xviii. panem forever

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"perhaps you were made for this moment
to walk through blazing fire and come forth
as gold."

"Du musst direkt weiter zur Krönung mit President Snow. Gaia wartet in der Villa mit einem anderen Kleid und danach gehts zum Zug", sagt Johanna als Nächstes, während wir uns immer weiter von der Bühne bewegen. Es ist immer noch weit und breit nichts von Finnick zu sehen. Sehe ich ihn überhaupt nochmal wieder? Die Spiele sind vorbei, er hat absolut keinen Grund mehr, weitere Zeit hier zu verbringen.
Johanna und ich gehen an den Zimmern im Untergeschoss vorbei, direkt zu den Aufzügen. "Nach Hause?", frage ich währenddessen.
"Die Ehrung findet im Präsidentenpalast statt, fokussiere dich erstmal darauf." Sagt sie und lässt meine Frage somit unbeantwortet. Normalerweise vergeht nach den Spielen etwas Zeit bis zur Tour des Siegers, doch ich habe mir nie Gedanken gemacht, was die Sieger bis dahin machen? Darf ich nach Hause oder muss ich für weitere Veranstaltungen im Kapitol bleiben?

Während ich mir weiter Gedanken mache, sitzen wir schon im Wagen, der uns immer näher zu President Snow bringt. Die Fahrt dauert nicht lange, wir parken vor einem großen Tor. Mir fallen sofort die vielen Menschen auf, die vor dem Balkon an der Vorderseite des pompösen Hauses warten. Warten sie auf mich?

Wir steigen aus, laufen allerdings nicht den direkten Weg zum Gebäude, sondern gelangen durch einen Seiteneingang in das Haus. Sofort stürzt sich einen Stylistin, die ich davor noch nie gesehen habe, auf mich und beginnt meine Haare nochmal neu zu stecken. Danach wischt sie mir im Eiltempo mit einem Pinsel über das Gesicht bevor sie wieder verschwindet und Gaia vor mir steht. "Noch ein letztes Mal lächeln für heute!", flüstert sie mir zu und in Sekunden stecke ich in einem neuen Kleid. Im Gegenteil zu dem anderen Kleid ist dieses beigefarben, aber ebenso mit Gold verziert wie das Letzte. Daran muss ich mich wohl ab jetzt gewöhnen. Das Muster ergänzt sich perfekt mit meiner Schulter.  Während wir uns schon längst wieder in Bewegung setzen, streife ich mit den Händen über den zarten Stoff, der unter meinen Fingerspitzen davon gleitet. Eine Tür öffnet sich und wir befinden uns unmittelbar vor dem Balkon, den ich vor ein paar Momenten noch von unten gesehen habe.

"Miss Sylva", spricht mich jemand mit ruhiger Stimme an. Doch nichts was ich mit dieser Stimme verbinde beruhigt mich annähernd. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als ich mich zu Präsident Snow umdrehe.

"Es freut mich Sie endlich persönlich kennenzulernen", fügt er kühl hinzu. Meine Gedanken überschlagen sich förmlich. Kein Wort glaube ich ihm. Genauso wenig wie ich ihm noch nie abgekauft habe, dass er einen der toten Tribute betrauert.

"Die Freude ist ganz meinerseits", antworte ich ihm schließlich und zwinge mir ein Lächeln heraus.

'Es kann losgehen' höre ich zum Glück eine Assistentin sagen, was dazu führt, dass sich Präsident Snow von mir abwendet und den Balkon betritt. Ich lausche seinen Worten über meine glorreichen Taten in den Spielen. Auch er greift die Worte auf, die Caesar verwendet hat. 'Durch brennendes Feuer, stärker wieder zurück gekehrt'; was soll das überhaupt bedeuten. Als hätte ich eine andere Wahl gehabt als durch das Feuer zu gehen.

Er fährt mit seiner Rede fort: über unsere Nation, darüber, für was ein Sieg in den Hungerspielen steht, welche Ehre es ist ein Sieger zu sein. Ich gehöre nun genauso in die Geschichte Panems wie alle anderen, die mit den Folgen ihres großartigen Siegens leben müssen. 

Bevor er erneut auf mich zu sprechen kommt, dankt President Snow den Distrikten; für ihre harte Arbeit und ihr aufrichtiges Leben und für das Opfer, dass sie jedes Jahr bringen. Er hat doch keine Ahnung von diesem Land und wie schlecht es den Menschen wirklich geht. Diese Ansicht würde ihn ziemlich naiv machen. Vielleicht ist es ihm auch bewusst und es kümmert ihn einfach nicht, was heißen würde, dass er ignorant ist. Was davon wäre schlimmer? Ehrlich gesagt, denke ich, für eine Person in seiner Position ist es egal, ob es die Naivität ist oder die Ignoranz ist, es läuft auf das gleiche hinaus und noch dazu traue ich diesem Menschen zu, dass er simpel gesagt beides ist.

Die Assistentin holt mich aus meinen Gedanken zurück und gerade als das Jubeln draußen größer wird, öffnen sich die Balkontüren und ich stehe erneut näher an President Snow als ich es mir gewünscht habe. Ich lächle den Bewohnern des Kapitols entgegen. Sie sind im Endeffekt doch genauso Opfer des Systems wie ich. Uns wurde gelehrt vor den Spielen Angst zu haben und sie haben von klein auf nie Grund gehabt es in Frage zu stellen.

"Wir bewundern Sie für ihre Willenskraft und ihr Geschick, Miss Sylva. Für die Stärke, die sie auszeichnet und die Sie hier her geführt hat", verkündet er jubilierend, als er mir die goldene Krone ins dunkle Haar setzt. 

"Wir stoßen an auf die Gewinnerin aus Distrikt 7. Wir stoßen an auf die  69. Hungerspiele! Und wir stoßen an auf Miss Juniper Sylva", er erhebt sein Glas, während ich unauffällig ein Weiteres in die Hand gedrückt bekomme. 

"Möge das Glück stets mit ihr sein!", er nickt mir zu. Sein Gesicht ziert ein Lächeln. Doch etwas steckt dahinter. Er kann sagen was er will, ich fühle mich durch seine Worte bedroht.

"Panem heute. Panem morgen. Panem für immer", sagt er final, als die Gläser erklingen. Ich proste den Menschen zu, ehe ich einen kleinen Schluck aus dem edel verzierten Glas trinke und ich aus dem Augenwinkel sehe, wie sich der Wein in President Snows Glas rot verfärbt.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt