iv. meeting the victors

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„And he looked at me,
like there was something in me
worth looking at."

"Juniper Sylva, richtig?" Zustimmend nicke ich dem blonden Sieger der 63. Hungerspiele entgegen. "Freut mich dich kennenzulernen", fügt seine bildhübsche Schwester hinzu, als ich ihr gerade die Hand schüttle. Neben Gloss und Cashmere haben sich mir fast alle dies jährigen Mentoren vorgestellt; auch wenn ich von fast allen die Namen bereits kannte. So wie sie meinen ganz genau wussten, denke ich.

Nachdem ich mit Finnick am Trainingscenter ankam, wurden wir mit den anderen Mentoren zusammen zu einem Mittagstisch gebracht, damit wir ein paar Gespräche über unsere Tribute und die Sponsoren führen und um dann gemeinsam zur Parade gehen zu können. Für mich ist es am Wichtigsten die Absichten von den anderen zu verstehen. Immerhin werde ich mit diesen Menschen Jahr für Jahr konfrontiert sein.

Wir besprechen bereits seit einiger Zeit, was dieses Jahr als Arena uns am Wahrscheinlichsten erscheint und wie unsere Tribute mit der jeweiligen Lage umgehen können. Als Gloss und Brutus gerade über ihre männlichen Tribute diskutieren und versuchen sich gegenseitig zu imponieren, beschließe ich mich kurz auszuklingen. Ich nehme mir ein goldenes Glas von dem vorbereiteten Tisch und entferne mich von der Gruppe. Nicht allen gefallen offensichtlich die Gesprächsthemen; denn auf meinem Weg zu dem großen Balkon an der Nordseite, erkenne ich Haymitch Abernathy am Geländer lehnen. Auch wenn ich nicht denke, dass ich mich mit ihm unterhalten kann, laufe ich weiter. Als ich die Balkontür öffne dreht er sich, wenig überrascht, um und widmet mir keinen größeren Blick.

Zu meiner Verwunderung spricht er mich trotzdem an. "Keine Lust auf das Größenmessen da drin?"

"Nein", sage ich mit fester Stimme und trinke von meinem Wasser, das einen seltsamen Nachgeschmack hat. Ich lehne mich ebenfalls an das filigrane Geländer neben ihn und starre über die glamourösen Gebäude vor uns.

"Wir können so viel angeben wie wir möchten. Behaupten, dass unsere Tribute viel stärker oder schlauer sind als die der anderen. Alle machen sich vor, dass wir durch die Sponsoren unsere Tribute vor dem Tod retten können, aber das passiert nicht oft. Wir haben am Ende viel weniger Einfluss, als es uns immer eingeredet wird", antwortet mir Haymitch verbittert mit einem offensichtlichen Alkoholgeruch. "Glückwunsch zu den Spielen letztes Jahr, aber keine Sorge. Du denkst, dass die Spiele schrecklich waren? Das Leben danach übertrifft es." Er prostet mir bitter zu und lässt mich nach seiner Ansprache alleine auf dem Balkon zurück.

Ein interessanter Kerl, wenn man bedenkt, welche Spiele er gewann und was er als Mentor von Distrikt 12 wohl jedes Jahr durchstehen muss. Wer weiß wie ich in 20 Jahren bin, wenn ich jedes Jahr aufs Neue zwei Kinder meines Distrikts in den Tod begleitet habe.

Das Geräusch der erneut zufallende Balkontür reißt mich aus meinen Gedanken und ich drehe mich um, um zu sehen wer mir Gesellschaft leisten könnte. Auch wenn ich nur an eine Person gehofft habe, bin ich erstaunt, als ich in das unbefangene Grinsen von Enobaria blicke. Geschickt zieht sie einen der Stühle die auf dem Balkon stehen hinter sich her und lässt sich neben mir auf den gold verzierten Kupferstuhl fallen. "Du wirst dich dran gewöhnen. Die Männer sind leider jedes Jahr so. Es kommt mir manchmal so vor, als würden sie nicht sehen, dass zum Gewinnen mehr als Muskeln gehört." Ich nicke erstmal nur und hol mir das Gegenstück zum Stuhl um mich ebenfalls hinzusetzen.

"Andererseits lebt es sich nach den Spielen bestimmt leichter, wenn der Verstand nicht sehr gut ausgebildet ist", bemerke ich, während ich Enobarias glänzende Haare und dunkle Haut genauer betrachte. Sie ist äußerlich das genaue Gegenteil von dem, wie ich mir Bewohner aus Distrikt 2 vorgestellt habe.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt