26

26 4 0
                                    

Mia

Überall tummeln sich Menschen und der Lärmpegel schwillt enorm an. Auch wenn sie nicht schreien, tuscheln alle aufgeregt, was an den Steinwänden zurückgeworfen wird. Als die Menschen uns sehen, machen sie uns Platz und bilden eine Schneise, die zu der Höhle des Anführers führt. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, was mir mehr als nur ein unwohles Gefühl in den Magen gibt. nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir bei dem Höhleneingang angekommen und mein Wächter bleibt stehen, so wie auch ich. „Du musst hinein.", erklärt er mir. Stumm nicke ich und trete in den dämmrigen Raum. Plötzlich höre ich ein aufgeregtes Quietschen. Ich erkenne es sofort wieder und tatsächlich tritt wenige Augenblicke später Alexandra in mein Blickfeld. „Mia!", ruft sie aufgeregt, als sie mich sieht. „Hey.", begrüße ich sie lächelnd. Ihre Zöpfe sind noch so wie gestern und auch ihre Augen leuchten, wobei sie diesmal kein Sonnenlicht dafür brauchen. Neben ihr steht eine Frau, die Ly sehr ähnlich sieht, jedoch ein wenig älter. Sie muss Alex Mutter sein und sieht alles andere als begeistert aus.

„Kannst du es glauben? Sie haben mich ausgewählt.", ruft Alex freudig und springt um mich herum. „Herzlichen Glückwunsch.", gratuliere ich ihr und lächle sie an. es gibt wirklich keine bessere für diese Aufgabe. „Was passiert jetzt?", frage ich ihre Mutter. „Sie werden sie angaffen wie ein Tier hinter einer Glaswand und dann wird sie trainiert werden.", murrte sie und wirft mir einen abwertenden Blick zu. „Hassen sie uns wirklich so sehr?", erwidere ich etwas wütend. „Ihr seid nicht natürlich. Niemand soll über so große Kräfte verfügen." „Deshalb sind sie aufgeteilt".", erkläre ich. „Aber du hast sie alle, nicht wahr?", fährt sie unbeirrt fort. „Stimmt, aber..." „Nichts aber. Ich kenne die Geschichten über den Elementor, der so stark geworden ist, dass er die anderen Elementoren besiegt hat.", unterbricht sie mich. „So etwas kommt nur einmal vor."

„Sicher?", fragt sie mich und geht weg. „Tut mir leid. Sie hat ihre Meinung nicht geändert, auch wenn ihre Tochter nun Elementor ist." „Ist schon okay. Ich befürchte, dass wir uns erst beweisen müssen, bevor sie glaubt, dass wir keine Gefahr darstellen." Alex nickt nur. Vorsichtig lege ich meine Hand auf ihre kleine Schulter. „Du wirst sicher ein großartiger Elementor.", versichere ich ihr. „Du auch.", meint sie lächelnd. „was machen wir jetzt?", erkundige ich mich. „Wir werden dort hinausgehen und dann werde ich wahrscheinlich zu meinem Lehrer geführt." „Wirst du mit Nataniel trainier?", fahre ich fort. „Mit wem?" „Er ist der neue Erdelementor.", erkläre ich. Sofort leuchten ihre Augen noch mehr, wenn das überhaupt möglich ist. „Es wurde ein zweiter ernannt? Cool. Ja, vielleicht werde ich mit ihm trainieren. Aber da wir verschiedene Kräfte besitzen bezweifle ich das.", überlegt sie und es hört sich fast ein wenige enttäuscht an.

„Du wirst ihn sicher irgendwann treffen.", muntere ich sie auf. „Glaub ich auch." Da kommt Axanon und stellt sich neben uns hin. „Bereit?" „Für was?", erwidere ich, doch die Antwort geht in Lärm der Menschen unter, da gerade der Vorhang geöffnet wird. Axanon geht voraus, dann fordert ein Mann uns auf ihm zu folgen. Zögernd gehe ich ihm nach und trete wieder zwischen die Menschen, die vor wenigen Minuten noch für mich Platz gemacht habe. Da sehe ich, auf was wir zusteuern. Ein Podest, welches ich vorhin gar nicht bemerkt habe. „Ist das nicht aufregend?", flüstert Alex mir zu. „Mhm.", murmle ich und fühle mich unwohler als ich zugeben will. Zusammen betreten wir die Erhöhung und während wir und hinter Axanon postieren, fängt er an zu reden. Er erzählt allen von Lys Tod und, dass Alex der neue Elementor ist. Auch mich erwähnt er, was in Murmeln durch die Menge gehen lässt. Es scheint ewig zu dauern, aber irgendwann werden wir in eine weitere Höhle geführt.

Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das Licht, aber die Dunkelheit ist viel besser als die dutzenden Menschen da draußen. „Guten Tag.", begrüßt mich eine Stimme. Langsam suche ich einen Körper zu der Stimme und finde ihn in einer Ecke. Er tritt heraus und es stellt sich heraus, die alles andere als alt klingende Stimme, gehört einem Mann mit einem alten, faltigen Gesicht und weißen Haaren. „Mia, Alex, folgt mir bitte." Alex und ich wechseln kurz Blicke, folgen dann aber dem Alten. „Wohin bringst du uns?", frage ich skeptisch. Aber der Mann bleibt still und eilt einfach weiter. Nachdem wir einen langen Gang, der mit Fackeln ausgeleuchtet wird, kommen wir zu einem Lift, der kleine Sessel darin stehen hat. „Setzt euch. Es dauert ein wenig, bis wir ankommen.", bietet uns der alte Mann an. Bevor ich mich setzen kann, fängt der Lift an zu wackeln und ich drücke mich an die Wand, nur um mich an ihr hinunter gleiten zu lassen.

„Wer bist du?", bohre ich nach. „Ich bin Linus, Alexandras Lehrer." „Mein Lehrer?", ruft das Mädchen aufgeregt. „Wohin fahren wir?", fahre ich unbeirrt fort. „Du wirst auch deinen Lehrer treffen.", erzählt mir Linus. „Das ist nicht die Antwort, die ich begehrte.", fauche ich. „Es wird sich alles auflösen!", lenkt er ab. Wütend springe ich auf, allerdings wechselt der Lift plötzlich die Richtung und ich werde gegen die Wand geworfen. Keuchend sitze ich auf dem Boden und starre den Mann wütend an, der mich siegessicher anlächelt. Egal wer das ist, ich mag ihn nicht.

Allerdings hatte Linus Recht: Wir fuhren wirklich eine Ewigkeit. „Wir sind da.", teilt Linus uns mit und hoffnungsvoll blicke ich auf. Seitdem ich auf den Boden geworfen wurde, hat niemand mehr etwas gesagt. Alex ist die erste, die die durch die offene Tür läuft. Der Mann hält mir helfend seine Hand hin, die ich ignoriere. Stöhnend rapple ich mich auf und stolziere durch die Tür. Allerdings stutze ich sobald ich aus dem Lift getreten bin. Alex, die staunend neben mir steht und ich befinden uns in einem riesigen Raum. Von der Decke hängen lange Kabel, an deren Ende Glühbirnen hängen. Unter der Decke sind Fenster, hinter der ein Rundgang ist, auf dem man anscheinend hinaussehen kann. Vor uns stehen einige Couches und ein Tisch mit Kugeln darauf, der wahrscheinlich als Zeitvertreib zur Verfügung steht. „Folgt mir."; weist uns Linus an und Alex geht mit ihm mit. Skeptisch bewege ich mich keinen Schritt.

„Mia! Komm schon!", ruft Alex fröhlich, aber ich bleibe stur stehen. „Zuerst will ich wissen, wohin wir gehen und was das hier für ein Ort ist.", fordere ich und schiebe meine Kinn nach vorne. „Mia, ich verspreche dir, dass ich dir alles erklären werde. Nur musst du mir jetzt vertrauen." „Aber...", will ich die Diskussion weiterführen, jedoch werde ich von Alex unterbrochen. Sie kommt zu mir her, nimmt meine Hand und zieht mich mit. Überraschender Weise ist sie ziemlich stark und seufzend lasse ich mich von ihr ziehen. Wir stehen auf dem Rundgang. Vor uns sind riesige Fenster und dahinter ist eine Wüste, die bis zum Horizont reicht. Wenn man sich jedoch umdreht, kann man nichts als Berge erkennen. „Sagst du mir jetzt was das hier ist?" „Das hier, ist das Trainingszentrum für Elementoren.", höre ich eine Stimme. Sofort wirble ich herum und vor mir steht ein junger Mann, etwas älter als ich und lächelt mich an. „Ich bin Neo, dein Trainer." „Ein Trainingszentrum?", meine ich und übergehe den eben gesagten Satz. „Ja. Ich muss mich für Linus entschuldigen. Er liebt es, Geheimnisses zu haben.", fährt er fort mit einem vernichtenden Blick zu dem alten Mann. „Was soll das Ganze?" „Nun ja. Die Götter haben es für gut befunden, dass alle Elementoren zusammen trainieren. So bildet sie eine stärkere Einheit und kämpfen wie ein Team. Da es auch zwei neue Elementoren und einen Hauptelementor gibt, der seine Kräfte bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat, haben wir beschlossen, alle Trainer und Trainierende auf einem Platz zu vereinen. Aya ist schon hier und wird uns helfen. Sobald Liah ihre Aufgaben erledigt hat, wird auch sie uns einen Besuch abstatten." „Du willst mir also erzählen, dass das hier ein Ausbildungszentrum für Elementoren ist?", rufe ich fassungslos.

FairytaleWhere stories live. Discover now