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Mia

Sein Fell ist wirklich unglaublich weich. Auch wenn ich das schon weiß, ist es irgendwie doch eine Überraschung. Seine Augen durchdringen meine und ich schaffe es, seinem Blick Stand zu halten. „Ihr seid ein süßes Paar.", höre ich Aya sagen und sofort ziehe ich meine Hand von Leon weg. Dann drehe ich mich um und blicke das kleine Mädchen an. „Wir sind kein Paar.", meine ich verlegen. Ich habe keine Ahnung, ob Leon in Wolfsgestalt hören kann, allerdings bin ich ziemlich sicher, dass er es kann. „Ihr wärt ein süßes Paar.", bemerkt sie und fängt dann wieder an Leon zu streicheln. Sie hat keine Ahnung, was sie durch diesen Satz in mir auslöst. Und gerade fühlte es sich so normal an, neben Leon zu stehen, ohne Hintergedanken. Aber Aya hat Recht. Wir wären ein süßes Paar. Wären. Ich bin die, die das wären nicht zu einem "seid" macht. Leon hat mir mehrmals seine Gefühle für mich offenbart. Aber ich wie genau, dass ich wieder vor einem Kuss zurück schrecken würde. Dabei will ich doch genau das. Oder? Will ich Leon küssen? In manchen Momenten sicher, aber ich bin einfach noch nicht bereit dazu. Und doch fehlt mir seine Nähe. Wenn ich am Boden zerstört bin, nimmt er mich nicht mehr in den Arm, da er weiß, dass ich ihn wegstoßen würde. Verdammt, ich kann es mir auch nicht Recht machen! Leon, der wieder als Mensch vor mir steht blickt mich verlegen lächelnd an. Er hat es also gehört. „Also, suchen wir jetzt Finn und Ly?", fragt Aya und durchbricht so die unangenehme Stille. „Was heißt wir? Hast du keine Familie zu der du zurückkehren kannst?", erwidere ich. „Nein, außerdem bin ich ein Elementor!" „Aber wir wissen nicht, wo sie sind.", gibt Leon zu bemerken. „Ich glaub ich weiß, wo sie hin sind."

Erwartungsvoll blicken Aya und Leon mich an. „Lys zu Hause ist die Wüste. Dort hat sie ihren Stamm. Also warum sollte sie nicht dorthin zurückkehren? Und Finn, naja ich bezweifle, dass er wieder in die Berge zurück will. Außerdem sind die zwei wirklich gut befreundet." „Klingt logisch. Und Finn ist in Ly verliebt. Das steigert die Chancen noch einmal." „Was?", frage ich verdutzt. „Ist dir das nicht aufgefallen?", meint er geschockt. Ich schütte den Kopf. Sicher sind sie ein perfektes Team, aber das Finn in sie verliebt ist? „Okay! Dann transportieren wir uns in die Wüste!", ruft aufgeregt.

Wir stehen vor dem Portal und halten uns an den Händen. Neben mir steht Aya, neben der Leon steht. Den Elementor habe ich in Flammen aufgehen lassen. Zusammen gehen wir einen Schritt nach vorne und berühren das Portal. Sofort werden wir hinein gezogen und ehe ich mich versehe, lande ich auf hartem Boden. Warum bekomme ich eigentlich nie eine sanfte Landung hin? Jedes einzelne Mal falle ich auf den Boden wie ein nasser Lappen! Zum Glück habe ich mich noch nie wirklich verletzt. So auch jetzt nicht. Aya ist die erste die steht. Dann komme ich und zum Schluss rappelt sich Leon auf. „Ich habe nicht gedacht, dass ich dich erneut sehe.", höre ich eine Stimme, die ich auf Anhieb wieder hasse. Mit ihr verbinde ich die qualvollen Minuten, während denen ich mich an die Hitze gewöhnen sollte. „Wir sind nicht wegen dir hier.", begrüße ich die Hexe kalt und richte meinen Blick auf sie. Ihre Zähne sind, wenn das überhaupt geht, noch gelber geworden. „Charmant wie eh und je?", grinst sie. „Aber was macht ihr dann hier?" „Wir suchen unsere Freunde.", meine ich kalt. „Die sind nicht hier.", antwortet die Hexe und wirft mich somit etwas aus meinem Konzept. „Warum solltest du das wissen?" „Ich besitze das einzige Portal hier in der Umgebung und wenn Ly nach Hause zurückkehren wollte, dann wäre sie über mein Portal gereist." „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?", bemerke ich. „Ich würde den Elementor doch nicht anlügen!", meint sie schockiert, wobei man sieht, dass der schockierte Gesichtsausdruck gespielt ist. „Woher weißt du das?", will ich sofort wissen. „So etwas spricht sich herum und ob du es glaubst oder nicht, hier kommen öfter Leute her. Die meisten sind sehr redefreudig." Leon sieht mich an. Er glaubt ihr, das sehe ich an seinem Gesicht. „Aber es ist unlogisch, dass er in die Berge zurück gekehrt ist.", überlege ich. „Es ist sein Zuhause.", schaltet sich Aya ein. Natürlich haben ihn die Bergmenschen gefoltert, doch es gibt so viel mehr als die Hauptstadt. Und wie Aya sagte, es ist sein zu Hause und das verlässt man nicht einfach. Und wenn Finn mit Ly gekommen wäre, so könnte das auch umgekehrt der Fall sein. „Also gehen wir einfach in die Berge, oder?", frage ich. „Es ist nicht so einfach. Was, wenn wir im Berg herauskommen? Schließlich wäre das das schlimmste, was uns passieren könnte!" Da muss ich ihm zustimmen. „Wir müssen uns sicher sein, dass wir bei dem Portal herauskommen, das in Finns Hütte ist." „Denkt doch einfach daran.", wirft Aya ein. „Was?", richte ich mich an sie. „Wenn ihr zwei Portale habt, zwischen die ihr euch entscheiden müsst, denkt an das, wo ihr mehr hin wollt. Dann kommt ihr auch dort an." Verwundert mustere ich sie. „Das funktioniert?", frage ich nach. „Natürlich!", versichert sie mir. „Worauf warten wir dann noch?"

