xi. relief and survival

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"You can't protect everyone." "I have to try."

// Juniper //

Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper. Mein Herzschlag überschlägt sich gleichzeitig mit meinen hektischen Schritten über die Metalltreppen. Unregelmäßig atme ich durch den Mund ein und aus, während meine Augen es kaum schaffen, sich auf meine nächsten Schritte zu fokussieren. Die ohrenbetäubende Sirene überschattet jegliche Schreie im Treppenhaus; sie verschwimmt mit dem lauten Auftreten unserer Stiefel. Das aufgeregte Blinken der Beleuchtungen führt uns immer tiefer in den Boden.

Plötzlich schallt ein lauter Knall von oben zu uns nach unten, während gleichzeitig die Lichter ausfallen und uns in der Dunkelheit einschließen. Alles um mich herum beginnt zu vibrieren. Rettend versuche ich meinen Griff um das Treppengeländer zu festigen, doch nur bedingt gibt es mir den benötigten Halt. Die Vibration überträgt sich auf meinen gesamten Körper, bis ein stumpfes Klingen in meinen Ohren hängen bleibt und alles um mich herum fern erscheint. Durch den Einschlag auf der Erdoberfläche sind die Feuerlöscher über den Stufen angesprungen und ergießen sich über die verängstigten Bewohner von Distrikt 13.

Das kalte Wasser läuft über meine erhitzen Wangen, als endlich meine Kraft ausreicht, um mich wieder auf die Beine zu hieven. Einzelne Haarsträhnen haften auf meiner nassen Haut, die ich in einer hastigen Bewegung mit der trockenen, linken Hand aus meinem Gesicht streiche. Mein heller Overall verfärbt sich in ein Dunkelgrau, das schwer auf meiner Haut anliegt. Meine Füße überschlagen sich, als wir, nur durch die flackernde Alarmleuchte geführt, die letzten Treppenstufen zu Ebene 40 hinabsteigen. Gemeinsam mit Finnick stürme ich, Hand in Hand, die Rampe entlang, an deren Ende die schwere Sicherheitstür darauf wartet geschlossen zu werden. Die Decke im Raum, den wir soeben betreten haben, ist niedriger. Durch die unzähligen grüne, metallische Stockbetten entstehen schmale Gänge.

In Eile überfliege ich die Menschen, die erschöpft auf den Matratzen Platz genommen haben oder sich an den Bettgestellen abstützen. Ich schaue in alle Gesichter die ich finden kann; in alle Details die ich finden kann, doch keiner ist aus Distrikt 7. Trotz der Sicherheit auf Ebene 40 angekommen zu sein, wird das Chaos um Finnick und mich immer größer. Jeder ist auf der Suche nach seiner Familie und Freunden. Wo sind sie?

Aufgewühlt stürme ich an das Ende des Ganges in dem ich mich befinde, aber treffe kein bekanntes Gesicht aus Distrikt 7.

"Finnick!", schreie ich durch den Lärm in den Gang neben mir, den er abgesucht hat.

"Komm zu mir, June!" Durch zwei Stockbetten hindurch gelange ich neben ihn und erkenne, dass er bereits fündig geworden. Er und Cove liegen sich in den Armen, während Cove ihm erleichtert auf den Rücken klopft.

"Da flüchten wir extra aus Distrikt 4 und dann sowas", lacht er mir entgegen. "Keine Sorge, June. Ich hab deinen Bruder vor mir laufen sehen. Sie werden hier sein."

Dankend nicke ich ihm zu, doch solange ich sie nicht sehen kann, werde ich es nicht schaffen meine Anspannung abzulegen. Bitter verziehe ich meinen Mund und beginne erneut den Raum zu scannen. Die Gänge hinter uns beginnen breiter zu werden und bieten einen besseren Blick auf die Personen, aber weiterhin erkenne ich niemanden.

Doch dann ertönt eine weibliche Stimme aus meiner gegenüberliegenden Richtung. "Da ist sie!" Schnell drehe ich mich zu ihr um, als meine Augen größer werden und ich erleichtert ausatme. Maple.

Wie in Zeitlupe stürme ich meiner Freundin entgegen und falle ihr glücklich um den Hals. Es ist das erste Mal seit einer langen Zeit, dass ich sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht sehe. "Zum Glück geht es euch gut", bemerke ich, als ich meine Augen öffne und hinter uns endlich die Personen finde, nach denen ich Ausschau gehalten habe. Gelöst wende ich mich meinen Eltern und Ash zu, während die Anderen aus Distrikt 4 erschöpft auf die umliegenden Betten fallen. "Sind alle wohl auf?", frage ich meine Mutter, die mir schnell Entwarnung gibt, als der Alarm ertönt, dass die Sicherheitstür in ein paar Sekunden geschlossen wird. Trotz der Tiefe in der wir uns befinden, erschüttern die Einschläge an der Oberfläche von Distrikt 13 die Decken über uns. Feiner Putz bröckelt auf den Boden, während ich mich wieder Finnick zuwende und ihm in die Arme falle. Er ist der Komfort, den ich jetzt gebrauchen kann.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt