xv. nightmares & daydreams

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"its hard to forget your past when its written all over your body"

Nach unzähligen Albträumen, finde ich mich zu dem gewohnten Piepsen wieder, dass mich seit unbestimmter Zeit begleitet und das Einzige ist, dass mir ein bisschen Beruhigung verschafft.

"- weißt du, ich glaube du hast es nie gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr ein Meer habt in Distrikt 7. Man kann so tief tauchen, so weit schwimmen und die Welt um dich herum verschwindet. Ich würde es dir zeigen, vielleicht müsste ich dir auch erstmal schwimmen beibringen-" Finnicks Stimme neben mir bricht ab. "Hoffentlich wird es dazu überhaupt kommen. Komm zurück, June", fügt er hinzu, deutlich zittriger als davor.  Ich spüre seine Hand, die in meiner verweilt und versuche sie zu drücken, um ihm wenigstens ein kleines Zeichen geben zu können. Doch es gelingt mir nicht, denn ich fühle mich, als sei all meine Kraft aus meinem Körper geglitten. Allmählich öffne ich meine Augen. Mir fallen sofort Finnicks Gesichtszüge auf. Er hat schwarze Ringe unter den geröteten Augen und seine Haare sind zertaust, nicht so wie das letzte Mal, als ich ihn sah. Es macht mich sofort traurig, ihn so sehen. Da ich es nicht schaffe, seine Hand zu drücken, beschließe ich, meine Hand wenigstens zu bewegen, was mir zum Glück gelingt. Ich beobachte, wie sich seine tiefgrünen Augen öffnen und zu meiner Hand gleiten. Unmittelbar nachdem er meine Berührung wahrgenommen hat werden seine Augen groß und füllen sich wieder mit Leben.
"Hallo", hauche ich entkräftet.
„Na schau sich einer diese Augen an", grinst mir der alte Finnick entgegen. „Ich sollte Johanna Bescheid sagen, bevor sie beleidigt ist". Er lächelt noch einmal kurz bevor er den Raum verlässt und zu erst einen Arzt informiert, bevor er aus meinem Blick verschwindet.

"Schön, dass Sie wach sind. Keine Sorge, ihnen fehlt nichts, beziehungsweise nicht mehr. Wir haben uns um alles gekümmert", klärt der Arzt mich auf. Was genau meint er? "Wie sieht mein Arm unter den Verbandsschichten aus?" Er räuspert sich, winkt einer Schwester, die sofort in den Raum tritt und beginnt meinen Verband zu lösen. Mittlerweile merke ich auch, dass ich keine Schmerzen im Arm mehr habe, allerdings ist mein Kreislauf eine Katastrophe und ich fühle mich insgesamt schlapp. "Ihr Oberarmknochen war noch zu retten, doch leider war das Schulterdach mit dem Akromioklavikulargelenk, also dieser Teil-" er deutet mit seiner Hand an seiner Schulter an, was genau ich mir darunter vorstellen kann "-wurde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Wir konnten die Knochen allerdings wieder herstellen, das ist kein Problem. An ihrer Haut könnte man die Verletzung noch erahnen, doch President Snow bat uns, dass sie als Siegerin die beste technische Möglichkeit erhalten die wir haben." Langsam löst sich die Spannung um mein Schultergelenk und sofort erkenne ich, dass die Haut zwischen meinem Hals und um mein Gelenk ungewöhnlich hell scheinen. Immer noch verwirrt von den Aussagen des Arztes, blicke ich sofort rüber. "Gold?!", frage ich sofort laut, obwohl ich vor hatte, meine Gedanken zuerst für mich zu behalten.

"Wir benutzen seit längerem eine bestimmte Kombination aus Gold und anderen Stoffen, die es möglich machen, dass die Haut robuster ist und trotzdem flexibel. Nachdem ihre Wunde nicht mehr aufhörte zu bluten, empfanden wir dies als die beste Option.

Wenn ihnen jemals wieder jemand ein Schwert zwischen die Schulterknochen rammen möchte, wird er sich die Klinge daran brechen", lacht der Arzt. "Jaa, aha", lache ich unecht mit. Wie lustig er doch ist. "Könnte ich etwas zu Essen bekommen?" Bejahend nickt er und gibt der Schwester ein Zeichen. "Bitte ruhen Sie sich noch etwas aus, damit ihr Kreislauf wieder stabil wird, aber es gibt ansonsten keine medizinische Notwendigkeit Sie hier zu behalten. Sie dürfen bald nach Hause, Ms. Sylva."

Nachdem ich endlich alleine im Raum bin, hebe ich langsam den linken Arm und taste perplex meine vergoldete Schulter an. Die Haut fühlt sich zwar normal an, es ist keine Veränderung zu spüren, auch bewegt sich ebenfalls ohne große Einschränkungen; außer natürlich der unauffälligen Farbe. Das Einzige was anders ist, ist das Gefühl meiner Finger, die über das Gold streifen. Ich empfinde die Berührung viel intensiver.
Wie nett von President Snow; wie großzügig. Ich setze mich auf und lass die Beine aus dem Bett baumeln. Vorsichtig setze ich ein Bein nach dem anderen auf den kalten Boden. Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass ich es aus der Arena geschafft habe; dass ich meine Familie wieder sehe. Wie kann ich das verdient haben und Sylvan nicht? Es wird noch lange dauern, bis ich nicht mehr an ihn denken muss und die nächsten Wochen werden sich darauf nicht gerade positiv auswirken.

Langsam verlagere ich mein Gewicht in die Beine. Zwar dauert es gefühlt eine halbe Stunde, bis ich wackelig stehe, aber ich habe nicht das Gefühl, als würde ich gleich wieder umfallen. "Natürlich steht sie schon wieder", nehme ich Johannas Stimme an der Tür wahr. Ich lächle; es freut mich sehr, sie wieder zu sehen. "Nettes Accessoire", fügt sie hinzu und tippt sachte auf meine Schulter.

"Du kannst sie ruhig anfassen, es fühlt sich an, als wäre nie was passiert", grinse ich. "Meinst du ich kann ein Stück laufen?"
Wenn ich noch länger liegen muss, werde ich verrückt.

"Ess erstmal was und geh duschen, wenn du dich dazu in der Lage fühlst", antwortet mir Johanna, als gerade die Schwester mit meinem Essen durch die Tür kommt. "Dann ziehen wir dir normale Klamotten an und schauen mal wie weit wir kommen." Ich nicke verständnisvoll und lasse mich wieder auf das Bett fallen.

Ich hab ganz vergessen, wie normales Essen schmeckt oder zumindest das aus dem Kapitol. Nach dem Essen fühle ich mich schon besser, auch das kurze Stehen hat meinem Kreislauf gut getan. Kurz danach stehe ich in dem kleinen Bad, das zu meinem Zimmer gehört und streife das komische Hemd ab, dass ich wohl die ganze Zeit getragen habe. Unter der Dusche drehe ich nur langsam das Wasser auf, ein bisschen Angst, dass ich umfalle habe ich schon noch. Doch es verläuft alles problemlos, meine nassen Haare stecke ich schnell zu einem Zopf, während ich mich im Spiegel betrachte. Meine Gesichtszüge kommen mir versteift vor, ich seh aus wie ein anderer Mensch und so fühle ich mich auch. Und doch kann ich nur an eine Person denken, die dafür verantwortlich ist, dass ich mich nie wieder so sehen kann, wie vor ein paar Monaten.
Präsident Coriolanus Snow.
Jetzt wo die Spiele rum sind, hat sich mein Hass nur noch mehr gefestigt. Es muss doch irgendwas geben, dass ich gegen diesen Menschen tun kann.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich nicht mehr länger in dem Krankenflügel meine Zeit verschwenden muss. Am anderen Ende des Zimmers habe ich bereits die Klamotten entdeckt, die sorgfältig zusammen gelegt auf mich warten. Beim näheren Betrachten erkenne ich, dass es Klamotten aus meinem eigenen Kleiderschrank aus Distrikt 7 sind.

Ich werfe mir den breiten Pullover über die Schultern, der mein vergoldetes Schulterdach allerdings durch den breiten Hals nicht verdeckt, sondern gut zu erkennen gibt. Als ich auch in meine Lieblingsboots geschlüpft bin, die sich perfekt an die dunkle Hose schmiegen, erkenne ich Johanna wieder in der Tür stehen.

"Wollen wir dann los? Ich kenne da jemanden, der sich schon nach dir sehnt", trällert ihre Stimme, während sich ein breites Grinsen über ihr Gesicht zieht. "Du hast es ihm ja ganz schön angetan."

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt