ii. words of honesty

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"they made you into a weapon and told you to finde peace."


Es ist was wie ein Déjà-vu als ich Lucinia in den Zug folge und die schwere Tür hinter uns geschlossen wird. Für einen Moment klinge ich mich aus dem Geschehen aus, um mich erneut, für eine hoffentlich kurze Zeit, von Distrikt 7 zu verabschieden. Wie auf Kommando, fing es, als wir das Justizgebäude verließen, an zu regnen und es kam mir vor, als sei das die Art unseres Distriktes sich zu verabschieden. Sentimental denke ich daran, wie ich letztes Jahr mit Sylvan in den Zug stieg; allein der Gedanke an ihn macht mich traurig. Vor ein paar Tagen habe ich einen Strauß mit Pfingstrosen und Lavendel an sein Grab gebracht und mich kurz mit seiner Mutter unterhalten. Ich muss an seine Schwester denken und daran wie besorgt seine Mutter gewesen ist, dass sie auch noch ihr zweites Kind verlieren könnten. Doch zum Glück ist diese Angst nach dieser Ernte auch Geschichte. Wenn ich wieder zuhause bin gehe ich Sylvans Familie besuchen. Wenn ich wieder zuhause bin, wiederhole ich in meinen Gedanken. Ich kann das so einfach sagen, im Gegensatz zu Olive und Jack, denn ich habe bereits die Gewissheit.

Der Zug setzt sich langsam in Bewegung.

Vielleicht schaffe ich es wenigstens einen wieder zurück zu bringen?

Genug, denke ich mir. Ich sollte besser zu den anderen gehen und mir mit ihnen die Ernte anschauen. Immerhin ist meine größte Aufgabe ab jetzt eine gute Mentorin für Olive zu sein; oder zumindest so gut es mir möglich ist.

Als gerade die freiwilligen Tribute aus Distrikt 2 gezeigt werden, lasse ich mich neben Blight auf das silbrige Sofa fallen. Es sind klassische Karriere Tribute, man sieht es ihnen sofort an. Aus dem Augenwinkel erkenne ich Olives angespannten Blick. "Vergesse nicht das Atmen, Olive. Lass dich nicht von ihren Blicken einschüchtern", wage ich den Versuch sie zu beruhigen. Allerdings hilft es nur bedingt. Zwar löst sie die Arme aus der verschränkten Haltung und lehnt sich auf der Couch zurück, doch sie wirkt weiterhin nervös. Wer kann es ihr auch schon verübeln.

Nachdem Distrikt 3 gezeigt wurde, ändert sich die Umgebung in die sanften Strände und rauschenden Wellen von Distrikt 4. Finnick trägt ein weißes Leinenhemd, dass seinen gebräunten Hautton unterstreicht. Es ist für mich beinahe unmöglich meinen Blick von ihm abzuwenden und mich auf das gerade ausgeloste Mädchen zu fokussieren. Ein kurzer Blick reicht, so traurig es auch scheinen mag, um festzustellen, dass sie den Tränen nah und kurz davor ist auf der Bühne zusammen zu brechen. Finnicks besorgter Blick hängt an der verzweifelten Annie Cresta fest. Während sie die Bühne verlassen klopft Mags dem armen Mädchen mitfühlend auf die Schulter.

Die nächsten Ausstrahlungen vergehen wie im Flug und noch bevor der Fernseher richtig aus ist, beginnt Lucinia wieder zu reden.

"Ich werde mich mal mit Jack zurück ziehen", sagt Blight ruhig zu mir und ich beschließe es ihm gleich zu tun.

"Komm Olive, ich zeig dir dein Zimmer", ich strecke ihr meine Hand aus, die sie zögerlich nimmt und ziehe sie über den langen Flur des Zuges.

"Das sieht alles ganz schön teuer aus", bemerkt Olive im Gehen. "Ja", antworte ich ihr, als ich mich über die Schulter zu ihr drehe. "Es erschlägt einen förmlich, wenn man es nicht gewohnt ist. Ich weiß noch wie ich mich letztes Jahr gefühlt habe, als wir im Kapitol ankamen. Selbst es als eine andere Welt zu bezeichnen ist noch untertrieben."

Ich deute Olive auf eine Tür und öffne sie daraufhin direkt. Zusammen betreten wir den Raum und ich entschließe mich mit ihr noch einmal kurz über die Ernte zu sprechen, auch wenn es ihr sichtlich unangenehm ist. Doch noch bevor ich zu Wort komme, wendet sich Olive wieder an mich: "Hattest du viel Angst, als du letztes Jahr gelost wurdest?"

Ich nicke, weil ich mir noch nicht sicher bin, was die beste Antwort auf diese Frage ist. Natürlich werde ich mein bestes geben Olive zu unterstützen, doch nur weil ich das Glück hatte zu gewinnen, bedeutet es nicht, dass es jedem weiblichen Tribut aus 7 in den nächsten Jahren so gehen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihnen vergebens Hoffnung mache, ist ehrlich betrachtet viel größer.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt