i. the third quarter quell

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"Theres always a glimmer in those who have been through the dark."

"Baum fällt!" höre ich die schreiende Stimme von Ash, als ich gerade dabei bin in Deckung zu gehen, ehe eine hoch gewachsene Tanne mit einem lauten Aufschlag auf dem Boden landet und die Erde aufwirbelt. Ich schließe kurz die Augen, bis sich der Staub etwas gelegt hat, bevor ich beginne die unzähligen Ästen abzuhacken und sie schweigend auf einem kleinen Stapel neben mir zu sammeln.

Die letzten Tage konnte mich nur die Arbeit im Wald ansatzweise beruhigen. Denn wenn ich nicht darüber nachdenke, was die nächsten Monate, Wochen oder Tage bringen werden, diskutiere ich mit Johanna darüber, wer von uns Beiden in die Spiele gehen sollte. Doch ich bleibe fest dabei, dass ich gehen werde. Ich möchte zwar nicht gegen meine, in den letzten Jahren gut gewonnen Freunde antreten, doch noch weniger möchte ich nicht bei ihnen sein, um sie zu verteidigen.

Wir haben beinahe Glück, denke ich. Wir haben eine Wahl auch wenn sie uns nicht leicht fällt. Es gibt so viele Sieger, die bereits die Gewissheit haben, dass sie gezogen werden. Wie zum Beispiel Blight. Er ist unser einzige männliche Sieger. Oder Finnick.

Ich habe Blight seit der Rede des Präsidenten nicht mehr gesehen. Zwar sind Johanna und ich danach noch bei ihm gewesen, was er zu schätzen wusste, doch wollte er lieber alleine sein. Wir gehen alle mit diesem Schicksalsschlag anders um.

"June!", die helle Stimme von Acacia zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, doch noch ehe ich reagieren kann, zieht sie mich in eine Umarmung. "Es tut uns so leid, wir haben es heute erst erfahren. Seit Olives Tod schauen wir uns nichts mehr an was mit den Spielen zu tun hat. Wir konnten es nicht fassen, als wir es gehört haben. Das kann Snow euch und euren Familien doch nicht antun."

Traurig lächle ich nur. "Danke Acacia. Ich weiß deine Worte sehr zu schätzen. Aber-" mein Blick wendet sich von mir ab, als ich Johanna in den Wald laufen sehe, bereits fertig hergerichtet für die Ernte. "-ich muss leider los. Bitte richte Palmer auch meinen Dank aus!"

Ein letztes Mal drücken wir uns kurz, bis mein Bruder hinter mir auftaucht und seine Hand auf meine Schulter legt, bevor er zweimal auf sie klopft und aufmunternd sagt: "Wird schon schief gehen, June. Ich begleite euch noch ein Stück."

Johanna ist mittlerweile bei uns angekommen und streckt erwartungsvoll die Hände aus. "Und?", fragend, mit hochgezogenen Augenbrauen, schaut sie mich an. "Sehe ich nicht unglaublich aus für diesen Anlass. Zumindest hat das meine Stylistin gerade gesagt."

Ich lächle sie an und schüttle mit dem Kopf. "Welchen besonderen Anlass sie wohl meint?", entgegne ich ihr sarkastisch.

"Ihr seid ein Herz und eine Seele. Das Snow es überhaupt wagt euch trennen zu wollen", lacht mein Bruder mit uns, als wir die Dunkelheit der hohen Bäume verlassen und auf die offene Lichtung treten. Ich bleibe kurz stehen und drehe mich um. Mein Blick schweift von links nach rechts. Über die grünen Tannen und das dunkle Moos, bis zu dem Specht und der kleinen Biene, die auf ein paar Blüten sitzt.

"Ich möchte gern hier bleiben." Ironisch blicke ich Johanna und Ash über meine Schulter an.

"Du kannst es sehr gerne, dann wäre unsere Diskussion endlich beendet, June!" Johanna schaut mich bereits mit einem triumphierenden Blick an, doch nachdem ich die frische Luft, die mit dem holzigen Geruch von Zeder und Moschus gemischt ist, tief eingeatmet habe, drehe ich mich um und renne zu den Beiden. "Das hättest du wohl gerne", wende ich ein.

Nach kurzer Zeit erreichen wir den bereits dicht besiedelten Markt. Wir gehen schnurstracks an der Menge vorbei, bis wir das Justizgebäude erreicht haben, hinter dem Lucinia und Gaia bereits auf uns warten.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt