ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odair

xx. if we burn, you burn with us

"She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell."

"Die Arbeitszeiten werden um 2 Stunden verlängert", klingt noch die monotone Ansage in meinen Ohren, als wir das abgeholzte Gelände verlassen und langsam in den dicht bepflanzten Arbeiterbezirk kommen, in dem ich zusammen mit Ash arbeite. Ich bin angespannt und ziehe meine dicke Mütze weiter in mein Gesicht. Ich halte meine Axt mit schwitzigen Händen fest, während sie auf meiner Schulter ruht. Es ist kein Tag wie jeder andere, denn an diesem unauffällig wirkenden Arbeitstag verfolgen wir einen größeren Plan. Ich werde bald zur Siegerfeier ins Kapitol müssen, doch es war mir wichtig, an diesem Ereignis in meiner Heimat zu sein. Ich möchte ein Teil hiervon sein.

Acacia flüstert mir ein unauffälliges "Atmen", zu, als wir weiter durch die Baumreihen laufen, bis wir wahrnehmen, wie Palmer, der Vater von Olive, das Lied des Spottölpels pfeift. Auf Kommando stürme ich neben meinem Bruder und Acacia hektisch los, werfe mit einer geschickten Drehung meine Axt auf den Friedenswächter hinter mir, der sofort zu Boden geht. Die Ersten beginnen in die Baumkronen zu klettern, während die Friedenswächter ohne zu zögern das Feuer auf uns eröffnet haben. Sie fürchten keine Verluste.

Ash und ich erklimmen eine schmale Tanne, bis wir ebenfalls geschützt zwischen den dunklen Ästen verborgen sind. Die Schüsse der Friedenswächter halten ein, als sie in gedeckter Haltung und mit aufgerichteter Waffe versuchen uns zu finden. Doch ihnen bleibt nicht mehr die Zeit dazu, denn ich vernehme erneut die raue, wütende Stimme von Palmer schreien: 

"Wenn wir brennen, dann brennt ihr mit uns!" Meine Haut wird von Gänsehaut überzogen, als Ash und ich uns die Hand geben und den Blick auf den Boden unter uns richten. Mit einem lauten Knall explodieren aufs Palmers Kommando die Mienen, die im Erdboden versteckt waren und sprengen die Friedenswächter in die Luft. Kurz darauf bricht jubelndes Geschrei aus, das durch die Baumkronen von Distrikt 7 hallt. Mein Bruder grinst mich an, während er ebenfalls beginnt zu Jubeln. Angesteckt von seiner Stimmung klatsche ich in die Hände, bevor ich geschickt den Stamm des hohen Baumes bis auf den aufgewühlten Boden heruntergleite und sofort Palmer in die Arme falle, der sich im Baum neben uns versteckt hat.

"Das war für Olive", murmelt er mir traurig zu, als sich ein stolzes Grinsen über sein Gesicht zieht und Acacia zu uns stößt.

"Sie hätte es so gewollt", erwidere ich ihm und ziehe Acacia auch in eine Umarmung.

"Danke, dass du dabei warst, Juniper", bemerkt sie, als wir uns voneinander lösen und Palmer den Arm um sie legt.

"Natürlich! Das ist das Mindeste was ich tun kann. Ich gehöre zu diesem Distrikt."

Wir unterhalten uns noch kurz, ehe Ash und ich uns auf den Weg zu meinen Eltern machen, um ihnen zu berichten; um mit ihnen über die Rebellion zu sprechen, die nicht mehr zu übersehen ist. Gerade in diesem Distrikt, dessen Bewohner Sturheit und Kampfgeist auszeichnet. Der Funken ist übergesprungen; die Meisten hier sind bereit für die Freiheit alles zu geben.

Ich schrecke auf, als der Wagen abrupt stoppt und ich einen Moment brauche um mich zu orientieren. Durch das verdunkelte Autofenster scheinen mir bereits die Lichter des Präsidentenpalasts entgegen, als ich mit meinen Gedanken noch in Distrikt 7 feststecke. Müde reibe ich mir die Augen und gebe acht, dass ich das aufwendige Make-up nicht zerstöre. Passend zu meinem goldverzierten Overall und dem extravaganten Cape, dass auf meinen Schultern aufliegt, sind meine Augenlider mit einem strahlenden Gold verziert, das durch tiefes Schwarz umrandet wird. Die Stylistin hat einen aufwendigen Lidstrich gezogen, wie ich ihn bis heute noch nie getragen habe. Mein ganzes Gesicht und meine ganze Mimik wirkt dadurch anders. Oder bin ich es selbst, die nach dem Erlebnis, das mir noch im Kopf rum schwirrt, verändert ist?