xiv. treasures of district 4

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"Juniper!", höre ich meine Familie und Johanna im Einklang rufen. Freudig stürme ich ihnen entgegen. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl wieder bei ihnen zu sein und zu wissen, dass es ihnen gut geht.

Mein Vater nimmt sofort meine Tasche entgegen und Johanna hat bereits angefangen mich über jegliche Art Neuigkeiten auszufragen und über Ereignisse aus dem Distrikt zu informieren.

Bis wir im Dorf der Sieger ankommen sind, komme ich fast nicht zu Wort. Erst als meine Familie in ihrem Haus verschwunden ist und ich mit Johanna alleine bin, schweigt sie für einen Moment, weshalb ich mich erstaunt zu ihr umdrehe. "Du kannst still sein?" frage ich sie neckisch, wofür sie mir sofort ein Kissen von der Couch ins Gesicht wirft, dass ich problemlos abwehre.

"Na los und jetzt sag schon, was gibt es Neues an der Dreizackfront? Hat er dir wieder geschrieben?" Mit einem verstörten Blick, lasse ich mich auf den Sessel fallen, der Johanna gegenüber steht.

"Wie kommst du immer auf diese Bezeichnungen?" grinse ich ihr entgegen und stöbern in meiner Tasche nach dem kleinen Paket, dass Plutarch mir gestern Abend gegeben hat, kurz bevor ich zum Zug musste.

"Meine Fantasie ist unergründlich", prahlt Johanna.

"Aha!"gebe ich enthusiastisch von mir, als ich Finnicks Brief gefunden habe. "Aber ich habe ihn noch nicht gelesen."

"Gut", Johanna springt auf und verlässt durch den Hintereingang mein Haus. "Ich bin draußen. Sag mir Bescheid, wenn du soweit bist."

Ich sinke immer weiter in den Sessel hinein, als ich eifrig das Paket aufmache und Finnicks Brief heraus nehme.

Als ich auf dem zart, goldenen Papier meinen Namen lese, spüre ich bereits, wie mein Körper zu kribbeln beginnt.

"June,

ich kann immer noch nicht glauben, dass bereits 4 Jahre vergangen sind, in denen wir nur über Briefe kommunizieren können. Dabei ist in manch einer schlaflosen Nacht das Einzige, das mich schlafen lässt, der Gedanke daran, dass wir in naher Zukunft wieder persönlich Gespräche führen können. In einer Zeit in der wir uns nicht mehr aus dem Weg gehen müssen und ich dir endlich die Gründe erzählen kann, die überhaupt erst dazu führten.

Während ich diese Zeilen für dich verfasse, raucht im Hintergrund das Meer. Ich sitze im aufgewärmten Sand und die tiefroten Sonnenstrahlen bringen das Wasser zum glänzen.

Erinnerst du dich noch an die 70. Hungerspiele und an den Tod von Olive? Ich höre immer noch die Stimmen von dir und Blight, wie ihr im Einklang mit Olive ihre letzten Worte gesprochen habt. Wenn ich hier sitze, fällt mir ein Zitat aus Distrikt 4 ein, die ich nicht mehr hören kann, ohne an dich zu denken."

Auf einem extra beigefügten Zettel, der eine kleine Schachtel umschließt, lese ich in kursiv geschriebener Schrift:

"Das Herz des Menschen ist ähnlich wie das Meer. Es hat seine Stürme, es hat seine Gezeiten und in seinen Tiefen hat es seine Perlen." *

Nachdem ich das kleine Blatt Papier neben mich gelegt habe, öffne ich die kleine Schachtel und blicke einer strahlenden, weißen Perle entgegen. Noch bevor ich sie weiter begutachte, nehme ich erneut Finnicks Brief in die Hand.

"Ich weiß, dass es nicht so beeindruckend klingt, wie das Gedicht aus Distrikt 7. Doch ich finde es faszinierend, wie unsere Distrikte ihr Leben so sehr mit der Natur verbinden, die sie umgibt. Sei es der Wald oder das Meer.

Unmittelbar vor den 74. Hungerspielen lasse ich dir über Plutarch eine kleine Aufmerksamkeit zukommen. Ich hoffe, dass du es tragen wirst und ich dich, wenn auch nur aus der Ferne, damit bestaunen kann.

Du wirst es nicht glauben, aber ich habe die Perle selbst aus dem Meer geholt und bei einem Freund zu dieser Kette anfertigen lassen. Mir ist bewusst, dass es Perlen aus Distrikt 4 im ganzen Kapitol zu kaufen gibt, doch ich empfand es als eine gute Idee, da so niemand fragen stellen wird und wir beide werden die Einzigen sein, die wissen, dass deine Kette etwas besonderes ist.

Ich schicke dir ein paar Sonnenstrahlen aus Distrikt 4 und hoffe weiterhin darauf, dass ich dich in die Arme schließen kann.

- Finnick"

Sprachlos ziehe ich aus dem Schatulle eine schmale, goldene Kette in deren Mitte vereinzelt eine Perle glänzt, die durch zwei klitzekleinen Sterne in ihrer Fassung gehalten wird. Wie gebannt starre ich die schimmernde Kugel an, in der sich die verschiedensten Farben des einfallenden Lichtes wieder spiegeln.

Doch ehe die Freude sich vollständig in mir breit macht, schwebt mir erneut die eine Frage durch den Kopf, die mich seit 4 Jahren begleitet.

Warum steht er nicht zu mir?



* Vincent Van Gogh

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWhere stories live. Discover now