28. Eine Münze ist der Schlüssel

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Leon

Ich stolpere durch das kalte Portal und liege plötzlich flach am Boden. Ich richte mich auf und bemerke, dass ich auf Sand liege. Langsam stehe ich auf und klopfe mir die kleinen Körner von meinem Körper. Plötzlich sehe ich es. Eine riesige, sich bewegende, blaue Masse. Sie geht bis zum Horizont und wahrscheinlich auch weiter. Auf den Wellen tanzen kleine Schaumkronen und immer wieder schlagen kleine Wogen an den Strand. Da höre ich Schritte hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Mia und Ly die das Meer beobachten. "Es ist lange her, als ich das letzte Mal da war." "Man nennt es Meer oder?", fragt Mia und blickt mich mit ihren großen, blauen Augen direkt an. Ich muss über ihre Unwissenheit lächeln. "Ich habe Geschichten darüber gehört. Über die Größe und Schönheit. Aber nie hatte ich mir auch nur erträumen können, dass es so riesig ist.", sage ich und deute auf das Wasser hinter mir. "Was machen wir jetzt?", fragt Mia Ly, nachdem wir das Meer eine Weile lang beobachteten. "Wir tauchen ab.", grinst sie. "Wort wörtlich?", frage ich verwirrt. Sie nickt. "Wir sollen da rein?", fragt Mia mit aufkommender Panik in der Stimme. "Ja? Was ist los?", fragt Ly. "Ich kann nicht schwimmen." Überrascht starre ich sie an. "Da der Rat niemanden nach draußen lässt, warum sollten wir dann schwimmen lernen? Wir haben ja nichts um es zu probieren!" "Ich habe es auch in einem Pool gelernt." "Was ist ein Pool?", fragt Mia erneut verwirrt. Ich seufze. "Man füllt ihn mit Wasser und dann kann man darin schwimmen.", erkläre ich. "Wie eine riesige Badewanne?", fragt sie. Ich lache, nicke aber dann. "Wir müssen nicht weit hinein.", versucht Ly sie zu beruhigen. "Kann ich über das Meer fliegen und erst dann hinein, wenn wir angekommen sind?", schlägt sie vor. Ly zuckt mit den Schultern und willigt dann ein.

Mia

"Wie gehen wir vor?", fragt Leon. "Nun.", antwortet Ly. "Es gibt einen Punkt im Meer, nahe am Strand, bei dem am einen deinen Zugang zu Meereswelt erhält." "Und wir suchen ihn jetzt?", fragt Leon skeptisch. Sie nickt. "Verstehe ich das Recht? Wie schwimmen durch das Wasser, bis wir eine undefinierten Eingang finden, der vielleicht hier ist, vielleicht auch nicht." Wieder nickt sie. "Das Portal hat uns in die Nähe gebracht. Wir sind also nicht weit entfernt." "Dann fangen wir wohl an zu suchen", seufzt Leon. Während Leon und Ly in das Meer waten, suche ich mir einen bequemen Sitzplatz. Grinsen sehe ich zu, wie die zwei immer weiter ins Meer gehen.

Ly Ann

Leon und ich schwimmen immer weiter hinaus. "Ist das wirklich so weit draußen?", fragt Leon keuchend neben mir. Sowohl mir als auch Leon fällt die Kleidung zur Last. Sie ist völlig durchnässt und unglaublich schwer. "Schwimmen wir zurück und suchen am Strand weiter.", stimme ich ein. Also machen wir uns auf den langen Rückweg. Irgendwann kann ich den rettenden Boden unter meinen Füßen spüren. Mia sitzt am Strand und beobachtet und aufmerksam. "Kannst du dich an eine bestimmte Sache erinnern, die uns helfen könnte? Vielleich wie tief es was?", ruft sie uns zu. "Ich weiß, dass ich nicht mehr stehen konnte, aber da ich damals etwa um die Hälfte kleiner war, kann ich es nicht genau sagen.", antworte ich frustriert. Wir suchen noch etwa zehn Minuten. Da reißt Leon die Hände in die Luft und sagt aufgebracht: „Das ist wie die Nadel im Heuhaufen suchen!" Ich stimme ihm mit einem Kopfnicken zu. "Gehen wir an den Strand und ruhen uns aus.", schlage ich vor. Da taucht er unter und kommt mit einem silbernen Plättchen wieder an die Wasseroberfläche. Ich erkenne es sofort. Es ist eine Münze. Aber nicht nur irgendeine Münze, eine Drachme. Als Leon sie wegwerfen will, quietsche ich auf. Er hält inne und blickt mich verwundert an. Auch Mia blickt erstaunt auf. Schnell schwimme ich zu Leon hin und keuche: „Eine Drachme! Das ist es!" Verwirrt sieht er mich an. "Der Eingang!", rufe ich erfreut aus. "Das Ding da?", fragt Leon lachend. Ich nicke eifrig und nehme es in die Hand. "Und wie soll das funktionieren?", fragt er weiter. Ich zucke mit die Schultern. Als ich etwas erwidern will höre ich ein Surren. Plötzlich stehen ich und Leon in einer riesigen, blauen Kugel, dem einen vernebelten Blick nach draußen gewährt. Zuerst passiert nichts doch dann fängt die Kugel an, langsam im Wasser zu verschwinden. Mit uns darin. Doch wir werden nicht nass, sondern das Wasser bahnt sich ihren Weg um uns herum. Ich kann gerade noch erkennen, wie Mia mit den Armen fuchtelt, als wir schon unter Wasser sind.

Mühelos gleiten wir durch das Wasser, rund um uns herum schwimmen Fische und ich kann kleine, bunte Korallen entdecken. Plötzlich wird die Kugel durchsichtig und wir haben freien Blick auf auf den Meeresgrund. Wir sind sicherlich schon zehn Meter unter Wasser. Fassungslos starrt Leon mich an. "Was sollen wir jetzt tun?", fragt er mit zitternder Stimme. "Wir gelangen durch diesen Eingang in die Meereswelt. Ich bezweifle, dass wir etwas dagegen tun können." "Mia ist da oben! Ganz allein!" "Sie kommt klar.", beruhige ich ihn. Doch es ist zwecklos. "Jemand könnte sie töten oder foltern!" "Da ist niemand.", antworte ich genervt. Natürlich mache auch ich mir Sorgen um Mia, aber ich bin mir sicher sie kommt auch alleine klar. Schließlich kann sie fliegen, das muss doch mal zu etwas gut sein. "Wir werden sie holen.", verspreche ich. "Das weißt du doch gar nicht.", antwortet er. Ich seufze und sage nichts mehr. Denn er hat Recht. Weder ich, noch er wissen was dort unten passiert. "Wenn sie stirbt...", fängt er wieder an, doch jetzt habe ich genug. „Hör zu. Tut mir Leid, dass es nicht so abgelaufen ist, wie wir es geplant haben. Aber sie kann auf sich selbst aufpassen. Schließlich ist sie kein kleines Kind mehr. Ich bin mir sicher wir finden einen Weg, sie zu uns zu holen. Aber jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt.", fauche ich. Sprachlos von meiner kleinen Rede starrt er mich an. Dann wendet er sich ab und beobachtet sie vielen, bunten Fische, die die Glaskugel umkreisen. Auch ich blicke wieder nach vorne und stocke. Nur wenige Meter vor uns ist eine tiefe Schlucht und wir steuern genau darauf zu. "Wir werden doch nicht...", fange ich an, doch ich höre auf zu reden, als wir über die Kante gleiten. Unter unseren Füßen wird alles schwarz.

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