xvii. victory of two

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"In the ashes of bitter tragedy, lie the seeds of astonishing rebirth."

Es ist der letzte Tag der Spiele; damit sind wir uns alle ziemlich sicher. Nur noch Katniss, Peeta und Cato sind am Leben und es sieht ganz danach aus, als würde Seneca Crane sich etwas ganz besonderes einfallen lassen um die Spiele für dieses Jahr zu beenden. Vor ein paar Tagen ließ er in der Arena verkünden, dass zwei Tribute aus dem selben Distrikt die Spiele gewinnen können, was natürlich in Peeta und Katniss Hoffnung aufleben ließ, doch wir wussten von Anfang an, dass es nur ein Trick war. Natürlich wäre das schön für die Beiden, doch ich kann mich nicht dazu überwinden es ihnen zu gönnen. Ich würde nie darüber hinweg kommen, dass sie es zu zweit raus schaffen und Sylvan sterben musste, als wir genau vor dem gleichen Ende standen. Wenn es so einfach sei zwei Gewinner aus einem Distrikt zu haben, warum hätten es nicht er und ich sein können?

Die Halle voller Sponsoren ist gefüllt mit den wildesten Spekulationen um Seneca Cranes Einfällen. Ceasar Flickerman und Claudius Templesmith feuern die Fantasien der Bevölkerung nur noch weiter an, während die Anspannung unter den Mentoren mit jeder Idee zunimmt. Wer wird dieses Jahr sein der Gewinner sein? Zwar sind die Meisten, ins Besondere Enobaria und Brutus, sich einig, dass Cato gewinnen wird, doch ich kann meine Hoffnung nicht ignorieren, dass es am Ende doch Katniss sein wird. Nur Katniss, um genau zu sein. Die größte Aufregung ist eindeutig Haymitch ins Gesicht geschrieben. Er schafft es kaum noch sitzen zu bleiben, geschweige denn auf einer Stelle zu stehen. Noch dazu hat er seit ein paar Tagen kein Glas Alkohol angerührt.

Ein begeisterter Aufschrei lässt meinen Blick zurück auf den Bildschirm fallen, auf dem endlich enthüllt wird, was den drei Finalisten der 74. Hungerspiele zugemutet wird: Wolfsmutationen. Gerade noch erklärt Ceasar die tödlichen Eigenschaften der Tiere, da ertönt auch schon das erste Heulen durch die dunkle Arena. Auch wenn sie nicht den Mutationen meiner Spiele ähneln, so fährt mir trotzdem beim Anblick dieser Tiere ein Schauer über den Rücken.

Es ist nervenaufreibend dabei zuzusehen, wie Katniss, Peeta und Cato durch den stockfinsteren Wald, direkt in die Richtung des Füllhorns, gejagt werden. Immer mehr Mutationen kommen aus dem Nichts um die drei anzutreiben, bis Katniss und Peeta endlich die Lichtung erreichen auf der das Füllhorn steht. Sie schwingen sich auf das Dach und für einen Moment halte ich die Luft an, als eine Mutation sich an Peetas Bein fest beißt und kurz davor ist ihn nach unten zu ziehen, aber Katniss schafft es noch Peeta vollständig auf das Dach zu hieven. Doch Zeit zum durchatmen bekommen sie nicht. Cato steht bereits hinter ihnen und wirft Katniss zu Boden.

Es muss jetzt schnell gehen, Seneca Crane hatte keine andere Wahl. Durch Plutarch weiß ich, dass es President Snow am Liebsten gewesen wäre, wenn Katniss Everdeen am ersten Tag der Spiele gestorben wäre und nicht unter den letzten Dreien ist. Es ist etwas an ihr, das ihn nervös werden lässt und zum ersten Mal verstehe ich, warum President Snow mich im Kapitol hält und mich so unter Druck setzt. Hat er das Gleiche wohl in mir gesehen, als ich Sylvan versprach ihn zu rächen?

Bereits ein paar Minuten kämpfen die Drei auf dem Dach des Füllhorns, während die blutrünstigen Tiere unter ihnen an den asymmetrischen, schwarzen Wänden des Füllhorns kratzen und versuchen hinauf zu kommen. Catos Beine zittern bereits, als er Peeta mit einem Arm die Luft abdrängt und Katniss schlussendlich ihren Bogen spannt und einen Pfeil auf Cato richtet.

"Wenn sie jetzt Cato tötet und die Spiele gewinnt, werde ich sie nächstes Jahr höchstpersönlich in der Mentorenlounge erdrosseln", zischt Enobaria in unsere Richtung ohne ihren eiskalten Blick abzuwenden.

Das erschöpfte Gesicht von Cato ist von Blut überströmt, in seiner rechten Gesichtshälfte ist eine frische, große Kratzwunde einer Mutation zu erkennen und er blutet ebenfalls aus dem Mund. "Komm schon, schieß schon", stöhnt er mit schmerzerfüllter Stimme. "Dann sind wir beide weg und du gewinnst. Tu es, ich bin doch sowieso schon tot. War ich von Anfang an! Das weiß ich aber erst jetzt!"

Recht hat er, denke ich bitter, während ich mit großen Augen und aufeinander gebissenen Zähnen versuche nicht zu den Siegern aus Distrikt 2 zu schauen, die nicht fassen können, was sich gerade abspielt.

