Wenn dein Leben vom Tee abhängt

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Stumm und vollkommen abwesend schaute ich dem Wasser beim kochen zu. Nie in meinen Träumen hätte ich mir ausgemalt, das der Tag kommen würde an dem ich für Reiji Tee koche. Doch das war nicht das einzige, was mir durch den Kopf ging. Vielmehr waren es die Folgen, die ich ertragen müsste wenn Reiji all dem tatsächlich zustimmen sollte. Was würde mit mir passieren? Müsste ich ihm für den Rest meiner Zeit als lebende Blutkonserve dienen? Würde ich zu einem Versuchskaninchen seiner seltsamen Experimente werden?

Da ertönte das pfeifen des Wasserkochers, welches mich in die Realität zurückholte. Somit konzentrierte ich mich wieder auf mein Ziel und übergoss die Teeblätter in der Kanne mit dem dampfendem Wasser. Ein wohltuender Duft entgegnete mir und schien einen beruhigenden Effekt auf mich zu haben. Fein säuberlich stellte ich das feine Teeservice auf einem Silbertablett ab. Neben diesem legte ich außerdem das Tagebuch meines Vaters. Es schien wohl mein letzter verzweifelter Versuch zu sein. Doch wenn einer etwas wusste, dann nur Reiji.

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Nervöse balancierte ich mein Gewicht von einem Fuß zum anderen und kaute auf meiner Unterlippe. Ich stand genau vor seinem Zimmer und kämpfte gegen meinen inneren Schweinehund.

"Komm schon... Klopf einfach an und spiel deine Rolle."

Noch ein letztes mal atmete ich tief ein und aus eher ich den Mut fasste und an die Tür klopfte. Das Trommeln meiner Fingerknöchel hallte wie ein Stunden andauerndes Echo durch den langen, dunklen Flur. Entlang diesem auch abertausende Gemälde hingen und die verschiedensten Porträts von etlichen Persönlichkeiten präsentierten. Unzählige Gesichter wie aus den Geschichtsbüchern unserer Schule schienen mit ihren kalten, leblosen Augen mich anzustarren. Fast so, als könnten sie jederzeit aus ihrem Gemälde klettern und sich auf mich stürzen. Allein nur der Gedanke ließ bei mir eine Gänsehaut zurück.

Ich starrte gespannt auf die hölzerne, dunkelbraun lackierte Tür seines Arbeitszimmers und spürte das pochen meines Herzen durch jede Verne und Arterie. "Reiji~san? Ich bin es Mina... Dürfte ich eintreten?....", krächzte ich fast schon heraus, so nervös war ich. Nach meinen eher erbärmlich klingenden Worten konnte ich endlich die tiefe Stimme von Reiji vernehmen, der mir mit den Worten 'Herein' Zutritt in sein Reich gewährte. Vorsichtig öffnete ich die Tür und achtete darauf, nichts von dem Tee zu verschütten.

"Guten Abend Reiji~san", begrüßte ich ihn höfflich. Reiji aber stand mit dem Rücken zu mir an seinem Schreibtisch und blätterte durch eins seiner vielen Bücher. "Wenn er wüsste, wie viele ich bereits davon durchhabe...", dachte ich und setzte ein müdes Lächeln auf. "Du warst heute nicht beim Abendessen.", stellte er kalt fest und würdigte mich keines Blickes.

"Ja ich weiß.... Und dafür wollte ich mich bei dir entschuldigen.", erklärte ich und trat einen Schritt näher, "Ich habe sogar Tee für dich gekocht...".

"Ja, das rieche ich.", bestätigte er nur mit monotoner Stimme und legte das Buch zur Seite. "Aber warum bist du wirklich...", fing er an, als er sich umdrehe und mitten im Satz stockte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand er nur vor mir und sah mich an. Doch es war nicht sein üblicher, abwertender Blick mit dem er mich sonst immer ansah. Nein, er schien ernsthaft überrascht von mir und meiner Aufmachung zu sein. Ich hatte es also geschafft! Es war faszinierend wie leicht man Reiji's Frauenbild erahnen konnte. Adrett und gepflegt sollte sie also aussehen. Ich hatte sogar hohe Schuhe von meiner Mutter in meinem Schrank gefunden, die dem Outfit einer Spur mehr Weiblichkeit verlieh.

Eine weitere Erkenntnis, die ich aus den Büchern entnahm war die, das Vampire Menschen nur wie Vieh beschrieben. Wir waren keine Persönlichkeit. Lediglich Blutkonserven, Opferbräute oder niedere Wesen... Und ein Vieh musste eben hübsch anzusehen sein, um es dem Vampir besser zu gefallen.

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now