29. Durch Mut verliert man sein Leben

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Ly Ann

Seit etwa zehn Minuten gleiten wir an den dunklen Wänden der Schlucht hinunter. Wir haben nichts mehr geredet und sitzen nur sehr unbequem am Boden der Glaskugel. Plötzlich zeigt Leon auf einen winzigen Punkt. "Was ist das?", fragt er neugierig. "Eine Stadt.", antworte ich. "Unterwasser? Wie sollen die Einwohner atmen?", fragt er verwirrt. Ich lache zuerst, da ich glaube, dass er scherzt, doch dann merke ich, dass er es vollkommen ernst meint. "Man nennt die Kreaturen Wassermänner und Meerjungfrauen." "Und sie können im Wasser atmen?", fragt er fasziniert. Ich nicke. "Sie haben eine Schanzflosse und Kiemen. Zwischen den Händen befinden sich Schwimmhäute." "Wie sind sie entstanden?" "Keine Ahnung. Aber ehrlich gesagt will ich nicht darüber nachdenken." "Wie wohnen sie?" "In Häusern.", antworte ich schulterzuckend, während das Leuchten der Stadt immer näher kommt. "Haben so etwas wie einen Anführer?" "Du hast doch sicher schon Mal was von Poseidon gehört oder?" Er schüttelt den Kopf. Ich rolle mit den Augen. "Du hast keine Ahnung, wer der Herrscher der Meere ist? Der einen riesigen Zepter in der Hand hält und in einem riesigem Palast wohnt?" Er schüttelt nur den Kopf. Ich seufze und wende mich wieder der Stadt zu. Plötzlich wird die Kugel schneller. Da wird alles um uns weiß und ich blicke ratlos zu Leon hinüber. Eine Weile später höre ich Stimmen. Zuerst nur leise, doch dann werden sie immer lauter. Da wird die Kugel wieder durchsichtig. Vor uns steht ein riesiger, goldener Thron auf dem Poseidon sitzt. Poseidon ist größer als alle anderen Wesen und passt so perfekt in den Thron. Eine korallenfarbige Krone zieht seinen Kopf und sein Dreizack ruht ruhig in seiner Hand. Als ich mich drehe, bemerke ich, dass wir in einem riesigen Säulentempel stehen. Durch die Ausgänge kann ich auf eine hell beleuchtete Stadt sehen. Überall schwimmen Meerwesen herum und tun so, als wären wir Luft. Nur Poseidon schenkt uns seine Aufmerksamkeit. Er mustert uns und tippt ungeduldig mit seinen Zeigefinger auf die Lehne des Throns. Auf einmal kommt ein Wassermann und flüstert ihm etwas ins Ohr, was ziemlich lustig aussieht, denn der Wassermann ist etwa so groß wie Poseidons ganzer Kopf. "Wer seid ihr?", donnert Poseidons Stimme durch den Raum, als der Mann weggeschwommen ist. Plötzlich sind nur noch wir drei im Tempel. "Ich bin Ly Ann. Ich komme aus der Wüste zu euch." "Und euer Begleiter?", fragt Poseidon. "Ich bin Leon und komme aus dem Wald." Als ich zu Poseidon blicke, ist er nicht sonderlich überrascht, dass es Lebewesen im Wald gibt. warum auch? Er ist ein Gott, und die wissen alles.

"Was wollt ihr?" "Wir sind in friedlicher Absicht hier. Unser Ziel ist es, mehr über euch zu lernen.", antworte ich. Poseidon nickt. "Ich weiß was ihr wollt." "Warum hat er dann gefragt?", zischt Leon neben mir. "Weil man das so macht.", zische ich zurück. "Junge! Du weiß nicht was und wer ich bin." Neben mir schüttelt Leon den Kopf. "Ich bin einer der fünf Götter. Ich, Poseidon, herrsche über die Meere. Die anderen halten sich versteckt und genießen ihr Leben, fern ab von jeglicher Zivilisation. Sie überlassen das Herrschen den naiven Lebewesen, wie ihr es seid." "Und wie heißen die anderen?", fragt Leon neugierig. Ich stöhne auf. Wie kann es sein, dass er das nicht weiß? "Der Gott der Wüsten ist Hephaistos, ein sehr ungemütlicher Zeitgenosse. Über die Berge herrscht Gaya, die Göttin der Erde. Und das Luftreich besitzt Ailos, der Gott des Windes und der Luft." Ich kann Leons Gehirn rattern hören. "Was ist mit uns. Mit dem Wald?" Ich schlucke. "Dort herrscht eine sehr alte und mächtige Göttin." "Wie heißt sie?", fragt Leon. "Sie hat viele Namen. Doch sie lebt so zurückgezogen, wie keiner von uns." "Nenn mir einen Namen.", fordert Leon. "Die Geberin." Plötzlich höre ich ein tiefes Grollen. "Was ist das?", frage ich verwirrt. "Das ist ein Sturm. Normalerweise spüren wir es hier unten nicht, doch manchmal, wenn er heftig an der Oberfläche wütet, dann nehmen es sogar wie wahr." Leon keucht auf. "Ich muss nach oben.", ruft er. "Du willst sie holen? Das ist zu gefährlich! Dein zerbrechlicher Körper könnte es nicht verkraften." "Sie haben keine Ahnung von meinen Körper! Ich muss Mia retten!", faucht Leon. Da höre ich ein süßes Lachen. Eine Meerjungfrau, die schönste, die ich bis jetzt gesehen habe. Sie hat einen blauen Fischschanz und blaues Haar. Ihre eisblauen Augen, sind so schön wie ihr gesamtes Auftreten. "Vater, siehst du es nicht? Das Glänzen in seinen Augen, wenn er an sie denkt, das Verlangen sie zu retten, egal was es kostet." "Geh!", befiehlt Poseidon. "Lass es ihn versuchen.", bitter Liah, die seine Aufforderung überhört hat. "Tochter!", warnt Poseidon in einem drohenden Ton. "Was hast du zu verlieren. Wenn er stirbt, bist du ihn los, wenn nicht, dann weißt du, dass er Mut und Tapferkeit in sich trägt." "Leon, du weiß...", doch er unterbricht mich. „Ich muss es tun. Egal was es kostet." Ich nicke und blicke gespannt zu Poseidon. Nun nickt auch er. Ich drehe mich zu Leon und umarme ihn kurz, bevor ich auf keuche und plötzlich im Wasser, außerhalb der Kugel schwimme. Leon sieht mich geschockt an. "Alles in Ordnung.", winke ich ab und zeige ihm meinen Hals, an dem sich Kiemen gebildet haben. "Poseidon kann mir für eine Zeit lang ermöglichen im Wasser zu atmen." "Viel Glück.", sagt Poseidon und die Kugel fängt an aufzusteigen.

Leon

Ich sitze wieder am Boden der Kugel. Über mir kann ichdie Wellen rauschen hören, doch ich versuche es auszublenden und rufe mir immerwieder Mias Gesicht in Erinnerung. Ihre wunderschönen, blauen Augen, dasglänzende Haar und ihre zarten Finger.Als ich meinen Blick nach oben richte, kann ich das beobachten, wie die Wellenan der Oberfläche aufeinander treffen. Zwar habe ich ein Bild von einem Sturmam Meer gesehen, doch von unten sieht es viel spektakulärer aus. Ich mussschlucken, als mir ich mich erinnere, dass ich durch diesen Wellenkrieg, an denStrand muss. Was hat dieses Mädchen gesagt? Ich könnte sterben? Aber ich musses zumindest versuchen. Langsam nähere ich mich der Wasseroberfläche. Die Kugelfängt leicht an zu schaukeln. Panik beginnt in mir aufzusteigen, doch ichunterdrücke sie. Ich bin nur noch ein paar Meter von der Oberfläche entfernt,als ich bemerke, dass immer wenn eine Welle auf die Kugel schlägt, sie etwasweiter nach unten gedrückt wird. Wie ein Jo-Jo schwimmt die Kugel auf und ab.Doch plötzlich bleibt sie stehen. Ich bin etwa zwei Meter unter derWasseroberfläche als plötzlich die obere Hälfte der Kugel hinunterfährt. Zuerstwerde ich panisch, doch dann bemerke ich, dass, obwohl kein Glas mehr über mirist, doch noch eine Wand auf Luft vorhanden ist. Ich klettere bis zu dieserLuftbariere und strecke vorsichtig meine Hand durch. Mühelos gleitet siehindurch und ich kann das Meer dahinter spüren. Wenn ich also durch diese Wandtauche, dann bleibt diese erhalten. Ich könnte Mia holen und sie hierherbringen. Dann würden wir einfach in die Kugel fallen und wieder zu Poseidonzurückfahren. Jetzt klingt der Plan noch einfach, doch ich bin mir sicher, dieDurchführung wird viel schwieriger.

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