11. Man braucht nur etwas Fantasie

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Mia

"Ich bin aus einer Schiede. Und eines Tages bot mir der Älteste an, ein Soldat zu werden. Natürlich sagte ich sofort zu. Jetzt mache ich seit drei Jahren die Ausbildung zum Soldaten. Aber ich arbeite auch im Stall und helfe bei der Schmiede. Natürlich werde ich, wenn ich fertig ausgebildet bin, nicht mehr so viel Zeit für meine Pferde haben." "Wow. Du weißt also schon genau, wie deine Zukunft aussieht?"

Er nicht eifrig. "Du nicht?" "Nun.", überlege ich "Ich will die Schule fertig machen, und dann einen der vielen Jobs studieren. Meine Favoriten sind: Bibliothekarin, Lehrerin und, was ich am liebsten machen würde, Wächterin. Man steht im Schutz des Rates und man fliegt über die Baumwipfel." Leon starrt mich ungläubig an. "Du willst ernsthaft für den Rat arbeiten, nachdem du all das erfahren hast?" "Nun, ja. Man arbeitet immer für den Rat, egal welchen Beruf man wählt. Aber bei den Wächtern bekommt man zumindest ein bisschen etwas von der restlichen Welt mit. Eigentlich weiß niemand genau, was die Wächter machen. Man sieht sie nur selten durch die Baumkronen fliegen."

"Und du kannst dir nicht vorstellen was sie machen?" "Nein.", antworte ich schulterzuckend. Ungläubig starrt er mich an. "Ernsthaft? Ich meine du hast so viel erfahren!" "Was willst du mir sagen?" "Deine so geliebten Wächter fangen alle ab. Sowohl die, die fliehen, als auch die, die zurückkommen. Außerdem sperren sie alle ein, die gegen das Gesetz verstoßen." Ich starre ihn an. Wie kann er das nur behaupten? Nie würden sie so etwas machen! Doch als ich etwas länger darüber nachdenke, wird es immer logischer. Hat er Recht? War das auch nur eine weitere Lüge des Rates? Die Wächter beschützen uns nicht, sie sperren uns ein? Geht das überhaupt, ohne dass die Bevölkerung etwas davon mitbekommt?

"Gehen wir zurück. Es ist spät.", sage ich ohne noch ein Wort über die Wächter zu verlieren, denn langsam sickert der Gedanke, dass Leon wirklich Recht haben könnte, zu mir durch und ich will nicht weiter darüber nachdenken. "Okay.", stimmt er mir zu. Wir klettern den Baum hinunter und gehen über die dunkle Wiese. Thea steht im Wohnzimmer und es scheint, als hätte sie nur darauf gewartet, dass wir durch diese Tür zurückkommen. "Eure Zimmer sind hinten.", begrüßt sie uns mit einem Lächeln. "Hinten? Als wir dich suchten, war alles was wir gefunden haben ein Wohnzimmer und eine Küche.", antworte ich verwirrt. Sie lächelt, dann durchquert sie das Wohnzimmer und drückt eine kleine Tür auf, die zuvor sicher nicht dort war. Aber für heute habe ich genug von Fragen und Dinge, die eigentlich nicht möglich sind.

Also folge ich ihr einfach. Wir kommen in einen kleinen Gang, der durch zwei Lammen beleuchtet wird. Auch hier sind an allen Wänden Regale, die mit Büchern gefüllt sind. Auch jetzt kann ich nicht stehen bleiben und darin stöbern. Am Ende des Ganges zweigen zwei Türen ab. "Leon, du schläfst in diesem Zimmer.", sagt sie und zeigt auf das linke Zimmer. "Du, Mia, im rechten Zimmer." Also ich dir Tür öffnen will, hält sie mich zurück. Ihre kalte Hand liegt auf meiner Schulter. "Stell dir ein Zimmer vor." "Was?", frage ich verwirrt. "Stell dir ein Zimmer vor." "Okay! Also ich weiß nicht, was du mir jetzt erzählen willst, aber ich sage dir eines: Du hast mir heute etwas erzählt, was meine gesamte Welt zerstört hat, ich habe mir Fragen gestellt, über die ich bis jetzt nicht mal nachdenken musste! Und jetzt lässt du mich nicht mal in Ruge schlafen?", schreie ich sie aufgebracht an. Dann reiße ich die Tür auf und will hineingehen, als ich stutze. Anstatt in ein Zimmer zu blicken, starre ich nur gegen eine schwarze Wand.

Ich schlage die Tür zu, und drehe mich wütende zu Thea um. "Was soll das?" Sie sieht mich ruhig an. "Stell dir ein Zimmer vor." Immer nur dieser Satz, aber von mir aus! Ich schließe meine Augen, und stelle mir ein Bett, mit flauschiger Decke und riesigem Kissen vor. Die Matratze ist groß, und perfekt zum hinein springen. Daneben steht ein kleiner Nachttisch mit einer kleinen Lampe darauf. Die Wände schmücken Regale mit Büchern, wie jene, an denen wir vorbeigelaufen sind. Irgendwie sieht es aus als würde das Bett in einer Bibliothek stehen. Ich öffne meine Augen wieder und starre direkt in Theas Augen. "Gut.", lobt sie mich. Ich schnaube und reiße wieder an der Türklinke. Als jetzt die Tür aufschwingt, sehe ich genau das Zimmer vor mir, dass ich mir vorgestellt habe. Aber ich bin viel zu aufgebracht um es richtig zu realisieren. Erst als die Tür mit einem Krachen ins Schloss fällt, und ich auf dem Bett sitze realisiere ich es. Wie kann das sein? Ich sitze gerade in einem Zimmer, welches ich mir selbst geschaffen habe! Anstatt noch weiter darüber nachzudenken, da ich Angst habe, dass mein Kopf explodieren würde, lege ich mich ins Bett. Aber mit den ganzen Büchern um mich herum schaffe ich es nicht, einzuschlafen. Als ich mir ein schlichtes weißes Zimmer, mit ein paar Panoramafenstern vorstelle, wundert es mich nicht, als ich meine Augen öffne, dass sich das Zimmer genau nach meinen Wünschen verändert hat.

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