13. Was Gebäck und eine Schweinchen rosa Couch gemeinsam haben

120 11 13
                                    


Mia

"Ich weiß, dass es unüberlegt war und das ich nichts weiß, über die Welt da draußen. Aber ich will meinen Freunden helfen! Und ich habe keine Ahnung, was sie mit meiner Mutter machen, wenn sie herausfinden, dass ich weg bin. Wenn ihr etwas passiert, bin ich schuld und das würde ich mir nie verzeihen." Er wirft mir einen Blick zu, der sein Innenleben präsentiert. Eine Mischung aus Schmerz und Ratlosigkeit. Allerdings ist auch Neugier und Hoffnung dabei. Doch über all dem steht die Enttäuschung. "Aber warum hast du mir nichts erzählt?", fragt er leise. "Weil ich nicht wollte, dass du mitkommst. Und das wärst du, wenn ich es dir erzählt hätte. Der Rat hätte dich gefangen genommen, oder schlimmeres...", antworte ich doch meine Stimme bricht. "Ich kann auf mich selbst aufpassen.", sagt er trotzig. "Ich weiß, aber wir wissen nicht, was der Rat mit dir anstellen würde. Wenn du verletzt werden würdest, wäre es meinetwegen." Er grinst. "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich finde wir sollten schnell ein paar Antworten finden. Und wenn wir das getan haben, werden wir deinen Freunden helfen.", beschließt er und es scheint, als hätte er mir verziehen. Ich atme auf, doch dann fällt mir etwas ein. "Aber ich hab dir doch gesagt, dass du nicht mitkommst! Ich muss das alleine machen."

Er schüttelt energisch den Kopf. "Und du wirst das alles nicht alleine durchstehen! Denn ich verspreche dir, egal wie verletzt oder ängstlich du bist, ich werde immer für dich da sein. Du kannst und wirst nichts dagegen tun." Sein Ton lässt wirklich keine Diskussion zu. "Als erstes müssen wir herausfinden, wo wir hier genau sind. Wir müssen mehr über Thea herausfinden! Hilft sie uns wirklich, oder ist sie im Auftrag von jemanden hier. Und noch etwas: Hinterfrage alles! Glaube es nicht, bis du es mit eigenen Augen gesehen hast!", fängt er nach einer kleinen Pause an. Als ich antworten wollte, werde ich von einer Stimme unterbrochen.

"Ihr habt bei mir nichts zu befürchten! Ich bin zurzeit die Einzige die euch helfen will, und auch wird. Ihr müsst mir vertrauen, wenn das hier funktionieren soll!"

"Dann gib uns etwas, dem wir vertrauen können! Bis jetzt sind da nur Geheimnisse und Mia kann sich nicht mehr bewegen! Das ist nicht unbedingt meine Definition von Vertrauen." "Meine Methoden mögen euch nicht gefallen, aber wenn ich nicht gewesen wäre, wäre Mia jetzt weg, wahrscheinlich Tod. Und du wärst bitter endtäuscht, weil du dachtest du bedeutest ihr etwas." "Vertraust du mir?", fragt er, was mich vollkommen überrascht. Warum fragt er das? Natürlich vertraue ich ihm! Er ist der einzige, dem ich in letzter Zeit vertraut habe. "Ja sicher! Alles was ich getan habe, beschloss ich, weil ich dich beschützen wollte!" Nach einer kurzen Pause muss die eine Frage stellen, vor deren Antwort ich in den letzten Minuten am meisten Angst hatte. "Und du? Vertraust du mir?", frage ich leise. Er mustert mich, dann holt er Luft, und nickt. Erleichtert lächle ich. "Aber lüg mich nie wieder an. Wenn du es tust, werde ich es herausfinden.", stellt er klar und sein Blick huscht zu Thea hinüber. Schnell nicke ich und lächle. Nie wieder werde ich ihn anlügen, das verspreche ich.

"Befrei mich aus der Starre.", wende ich mich flehend an Thea. Sie grinst und schnippt mit den Fingern. Sofort kann ich meine Körper wieder spüren. Aber ich schaffe es nicht zu stehen und so knicken meine Beine unter meinen Körper ein. Ich liege am Boden und Leon dreht sich, nachdem er erschrocken ein paar Schritte zurück getreten ist, zu Thea um. "Was hast du mit ihr gemacht?", faucht er sie an. "Nichts! Sie ist nur noch etwas betäubt von der Starre." "Sie hat Recht.", beruhige ich Leon. Er geht zu mir, zieht mich hoch und setzt mich auf die Couch. "Also was wollt ihr wissen?", fragt Thea, die ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen hat. "Alles!", stellt Leon fest. Sie lacht. "So jung und doch so neugierig. Alles ist vielleicht für den Anfang ein bisschen viel." "Wer bist du? Was willst du von uns? Warum hilfst du uns und vor allem was bist du?"

"Wie ihr wollt. Warum ich euch helfe? Nun ich bin auf eurer Seite und mir liegt euer Wohlergehen sehr am Herzen." "Und das sollen wir glauben? Du hilfst uns, weil du uns magst?", frage ich belustigt. Wer hilft jemanden, damit er etwas Gutes getan hat? Jeder verlangt eine Gegenleistung. "Nein. Das versteht ihr nur nicht. Es ist alles ein wenig komplizierter. Es gibt etwas, was man Schicksal nennt." Ich stöhne auf. "Dein Ernst? Schicksal?" "Es gibt Menschen, die in die Zukunft blicken können. Ich bin eine von viele. Aber ich sehe nur eine Möglichkeit der Zukunft. Wenn du eine Entscheidung triffst, die nicht vorgesehen war, dann habe ich keine Ahnung, was dir dann noch alles passieren wird." "Und du hast gesehen, dass ich zum Rat wollte?" "Wie hast du das mit Leon gemacht?" "Meine Mutter war eine Hexe und das hat sie an mich weiter vererbt." "Ja sicher! Eine Hexe bist du auch noch!", schnaubt Leon. "Besonders du solltest mir glauben. Schließlich habe ich dich von deinem Zimmer zu Mia geholt. Aber gut, was muss ich machen, damit du mir endgültig glaubst?" "Keine Ahnung? Vielleicht Mia schweben lassen, uns ein Frühstück herzaubern und die Couch rosa färben?", scherzt Leon.

Thea versteht den Scherz anscheinend nicht und willigt ein. Gerade als wir sie aufklären wollen, taucht auf dem Tisch eine Vielzahl an Gebäck auf. Als wäre das nicht genug, fange ich plötzlich an zu schweben. "Leon!", schreie ich erschrocken. Er starrt mich an, wie ich immer höher fliege. Es ist so, als würde ich von einem unsichtbaren Seil in die Höhe gezogen werden. Als ich die Decke berühren kann, gleite ich langsam wieder nach unten. Als ich einen Blick auf die Couch werfe bin ich nicht überrascht, dass sie jetzt Schweinchen rosa ist. "Glaubt ihr mir jetzt?", fragt Thea triumphierend.

Wir sitzen am Tisch und essen das hergezauberte Gebäck. "Du bist also wirklich eine Hexe?", frage ich sicher das hundertste Mal. Ich kann es immer noch nicht fassen. Wie kann es sein, dass ich von all dem nichts mitbekommen habe? Die Dinge, die Thea hergezaubert hat, sind unglaublich gut. Es hat ein hornförmiges Gebäck, das innen mit Schokolade gefüllt ist. Da fällt mir etwas ein. "Ist das Mädchen, das überall auf den Bildern ist, deine Tochter?" Langsam sieht Thea mich an und nickt. Plötzlich fängt sie an mit ihren Händen irgendwelche Zeichen in die Luft zu malen. Sie ist weiß und hängt wie Nebel in der Luft. Es sieht aus wie eine Schrift, allerdings habe ich keine Ahnung, was sie bedeuten. Ich blicke zu Leon. Er ist genauso verwirrt wie ich. Plötzlich verschwinden die und an ihre Stelle tritt eine Lichtkugel. Thea zieht sie auseinander und vor mir entsteht ein Bild. Darauf ist das kleine Mädchen zu sehen, das bunte Linien in die Luft malt. Es steht auf der Lichtung die durch die Sonnenstrahlen leuchtet. Überall sind Blumen, die schöner sind, als alles, was ich bis jetzt gesehen habe.

"Ich habe das Bild gesehen.", stottere ich verwirrt. "Ja, das ist meine Erinnerung dazu.", erklärt Thea. Plötzlich fängt alles an sich zu bewegen. Die tausend kleinen Lichtpunkte formen sich so, dass es aussieht als würde das Mädchen laufen. Der Stock, den sie immer noch hinter sich herzieht, hinterlässt immer bunter werdende Linien. Da dreht sie sich im Kreis und um sie herum bildet sich eine Wand aus Farben. Es sieht unglaublich schön aus. "Wow", staunt Leon. Alles verschwindet wieder. Der Raum wirkt plötzlich viel dunkler. "Wo ist sie jetzt?", frage ich neugierig. "Wir haben noch viel zu tun! Lasst uns anfangen!", wechselt sie das Thema, so als hätte das Gespräch nie stattgefunden.

FairytaleWhere stories live. Discover now