x. the anger inside me

1.2K 80 3
                                    

"At some point, you have to let go and move on. It might be the hardest thing in the world to do, but you have to summon all of the strength you possibly can to finally let go."

Das Erste, dass ich wieder wahrnehme, als Blight, Johanna und ich die Bühne verlassen, ist das fürchterliche Wimmern von Annie Cresta. Weinend sitzt sie auf der alten Holzbank hinter dem Justizgebäude und wippt wie in Trance hin und her. Beim näher kommen höre ich die sanfte Stimme, die sie versucht zu beruhigen. Sie lässt mich im Gang stoppen und ich wende meinen Blick von dem Hintereingang ab. Zu sehr berührt es mich, wie vertraut Finnick mit Annie spricht und ihr immer wieder zur Beruhigung über den Rücken streichelt.
Ich mache einen dringend benötigten, tiefen Atemzug und setze meinen Weg fort, um so schnell wie möglich das Geschehen zu verlassen.
Mit abgehaltener Luft und einem ausdruckslosen Gesicht laufe ich im Höchsttempo an Finnick und Annie vorbei. Ich laufe direkt gerade aus, an dem eigentlichen Rückweg vorbei und schnurstracks in den Wald vor meinen Füßen, als ich höre, wie Johanna beginnt mit Finnick zu sprechen. Während die Stimmen hinter mir etwas leiser werden, entspannt sich meine Körperhaltung ein wenig. Mein Gang wird etwas langsamer und ich entkrampfe meine Finger, die sich bis eben noch in meine Handflächen gebohrt haben.
Doch plötzlich wird eine Stimme hinter mir lauter, weshalb ich mich augenblicklich umdrehe und dem rennenden Finnick entgegen schaue.
"June, bitte-" Ich unterbreche ihn direkt. Ich war bis eben der festen Überzeugung, dass ich nur verletzt bin, doch erst jetzt merke ich, dass es eine Mischung ist aus Traurigkeit und Wut.

"Nein, Finnick. Ich will es nicht wissen. Ich bin gerade erst soweit, dass ich es akzeptieren kann, dass du irgendein Spiel mit mir gespielt hast und das Wenigste, was ich jetzt brauche, ist deine vergebliche Erklärung. Ignoriere mich einfach weiter, das kannst du anscheinend besser als ich es von dir gedacht habe."
Ohne auf seine Antwort zu warten, drehe ich mich um und laufe weiter. Doch erneut lässt er mich nicht gehen, sondern sprintet vor mich und versperrt mir meinen Weg.

"Es tut mir leid, Juniper. Es gibt eine Erklärung für Alles." Ich starre an ihm vorbei in den Wald, um ihn nicht ansehen zu müssen.
"Aber ich kann es dir nicht sagen. Ich möchte dich nicht verletzen", flüstert er leise und senkt seinen Blick.

"Das hast du bereits getan. Lebe wohl Finnick." Nach diesen Worten, folgt er mir nicht mehr, sondern bleibt, wie verwurzelt, auf der Stelle stehen. Es fällt mir schwer ihn dort stehen zu lassen und ihm diese letzten Worte gesagt zu haben. Doch wenn mir die Spiele eins gezeigt haben, dann ist es, mich selbst an erste Stelle zu setzen und auch wenn es mich jetzt verletzt, so weiß ich, dass es die beste Entscheidung für mich gewesen ist.

Nachdem ich bestimmt eine gute Stunde durch den Wald gestampft bin und wieder auf dem Markplatz ankomme, hoffe ich, dass Annie und Finnick bereits abgereist sind. Zu meinem Glück ist Johanna die einzige Person die aus der Richtung des Bahnhofes wieder kommt. Sie blickt mir mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck entgegen und beginnt, noch während sie auf der anderen Seite des Markplatzes steht, mit mir zu reden.

"Ich hab dir gesagt, dass ich es rausfinden werde!" Damit Johanna die Lautstärke etwas senkt, laufe ich in hektisch zu ihr, bevor sie sofort weiter spricht.

"Es ist ganz anders als wir dachten."

"Spar dir den Atem, Johanna. Ich möchte es nicht wissen, tut mir leid. Du kannst mir den Gefallen tun und mir dabei helfen mich abzulenken."

Fragend wartet sie darauf, dass ich fortfahre. "Wie wärs, wenn wir wieder anfangen zu trainieren." Ein Grinsen überkommt meine Freundin und in Sekunden beginnt sie mit dem Kopf auf und ab zu nicken.

"Damit bin ich einverstanden."

Freudig lächle ich sie an und zufrieden verabschiede ich mich von ihr. Vom Markplatz aus, drängle ich mich durch die gefüllten Straßen durch Distrikt 7. Nach der Veranstaltung sind viele einkaufen gegangen und nun auf dem Weg nach Hause. Genau dahin führt es mich ebenfalls hin. Nach einem kurzen Abstecher bei meinen Eltern, bin ich mehr als erleichtert, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt und ich alleine bin.

Immer noch an die kühle, schwere Haustür angelehnt, lasse ich den ganzen Tag noch einmal an mir vorbei ziehen. Meine Gedanken schwirren wild in meinem Kopf herum und auch wenn ich es nicht möchte, landen sie immer wieder bei dem blonden Sieger aus Distrikt 4. Doch schnell verbanne ich ihn aus meinem Kopf. Es ist besser so, sage ich mir immer und immer wieder.

Bevor es mich weitere Nerven kostet, reiße ich mich von der Holztür los und laufe geradewegs durch das Wohnzimmer um in den Garten zu gehen, als ein bekanntes Klingeln meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ohne darüber nachzudenken, ist Finnick das Erste, dass mir einfällt. Er war bis jetzt der Einzige, der mich über dieses Telefon angerufen hat.

Perplex betrachte ich den Hörer, ehe ich einen Schritt näher gehe um das Telefonat beantworte. "Hallo?"

Eine mir unbekannte Stimme beginnt zu sprechen und interessiert höre ich mir die Anweisungen an, die mir mitgeteilt werden. Am Ende des Anrufs ist mir bewusst, in wessen Auftrag diese Person handelt.

Und sofort ist mir klar, dass mein Leben erneut eine Wendung nehmen wird.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt