Vaters Geschenke

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"Du willst es wirklich, jetzt schon aufmachen?", hackte Yui misstrauisch nach. Wir standen beide in meinem Schlafzimmer, vor meinem Bett. Ich hatte die zwei Päckchen meines Vaters sauber nebeneinander auf der Bettdecke platziert und mit prüfendem Blick begutachtet.

"Naja... ich sollte es doch pünktlich aufmachen, hat Mutter gemeint. Aber meinen Geburtstag muss ich ja auf dem blöden Schulball verbringen. Dort kann ich nun mal nicht in Ruhe meine Geschenke auspacken, also....", versuchte ich zu argumentieren. "Siehst du Yui~chan! Mein Vater hat sogar das genaue Datum auf dem Papier verzeichnet!"

Ich zeigte auf den Boden des Paketes, wo tatsächlich das genaue Datum plus Uhrzeit draufstand. "Aber wieso schreibt man eine Uhrzeit daran?", fragte sich Yui worauf ich nur ehrlich den Kopf schütteln konnte. Warum genau mein Vater auf die Idee gekommen war, so genau auf das Datum zu achten, viel mir beim besten Willen nicht ein...

"4. Oktober, 22:22 Uhr... Bist du da wirklich geboren Mina~san? Um diese Uhrzeit darf man sich doch immer was wünschen nicht?", bemerkte sie und drehte das Päckchen hin und her. "Hat dein Vater deshalb die Uhrzeit hingeschrieben?"

"Ich bin tatsächlich um die Zeit geboren, ja. Da bekommt das Wort 'Wunschkind' ne ganz neue Bedeutung was?", lächelte ich verlegen.

Ich schnappte mir das andere Paket von meinem Bett und begann es zu öffnen. Nicht nur, weil ich befürchtete während des Balls keine Gelegenheit zu finden, sondern ich unbedingt wissen wollte, was mein Vater all die Jahre für mich aufgehoben hatte. Yui schien nach wie vor von der Idee nicht begeistert zu sein, dennoch schaute sie mir neugierig über die Schulter.

Als ich den Rest, des Papier auf den Boden fallen lies, entblößte sich eine Art Schatulle in meinen Händen. Sie war klein und bestand aus dunklem Eichenholz. Neugierig musterte ich sie von allen Seiten und wunderte mich, woher mein Vater so etwas her hatte. Sie sah nämlich nicht gerade billig aus. Nun konnte ich erst recht nicht mehr abwarten und hob vorsichtig den Deckel.

Was ich darin erblickte, verschlug mir und Yui den Atem. Auf blauen Samt gebettet, funkelte ein prächtiger, silberner Ring. So etwas schönes, hatte ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen. Der Ring machte einen sehr prunkvollen Eindruck und schien einen eher viktorianischen Tatsch zu haben. Der absolute Blickfang war selbstverständlich der riesige bernsteinfarbene Stein in der Mitte.

 Der absolute Blickfang war selbstverständlich der riesige bernsteinfarbene Stein in der Mitte

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"Der ist... wunderschön", staunte Yui und betrachtete den Ring näher. Doch mir war nicht mehr nach staunen zu mute... Nein, es machte sich viel mehr Verwirrung in mir breit.

"Der Ring muss ja unfassbar teuer gewesen sein... Seit wann hatte den Vater so einen im Besitz? Weiß Mutter von dem Ring?"

"Stimmt etwas nicht, Mina~san?", erkundigte sich Yui besorgt, denn sie schien meinen kritischen Blick bemerkt haben. "Es ist nur... Wieso besaß mein Vater all die Jahre, so einen teuren Ring? Von dem Geld hätten wir uns so viel sinnvollere Dinge leisten können!", ärgerte ich mich und fiel enttäuscht aufs Bett.

"Vielleicht ist es auch ein Familienerbstück und dein Vater wollte es unbedingt an dich weitergeben", dachte Yui laut nach und überprüfte weiter den Ring in der Schatulle. "Ein Familienerbstück? Glaub ich kaum... Die einzige Familie, die er hatte waren ich und meine Mutter...", warf ich skeptisch entgegen. "Aber er muss doch vor euch eine eigene Familie gehabt haben! Bestimmt bekam er den Ring von ihnen".

Daran hatte ich nicht gedacht. Ich wusste rein gar nicht von Vaters Familie, oder wo er genau her kam. Seine Familie hatte er auch nie erwähnt. Aber Yui musste Recht haben... Vielleicht war der Ring auch eine Art Hinweis und Vater versuchte mir was mitzuteilen.

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"Was ist eigentlich mit dem Zweiten?", deutete Yui auf das Paket neben mir. "Stimmt, dich hatte ich fast vergessen...". Das andere Geschenk war wesentlich schmaler und leichter, wie die Schmuckschatulle. Ohne zu zögern, riss ich diesem ebenfalls die Verpackung weg.

"Ein...Notizbuch?!", staunte ich und stand erschrocken auf. Vorsichtig strich ich über den Ledereinband und sah zögernd zu Yui. Sie nickte mir aufmunternd zu und gab das Zeichen dafür, es zu öffnen.

Ich atmete noch ein paar mal tief ein und aus, ehe ich das Buch aufschlug und blätterte. "Und was steht drin?!", wollte Yui wissen und kam zu mir rüber. "Ich... hab keine Ahnung!", gestand ich und schlug wild die nächsten Seiten auf. Sie alle waren zwar vollständig beschrieben, jedoch in einer Sprache und Schrift, die ich nicht entziffern konnte.

"Verdammt soll das ein schlechter Witz sein?!", maulte ich wütend und warf das Buch aufs Bett, "Was soll ich denn damit anfangen Vater?!"

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"Verdammt soll das ein schlechter Witz sein?!", maulte ich wütend und warf das Buch aufs Bett, "Was soll ich denn damit anfangen Vater?!". Durch meinen unvorhergesehenen Wutanfall, zuckte Yui erschrocken zusammen. Ich kratzte mich wild an den Haaren und stampfte durch mein Zimmer.

"Erst dieser teure Ring, den ich zuvor noch nie gesehen habe! Und jetzt auch noch ein Notizbuch, was in einer Sprache geschrieben ist, die ich nicht verstehe! Scheiße, was willst du mir zeigen Vater? Was versuchst du mir mitzuteilen?!"

"Vielleicht... kannst du es nicht lesen, weil wir noch nicht den 4. Oktober und 22:22 Uhr haben?", murmelte Yui nachdenklich und fing selber an in dem Buch zu blättern. Perplex sah ich sie an und forderte sie auf, sich zu wiederholen. "Nun... wenn dein Vater extra das genaue Datum und Uhrzeit schreibt, muss das doch irgendwie zusammenhängen, oder?", fügte sie noch hinzu. "Ja... du könntest recht haben", murmelte ich und schaute wieder auf die zwei Geschenke, "Wie kommst du überhaupt darauf Yui~chan?"

"Weißt du... an meinem ersten Tag hier im Haus, fand ich ebenfalls ein Notizbuch meines Vater. Es schien sein Tagebuch gewesen sein, doch ich hatte keine Ahnung, was es an so einen Ort verloren hatte. Als ich mir aber das Buch genauer durchlesen wollte, verschwand die Schrift und ich fand nur noch leere Seiten vor", erzählte sie mir betrübt.

"Pff, das ist doch nicht dein Ernst oder? Willst du mir sagen, das wir hier alle auf magische Art und Weise die Tagebücher unserer Väter vorfinden? Hört sich eher nach einem billigen Roman an...", gab ich schroff zu. "Vielleicht sind hier auch versteckte Kameras und die Jungs wollen uns nur einen Streich spielen!"

"Bestimmt nicht Mina~san! Das hier ist echt und passiert uns wirklich gerade!"

Genervt stöhnte ich auf und rieb mir die Schläfen. "Das kann doch alles nicht wahr sein...". "Also schön, meinet Wegen! Das heißt also, das ich das Tagebuch noch einmal am 4. Oktober um 22:22 Uhr lesen soll, korrekt?", maulte ich Yui sarkastisch an. Ich konnte mir zwar kaum vorstellen das es sowas, wie Magie wirklich gab, aber einen Versuch war es ja wert. In diesem Haushalt war ja schließlich alles möglich...

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"Also übermorgen...", fügte Yui hinzu und nickte zuversichtlich. Erschrocken ging ich auf sie zu und packte sie an den Armen. "Was?! Der Schulball ist schon übermorgen?!". Verwirrt nickte sie zu und bemerkte selbst, weshalb ich mich so aufregte.

"... Wir haben noch keine Begleitung...", murmelten wir gemeinsam im Chor und sahen uns hilfesuchen an.

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now