19. Verrat

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Ly

Seine Pistole schmilzt und er schleudert sie wütend in die Ecke. "Du bist auch so ein Freak. Wie dein Freund und dieses kleine Mädchen." Ich grinse. "Und ich bin dir Haushoch überlegen. Außerdem bin ich unglaublich sauer, da du mehrmals auf mich geschossen hast.", antworte ich in einer neutralen Stimme, was alles was ich sage noch gefährlicher klingen lässt. Und es wirkt: der Mann ist sofort leichenblass und als ich auf ihn zukomme, weicht er an die Wand zurück. "Bitte.", wimmert er. "Jetzt bist du so ängstlich, wie ein kleines Kind. Mit Waffe hattest du so viel mehr Mumm." "Ich will nicht sterben.", flüstert er. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "Ich töte dich nicht.", lächle ich. "Vielleicht breche ich dir ein paar Rippen, deine Arme und Füße aber ansonsten lass ich dich in Ruhe. Denn ich habe es eilig." Diese Aussage scheint ihn nicht sonderlich zu beruhigen. Doch ohne zu zögern trete ich ihm in den Brustkorb, ziehe ihm die Beine unter seinem Körper weg und kugle ihm die Schulter aus. Er ist bewusstlos und ich stehe wieder auf. "Du hast noch Glück gehabt.", murmle ich, hetze dann aber aus dem Raum, hinab in den Stock für Medizin.

Ich komme wieder im Raum 729 an. Wenn Mia die Zeit genützt hat, sollte sie schon auf der Flucht sein. Wenn nicht, kann ich ihr nicht mehr helfen. Und auch wenn sie Leon aus dem Weg geht, so nimmt sie ihn dennoch auf ihrer Flucht mit. "Finn!", sage ich und klopfe an die Tür. Ich erhalte keine Antwort, deshalb klopfe ich erneut. Als ich ein drittes Mal Klopfen will, wird sie Tür von innen auf gerissen. Vor mir steht ein verdutzter Xaver. "Was machst du denn hier?", faucht er. Da es jetzt egal ist, ob er mitbekommt, was ich bin oder nicht, drücke ich ihm meine Hand ins Gesicht. Sofort fängt er an zu schreien und von seinem Gesicht steigt Rauch auf. Er bricht zusammen und ich steige über ihn hinweg. Nicht einmal eines Blickes würdige ich ihm. Als ich in den Raum trete, fühlt es sich so an, als würde ein Tonnen schwerer Stein von meinen Schultern fallen. Finn lehnt gegen die Wand und sieht mich an. Ein Lächeln breitet sich in seinem Gesicht aus. "Du siehst aus als wärst du zwei Mal verdaut worden.", ist das erste was ich sage. "Du siehst auch nicht besser aus.", kontert er. Ich komme auf ihn zu und kniee mich vor ihn hin. "Ich bin froh, dass du lebst.", sage ich lächelnd. "Ich auch.", antwortet er leise und streckt mir seine Hände entgegen.

Ich ergreife seine Hände und ziehe ihn hoch. Er ist vollkommen abgemagert und hat auf den ganzen Armen Narben. "Was haben sie dir abgenommen." "Alles. Blut, Knochenmark, Stammzellen. Alles was sie aus mir herausschneiden konnten, ohne das ich sterbe." Ich empfand unglaubliches Mitgefühl für ihn, doch das kann jetzt warten. "Wir müssen hier raus.", fordere ich ihn auf und er schlingt sofort seine Arme um meine Schultern. "Ich kann es nicht erwarten endlich wieder Tageslicht zu sehen." Wir gehen so schnell es geht Gang um Gang in Richtung Freiheit. Plötzlich höre ich Stimmten. Und da sehe ich schon Mia um die Ecke laufen. Ein unglaubliches Glücksgefühl breitet sich in mir aus. Sie hat es wirklich geschafft. Doch als ich ihr in Gesicht sehe, ist sie alles andere als glücklich. Bevor ich reagieren kann, holt sie aus und schlägt mich ins Gesicht. Verdutzt lasse ich Finn los und stolpere ein paar Schritte zurück. Meine Wange brennt, doch es ist nicht wirklich schmerzhaft. Allerdings bin ich vollkommen verwirrt und geschockt. Da schreit Mia auch schon los. "Wie konntest du mir das antun?" Ich bin vollkommen verwirrt und werfe einen Blick zu Finn. Er stützt sich an eine Wand, ohne die er wohl umkippen würde. Dann wende ich mich wieder zu Mia und frage:"Was meinst du?" Ich habe wirklich keine Ahnung, warum Mia so wütend auf mich ist. "Du weißt genau was ich meine! Du miese Verräterin. Wegen dir habe ich gelitten!" Plötzlich verstehe ich was sie meint.