Eine leise Stimme neben mir flüstert mir ins Ohr: "Wie viel wollen wir wetten, dass Enobaria gleich einen Nervenzusammenbruch hat?" Ehe die Stimme kurz lacht und sich wieder etwas von mir entfernt. Ich werfe Finnick ein Grinsen zu, doch antworte ihm nur kurz "Sei vorsichtig. Nicht, dass sie dich noch hört und ihre Wut an dir aus lässt." Bereits seit ein paar Tagen haben Finnick und ich wieder mehr miteinander gesprochen. Seit Rues Tod um genau zu sein. Ich schaffe es weiterhin nicht mich ihm zu öffnen, doch ich merke, dass es ihn aktuell schon zufrieden stellt, dass wir überhaupt wieder miteinander sprechen.

"Wie ist es?! Ob sie es so haben wollen?! Aber trotzdem könnte ich es tun, ja, ich könnte es tun. Noch ein Mal töten. Das Einzige, wovon ich etwas verstehe. Damit mein Distrikt stolz auf mich ist. Es ändert sowieso nichts."

Cato setzt gerade an um Peeta das Genick zu brechen, als Katniss' Pfeil sich durch Catos Hand bohrt. Er taumelt schmerzhaft schreien nach Hinten und mit einem finalen Stoß von Peeta, landet Cato auf dem Waldboden direkt zwischen den Mutationen. Erneut zieht Katniss einen Pfeil und erlöst Cato davon, bei lebendigen Leib von den Tieren zerfleischt zu werden.

Als seine Kanone ertönt steht Enobaria auf und feuert mit voller Wucht ihr Glas gegen das den Bildschirm, der allerdings durch ein elektromagnetisches Feld geschützt ist. Das Glas prallt nur ab und zerspringt am Boden, während die rosafarbene Flüssigkeit die sich in ihm befand über dem Fußboden verteilt. Nur Sekunden später kommt ein Avox um die Reste aufzukehren und den glänzenden Boden abzuwischen, damit er genauso scheint wie davor.

Wutentbrannt verlässt Brutus ebenfalls den Raum, als Finnick sich neben mich setzt und seinen Arm hinter mir auf der Lehne platziert. "Wenn wir gewettet hätten, hätte ich gewonnen."

Katniss und Peeta sind bereits von dem Füllhorn geklettert und die Arena ist wieder taghell, als die Stimme von Seneca Crane durch die Arena klingt und die Regelung widerruft, dass es zwei Gewinner geben wird. Überfordert starren sich Katniss und Peeta an, während sie beginnen darüber zu diskutieren, wer gewinnen sollte

"Wir können als Nächstes wetten, wer von den Beiden gewinnen wird", scherze ich noch, unterdessen das Unfassbare passiert. Katniss zückt aus ihrer Hand ein paar Beeren, die sie mit Peeta teilt.

Ich lache ungläubig. Das kann nicht wahr sein. "Nachtriegel", beantworte ich Finnicks fragenden Blick. "Sie sterben wenn sie die schlucken." Als die Beiden beginnen zu zählen, bis sie gleichzeitig die Beeren schlucken wollen, steht alles in der Sponsorenlounge still. Die meisten Leute haben sich von ihren Plätzen erhoben und die Gespräche sind erloschen. Wird Seneca Crane das wirklich zulassen?

Katniss spricht eine entschlossene "3" aus und die Beiden führen die Beeren zu ihrem Mund, da erklingt erneut die bekannte Stimme des Spielmachers. "Stopp!!"

"Ladies und Gentlemen, ich präsentiere Ihnen die Sieger der 74. Hungerspiele."

Ein paar der Kapitolbewohner um uns herum schnappen aufgeregt nach Luft, der andere Teil beginnt geschockt zu diskutieren. Haymitch lässt einen aufgeregten Schrei los. Doch ich kann nicht in Worte fassen welche Emotionen durch mich schießen. Warum ist es ihnen gegönnt die Spiele zusammen zu verlassen und ich musste dabei zusehen, wie sich Sylvan umbringt, nur damit ich nach Hause gehen konnte? Wofür habe ich all die Jahre den Schmerz um seinen Tod verarbeiten müssen. Die Schuldgefühle, dass ich für seinen Tod verantwortlich bin? Ich spüre die Tränen zusammen mit unfassbarer Wut in mir aufsteigen.

Wie in Trance falle ich zurück auf das Sofa; die Welt um mich herum verblasst weiter und weiter. Doch eine Stimme zieht mich zurück in die Gegenwart. "June!" Finnick sitzt bereits neben mir und hat seine Hände an meine Schultern gelegt und schüttelt mich leicht.

"Ich bin da", versuche ich ihn etwas zu beruhigen, doch ich begreife weiter nur schwer, was dort gerade passiert ist.

"Gut", sagt Finnick nur, bevor seine Hände von meinen Schultern über meinen Rücken wandern und er mich fest in den Arm nimmt. Ich hebe meine Arme an, die sich anfühlen wie aus Stein und lege ist ebenfalls um seinen Körper.

"Hast du nicht Angst, dass uns jemand sieht?", murmle ich immer noch in seiner Umarmung verschlossen.

"June, ich würde fast behaupten, das jemand anderes nun eine viel größere Zielscheibe auf dem Rücken hat als wir."

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt