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Mia

„Ich will zu Axanon.", fordere ich die Wache auf, die mir entgegen kommt. Die Hexe hat mir eine Art Karte gegeben, mit der ich zu dem Vulkan gefunden habe. Zwar brennt die heiße Luft etwas auf meinen Flügeln, aber so komme ich einfach am schnellsten an mein Ziel und so war ihre Verwendung unumgänglich. „Woher weißt du von ihm?", kommt als Gegenfrage. Ich stöhne auf. „Für so etwas habe ich keine Zeit. Bringe mich einfach zu ihm. Er wird mich erkennen." Langsam kommt er auf mich zu und seine Füße sinken leicht im Sand ein. In der einen Hand trägt er ein Messer, in der anderen einen alten Stoffsack. „Zieh dir das über.", befiehlt er. „Ich weiß, wohin wir gehen. das wird nicht nötig sein.", versuche ich ihn zu überzeugen. Aber er bleibt stur und packt mich hart am Arm, nachdem ich mir den dreckigen Sack über den Kopf gezogen habe.

Ich starre auf die dicken Maschen der Innenseite und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. in diesem Moment wünsche ich mir Leon an meiner Seite. Es wäre gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der sich in einen gigantischen Wolf verwandeln könnte, wenn es notwendig wäre. „Aber es wird nicht notwendig sein!", rufe ich mir in den Kopf. „Axanon wird mich erkennen und alles wird gut." Die Sonne brennt auf meine nackte Haut. Mein Kopf tut langsam weh als wir plötzlich in einen kühlen Raum treten und ich erleichtert aufatme. „Kann ich den Sack jetzt abnehmen?", frage ich genervt, doch ich höre nur ein Murren, was ich als „Nein" deute. Als der Raum anfängt sich zu bewegen, bemerke ich, dass wir in einem Lift sind. Irgendwann höre ich ein Pling und noch etwas kühlere Luft kommt uns entgegen. Ich weiß noch, dass die Höhle, in der Ly gesessen ist, auf der anderen Seite der großen Wiese gewesen ist, die sich am Boden des Vulkans befindet. Und tatsächlich fühle ich kurz darauf Grashalme an meinem Knöchel kitzeln.

Leise tuscheln Stimmen um mich herum, bis mich mein Wächter in einen Raum stößt und sich vor meinem Kopf sich alles verdunkelt. Dann zieht mir jemand gewaltsam den Sack vom Kopf und sofort erkenne ich den Raum in dem ich stehe. Es ist wirklich der Raum, in dem ich Ly begegnet bin. alles ist gleich. Die Männer, die in einer Reihe bis zum Thron stehen. Auch die Wandteppiche haben sich nicht verändert. Der einzige Unterschied ist, dass nun Axanon auf dem Thron sitzt und nicht Ly. Dieser mustert mich, hat mich aber anscheinend sofort erkannt. „Geht!", befiehlt er seinen Männern, die zuerst murren, aber dann seinem Befehl gehorchen. „Wenn du alleine kommst, heißt das wohl nichts Gutes.", fängt e nach einer Weile an. Ich atme tief ein und versuche die Worte über meine Lippen zu bringen. Aber ich schaffe es nicht.

„Mia, er hat es verdient es zu wissen!", rufe ich mir in den Kopf. „Sie hat mich gerettet und ist heldenhaft gestorben.", hauche ich und ich kann sehen, wie Axanon versucht, sich zu beherrschen. „Es ging alles so schnell.", füge ich hinzu. Eine Weile passiert nichts. Dann erhebt er sich plötzlich und geht zu der Wand hinter dem Thron. Sin Gesicht ist ausdruckslos. Als er wiederkommt hat er einen Dolch in der Hand, der im Licht matt schimmert. Erschrocken weiche ich zurück. Ohne ein weiteres Wort geht er wieder zum Thron und kniet sich davor hin. Plötzlich fängt er an, Wörter in einer fremden Sprach zu murmeln und sowohl der Thron als auch der Dolch fangen an weißlich zu schimmern. Staunend betrachte ich das Ritual und Axanon erhebt sich. Während der Thron seinen Glanz verliert, pulsiert der Dolch förmlich. Plötzlich leuchtet der Thron rot auf und ich höre das Kratzen von Metall auf Metall. Axanon dreht sich zu mir um und über seine Wangen rinnen Tränen. Als ich einen Blick zu dem Thron werfe erkenne ich, dass Lys Dolch nun in der Lehen steckt. Generell besteht die Rückseite des Thrones aus Schwertern und Dolchen.

