09. Die Geschichte, die alles verändert

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Mia

„Zuerst war nichts. Nur der Weltraum mit seinen unendlichen Weiten. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung, gab es einen Knall. Sterne flogen aus ihren Bahnen, in Sonnen hinein. Asteroiden kollidierten mit Planeten. Doch irgendwann entstand aus dem Sternchen ein neuer Planet. Dieser hatte zwei Monde die ihn begleiteten und er bahnte sich seinen Weg um eine neue Sonne. Dieser Planet war Xylon. Zuerst war der Boden schwarz und das Meer leer. Kein Leben bevölkerte ihn. Doch langsam fing alles an sich zu verändern. Das Land teilte sich in drei große Teile auf, die nur durch kleine Landstraßen miteinander verbunden waren. Auf den ersten Kontinent bildete sich ein riesiges Gebirge. Es war tausende Meter hoch und die Spitzen ragten schon durch die Wolkendecke. Doch es waren keine normalen Wolken. Sie hatten sich zusammengetan und waren zu einem riesigen Reich geworden. Auf dem zweiten Kontinent veränderte sich nicht viel. Die Erde blieb schwarz, aber auch dort bildeten sich Berge. Diese fingen an Feuerbälle auszuspucken. Aber auch eine Masse die rot und orange war. Sie war unglaublich heiß, aber während sie an der Oberfläche entlangglitt, wurde sie zu Stein. Ganz änderst war der dritte Kontinent. Dieser war überaus fruchtbar, und es dauerte nicht lange und es entstanden Wälder. Sie überzogen bald den gesamten Kontinent. Jetzt fehlte nur noch eins: Das Meer. Im Meer entstanden ganze Paläste aus Korallen. Bald entstanden auch Lebewesen, die sich, je nachdem auf welchem Teil sie lebten, an die Umgebung anpassten. Im Meer gab es bald Wassermenschen. Sie hatten eine Schwanzflosse, konnten Unterwasser atmen und zwischen ihren Fingern hatte sich eine dünne Haut, die ihnen das schwimmen erleichterte, gebildet. Die Lebewesen auf den Bergen, waren besonders geschickt und hatten viel Kraft. Ihnen fiel es leicht steile Bergwände hinauf zu klettern. Jene über den Wolken hatten Flügel, die sie leicht über die weiße Decke hinweggleiten ließ. Die in den Feuerbergen, konnten große Hitze standhalten. Sie waren vertraut mit dem sich ständig veränderten Boden und konnten sich perfekt anpassen. Nur im Wald, der am Anfang so fruchtbar schien, entstanden keine Lebewesen. Später kamen zwar kleine Vögel, Füchse und Rehe, allerdings blieb es bei den kleinen Tieren.

Im Laufe der Jahrzehnte begannen die Lebewesen auf allen Kontinenten Rangordnungen zu erstellen. So war ihr Überleben gesichert. Natürlich waren alle Regierungsformen unterschiedlich, doch eines hatten alle gemeinsam: Für die schlimmsten Verbrechen kam man in den Wald. Dort überlebte oder starb man. Bald wurde es als Niemandsland bezeichnet, denn es gab, laut einer Sage, Bestien die alle, die in den Wald kamen, töteten und anschließend auffraßen. Und auch die Kontinente bekamen Namen: Die Gebirge wurden zum Erdreich, das Meer zur Wasserwelt, die feuerspuckenden Berge taufte man Feuerland und die Wolkendecke Luftpalast.

In jedem Reich gab es eine Frau oder einen Mann, der das jeweilige Element beherrschen konnte. Man nannte sie Elementoren. Und dann gab es eine Frau, die die Gabe besaß, alle vier Elemente zu beherrschen. Man nannte sie Bändigerin oder einfach der fünfte Elementor. Diese Fünf bildeten den Rat. Sie sollten darauf achten, dass es keine Kämpfe in ihrem Reich gibt. Und wenn, dass sie diese mit ihren Fähigkeiten ein Ende setzten konnten. Das funktionierte gut, doch man hatte etwas vergessen. Die, die im Wald ausgesetzt worden waren, wurden nicht getötet. Die Bestie aus den Sagen existiere nicht. Schon bald schlossen sie sich zusammen und bildeten eigene Zivilisationen. Und so auch 2 Ehepaare, die verbannt wurden, da sie den Elementor des Luftreichs töteten. Sie bauten sich Hütten und überlebten. Langsam wuchs aus diesen vier Leuten eine ganz neue Zivilisation."

