xix. the words of a snake

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"well behaved woman barely make history"

Bereits als mir das Blut auffiel, war mir bewusst, dass es etwas war, dass ich besser hätte nicht sehen sollen.

Kaum haben wir den Balkon verlassen, wendet sich President Snow erneut mit seinen Worten an mich. "Auf ein Wort, Miss Sylva." Er deutet mit seiner Handbewegung auf einen Raum am anderen Ende des Flures. Ich schlucke.

Kurz nachdem er den Raum hinter mir betreten hat, ziehen zwei Friedenswächter ihn von außen zu. "Setzen Sie sich ruhig", sagt er, während er selbst in einem dunkelroten Sessel platzt nimmt, der hinter einem massiven Tisch platzt nimmt, der eindeutig aus einem Walnussbaum besteht.

"Nein, danke. Ich stehe lieber", gebe ich ihm nervös zur Antwort, doch er erwidert mir schnell.

"Das war keine Bitte." Ich beiße die Zähne zusammen, mit jeder Sekunde empfinde ich die Situation als unangenehmer. Als ich doch auf einem der Stühle vor dem Tisch Platz genommen habe, fährt er fort.

"Ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass ich keinen Widerstand gebrauchen kann. Ihr kleines Versprechen Ihrem Distriktpartner gegenüber war ganz reizend, doch ich hoffe ebenfalls es ist nur eine Reaktion auf seine missliche Lage gewesen und war in in keinster Weise ernst gemeint." 'Doch war es' ist das Erste, was mir einfällt. Ich habe jedes Wort genauso gemeint, wie ich es gesagt habe. Und wie kommt er dazu Sylvans Tod als missliche Lage zu bezeichnen, wenn es eine reine Tragödie war und noch dazu seine Schuld.

Ich stehe wieder auf, noch bevor er etwas dazu sagen kann und stütze mich mit den Armen auf dem dunklen Tisch ab und versuche mich an alles zu erinnern, was Johanna mir beigebracht hat. Meine Anspannung fällt von mir ab, während ich ihn konzentriert anschaue , "Natürlich nicht. Ich bin dem Kapitol treu. Ich stehe in Ihrer Schuld, President Snow. Dank Ihnen bin ich noch am Leben", sage ich mit fester Stimme und schaue ihn durchdringend an. Auch er steht daraufhin auf; wendet den Blick nicht von mir ab, als er an eins der großen Fenster tritt.

"Gut, ich glaube es würde Ihrer Familie auch nicht gefallen, wenn Sie anders denken würden", zischt er mir scheinheilig entgegen. War es nicht klar, dass er mir mit sowas drohen wird?

"Entspannen Sie sich die nächsten Monate, Miss Sylva. Verbringen Sie Zeit mit Ihrer Familie und mit Ihren Freunden und erinnern Sie sich ganz genau daran, was Sie nicht verlieren möchten, sonst nehme ich Ihnen den Entschluss ab", beendet er das Gespräch ohne auf eine weitere Antwort von mir zu warten, während er an die Tür klopft, zu der er mittlerweile gemächlich gegangen ist. Kaum ist die Tür wieder auf, nickt er mir ein letztes Mal zu "Viel Spaß auf Ihrer Feier", sagt er, bevor er sich umdreht und aus meinem Blickfeld verschwindet.

Mit schnellen Schritten fliehe ich wieder in die untere Etage, wo bereits Johanna auf mich wartet. Sofort fragt sie mich "Geht es dir gut?"

"Ich glaube schon", entgegne ich ihr und lockere die angespannten Schultern. "Er hat mich gefragt, ob ich dem System treu bin."

"Natürlich, das sind wir doch alle", zwinkert Johanna mir zu und verschränkt zeitgleich die Arme vor der Brust. "Wir bleiben nicht lange hier, aber ich würde dir empfehlen dich trotzdem für einen Augenblick unter die Leute zu mischen. Das kommt gut an", fügt sie hinzu und läuft demonstrativ in Richtung der großen Menschenmasse, aus der lautes Lachen und Musik strömt. Gezielt läuft Johanna zu den Tischen mit Essen und Trinken und reicht mir erneut ein aufwendig gemachtes Glas. "Du wirst es brauchen, glaub mir", flüstert sie mir ins Ohr, bevor sie zwischen den extravagant gekleideten Leuten verschwindet.

"Sie sehen wunderbar aus, Miss Sylva." - "Das Gold steht Ihnen ausgezeichnet!" - Egal wer an mir vorbei läuft, jeder hat was zu sagen und ich gebe mein Bestes, so vielen Gästen wie möglich zu antworten oder ihnen zumindest meine Aufmerksamkeit zu schenken.

"Ich finde ja auch, dass sie heute atemberaubend aussehen. Wenn ich mich recht erinnere, ist das aber nicht das erste Mal, dass ich Ihnen sowas sage, Juniper Sylva", klingt eine vertraute Stimme hinter mir. Ich drehe mich um, nur um mich erneut in den schönsten Augen zu verlieren, die ich bis jetzt gesehen habe. "Gab es nicht noch was anderes, was du mir unbedingt sagen wolltest?", lächle ich Finnick entgegen.

Er stößt sein Glas leicht gegen meins. "Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass du gewinnen wirst. Nenne es Intuition, aber du bist von Anfang an viel entschlossener gewesen als die anderen. Verstehe mich nicht falsch; die Tribute aus 1 und 2 sind vermutlich ebenso sicher gewesen, dass sie gewinnen werden, aber du hast eine andere Einstellung zu dem Ganzen. Irgendwas an dir-", er bricht seinen Satz, ebenso wie unseren Blickkontakt ab.

Ich nehme einen Schluck, bevor ich ihm nur antworte "Hätte ich dir mal von Anfang an geglaubt." Da ich mir nicht sicher bin, wie ich den Rest deuten soll.

Über sein Gesicht zieht sich ein schräges Grinsen. "Vielleicht solltest du ein bisschen Vertrauen in mich haben. Aber das kommt noch mit der Zeit", zwinkert er mir zu.

"Das müsste dann natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen, Golden Boy. Mich würde genauso interessieren, wie du bist wenn du dich nicht für das Kapitol verstellst", entgegne ich Finnick, was ihn dazu bringt los zu lachen, bevor er einen Schritt näher auf mich zukommt.

"Ich bin genauso, wie du mich kennengelernt hast." Schon allein die schnelle und kurze Antwort lässt mich daran zweifeln, dass er es nicht so meint. Ebenso, die Art wie er es sagt; ohne eine weitere Bemerkung. Es macht mich nur noch neugieriger. Ich nehme den letzten Schluck aus meinem Glas, ehe ich es hinter mir auf den Tisch stelle. "Na dann, Mr Odair. Wenn das so ist", ich drehe mich auf dem Absatz um und bewege mich von weg von ihm. "Dann muss ich mich wohl auf den Heimweg machen." Ich drehe mich noch einmal zu ihm um.

"Auf ein Wiedersehen, Golden Fox", grinst er mit seinem berühmten Lächeln, was mich unweigerlich ansteckt. "Wir werden sehen", antworte ich freudig.

Schon auf der kleinen Treppe über die ich die Villa von President Snow endgültig hinter mir lasse erkenne ich Johanna an einem Wagen stehen. "Das war wohl Gedankenübertragung", entgegnet sie mir direkt. "Ich kam auch eben erst. Sollen wir?" Wir öffnen die Türen des Wagens und machen uns auf den Weg zum Bahnhof.

Endlich auf der Zielgeraden nach Distrikt 7. Auf dem Weg nach Hause.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt