24. Lied des Windes

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Mia

"Wir müssen dich jetzt vorbereiten.", meint Ly nach dem Frühstück, welches einfach göttlich war. "Wie wollt ihr das anstellen?", frage ich verwirrt. "Nun, wir können dir unseren Kräftebereich erklären und in den anderen Bereichen musst du dich einfach konzentrieren." Ich nicke und gehe ein paar Schritte zurück. Wir stehen auf der kleinen Wiese hinter dem Haus. "Was war deine als erstes erschienene Kraft?", fragt Finn und sieht mich erwartungsvoll an. Ich werfe einen Blick auf Leon, der am Rand der Wiese sitzt und mir jetzt aufmunternd zu lächelt. "Äh, ich denke die Fähigkeit die Winde zu steuern. Damals als Leon mich suchte, flog er einfach so in den See." Finn sieht Ly eindringlich an und man könnte meinen, sie kommunizieren ohne Worte. Ly dreht sich un und spaziert zu Leon. "Wo will sie hin?", frage ich verwirrt. "Die Kraft, die als erstes aufgetreten ist, ist normalerweise die Stärkste. Und sie kann die nicht helfen. Da sie Feuer kontrollieren kann, hat sie keine Ahnung vom Wind. Ich allerdings auch nicht, doch ich weiß, wie es funktionieren sollte. Der Elementor des Luftreichs hat es mir gezeigt. Also theoretisch." Ich nicke und beobachte, wie Ly sich locker mit Leon unterhält. Was sie wohl reden? "Du musst dich auf die Luft, die dich umgibt, konzentrieren.", holt mich Finn aus meinen Gedanken. "Zuerst schließt du die Augen und spürst, wie die Luft über deine Haut streicht. Dann fängst du an, deine Hände mit dem Strom zu bewegen. Es sieht aus wie eine Art Tanz. Später wirst du es auch ohne diese Schritte können. Aber da kann ich dir nicht mehr behilflich sein.", erklärt er mir. Ich nicke und bitte ihn, mir einmal vorzuführen, wie aussehen soll.. Langsam schließt er seine Augen und nur wenige Sekunden später fängt er an, seine Hände zu bewegen. Immer schneller werden seine Bewegungen und irgendwann schnellen seine Arme nach vorne. Dann öffnet er seine Augen. "Eigentlich sollte da jetzt Wind heraus schießen.", erklärt er grinsend. "Jetzt du.", fordert der magere Junge mich auf. Ich nicke unsicher und schließe die Augen. Eine lichte Briese weht um meine Knöchel und meine Haare wippen hin und her. Fast automatisch bewegen sich meine Hände mit der Melodie des Winds. Plötzlich stoße ich meine Hände nach vorne und der angesammelte Wind weht über die Wiese. Beeindruckt nickt Finn. "Ich glaube so sollte es funktionieren. Vielleicht konzentrierst du dich mehr, dann kommt ein stärkere Wind. Es wäre zumindest logisch."

