12. Hölle auf Erden

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Leon

Da ich keine Wahl habe bleibe ich sitzen. "Mia!", sagt Ly warnend. "Mach das nicht." "Warum? Wirst du mich dann wieder anlügen? Oder wirst du mich wieder im Stich lassen?" "Ich wollte das nicht. Außerdem verstehst du das nicht!", faucht Ly. "Mir egal, was du wolltest. Ich dachte wir wären Freunde! Und Freunde lassen sich nicht im Stich!", schreit Mia. Sie holt aus und zieht auf Lys Bauch. Doch Ly tritt einfach einen Schritt nach hinten und Mia stolpert nach vorne. "Du willst nicht gegen mich kämpfen." "Doch.", knurrt Mia entschlossen. "Aber ich will es nicht. Du bedeutest mir immer noch unglaublich viel." Mia lacht und spukt vor ihr auf den Boden. Was ist nur in sie gefahren? Dann dreht sie sich und tritt nach Ly, die mühelos ausweicht. "Komm schon!", sagt Mia fordernd. "Du weißt, dass ich dich im Schlaf besiegen könnte.", antwortet Ly überraschend gelassen. "Ja dann los!", provoziert Mia. "Ich will dich nicht verletzen." Mia starrt sie an. "Das hast du doch schon längst. Du hättest mir so viel Leid ersparen können. Wenn du ehrlich gewesen wärst, würde ich diese Bilder nicht sehen, wenn ich Leon berühre." Verdutzt wirbelt Ly herum und starrt mich entsetzt an. "Was für Bilder?", fragt sie leise. "Ich...", will ich antworten, doch Mia kommt mir dazwischen. „Bilder von seinem Tod. Er ist in meinem Schoß gestorben. Aber das war dir ja egal!" "Du hast keine Ahnung von irgendwas! Also halt jetzt endlich deine verdammte Klappe.", knurrt Ly und man merkt, dass sie langsam die Geduld verliert. "Was wenn nicht, hm? Was willst du tun? Mich umbringen?" "Du hättest Leon dort oben sterben lassen sollen.", antwortet sie einfach nur. "Was?", keucht Mia. "Wie kannst du so etwas sagen?" "Du verstehst das nicht! Die Bilder, diese ganze Situation, das hätte alles nicht passieren dürfen." "Was meinst du?", frage ich langsam. "Du hättest dort oben sterben müssen! Und das weißt du auch! Auch wenn du dir dem noch nicht bewusst bist. Aber du weißt, was Thea zu dir gesagt hat."

"Woher weißt du davon?", frage ich stotternd. Ich habe es niemandem erzählt! "Was hat sie zu dir gesagt?", fragt Mia panisch. Ich blicke zu Boden. Sie kommt auf mich zu und stellt sich vor mich hin. "Leon.", sagt sie warnend. "Weißt du noch, als Thea uns gesagt hat, dass unser Abschied kein Lebewohl ist?" Mia nickt langsam. "Tja, als ich sie umarmt habe, hat sie mir "Lebe wohl" ins Ohr geflüstert." Völlig geschockt starrt mich Mia an. "Das heißt, dass Thea gewusst hat, dass du sterben wirst?" Ich nicke. "Aber du hast ihn zurückgebracht und somit alles verändert.", sagt Ly. "Willst du mir jetzt sagen, dass das alles meine Schuld ist?", faucht sie. "Ja.", antwortet Ly. "Ich wusste doch nicht mal was ich tue. Ich hatte keine Ahnung, was dort oben geschehen ist." "Das ist nicht wichtig. Du hast es getan, das ist alles was zählt." "Das macht deine Taten aber nicht ungeschehen.", knurrt Mia. "Du hättest die Bilder ja sowieso gesehen!", ruft Ly. "Woher willst du das wissen?", schreit Mia zurück. "Du hast den Lauf der Zukunft verändert! Da hat irgendwann etwas passieren müssen!" "Warum sagt du mir das erst jetzt? Du hättest zu mir kommen können!" "Nein, das hätte ich nicht! Die Menschen im Berg überwachten alles! Ich konnte nicht riskieren, dass sie etwas mitbekommen." "Und doch hättest du mich besuchen können.", knurrt Mia. "Nein. Das hätte ich nicht. Was hätte ich denn sagen sollen?" "Wie wär mit: Leon ist nicht Tod." "Sie hätten mich getötet. Oder schlimmeres." "Was gibt es schlimmeres?", fragt Mia verwirrt. "Ly wirft Finn einen Blick zu. „Die Hölle auf Erden."

Mia

Ich schlucke. "Und was hast du jetzt vor?", frage ich. Ich kann ihr zwar immer noch nicht verzeihen, dass sie mir das angetan hat, aber ich will wissen, wie es weitergeht. "Wir müssen reden! Alles bereden und ich werde dir alles erzählen. Wirklich alles, ohne Ausnahme. Aber nicht hier. Wie Finn schon gesagt hat, er hat eine Hütte oben in den Bergen. Dort sind wir eine Weile lang sicher. Und wenn wir Glück haben, schaffen wir es sorgt hin, bis die Dunkelheit anbricht." "Und du willst dass ich mit dir gehe?" "Du und Leon." "Das kannst du vergessen." "Ich kann für mich selbst reden! Und ich finde, dass es eine gute Idee ist.", ergreift Leon das Wort. Ich seufze. "Wir können ihr nicht vertrauen. Und diesem Jungen auch nicht!" "Finn!", sagt der Junge dazwischen. „Nur falls es jemanden interessiert." "Ich vertraue Ly. Und wenn sie ihm vertraut, mache ich das auch. Außerdem, was auch immer dich dazu treibt, Ly nicht zu vertrauen, ist sicher zu erklären. Und sie will es dir erklären.", versucht mich Leon zu überzeugen.

"Na gut.", antworte ich zögernd, da es leider meine einzige Option ist. "Also, brechen wir auf.", sagt Finn und rollt sich auf den Bauch. Sofort ist Ly bei ihm und hilft ihm auf. Dankend sieht er sie an. "Und wie kommen wir zu dem Haus?", fragt Leon. "Es ist hoch oben, versreckt auf einer kleinen Lichtung. Ly und ich werden über einen Lift hinaufkommen. Er war dafür gedacht, die Hütte mit Essen zu versorgen, transportiert aber auch Menschen." "Und wir?", frage ich. "Du.", sagt er und wendet sich an mich "wirst mit deinen Flügeln nach oben fliegen. Man findet es leicht, wenn man es aus der Luft betrachtet. Und du" er wendet sich an Leon "wirst mit deiner Wolfsgestalt auch keine Probleme haben, hinauf zu kommen." "Aber er ist verletzt!", wiederspreche ich. "Ich schaffe das! Nach meiner Verwandlung bin ich stärker." "Aber immer noch nicht stark genug.", wiederspreche ich. "Was weißt du denn schon?", fährt er mich an. Sofort blickt er auf den Boden und ich blicke weg. Ich bezweifle, dass es zwischen uns jemals wieder so wird wie damals.

Die Hütte zu finden, war einfacher als gedacht. Kurz bevor es dunkel wird, haben wir alle in der Hütte eingefunden. "Ich geh jetzt schlafen. Es war ein langer Tag.", seufze ich. "Ich auch.", stimmt mir Ly zu. Die Hütte hat zwei Stockwerke, aber ich werde diese erst morgen erkunden. "Da drüben in der Ecke ist eine Matratze." "Danke, aber ich leg mich auf das Sofa da.", sage ich und zeige auf das Sofa neben der Tür. "Ich nehme die Matratze. Und Finn: ruh dich aus. Du hast es dir verdient.", rät Ly.

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