Eine Motte im Licht

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Was soll ich sagen?
Es ist soviel geschehen

Hundert Fragen-
Die im Wege stehen.

Nur eine Antwort-
läßt sich finden.

Eine Flucht ist eine Reise,
denn jeder sucht
auf seine Weise.


Wie von einem Blitz getroffen riss ich beide Augen auf. Gerade als mich der bodenlose Abgrund meines Traumes gänzlich verschluckte, erwachte ich. Mein Kopf fühlte sich schwer wie Blei an und ich entschied erstmals liegen zu bleiben. Die wohltuende Wärme meiner Bettdecke verführte mich dazu, mich noch mehr ihn sie einzukuscheln und zog sie bis zum Kinn hinauf. Vorsichtig lugte ich über das Ende meiner Decke und sah zur Uhr. Es war bereits später Nachmittag. Also schliefen wohl noch alle anderen fest, sodass ich noch Zeit für mich allein hatte. Zeit, um nachzudenken.

"Yui...", murmelte ich traurig und schloss die Augen. Sie war von meinem Schweigen enttäuscht gewesen. Einerseits verstand ich diese und verfluchte mich selbst über meine Nachsichtigkeit. Sie komplett mit ihrer Situation allein zu lassen war die falsche Entscheidung. Meine Wenigkeit war so auf die Suche nach Antworten fokussiert, das Yui sich allein gelassen fühlte. Ihre Wunden und blauen Flecken waren nur ein kleiner Beweis. Doch ich verstand beim besten Willen nicht, wie Yui sich für die Mukami entscheiden konnte. Immerhin sah ich meinen Fehler ein und wollte mich bessern. Soviel schlimmer als die Mukami konnten die Sakamaki Brüder auch nicht sein, dachte ich. Doch eine Kleinigkeit, schien ich für's erste beiseite geschoben zu haben. Es war die Tatsache, das sich Yui als Eve herausstellte.

Nun hatte ich den Beweis, das meine Träume mit der Realität verknüpft waren. Ich hatte Dinge gesehen, welche sich in Naher Zukunft bewahrheiteten oder auftraten. Doch soviel hatte mir Lilith bereits mitgeteilt. Mit einem schweren Seufzen dachte ich wieder an diese Hexe.

"Ach Vater... Hättest du dich nicht mit ein paar lustigen Elfen oder Kobolden herumplagen können? Oder dich mit einer Fee zusammentun, um den bösen Vampirkönig zu stürzen? Und das alles am Besten noch auf dem Rücken eines Einhorns?! Aber nein... Es mussten ja verdammte Hexen sein. Und was sollte das ganze mit deinem Notizbuch und dem Ring? Wenn es nicht die Hexen oder Vampire wollten, für was ist es dann bestimmt?"

Mir schmerzte der Kopf. Es hatten sich so viele Fragen gebildet, doch die Antwort schien nicht greifbar. Müde kuschelte ich mich weiter in mein Bett ein und zog die Beine an meinen Körper. Ich dachte, das mir etwas Ruhe gut täte und schloss meine Augen. Mein Körper schien sich immer mehr zu entspannen. Leise lauschte ich meinem eigenen Herzschlag, welcher sanft in einem immer gleichbleibendem Rhythmus bebte. Das Ticken der Uhr erfüllte den Raum und ich vernahm das leise prasseln des Regens auf meiner Fensterscheibe. Es hatte einen angenehmen Effekt auf mich und schien meinen Geist zu beruhigen.

Doch da vernahm ich ein Geräusch, welches sich von allem abhob. Ich hob meinen Kopf neugierig an und schaute nach, woher genanntes Geräusch wohl kam. Mein Blick richtete sich auf den mir gegenüber stehenden Sessel, wo es sich jemand bequem gemacht hatte. Dieser jemand war kein anderer, als Reiji Sakamaki. Dieser schlummerte fest mit einem Buch in der Hand. Doch ganz friedlich schien er nicht zu schlafen, da er immer wieder etwas murmelte und vor sich hin stöhnte. Ich machte mir Sorgen, da er einen eher unruhigen Schlaf fand und ich mich langsam von meinem Bett erhob. Vorsichtig trat ich näher zu dem schlafenden Vampiren und sah ihn an. Mein Herz fing augenblicklich an stärker zu pochen und es breitete sich ein Verlangen in mir aus, Reiji zu berühren. Doch sosehr in mir das Verlangen loderte, so musste ich mich zusammenreißen diesem nicht nachzugehen. Ich erinnerte mich daran, was ich Lilith gegenüber gestand und schaute betrübt von dem schlafenden Mann weg.

 Ich erinnerte mich daran, was ich Lilith gegenüber gestand und schaute betrübt von dem schlafenden Mann weg

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Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Mehr als mir lieb war. Wie eine hilflose Motte angezogen vom Licht, so zog es mich gefährlich nahe zu dem Mann. Es war schwer in Worte zufassen, wie sehr mich Reiji in den Bann zog. Ich liebte ihn... Mehr als mein eigenes Leben. Einst dachte ich, alles für meinen Vater aufgeben zu müssen. Meine Familie... mein altes Leben... Der normale Alltag, ohne von der Existenz von Vampiren, Hexen oder dergleichen zu wissen. Doch etwas in mir wollte mehr. Es musste mehr im Leben geben, als unsere langweilige Realität. So folgte ich den Hinweisen meines Vaters und landete schließlich hier. Und genau an dem Punkt kam Reiji ins Spiel. Er war anders als jeder andere den ich kannte. Ein Teil von mir sah zu ihm auf. Sein gesamtes Wesen zog von Anfang an meine Aufmerksamkeit auf sich. Seine stolze und ruhige Art... Keine Frage, er war eine sehr strenge Person, die wie besessen Perfektion verlangte. Doch da kam seine andere Seite hervor. Eine, welche der andere Teil von mir lieben lernte. Es waren Momente, welche nur uns beiden galt. In diesen fühlte ich mich Reiji so verbunden, wie keinem anderen. Es waren unsere Unterhaltungen, ein Plausch beim Tee oder auch nur ein Tanz... Es waren genau die Augenblicke nach welchen ich mich mit einem Lächeln zurück erinnerte. Bittersüße Erinnerungen, denn so mancher würde es grausam nennen was Reiji mit mir machte. Mal schlug, biss oder beleidigte er mich. Doch dann tanzte er mit mir, machte uns Tee, pflegte mich wenn ich krank bin oder beschützte mich vor anderen Vampiren.

"Wie kannst du mir nur so Nahe und doch so Fern sein?"

Immer mehr Tränen sammelten sich, als die ersten bereits ihre Bahnen hinab meiner Wangen gleiteten. Je mehr ich mich meinen Gefühlen hingab, umso verzweifelter wurde ich. Denn wie sollte ich Reiji je von jenen Gefühlen berichten? Einem Wesen, welches wohl nie etwas derartiges wie Liebe empfinden konnte. Es tat ungemein in meinem Herzen weh, als ich mir eingestehen musste, das meine Liebe wohl nie erwidert werden würde.

Auf einmal spürte ich einen Druck an meinem Ärmel und sah nach unten. Reiji's Hand umklammerte sanft mein Handgelenk und mein schluchzen verstummte. Er musste wohl durch mein Weinen wach geworden sein.

"Mina..?", nannte er ruhig meinen Namen und sah mich eindringlich an. Seine Augen leuchteten magentarot und trieften vor Verlangen. Ich ahnte bereits was ihm im Sinn stand, denn es war einige Zeit seit dem letzten Male vergangen. Doch etwas war anders als früher. Normalerweise bekam ich es mit der Angst zutun, wenn Reiji von meinem Blut trinken wollte. Ich wollte vor ihm so Weit weg fliehen wie ich nur konnte. Nicht länger Beute des Raubtiers sein. Doch an diesem Tag war es anders. Es sollte vollkommen anders werden...

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now