm er einen tiefen, aber stummen, Atemzug. Diesmal nicht aus Genuss oder Vergnügen, sondern, um die neu aufkommenden Tränen zu verbergen.

„Hätte ich gewusst, dass du wach bist, wäre ich schon viel eher wieder hier gewesen.", wisperte Aurelien und presste einen Kuss hinter Jules' Ohr.

Aureliens Hand schob Jules' T-Shirt-Ärmel Stückchen für Stückchen nach oben, so dass Jules' Oberarm frei wurde. Danach setzten die warmen Lippen von Aurelien an Jules' Bizeps an, liebkosten und saugten sanft an diesem.

Zitternd atmete Jules aus. Er überlegte, ob er Aurelien mit der Frage, die seit mehreren Minuten in seinem Kopf umher schwirrte, obwohl er die Antwort darauf kannte, konfrontieren sollte. Schlussendlich entschied er sich doch dafür.

„Wo bist du gewesen?"

Jules' Stimme war kratzig und, von den vielen Tränen, belegt.

Aurelien fuhr unermüdlich in seinem Tun fort, setzte mittlerweile sogar seine Zähne ein, nagte an Jules' unschuldiger Haut.

„Aurelien...", hauchte Jules weinerlich, irgendwie verzweifelt.

Der Madridista reagierte nicht. Stattdessen drehte er Jules auf den Rücken, als wäre er eine Puppe, mit der Aurelien alles anstellen konnte, was er wollte. Er begann, Jules' Hals mit unendlichen Küssen zu markieren, leckte über dessen Adamsapfel und die angespannten Muskeln, die zum Vorschein traten, als Jules hilflos die Luft einsog.

„Aurel-", startete Jules, fasste den anderen an den Schultern, versuchte ihn von sich drücken.

Erfolglos.

Jules wurde unangenehm heiß.

„Aurelien."

Mit festem Griff und letzter Entschlossenheit, stieß er Aurelien von sich. Dieser lehnte halb über Jules, musterte ihn perplex.

„Was ist?"

Jules starrte in die dunklen Augen, die gefährlich funkelten.

„Wo bist du gewesen?"

Aurelien zog irritiert seine Brauen zusammen.

„Spielt das eine Rolle?", wollte er wissen.

„Ja.", begegnete Jules ehrlich, während sich Aureliens Kopf schon wieder nach unten beugte und dort fortsetzen wollte, wo er unterbrochen wurde.

„Mit Ibou und den anderen Tischtennis spielen.", kam es kurz gebunden von Aurelien.

Was für eine dreiste Lüge das doch war. Aber mit etwas anderem hatte Jules auch nicht gerechnet. Nichtsdestotrotz rammte diese Antwort wie ein scharfes Messer in sein Herz, löste höllische Schmerzen in seinem ganzen Körper aus.

„Du lügst."

Erneut schubste er seinen jahrelangen Teamkollegen von sich.

„Was?"

Eine Träne löste sich aus Jules' Augenwinkel.

„Du lügst.", wiederholte Jules brüchig.

Belustigt schnaubte Aurelien, verzerrte seinen Mund in ein schmales Lächeln, so dass seine weißen Zähne erkennbar wurden.

Allerdings sagte er nichts. Er starrte Jules lediglich mit einem merkwürdigen und undefinierbaren Blick an.

Obwohl er weiterredete, machte sich eine Welle der Angst in Jules breit.

„Du warst bei Cama. Ich habe eure kleine Diskussion vorhin mitbekommen.", erklärte Jules, während die Tränen über seine Schläfen liefen.

„Was redest du da?"

Aurelien wirkte empört und sogar etwas überfordert.

Und egal wie weh es Jules tat, den Menschen, den er eigentlich so sehr liebte, durch seine eigenen Worte in Verlegenheit zu bringen, er musste endlich die eiserne Maske von Aureliens Gesicht entfernen und dessen wahren Charakter ans Licht bringen.

„Wie viel bedeute ich dir?"

Trotz dessen, dass Aurelien es gut überspielte, zeichnete sich auf seinem Gesicht ungewollte Verblüffung ab.

„Mehr als Eduardo?"

Aurelien fiel neben Jules auf die Matratze, stieß einen lauten und langen Seufzer hervor.

Jules stemmte sich auf beide Handflächen, beobachtete Aurelien, wie er Löcher in die Luft stierte.

Seine Mimik wirkte ruhig, aber gleichzeitig auch fest und nachdenklich. Die hohen Wangenknochen waren angespannt und an seiner unteren Kieferpartie erkannte Jules das angestrengte Aufeinanderbeißen seiner Backenzähne. Seine Nase, die perfekt mit seinen Wangen verschmolz, ragte aufrichtig nach oben.

„Du willst die Wahrheit wissen, Jules?"

Aureliens Kopf schwenkte zur Seite, sah Jules tief in die Augen.

Jules nickte.

„Ich liebe dich nicht."

Dieser Satz ließ das Blut in Jules' Adern gefrieren.

„W-Was?"

Er war sprachlos, wollte und konnte nicht glauben, was er da aus Aureliens Mund gehört hatte.

Aurelien wandte seinen Blick von Jules ab, schaute erneut an die Decke.

„Ich liebe dich nicht. Das habe ich noch nie und das werde ich auch nie. Du bist ein Freund, ja. Ein Freund, mit dem ich über Grenzen hinaus gehen kann. Aber mehr nicht."

Jules schluckte.

Er wusste nicht, was er in dem Moment fühlen sollte. Seine Emotionen waren wie versteinert, ebenso wie seine Tränen, seine Atmung und sein Herz.

„Ich liebe auch nicht Eduardo. Ich liebe niemanden. Vielleicht sah es für dich immer so aus, aber das war es nie und wird es nie sein."

Eine kurze Pause.

„Und wenn du unsere Freundschaft, wie sie bisher war, nicht mehr unterstützt, dann ist das okay. Ich zwinge dich zu nichts."

Damit richtete Aurelien sich auf, rutschte über seine Betthälfte, schnappte sich sein Handy und setzte zum Gehen an.

Mit leblosen Augen schaute Jules ihm nach, schaffte es, noch bevor Aurelien die Tür erreichte, sich eine letzte Frage zu erlauben. Sie war schwach und leise und mindestens genauso leer, wie Jules' Inneres.

„Wo gehst du hin?"

Bevor Aurelien die Tür öffnete, drehte er seinen Kopf leicht nach hinten, fing Jules' Blick ein. Seine Stimme war ernst und monoton.

„Nach unten. Mit Ibou und den anderen Tischtennis spielen."

Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu.

~~~

Mir tut es aus tiefstem Herzen leid, aber ich konnte das Ende nicht mehr retten...
Hoffe, es hat dir/euch trotzdem gefallen! 🤍

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