//eine Woche später//

"Aber bin ich wirklich auf den Elementor vorbereitet?", frage ich zweifelnd in die Runde. Wir sitzen an dem großen Tisch, oben im ersten Stock. "Du kannst den Wind, deine stärkste Kraft, beherrschen. Auch unsere Kräfte hast du so perfekt wie es in einer Woche eben möglich ist, übernommen. Und auch mit dem Wasser kannst du umgehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Je stärker du wirst, desto schwächer wird der Elementor und wird auch handeln. Also müssen wir ihn finden und besiegen, bevor er Maßnahmen ergreift." "Aber wie sieht unser Plan aus? Spazieren wir einfach zu ihm hin und begrüßen ihn freundlich." Ly schluckt und schüttelt den Kopf. "Wir reisen mit einem Portal dorthin und greifen sofort an." "Warte was? Mit einem Portal? Wo sollen wir denn ein Portal herbekommen?", frage ich vollkommen überrascht. Ehrlich gesagt habe ich noch gar nicht nachgedacht, wie wir in das Luftreich kommen, da ich viel zu beschäftigt war, meine Kräfte zu kontrollieren. Doch nun grinst Finn mich verschmitzt an. "Kommt mit.", winkt er und steht auf. Wir gehen zusammen ins Erdgeschoss und als Finn eine Bodenklappe öffnet, wo eine kleine Stiege zum Vorschein kommt, kann ich nicht anders und mir fällt die Kinnlade hinunter. Ly drängt sich vor Finn und ihrer Hände fangen an zu brennen. Obwohl ich das in den letzten Tagen oft gesehen habe, ist es dennoch immer wieder erstaunlich. Ich muss grinsen, als meine Hände das erste Mal angefangen haben zu brennen. Ich bin vollkommen ausgeflippt. Aber nach und nach konnte ich mit dem Feuer umgehen und Kugeln formen. Auch das Gestein kann ich nun formen wie ich wollte und das Wasser tanzt, wenn ich meine Hand hebe. Vorsichtig gehen wir die steile Treppe in den Keller. Als ich unten angekommen bin, starre ich erneut sprachlos an die Wand. In einem runden Rahmen flimmert eine blaue Flüssigkeit. Ein Portal.

Leon

Ich kann meinen Augen kaum trauen, als ich an der Wand das Portal sehe. "Ich dachte, es gibt nur ein Portal...", frage ich an, doch Finn unterbricht mich. "Das hier ist eines der zwei fixen Portale auf diesem Kontinent. Das eine steht bei den Bergmenschen, das andere ist hier. Die Menschen wissen nichts von diesem hier, sonst hätten sie es schon lange zerstört. Aber die meine Vorfahren, also die Elementoren der letzten tausend Jahre, haben es hier versteckt und das Geheimnis wohl bewahrt. Mit diesem Portal können wir ins Luftreich." Ich starre ihn an. "Und was tun wir da? Wie gehen wir vor?", frage ich, noch immer beeindruckt von der flimmernden Scheibe. "Wir gehen heute Abend. Nach Anbruch der Dunkelheit. Somit übrraschen wir den Elementor und können ihn leichter besiegen.", erklärt Finn. "Heute Abend?", fragt Mia entsetzt. Ich beobachte sie und sie sieht mich verzweifelt an. "Du schaffst das. Ich bin mir sicher. Und außerdem bist du nicht allein.", muntere ich sie auf. Sie läuft zu mir und schlingt ihre Arme um mich. Da sie in letzter Zeit immer trainiert hat, gab es keine intimen Momente mehr zwischen uns seitdem wir am See baden waren. "Alles wird gut.", flüstere ich und erwidere die Umarmung. "Ly und ich werden alles vorbereiten. Du hast dir eine kleine Auszeit verdient.", sagt Finn und sofort schlägt mein Herz höher. Das heißt, dass wir doch noch unsere Zweisamkeit genießen könnten. "Also komm.", flüstert Mia mir ins Ohr und nimmt mich an der Hand wieder ins Erdgeschoss. Ich gehe zur Tür und mache sie auf. Mit einem verschmitztenden Lächeln geht sie hindurch und ich folge ihr. Der Himmel ist zwar bewölkt, doch es ist nicht zu warm und nicht zu kalt. Wir setzen uns auf den Boden, und da ein Loch zwischen den Bäumen ist, kann man auf die Berge sehen. Es ist ein wunderschönes Panorama. Hinter der ersten Bergreihe kann man die nächsten, höheren Berge sehen. Und durch das Tal, das selbst über den Horizont zu gehen scheint, fließt ein Fluss, der in der Sonne glänzt und glitzert. Doch egal wie schön auch das alles sein mag, neben mir sitzt das, was alles an Schönheit übertrifft. Und das etwas grinst mich schief an. "Was ist?", fragt Mia leise. Ich hebe sie hoch und setze sie auf meinen Schoss. "Du bist einfach wunderschön.", flüstere ich und fange an, ihren Nacken zu küssen. Sie stöhnt leise auf und ich arbeite mich weiter vor, bis ich am Schlüsselbein angekommen bin. Dann hebt sie mein Kinn an und streift mit ihren Lippen über meine.

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