Flüstern des Todes

601 14 2
                                    

"Es ist bald soweit... Das Flüstern des Todes. Für den Laien ein unhörbares Etwas. Kaum ein Lebewesen erhofft sich je von ihr zu hören. Die zarten Worte, welche einen zu verführen versuchen. Doch mein Kind, höre nur genau hin! Horch welch Grausam- und Gehässigkeit sich zeigen. Abscheuliche Absichten, um aus der trostlosen Ewigkeit zu entkommen. Versuche zu widerstehen! Entreiße dich aus ihren kalten Pranken und siehe hin! Die tiefen Eintrübungen unter ihren Augen. Das verfaulte Fleisch, welches sich von ihren Knochen lösen. Denn wenn du ihr wahres Gesicht erblickst, also dem Tod ins Auge blickst, wer könnte sich dir noch nähern? Kein Individuum, welches am weltlichen gebunden ist. So tritt selbst in die Ewigkeit hinüber und erkenne dein wahres Ich. Ich warte auf dich, mein Kind."

"...Welch würdelose Worte! Weshalb der Finsternis entfliehen, wenn wir es doch sind die diese beherrschen können? Schau mir tief in die Augen, Schätzchen... Blicke tief hinein und steige hinab zu mir. Jeder Teil deines Körpers erfriert und erbleicht. Wie könnte mein Fleisch verfaulen und in Fetzen hinabhängen?! Folge mir und ich werde dir beweisen, das eine Hülle bedeutungslos werden kann. Was macht es schon sich selbst zu verlieren, wenn du SIE ALLE kontrollieren kannst. Über ihr Schicksal und endgültigen Verfall bestimmen kannst? Sie nennen es 'Wahnsinn' oder 'Missbrauch', doch wie nehmen sie sich das Recht über mich zu richten?! Gib dich dieser Macht hin, Schätzchen... Begrabe dein Herz, welches so am Sterblichen gebunden ist und erweiter deinen Horizont! Jeder Widerstand ist zwecklos... Doch wie töricht von dir, du scheinst es immer noch nicht begriffen zu haben... Nun denn, liebste Mina... Präge dir diese Worte ein, wie das 'Vater unser'. Vielleicht kann dir dieses Mädchen dabei helfen, wenn sie nicht bereits im ungesalbten Erdboden verschüttet und mit einem Grabstein gezeichnet ist! ~"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"N..Nein...hör auf!!", flehte ich sie an. Unruhig drehte ich mich von einer Bettseite zu anderen. Schon vor einiger Zeit fing ich an, im Schlaf zu reden. Dieses dunkle Ich quälte mich und ließ mir keine Ruhe. Ein innerer Konflikt, welcher sich enorm auf meine mentale Gesundheit ausprägte. Mein Körper erhitzte und jegliche Stressoren meines Körpers liefen auf Hochtouren. Schließlich wachte ich schweißgebadet in meinem Bett auf. Mit schwerem Atem setzte ich mich auf und schlug die Bettdecke beiseite. Doch dieser Traum hinterließ keines Falls nur mein verstörtes Empfinden. Eine böse Vorahnung übermannte mich und tastete augenblicklich neben mich. "Yui?", flüsterte ich nervös und blinzelte durchs Zimmer. Doch vernahm keinerlei Anzeichen, das sich außer mir noch jemand im Zimmer befand. "... verschüttet und mit einem Grabstein gezeichnet..", wiederholte ich diese Worte besorgt.

"Nein, das kann nicht stimmen. Sie will mir nur Angst einjagen!"

Nur im Nachtkleid bekleidet lugte ich aus meinem Zimmer und sah mich um. Ich beschloss, mich auf die Suche nach Yui zu begeben. Dieses ungute Gefühl, das ihr etwas schlimmes zugestoßen sei, lies mich nicht los. So schlich ich mich entlang der hohen Wände und schaute mich nach ihrer zierlichen Gestalt um. Ob es auch eine gute Idee war, zur dieser Stunde in einem Gewand umherzuschleichen, wobei sich sechs junge Kerle befanden...? Und diese nicht an einfachen körperlichen Vergnügen interessiert waren, sondern dessen Geschmack bei etwas 'Spezielleren ' lag. Doch wie könnte ich in diesem Moment bei klarem Verstand bleiben, wenn meiner besten Freundin Gefahr drohte? Ich nahm eine der Kerzenständer zu Hand und folgte den dunklen Gängen. In diesem schwachen Licht, schienen die Gemälde noch unheimlicher, als sie bereits waren. Mit ihren leblosen Augen verfolgten sie meine kleine Gestalt und beobachteten jeden meiner Schritte.

"Mina, reiß dich zusammen! Du hast dich doch sonst nie vor der Dunkelheit gefürchtet! Hier geht es schließlich um Yui~chan."

Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte mich abzulenken. Wer zum Beispiel zündete Nachts all diese Kerzen hier an? Ob die Angestellten hier etwas damit bezwecken wollte? Wohlmöglich um diese Villa noch unheimlicher wirken zu lassen. So schlussfolgerte ich und fing an, mich wieder auf die Suche zu konzentrieren. "Yui?", rief ich, wobei ich bedachte meine Stimme nicht allzu laut klingen zu lassen. Mir lag nicht wirklich der Wunsch, einen der Vampire auf mich aufmerksam zu machen. Verständlich wenn man bedachte, das ich durch Reiji bereits genug um die Ohren hatte. Doch es schien, als würde das Anwesen meine Rufe verschlucken. Doch von Aufgeben war nie die Rede. Ich durchforstete jedes der mir bekannten Zimmer. Von Yuis eigenem abgesehen, alle welche sich als ideales Versteck sehen ließen. Vom Billardzimmer und dem Salon gefolgt entschied ich mich, die Veranda zu betreten.

Ein eisiger Luftzug entgegnete mir, als ich hinaustrat. Wie kalte Peitschenhiebe schlug diese gegen meinen Körper. Der Winter bewies allermal, mit welch einer Naturgewalt er erbarmungslos auf unsrer Erde wütete. Ich fluchte still und umschlang meinen spärlich bekleideten Körper. "Danke Mina, das du dir solche Sorgen um mich machst und halb nackt draußen bei Minusgraden nach mir suchst! Ja gerne doch Yui, immer wieder gern!!", maulte ich sarkastisch und betrat die Gartenanlage. Eigentlich wünschte ich mir, das mich meine Sinne täuschten und Yui sich in Sicherheit befand. Andererseits hieße es, das ich mir all die Frostbeulen umsonst zugeholt hatte. Zitternd und Zähne klappernd durchsuchte ich den Außenbereich und verlor jegliche Hemmungen. Mit ganzer Seele rief ich nach dem Mädchen und forstete mich durch allerlei Gewächs.

"Verdammt Yui, wenn du dich hier irgendwo versteckst dann hört hier der Spaß auf! Wo steckst du nur?"

Und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit in der Kälte fand ich einen Hinweise. Es schien ein Wunder, das ich es in der Dunkelheit überhaupt bemerkte. Eine Spur aus gebrochenen Zweigen, welche vom eigentlichen Weg wegführten, ließ auf eine Flucht zurückschließen. Oder konnte es auch nur der Wind gewesen sein? Doch selbst die eingetrockneten Rosen schienen zertrampelt und zerfielen in ihre Einzelteile. Ich folgte der Spur weiter, bis ich am Ende der Anlage und dem folgenden Beginn des Waldes ankam. An dessen Stelle kam mir ein bekannter Geruch entgegen. Er stieg mir in die Nase und benebelte meinen Verstand. Er war metallisch, von seiner Einzigartigkeit ungesprochen. Blut! Es war der Gestand des Blutes, welcher all meine Alarmglocken aktivierte. Es musste ein Kampf stattgefunden haben. Yui schien vor etwas, oder vor jemanden geflohen zu sein. Und genau an dieser Stelle endete ihre Flucht vor dem Unbekannten. Ich kniete mich zu Boden, als mir etwas glitzerndes ins Augen stach. Vorsichtig strich ich den weichen Boden entlang und fasste schnell an etwas kaltes. Als ich den genannten Gegenstand schließlich in die Hand nahm und genau betrachtete, erkannte ich diesen auf einen Schlag. Hierbei handelte es sich um Yuis Rosenkranz!

Keine Frage, meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich Bewahrheitet... Yui wurde von einem Unbekannten entführt!


Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now