xii. stars in her eyes

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"We should always allow some time to elapse, for time discloses the truth."

// Finnick //

"Finnick!" Annies hysterische Stimme klingt durch die stille Nacht im Siegerdorf und sorgt dafür, dass ich strack im Bett stehe. Die Gewohnheit bringt mich augenblicklich dazu mein Haus zu verlassen und über den kalten, sandigen Boden zu dem Haus von Annie Cresta zu marschieren. Die Tür steht bereits offen, als ich mir den feuchten Sand unter meinen nackten Füßen am Hauseingang abklopfe und Annies wilden, roten Haare an mir vorbei huschen sehe. Ich folge ihr wortlos in die Küche, während das Wasser rauscht und Annie in einem Zug ihr Glas leer trinkt. "Ich kann das nicht", brabbelt sie immer wieder leise vor sich hin. Ihr Blick ist fest auf den Boden fokussiert.

Es tut mir unglaublich leid sie so zu sehen und mir kommt viel zu oft der Gedanke, dass es für sie besser gewesen wäre in den Spielen zu sterben. So müsste sie das nicht durchstehen. "Annie, du musst dich beruhigen. Es bringt uns nichts, es nicht zu können." Ich gehe einen Schritt näher zu ihr, als ich merke, dass sie immer tiefer auf den Boden sinkt, den sie bis eben nur angestarrt hat. "Hörst du mich", sage ich sachte. "Wir können diese Entscheidung nicht selbst treffen. Wir haben keine Wahl, wir müssen es überstehen. Umso schneller du das akzeptieren kannst, umso besser wird es dir bald wieder gehen."

"Nein, nein, nein.." Annie verfällt beinahe in Trance. Sie antwortet mir nicht, sondern schaut mich emotionslos an. Nichts erinnert mich mehr an das Mädchen, dass mit mir aufgewachsen und eine Schwester für mich geworden ist. Auch wenn das niemand außerhalb von Distrikt 4 so sehen kann. Ich habe bereits so viele Gerüchte über unser Verhältnis gehört und jedes Mal erneut darüber verwundert, dass anscheinend niemand drauf kommt, dass wir uns aus anderen Gründen nahe stehen.

Ich lehne mich neben Annie an die Kommode, die neben der Küche steht und versuche ihrem Blick zu folgen. Doch ich vermute, wir sehen beide etwas anderes, wenn wir in die Dunkelheit des Flures schauen. Ihr Kopf lehnt sich vorsichtig an meiner Schulter ab, während ich immer noch fasziniert gerade aus starre.

Je länger ich dort hinsehe, desto mehr erkenne ich in dem tiefen Schwarz das schwingende Haar von Juniper, das von kleinen Lichtblitzen des Mondes angestrahlt wird und es mir vorkommt, als würden die Sterne selbst sich in ihren Haaren verfangen. Wie ihre Hände durch einzelne Strähnen fahren und sie die Haare über ihre rechte Seite fallen lässt und somit das funkelnde Gold frei legt, dass in diesem Bild betrachte, wie die Sonne wirkt, die das nachtschwarz ihrer Haare umspielt. Als meine Vorstellung auf ihrem Höhepunkt ist, erkenne ich Junipers glänzende Augen, die mich aus der Nacht anstarren. Ich höre wie sie mich auslacht, weil ich so betrübt auf dem Boden sitze und meine Gedanken einzig und allein um sie kreisen.

Wenn sie nur wüsste, weshalb wir nicht zusammen sein können. Wo sie jetzt nur sein mag?

// Juniper //

"Ms. Sylva, was eine Freude sie endlich wiederzusehen", begrüßt mich President Snow mit einem beängstigenden Lächeln. "Schön, dass sie meiner Einladung nachgekommen sind."

Einladung? Es war wohl eher eine Drohung; zumindest ist es nicht so, dass ich eine andere Wahl gehabt hätte, kommt mir als erstes in den Sinn. Wenn es sei, würde ich am Liebsten so selten wie möglich einen Fuß ins Kapitol setzen.

"Mein Berater müsste es ihnen bereits ausführlich erklärt haben, doch ich werde es erneut tun." Zustimmend nicke ich, während ich mich auf einen Stuhl fallen lasse und drauf warte, dass dieses Gespräch vorbei ist.

"Das Kapitol liebt sie, das kann ich gar nicht anders sagen. Von daher möchte ich, dass sie ihre Sympathie nutzen und mit ihrer Anwesenheit den Bewohnern ein gewisses Gefühl von Sicherheit geben. Sie sollen durch sie spüren, dass unser System Stand hat. Verstehen Sie was ich meine? Es bedeutet im Klartext, dass sie teilweise morgens und teilweise abends bei Ceasar sein werden und wenn nicht dort, dass auf vielen anderen zahlreichen Veranstaltungen, die das Kapitol zu bieten hat. Natürlich werden sie weiterhin bei den Spielen unter den Siegern sein können, als Dank für Ihre Dienste, doch als Mentor werden sie nicht mehr eingesetzt. Wir möchten nicht, dass der Verdacht einer Bevorzugung auftritt."

Da es im Groben das ist, was mir bereits mitgeteilt worden ist, höre ich ihm weiterhin stumm zu. Doch als er mich nur erwartungsvoll anschaut nicke ich erneut, ehe ich meine Sprache wiederfinde "Ich habe nur eine Frage zu dem Ganzen."

"Und die wäre?" Er steht bereits wieder auf und läuft in Richtung der geschlossenen Tür.

Ich drehe mich in meinem Stuhl zu ihm um: "Wann ist es mir möglich nach Distrikt 7 zu reisen?"

President Snow öffnet die Tür aus dunklem Massivholz und in Sekunden wird die andere Hälfte der Tür von einem Friedenswächter vollständig geöffnet. "So oft sie es möchten und es sich mit ihrem Terminplan vereinbaren lässt."

Ohne es auszusprechen, reicht seine Gestik aus um mir zu vermitteln, dass es Zeit ist zu gehen. Daher stehe ich auf und stürme so elegant wie es geht an ihm vorbei.

"Heute Abend erwartet sie Mr. Flickerman und morgen Mittag haben sie bereits eine Verabredung mit einem meiner vertrautesten Freunde", höre ich ihn sagen und während ich davonlaufe, drehe ich mich kurz um und flüstere ein schnelles "Okay." Wer wird dieser mysteriöse Freund bloß sein?

Vor der Präsidentenvilla erwartet mich ein Auto, dass mich zwar in die Nähe der Innenstadt des Kapitols bringt, doch weder fahren wir Richtung Trainingsgebäude, noch zum Fernsehsender.

"Wohin fahren sie mich?", frage ich besorgt nach, doch ehe ich mich versehe, parkt das Auto und meine Autotür wird aufgerissen.

"Ihr Zuhause für die Zeit im Kapitol. President Snow bestand darauf, dass sie im Penthouse wohnen."

Von der ganzen Situation überwältigt folge ich schweigend dem Mann in die hohe Eingangshalle des verglasten Gebäudes. Das Licht spiegelt sich im gesamten Raum und wirft die verschiedensten Farben auf den Boden. Nachdem wir den mittig liegenden Aufzug betreten haben und im obersten Stockwerk angekommen sind, hält mir der Mann demonstrativ einen Schlüssel vor mein Gesicht.

Mit einem leisen 'Klick' öffnet sich die Tür und fast zeitgleich mein Mund vor Staunen.

Was werde ich dafür nur alles geben müssen?

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt