18. Unschuldiges Mädchen

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Erst nach dem ersten Schock erkenne ich, das es nicht Finn, sondern ein anderer Junge mit der selben Haarfarbe ist. Seine kalten Augen starren mir durchdingend an und ich ertrage das nicht länger. Schnell lasse ich die Lider über seine Augen gleiten und trete ein paar Schritte zurück. Sofort fängt er an zu brennen und ich sehe einen Moment zu, wie die Flammen den gesamten Körper erfassen. Dann drehe ich mich um und schließe, so gut es geht, die Tür. "Hat der Mann etwa gelogen? Wo ist Finn und wer ist das da drin?" Als ich gerade zurück gehen und dem Doktor für seine Lüge eine verpassen will, höre ich etwas. Ein Röcheln und ein Husten. Es kommt von einer kleinen Tür, rechts von mir. Kann es sein, dass der Doktor doch die Wahrheit gesagt hat? Schnell laufe ich zur Tür und versuche das Schloss zu schmelzen. Doch es funktioniert nicht. "Finn?", rufe ich panisch. Warum setzen meine Fähigkeiten aus? Was ist passiert? Habe ich sie verloren? Schnell laufe ich zum Tisch und halte meinen Finger an den Bildschirm des Computers. Sofort schmilzt er und eine Glückswelle durchfährt meinen Körper. Ich habe sie nicht verloren, doch warum funktionieren sie bei der Tür nicht. "Finn?", rufe ich erneut. Dann gehe ich zur Tür zurück. "Ann?", höre ich. Es ist nicht mehr als ein Flüstern, aber ich höre es dennoch. "Die Tür ist gegen meine Kräfte immun. Aber wenn du es noch weiter versuchst, wird sie nicht standhalten können. Sie haben sie nur gegen meine Fähigkeit immunisiert."

"So viel Zeit hab ich nicht. Ich muss gleich wieder weg. Es ist etwas passiert Finn. Etwas, was nie hätte passieren dürfen." "Der Elementor.", höre ich seine Stimme. Ich nicke und bemerke, dass er mich sehen kann. "Woher weißt du es?" "Ich konnte es spüren. Vor etwa einer Woche." Ich muss lächeln. Seine Sinne waren immer schon besser als meine. "Ist bei dir alles ok?" "Ja alles super. Sie nehmen alles was sie kriegen können, ohne mich zu töten. Ich kann gerade Mal alleine essen, aber alleine stehen und gehen kann ich schon lang nicht mehr.", antwortet er sarkastisch. "Deinen Humor hast du nicht verloren.", grinse ich. Ich weiß, dass auch er lächeln muss. "Ich muss gehen. Ich komme dich holen. Versprochen." "Wann?", antwortet er und Verzweiflung schwingt mit, auch wenn er sie sehr gut unterdrückt. "Ein, vielleicht zwei Tage." "Beeil dich. In drei Tagen hab ich eine Operation, die ich nicht überleben werde." Ich schlucke. "Ich lass dich nicht im Stich.", verspreche ich und eile aus dem Raum.

Gerade als ich auf den Gang zum Besprechungszimmer einbiege, sehe ich plötzlich Leon. Vor einer Sekunde war noch nicht da, da bin ich mir sicher. Er ist vollkommen durchnässt und starrt geschockt auf die Wand vor sich. Schnell laufe ich zu ihm hin. "Alles ok.", flüstere ich und streiche ihm mit meiner Hand beruhigend über den Rücken. "Sie hasst mich. Und sie glaubt immer noch, dass ich eine Haluzination bin.", fängt er an, doch dann bricht er ab und blickt mich an. Seine Worte haben nicht ansatzweise den ganzen Kummer und die Traurigkeit seiner Gefühle wiedergespiegelt. Doch in seinem Augen kann man die Verzweiflung sehen. Tränen schleichen sich in seine Augen und ich zwinge mich zu einem Lächeln. Dann ziehe ich ihn an mich. Bis auf Finn, kann ich mir keinen vorstellen, der eine Umarmung mehr nötiger hätte als er. Er schlingt seine nassen Arme um meinen Oberkörper. Da er vollkommen durchnässt ist, werden auch meine Kleidungsstücke nass. Aber das ist mir egal und ich streiche ihm über den Rücken. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und wir stehen eine Weile einfach nur so da. "Sie hat etwas gemacht. Sie hat mich weggeschleudert, obwohl sie mich nicht mal gesehen hat.", nuschelt er in meine Haare. "Sie tut Dinge, die wir nicht verstehen.", antworte ich, wobei ich nicht genau weiß, ob das jetzt gelogen ist oder nicht. Natürlich habe ich nicht ansatzweise einen Ahnung, was ohne Kräfte alles anrichten können und doch verstehe ich sie besser als einige andere.

"Was ist passiert?", frage ich leise. "Sie...Sie ist in einer Hütte, unten am See. Als sie mich sah, hat sie sich eingeschlossen. Doch ich ließ nicht.locker und nahm auf der anderen Seite der Tür platz. Sie wollte nicht mir reden aber ich habe es versucht. Plötzlich wurde ich in die Luft gehoben. Einfach so, als wäre ich an einem Seil befestigt, dass mich in die Höhe schleudert. Ich konnte den Boden unter mir hinweg rasen sehen, als er plötzlich immer näher kam. Mein Glück, dass ich schon über der Wasseroberfläche flog. Plötzlich wurde ich losgelassen und fiel ins Wasser. Vollkommen überrascht schnappte ich nach Luft, doch ich atmete Wasser ein. So schnell es ging schwamm ich an die Wasseroberfläche. Ich war am anderen Ende des See's. Mia war aus der Hütte gekommen. Bevor ich irgendetwas tun konnte, stand ich wieder vor Mia. Ich war ganz nah an ihrem Gesicht, doch dann wurde alles schwarz. Das nächste was ich sah, war die weiße Wand vor mir." Er löst sich von mir und blickt mich an. "Wird sie je wieder wie früher?", fragt er mit leiser Stimme. Noch nie habe ich ihn so traurig und hoffnungslos gesehen. "Nein.", sage ich und blicke ihn an. "Ich werde alles versuchen um sie zu retten. Auch wenn ich dabei sterbe aber sie muss das alles nicht machen." "Doch sie muss.", denke ich doch ich nicke und lächle. Er muss es versuchen. Denn wenn sie jemand ändern kann, ist es der Mensch den sie am meisten liebt.

Ich schrecke auf. Mein Nacken tut höllisch weh, da ich auf einem Stuhl übernachtet hatte. Leon war gestern noch zum.See gegangen und noch nicht wieder zurückgekehrt. Ich kann nur hoffen, dass es ihm gut geht. Ich kann leise Stimmen vom Gang hören. Als ich aus der Tür trete, sehe ich Xaver. Gut, du bist wach.", begrüßt er mich. "Wir holen sie wieder zurück." Erst nach ein paar Sekunden verstehe ich was er gesagt hatte und was es bedeutet. "Aber ihrer Kräfte...", will ich ihn umstimmen, doch er schüttelt den Kopf. "Lass das unsere Sorge sein." Ich seufze und nicke dann. Dennoch tobe ich innerlich. Wie können sie es nur wagen, Mia und Leon zurück zu holen und das auf sicher keinem sanften Weg. "Aber ch komme mit." "Das ist ausgeschlossen.", blockt Xaver ab. Würde ihm so passen, dass ich ihn machen lasse und Mia dann stirbt. "Keine Diskussion. Ich komme mit. Sie kennen mich und vertrauen mir.", sage ich mit fester Stimme. Er seufzt, nickt aber dann.
Wir gehen den See entlang und am anderen Ufer kann ich schon die Hütte sehen. Doch ich sehe auch noch etwas anderes sehen, was mir den Atem raubt. Eine riesige Staubwolke, die sich jetzt langsam lüftet. Ich keuche auf, als ich Mia und Leon in einem Trümmerfeld stehen sehe.

Als wir näher kommen, kann ich Mias geschockten Gesichtsausdruck sehen. Als sie mich sieht verändert er sich und ich kann ein bisschen Freude unter all den Kummer und der Verwirrtheit erkennen. Doch ohne Vorwarnung, hebt der Mann neben mir eine Waffe und zielt auf Leon. Dann drückt er ab. Ich keuche auf und wirble herum. "Was machen sie da?", knurre ich. "Befehle ausführen.", antwortet er und schießt aus Mia. Als sie sich nicht rührt, drückt er nochmal ab. Und nochmal. Ich kann es nicht fassen und meine Wut ist jetzt unkontrollierbar. "Seid ihr verrückt? Sie ist der Elementor!", fauche ich. Als der Mann ohne zu zögern auch auf mich schießt könnte ich diese Menschen alle abfackeln. Doch alles wird schwarz und ich falle zu Boden, enttäuscht von mir selbst, dass ich nicht länger durchgehalten habe. Sie haben mich in einem schwachem Moment getroffen und ihn sofort ausgenutzt.

"Das hätten sie nicht tun dürfen und das wissen sie auch.", faucht ein Arzt. "Sie ist nur ein unschuldiges Mädchen, das zur falschen Zeit am falschen Ort war." Ich muss grinsen. Unschuldiges Mädchen. Plötzlich springe ich auf und lande vor dem Bett und versetze dem Arzt, der nun vor mir steht, und dem Mann, der mir die Kugel verpasst hat, den Schock ihres Lebens. Sofort zieht der Mann seine Waffe und drückt ab. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und die Kugel, die aus der Pistole kommt, fällt auf den Boden. Sie ist in der Luft geschmolzen. Dann versetze ich dem Doktor, der vollkommen überfordert das Schauspiel betrachtet, einen Schlag an den Kopf. Er hat es nicht verdient zu leiden. Was den anderen Mann betrifft bin ich mir nicht so sicher.

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