Die letzten Worte hängen noch in der Luft, aber ich starre die Frau nur an. Was will sie mir damit sagen? "Warum erzählst du mir ein Kindermärchen?", frage ich skeptisch. "Weil es kein Märchen ist. Alles davon ist wahr." "Geht die Geschichte noch weiter?" Thea nickt. "Erzähl sie mir!", dränge ich sie.

"Nun, das ist jetzt wohl der wichtigste Teil für dich. Die Gemeinde, die aus den zwei Ehepaaren geworden war, gründete einen Rat. Sie vermieden jeglichen Kontakt zur Außenwelt, da sie alle anderen für gefährlich hielten. Ihre Kinder zogen sie in dem Glauben auf, sie wären Geschöpfe Gottes und etwas Besseres als eine Spezies, die sich langsam aus ihnen entwickelt hat. Und ihr System funktionierte. Zumindest von außen scheint es prachtvoll und stark, aber innerlich reißt die Neugierde der Bevölkerung ein Loch in das schlagende und so stabil scheinende Herz. Sie müssen immer mehr Leute abfangen, die nach draußen wollen, die wissen wollen, was da draußen ist. Aber der Rat duldet so ein Verhalten nicht. Sie werden weggesperrt und bekommen nicht einmal die Chance auf das, was so normal sein sollte. Freiheit. Nur sehr wenige konnten entkommen, allerdings kamen auch diese nicht weit. Da sie nichts wissen, über die Welt da draußen, überleben sie nicht lange. Und der Rat sieht dabei zu, wie das eigene Volk ins offene Messer läuft. Das Volk, ist wohl eines der größten im Wald. Sie nennen sich selber Fluxe."

Mit diesem Satz endet ihre Geschichte. Scharf ziehe ich die Luft ein. Der Rat verschweigt uns mehr, als ich jemals für möglich gehalten habe und wir leben auf einen Kontinent, der als riesiges Gefängnis dient. Ich stehe auf und fange an, im Raum auf und ab zu laufen. Da fällt mein Blick auf Leon. Er sitzt still auf seinem Stuhl und mustert mich. "Was hältst du von der Sache? Bist du nicht überrascht?" "Nein.", antwortet er mir langsam. "Bei uns ist es nicht so wie bei euch. Wir wissen, was da draußen ist. Wir dürfen aber nicht weg. Die meisten wollen das auch nicht, denn bei uns sind sie in Sicherheit." Ich starre ich an. "Du wusstest es? Die ganze Zeit? Und du hast mir nichts gesagt?", frage ich aufgebracht.

"Ich war nicht der Richtige, der dir das sagen sollte!" Wie kann er das nur machen! Ich habe gedacht, dass wir ehrlich zueinander sind! "Ich muss hier raus!", sage ich wütend und stampfe aus dem Raum. Raus aus dem Haus, auf die Lichtung hinaus. Ich bemerke, dass es schon dämmrig ist. Perfekt! Sie werden mich nicht sehen, wenn ich irgendwo auf einem Baum sitze, so wie ich es immer mache, wenn ich nachdenken muss. Das einzige Problem ist: meine Flügel werden mir diesmal nicht helfen. Sie sind noch immer nicht vollständig geheilt. Ich stehe am Fuß eines Baumes und blicke am Stamm entlang in die Höhe. So schwer kann das doch nicht sein!

Mit den Händen greifen ich nach dem ersten Ast und Stämme die Füße gegen die Rinde. Ich schaffe es mich hoch zu ziehen. So geht es weiter bis ich fast ganz oben bin. Ein paar Meter über mir sehe ich eine Astgabel. Sie sieht aus, als könnte man gemütlich darin sitzen. Ich stehe auf und greife nach dem nächsten Ast. Langsam ziehe ich mich an ihm hoch. Als ich das Knacken höre, ist es schon zu spät.

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