Das darf doch nicht wahr sein! Sie wirft mit ernsthaft vor, dass ich nicht zu ihr gekommen bin. Was denkt sie denn, was ich gemacht habe? Einfach nur dagesessen und in die Luft gestarrt. Sie muss doch verstehen, dass ich das alles für sie getan habe. "Du verstehst das nicht.", will ich sie beruhigen. Doch es hilft nichts. "Ich bin es leid gesagt zu bekommen, dass ich etwas nicht verstehe. Alle haben Geheimnisse vor mir!" Plötzlich kommt Leon um die Ecke. mein Herz wird sofort leichter und er lächelt mich an, als er mich sieht. Und doch kann ich die Verwirrung auf seinem Gesicht sehen. "Was ist hier los?", fragt er verwundert. Mia stampft auf ihn zu und knurrt:"Nicht so wichtig." Doch Leon starrt mich an und ich werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu. "Komm, wir verschwinden.", höre ich Mia sagen. "Was ist mit Ly?", fragt er und starrt Mia verwirrt an. "Wenn du lieber bei ihr bleiben willst, dann bitte!", faucht Mia. Sie ist wirklich verletzt, dennoch muss sie das jetzt einfach hinter sich lassen und mit uns kommen! Wir könnten wegen dieser Diskussion alle draufgehen. "Finn und ich sind auf dem Weg nach draußen. Er weiß, wo es einen Ausgang gibt.", versuche ich sie zu überzeugen. "Mia."; sagt Leon leise. "Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber Ly ist unsere Freundin. Und wenn sie einen Weg nach draußen weiß, sollten wir mit ihr gehen. Oder hast du einen besseren Plan?"

"Nein, aber jeder Plan ist besser, als mit Ly mitzukommen!", kontert Mia und starrt mich an. Ich kann sehen, wie Leon die Geduld verliert. "Hör zu! Egal was zwischen euch vorgefallen ist, wir haben keine andere Wahl!" "Natürlich! Wir finden es selbst heraus!", erwidert sie. Ich werfe Finn einen Blick zu, der ihn verzweifelt erwidert. Ich weiß was er denkt. Wir sollten abhauen, solange niemand uns bemerkt hat. Denn wenn wir gefangen wären hätten sie sowohl Finn, als auch mich, Mia, obwohl sie ihnen nicht ansatzweise so viel bringen würde, als wir zwei. Und dann noch Leon, der sich in einen riesigen Wolf, mit scharfen Klauen, verwandeln kann, wenn es ihm gefällt. Doch soweit wird es nicht kommen! Da kommt Leon auf uns zu gehumpelt. "Mir egal was du machst. Ich glaube Ly und sie ist meine Freundin. Und wenn du nicht mitkommen willst, tja dein Pech. Aber du wirst ohne Ly hier sterben! Also spring verdammt noch mal über deinen Schatten! Außerdem kommen die Wachen gleich. Du kommst mit oder bleibst hier. Deine Entscheidung. Ich habe mich schon entschieden.", ruft Leon, während er sich neben mir stellt. Ich muss ihn anlächeln, denn er hat sich richtig entschieden. Er will das Selbstmordkommando mit Mia nicht durchziehen. Obwohl Finn mich dafür hassen wird, drehe ich mich zu Mia um. "Bitte.", flehe ich. "Ich weiß, dass du verletzt bist, aber für solche Kinderspiele haben wir jetzt keine Zeit. Du liegst mir am Herzen und wenn wir hier raus sind, reden wir darüber." " Du bist eine wirklich gute Lügnerin.", ist meine einzige Antwort. Warum versteht sie nicht, dass sie sterben wird, wenn sie nicht mit mir mitkommt?

Da dreht sie sich um. "Das kann doch nicht dein Ernst sein!", keucht Leon neben mir. "Lass sie!", rät Finn Leon. Ich atme tief durch, aber Finn hat Recht. Mia hat ihre Entscheidung getroffen. "Außerdem.müssen wir uns beeilen.", fährt er fort. Ich nicke und laufe zu Finn. Er lächelt mich an und schlingt seine dürren Arme um meine Schultern. "Du hast es versucht.", flüstert er mir ins Ohr. Mein Herz wird schwer und ich muss tief durchatmen, um nicht sofort anfangen zu schreien. "Sie schafft das schon irgendwie. Schließlich ist sie der Elementor." "Und was ist mit uns? Wir sollten sie beschützen! Und wir haben versagt! Ich habe versagt.", antworte ich leise. "Ann.", flüstert er sanft. Ich blicke zu ihm hinauf. "Du hast alles versucht.", versucht er mich aufzumuntern. Ich zwinge mit zu einem Lächeln und nicke. Dennoch fühle ich mich unglaublich schuldig. Da höre ich, wie Leon zu uns aufschließt. Er sagt nichts, doch er wirkt unglaublich erschöpft. Wir gehen die Gänge entlang. Finn sagt mir nach jeder Abzweigung, wo es weiter geht. Endlich haben wir den Lift erreicht. Die Tür gleitet auf, doch als wir gerade die Türen schließen und in die Freiheit fahren wollen, höre ich Schreie. Wir drehen uns erschrocken um. Ich kann Mia sehen, die wild mit den Armen fuchtelnd auf uns zu läuft. Mein Herz mach einen Satz, doch es rutsch sofort wieder in die Tiefe, als ich die schwarz gekleideten Männer hinter ihr sehe. Leon stellt schnell den Fuß zwischen die Türen, als sie zugleiten. "Was machst du da?", beschwert sich Finn. "Ich kann sie nicht im Stich lassen. Sie muss mit uns kommen!", verteidigt sich Leon. "Sie wird es nicht mehr schaffen. Wenn wir auf sie warten, kommen auch die Wachen." Von der einen auf die andere Sekunde, entwerfe ich einen Plan und stürze aus der Tür. "Komm zurück.", schreit Finn sofort. An seinem Tonfall kann ich erkennen, wie frustrierend das für ihn ist. Außerdem hat er Angst um mich. "Halt die Tür für mich offen.", schreie ich zurück. Statt einer richtigen Antwort höre ich nur meinen Namen, den Finn verzweifelt ruft. Doch ich kann nicht umdrehen, also laufe ich weiter.

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