Ich presse meine Augen zu und denke intensiv an die kleine Hütte, wo wir nach unsere Flucht Unterschlupf gefunden haben. Tatsächlich, als ich meine Augen öffne, befinden wir uns im Keller der Hütte. Glücklich fange ich an zu lachen. Dann rapple ich mich auf, da mir auch jetzt keine aufrechte Landung geglückt ist und klopfe mir den Staub von meiner Kleidung. „Wir haben es tatsächlich geschafft.", grinst auch Leon. Aya ist schon bei der Treppe und öffnet gerade die Luke, die ins Erdgeschoss führt. Sie knallt laut auf den Holzboden und das kleine Mädchen verschwindet sofort. So schnell wie möglich folgen wir ihr. Wir stehen im großen Untergeschoss und ich sehe mich um. Seit ich das letzte Mal da war, scheint eine Ewigkeit her zu sein. Und mein Blick fällt auch auf die Couch, auf der mich Leon mitten in der Nacht geweckt hat, um „Ich liebe dich!" zu sagen. Ich muss lächeln und wieder spiele ich mit dem Gedanken Leon zu küssen. Und wieder verwerfe ich ihn, da ich es im Nachhinein bereuen werde. „Finn?", ruft Leon. Niemand antwortet. „Hey! Kommt mal her!", schreit Aya von draußen. Schnell eilen wir nach draußen und stellen uns neben das Kind. „Seht ihr das?", meint sie und deutet in die Ferne. „Ich sehe nichts.", fange ich an, doch als meine Augen suchend über den dicht mit Bäumen bewachsenen Wald streifen, sehe ich es. Ein riesiges Schloss. „Es ist vollkommen aus Stein gebaut!", staunt Leon. „Wie kannst du das von hier erkenne?", frage ich ihn, ohne meinen Blick von dem Schoss zu nehmen. „Wolfsaugen.", meint er schulterzuckend. „Das ist mit Sicherheit Finn! Nur er kann Gebäude aus Stein erschaffen!", überlege ich. „Wir müssen dort hin." Leon nickt zustimmend und blickt dann zu Aya. „Wir werden dorthin gehen. Du wirst hier warten. Mia kann fliegen und ich werde laufen. Aber du kannst weder fliegen, noch dich in einen riesigen Wolf verwandeln.", erklärt Leon Aya. Sie verzieht dann ihr Gesicht so, dass sie traurig aussieht. „Hey, wir kommen mit ihnen zurück und du kannst sie treffen." Ihr Gesicht erhellt sich ein wenig. „Außerdem kannst du hier alles erforschen und wir sind vor Anbruch der Dunkelheit zurück. Das schaffst du, oder?", unterstütze ich Leon. „Ja, aber beeilt euch.", stimmt nun auch Aya zu. Sofort schießen meine Flügel aus meine Rücken und Leon verwandelt sich. „Bis später.", sage ich leise und streiche ihr über die Haare. Sie lächelt mich an und ich hebe ab. Wie aufs Stichwort läuft Leon los, jedoch nicht bevor er Aya mit seiner Schnauze sanft in den Bauch stupst, worauf sie kichert.

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