„Es ist ein Ritual welches wir veranstalten, wenn unser Anführer verstorben ist.", meint er nur und zieht sein Schwert. Wieder verschwindet er hinter dem Thron, allerdings kommt er ohne seinem Schwert heraus. „Wenn ich sterbe, wird mein Nachfolger mein Schwert zu den anderen legen." „Es tut mir leid.", flüstere ich und mir jagt ein kalter Schauder en Rücken hinunter, als ich sehe, wie viele Schwerter es schon sind. Es muss ein alter Stamm sein, wenn schon so viele Anführer gestorben sind. Oder die Anführer haben einfach eine niedrige Lebenserwartung. Axanon atmet tief ein und setzt sich dann wieder auf den Thron. Nun trete ich näher. „Ly war eine gute Freundin." „Das war sie.", stimmt er mir zu. „Sie war auch eine tapfere und gerechte Anführerin. Ich kann nur hoffen, dass ich meine Aufgaben halb so gut erfüllen werde wie sie." In diesem Moment wird mir bewusst, wie wenig über Ly weiß. Sie hatte hier ein vollkommen anderes Leben. Eines als Anführerin mit ihresgleichen. Sie war hier eine Freundin und eine geschätzte Persönlichkeit. Niemandem war es wichtig, dass sie Ly, der Elementor des Feuers war. Hier wurde sie geschätzt für das, was sie geleistet hatte.

„Wurde sie begraben?", fragt mich Axanon. „Ja, wurde sie." „Könnten wir den Körper haben" „Ich befürchte, dass das nicht möglich ist.", erwidere ich stockend. Wie soll man jemandem erklären, dass seine Anführerin in einem Steinschloss begraben wurde, welches dann eingestürzt ist? „Aber keine Sorge ich wüsste nicht, wo sie lieber wäre.", füge ich hinzu. Schließlich liegt sie in den Armen des Jungen, der sie mehr liebte als sein Leben.

„Immerhin.", murmelt er. Seine Tränen sind versiegt und auch sonst scheint er ihren Tod gut weggesteckt zu haben, allerdings glaube ich, dass es ihn innerlich tief getroffen hat. Kurz erinnere ich mich, wie, als ich das erste Mal zu Ly gekommen bin, sie mit Axanon umgegangen ist. So wie alte Freunde, als würden sie sich schon lange kennen. „Was ist mit dem neuen Elementor? ich habe noch nichts von einer Nachfolgerin gehört." „Die Götter geben heute Nacht das Zeichen.", erkläre ich ihm und sage ihm nichts davon, dass ich es schon weiß. Es ist ja so oder so egal und wenn er es weiß, könnte er zu Alexandra gehen und ihr die Botschaft überbringen. Und ich bezweifle, dass das die Götter gerne sehen würden. „Wie wird es dann weiter gehen?"

„Ich treffe mich mit dem neuen Elementor und er fängt die Ausbildung an. Dann werde auch ich meine Ausbildung absolvieren. Und dann werden wir alle zusammen diese Welt vor den Gefahren, die sie in sich birgt, beschützen." „Ich dachte mir schon, dass du der Elementor bist. Ly hat es immer schon vermutet.", überlegt er. Ich nicke und weiß nicht, was ich darauf antworten soll. „Ich werde dir ein Zimmer zuweisen lassen. Du bist hier herzlich willkommen." „Danke. Aber ich werde nur bis morgen bleiben. Dann habe ich noch einige Dinge zu erledigen.", bedanke ich mich und verschweige, dass die „wichtigen Dinge" draus bestehen, allen zu sagen, dass es Leben in und außerhalb des Waldes gibt. In diesem Moment kommt ein Mann herein und Axanon flüstert ihm etwas zu. Er nickt und bittet mich ihm zu folgen. Bevor ich seiner Aufforderung nachkomme, drehe ich mich um und lächle Axanon aufmunternd zu. Er nickt und wendet sich zum Thron, der nun ihm gebührt ist.

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